Betrachtung über Markus (Synopsis)

Kapitel 5

Betrachtung über Markus (Synopsis)

Der Mensch (und besonders Israel) lag völlig unter der Macht des Feindes. Aber Christus befreite, was das Werk seiner Macht betrifft, vollkommen den, zu dessen Gunsten diese Macht ausgeübt wurde. Der Mensch ist bekleidet, er ist nicht mehr nackt; er ist vernünftig und sitzt zu den Füßen Jesus, um seine Worte zu hören (V. 1–16). Allein die Bewohner jener Gegend fürchten sich und senden Jesus weg; sie tun dasselbe, was die Welt mit Christus getan hat. In der Geschichte von der Herde Schweine haben wir das Bild von Israel, nachdem der Überrest geheilt ist. Das Volk ist unrein, und Satan treibt es ins Verderben. Als Jesus sich entfernte, wäre der, der persönlich die mächtige Wirkung seiner Liebe erfahren hatte, gern bei Ihm geblieben; allein er musste heimgehen, um den Seinigen von allem, was Jesus getan hatte, Zeugnis abzulegen. Er hatte in der Abwesenheit von Jesus zu dienen.

In allen diesen Erzählungen erblicken wir das Werk und die Hingabe des Dieners, aber zugleich auch die göttliche Macht Jesu, die sich in diesem Dienst offenbarte.

In den Begebenheiten, die auf die Heilung des Besessenen folgen, finden wir die wahre Stellung Jesus, dargestellt in seinem Werk (V. 21 u. f.). Er wird gerufen, um die Tochter des Jairus zu heilen, und Er geht hin; gerade so wie Er gekommen war, um die Juden zu heilen, wenn das möglich gewesen wäre. Auf dem Weg nach dem Haus des Jairus berührt eine arme, unheilbare Frau im Glauben die Quaste seines Kleides; und sogleich ist sie geheilt. So war es mit Jesus während seines Wandels inmitten der Juden. Aus der Ihn umgebenden Menge rührten Ihn durch die Gnade einige Seelen im Glauben an. Ihre Krankheit war in sich selbst tatsächlich unheilbar; aber Jesus hatte Leben in sich nach der Macht Gottes, und der Glaube lockte gleichsam dessen wirkende Kraft hervor, indem er Ihn anrührte. Solche Glaubende werden zur Erkenntnis ihres Zustandes gebracht, aber sie werden auch geheilt. Äußerlich befand Jesus sich allerdings inmitten von ganz Israel; aber nur der Glaube zog Nutzen daraus im Gefühl seiner Bedürfnisse und der Herrlichkeit der Person des Herrn.

Für die Tochter des Jairus, zu der Jesus ging, war jedes Heilmittel nutzlos. Jesus findet sie tot, aber Er verfehlt trotzdem nicht den Zweck seines Kommens. Er weckt sie auf, denn Er kann Leben geben. Gerade so verhielt es sich mit Israel. Während Jesus auf dem Weg war, wurden die, die Glauben an Ihn besaßen, geheilt, so unheilbar sie auch an und für sich waren; aber Israel als Nation war tot in Übertretungen und Sünden. Scheinbar brachte dieser Zustand das Werk Jesus zum Stillstand; allein die Gnade wird Israel am Ende das Leben wiedergeben. Die vollkommene Gnade Jesus zerstörte die Wirkung der schlimmen Botschaft, die vom Haus des Jairus gebracht wurde. Sobald der Bote dem Synagogenvorsteher gesagt hat, dass seine Tochter gestorben und es daher unnütz sei, den Lehrer noch weiter zu bemühen, sagt Jesus zu Jairus: „Fürchte dich nicht, glaube nur“. Obwohl der Herr einem toten Israel am Ende der Zeitalter das Leben wiedergibt, wird dies doch tatsächlich vermittelst des Glaubens bewirkt werden.

Der Vorfall mit der armen Frau, auch wenn er in seiner unmittelbaren Anwendung nicht über die Juden hinausgeht, ist grundsätzlich auch auf die Heilung eines jeden Heiden anwendbar, der durch die Gnade dahin gebracht wird, Jesus im Glauben zu berühren. Diese Geschichte zeigt uns daher den Charakter des Dienstes Jesus und die Art und Weise, in der er um des Zustandes des Menschen willen erfüllt werden musste.

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