Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Kapitel 25-26

Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Schließlich stirbt Samuel. Das bildet eine Zeitspanne, weil er, das wahre Bindeglied zwischen dem Volk und Gott, gegangen war. Israel erkannte ihn an, als er tot war, obwohl sie ihn während seines Lebens verachtet hatten.

Und nun ändert sich die Lage Davids, und Abigail wird eingeführt. Jonathan trennte sich niemals von dem System, in dem er stand, er schloß sich David niemals an, obwohl er ihn liebte, und er teilte nie seine Leiden. Abigail aber macht sich mit ihm eins; bestehende Beziehungen hindern sie nicht daran, David anzuerkennen, und nach dem Tode ihres Mannes wird sie mit ihm vereinigt. Jonathan ist ein Bild des Überrests im Charakter des Überrests Israels, das den zukünftigen König anerkennt und zu ihm hält, aber nicht weiter geht. Was das alte Israel betrifft, so kommen sie damit zu nichts; sie werden unter Seiner Regierung im Reiche gesegnet sein. Jonathan leidet nicht mit David, und er regiert nicht mit ihm. Er bleibt bei Saul, und was diese Stellung anbetrifft, endet seine Laufbahn mit Saul. Abigail und sogar die Unzufriedenen, die sich David angeschlossen hatten, teilten seine Leiden. Abigail trennt sich vollständig von der Gesinnung ihres Mannes, und wegen ihres Glaubens und ihrer Weisheit verschont David das Leben Nabals. Gott richtet den letzteren, und dann wird Abigail das Weib Davids.

Geschichtlich hatte David in seinem hohen Stand beinahe gefehlt. Tatsächlich ist es wegen des treuen Überrests, der Abigail der törichten Nation, daß Israel selbst verschont wird, und die Beziehung des Herrn zur Versammlung besteht im Charakter der reinen Gnade, nicht im Charakter des Rächers (wie späterhin mit Israel). Es geschieht in dieser Zeit seiner Verwerfung, daß David sich mit den Männern umgibt, die die Gefährten und das Gefolge seiner Herrlichkeit im Reich sein werden. Er nimmt aber auch ein Weib.

Abigail spricht von Saul als von einem Menschen. Sie sagt, Jehova wird David ein beständiges Haus machen. Dies ist die Einsicht des Glaubens 1. Es ist die Wahrheit der Ratschlüsse Gottes (2. Sam. 7, 11) wie auch ihrer diesbezüglichen Fülle. Ohne es zu wissen, bildete sie für sich die Stellung der Versammlung, auf die Zukunft bereitete sie für sich selbst 2.

Wehe! Saul ist unverändert, durch die Siphiter aufgewiegelt, sucht er David wieder, es führt aber bloß dazu, daß er noch öffentlicher in die Hände Davids fällt. Man beachte, daß David sich jetzt direkter auf den Herrn beruft, zwischen ihm und Saul zu richten. Die Trennung ist vollständiger. Saul war unverbesserlich. Diese Berufung auf Gott war schicklich. Es ist nicht schicklich, es entspricht nicht der Weise des Geistes, daß wir uns an das Böse gewöhnen sollten. Zum Schluß sagt der Herr: „Gerechter Vater! - und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast.“

Was David in allem kennzeichnete, ist, daß er sich völlig in die Hände Jehovas gibt; es ist der Geist Christi in den Psalmen.

Fußnoten

  • 1 Als das Priestertum gerichtet worden war, blieb für den Glauben, der den Sinn Gottes verstand, tatsächlich nichts, außer der Prophet Samuel und David, der von Gott gegebene König. Abigail versteht das. Die Versammlung sollte denken, wie Gott denkt, trotz der bestehenden Umstände. Abigail hält gar nichts von Saul. Samuel ist tot; jetzt ist David ihr alles. „Das Gesetz und die Propheten waren bis auf Johannes; von da an wird das Evangelium des Reiches verkündigt, und jeder dringt mit Gewalt hinein.“ Wo waren die Hohenpriester und all ihre Schar? Nichtsdestoweniger unterstellte Sich ihnen der Herr als einer Anordnung, wie auch David sich Saul unterstellte.
  • 2 Sie nimmt eine viel demütigere Stellung ein, als Jonathan es tat, und eine, die sogar zu der Zeit David viel völliger anerkannte. Es ist nicht ein Freund wie Jonathan; es ist eine unterwürfige Seele, die in ihrem Geiste David seine gottgemäße Stellung einräumt und ihre eigene Stelle vor ihm einnimmt. Genau das kennzeichnet die Gesinnung der Versammlung - des wahren Christen. In Jonathan sehen wir den Überrest unter dem jüdischen Standpunkt. Abigail aber erfaßt den Geist der Vorsätze Gottes in bezug auf David, obwohl er eben in Drangsal war, und David, obwohl er völlig unterwürfig ist, kann nach dem Glauben handeln, der ihn anerkennt - er hört auf ihre Stimme und nimmt ihre Person an. Laßt uns die Wesenszüge des Glaubens Abigails beachten, Alles beruht auf ihrer Wertschätzung Davids (es ist das, was das Urteil des Christen bildet - in jeder Hinsicht schätzt er Christum), sein Recht, als von Gott anerkannt, und seine persönliche Vollkommenheit, wie auch das, was ihm nach den Ratschlüssen Gottes gehörte. Sie denkt über ihn gemäß all dem Guten, was Gott über ihn geredet hat; da wo andere nur einen Rebellen wider Saul sehen, sieht sie ihn die Kämpfe Gottes führen - und alles das aus ihrem ganzen Herzen. Sie richtet Nabal, und betrachtet ihn dieser Sache Wegen als bereits von Gott gerichtet, denn bei ihr wird alles nach seiner Beziehung zu David beurteilt (V. 26) - dieses Urteil vollstreckte Gott zehn Tage später, obwohl Nabal in Frieden in seinem Hause war, David aber ein Verbannter und Ausgestoßener. Nichtsdestoweniger wird die Beziehung Abigails zu Nabal anerkannt, bis Gott das Urteil vollstreckt. Sie richtet Saul. Er ist bloß ein Mensch, weil für ihren Glauben David König ist. Es ist ihr ganzes Begehren, daß David ihrer gedenken soll. Als Jonathan zu David hinauskommt, sagt er: „Ich werde der zweite nach dir sein“; David aber bleibt im Walde, während Jonathan in sein Haus zurückkehrt. In der Ordnung der Dinge, die Gott verurteilt hatte (ein vom Glauben anerkanntes Urteil), bleibt er bei seiner Familie und nimmt an ihrem Untergang teil. Dies ist für einen Christen wichtig. Zum Beispiel anerkennt er das offizielle Christentum (insofern es auf der Autorität Gottes beruht), das in der Welt die Religion Gottes ist, solange Gott es duldet - er steht nicht dagegen auf. In bezug auf Glauben und persönlichen Wandel ist dieses Christentum ganz und gar nichts, genauso wie Saul für den Glauben Abigails bloß ein Mensch war.
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