Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Kapitel 6

Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Die Verse 1–11 behandeln die Frage der Rechtsstreitigkeiten zwischen Brüdern. Es war beschämend, dass diejenigen, die Welt und Engel richten sollten, unfähig waren, die geringfügigsten Angelegenheiten dieser Welt zu beurteilen. Der Apostel rät ihnen, doch die in der Versammlung am geringsten Geachteten zu diesem Dienst zu bestellen. Leidet doch lieber Unrecht, als dass ihr selbst Unrecht tut! Die Bösen und Ungerechten aber werden sicherlich nicht das Reich Gottes ererben. – Welch einer wundervollen Mischung begegnen wir hier von überraschenden Offenbarungen und einer Sittenlehre, die unveränderlich ist (was auch die göttliche Unumschränktheit der Gnade sein mag), sowie von kirchlicher Ordnung und Zucht! Die Versammlung ist mit Christus vereinigt. Wenn Er die Welt richten und das Urteil über Engel aussprechen wird, so wird sie Ihm beigesellt sein und an seinem Gericht teilnehmen; denn sie hat seinen Geist und seinen Sinn. Keinerlei Ungerechtes aber wird in dieses Reich eingehen; denn wie wäre es möglich, dass das Böse von jemandem gerichtet werden könnte, der selbst Gefallen daran hat? Die Christen sollen nicht vor einem weltlichen Gericht ihr Recht suchen, sondern ihre Zuflucht zu der Entscheidung der Brüder nehmen. Es war dies ein Dienst, der so wenig mit christlicher Geistlichkeit zu tun hatte, dass die Schwächsten unter ihnen dazu geeignet waren. Übrigens, das eigentlich Richtige war, lieber Unrecht zu ertragen, als sein Recht zu suchen. Unter allen Umständen aber wird der Ungerechte das Reich Gottes nicht ererben.

Das Judentum, das sich in einer fleischlichen Heiligkeit äußerer Verordnungen gefiel, und der Geist dieser Welt, verbunden mit der Annahme ihrer Wege und Sitten, – das waren die beiden Gefahren, die der Versammlung zu Korinth drohten, und die in der Tat für das menschliche Herz zu jeder Zeit und an allen Orten vorhanden sind.

Hinsichtlich der Speisen ist die Vorschrift einfach: vollkommene Freiheit, da alles erlaubt ist – wahre Freiheit, indem wir nicht Sklaven irgendeiner Sache sind. Die Speisen und der Bauch, als miteinander in Verbindung stehend, werden beide vergehen; der Leib hat eine höhere Bestimmung: er ist für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat Christus aus den Toten auferweckt, und Er wird auch uns wieder auferwecken durch seine Kraft; dazu ist der Leib bestimmt, nicht aber für die Speisen.

Aber diese Lehre, dass der Leib für Christus ist, entscheidet eine andere Frage, zu der die verderbten Sitten der Korinther Anlass gaben, nämlich: jede Hurerei ist verboten. Für uns, bei unseren gegenwärtigen christlichen Anschauungen, ist das selbstverständlich, für Heiden war es neu, aber die christliche Lehre erhebt alle Gegenstände: unsere Leiber sind Glieder Christi. Eine andere Wahrheit, die hiermit in Verbindung steht, ist von hoher Bedeutung: wenn durch die Vereinigung nach dem Fleisch zwei nur ein Leib sind, so ist der, der mit dem Herrn vereinigt ist, ein Geist mit Ihm. Der Geist, dessen Fülle in Christus ist, ist derselbe Geist, der in mir wohnt und mich mit Ihm vereinigt. Unsere Leiber sind Tempel des Heiligen Geistes. Welch eine erhabene Wahrheit, wenn wir darüber nachdenken! Auch gehören wir nicht uns selbst an, sondern sind um einen teuren Preis erkauft, um den Preis des Blutes Christi, der Sich selbst für uns geopfert hat. Darum sollten wir Gott in unseren Leibern, die sein sind, verherrlichen – ein mächtiger und alles umfassender Beweggrund, der unser ganzes Verhalten ausnahmslos beherrschen sollte. Unsere wahre Freiheit besteht darin, Gott anzugehören. Alles, was man für sich selbst tut, ist ein Raub an den Rechten Dessen, der uns zu seinem Eigentum erkauft hat. Alles, was der Sklave war oder verdiente, war das Eigentum seines Herrn; er war nicht Herr seiner selbst. So ist es mit dem Christen. Außer Christus ist er ein elender Sklave der Sünde und des Satans; die Selbstsucht ist seine Richtschnur, und ewige Verbannung von der Quelle der Liebe sein Ende. Ein schrecklicher Gedanke! In Christus aber sind wir die besonderen Gegenstände und Gefäße jener Liebe. Wir finden hier also zwei mächtige Beweggründe zur Heiligkeit: zunächst den Wert des Blutes Christi, durch das wir erkauft sind, und dann die Tatsache, dass wir Tempel des Heiligen Geistes sind.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel