Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Kapitel 3

Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Leider war der Zustand der Korinther, sowohl damals, als der Apostel in ihrer Mitte weilte, wie auch zu der Zeit, als er ihnen schrieb, nicht ein solcher, dass das Geheimnis ihnen hätte mitgeteilt werden können – eine traurige Demütigung für ihren Weisheitsstolz, aber darum auch ein gutes Heilmittel für denselben. Sie waren keine natürlichen Menschen, aber sie waren fleischliche (nicht geistliche) Menschen, so dass der Apostel sie mit Milch nähren musste und nicht mit Speise, die nur für Erwachsene geeignet war. Dasjenige, womit sie ihren Stolz nährten, ihre Spaltungen in verschiedene Lehrschulen, war der Beweis dieses fleischlichen Geistes. Paulus hatte ohne Zweifel gepflanzt, Apollos hatte begossen. Das war gut, aber Gott allein gab das Wachstum. Überdies hatte der Apostel den Grund zu diesem Gebäude Gottes, der Versammlung zu Korinth, gelegt; andere hatten seitdem weitergebaut, hatten das Werk der Auferbauung der Seelen fortgesetzt. Möchte jeder sich vorsehen! Es gab nur einen Grund, und der war gelegt; aber man konnte in Verbindung mit demselben Echtes oder Wertloses lehren, und durch das eine oder andere die Seelen bilden – vielleicht sogar Seelen, die durch solche eitle Lehren gewonnen waren, unter die Heiligen einführen. Das Werk muss früher oder später einen Tag der Probe bestehen. Wenn jene Arbeiter in dem Werk Gottes mit echten Stoffen gearbeitet hatten, so würde das Werk bestehen, wenn nicht, so würde es zugrunde gehen. Die Wirkung, die Frucht der Arbeit, würde zerstört werden, – der Mensch, der gearbeitet hatte, aber gerettet werden, weil er auf die Grundlage gebaut, weil er wahren Glauben an Christus gehabt hatte 1. Doch die durch das Schwinden alles dessen, was er für echt gehalten, verursachte Bestürzung würde imstande sein, bei ihm selbst das Bewusstsein seiner Verbindung mit der Grundlage und seines Vertrauens auf dieselbe zu erschüttern: er würde wie durch Feuer gerettet werden. Wer aber Gott gemäß gearbeitet hatte, würde die Frucht seiner Arbeit empfangen. Wenn jemand den Tempel Gottes verderben, etwas einführen würde, was Grundwahrheiten zerstörte, der würde selbst zerstört werden.

Der Gegenstand dieser Stelle ist also die Arbeit im Dienst, ausgeübt vermittels gewisser Lehren, die entweder gut oder wertlos oder wahrheitswidrig sein konnten, sowie die Früchte, die diese Arbeit hervorbringen würde. Es gibt in dieser Hinsicht drei Fälle: entweder das Werk und der Arbeiter sind gut, oder das Werk ist eitel, doch der Arbeiter wird gerettet, oder aber der Arbeiter verdirbt den Tempel Gottes und wird selbst zerstört. Schließlich fügt der Apostel noch hinzu: wenn jemand in dieser Welt weise sein will, der werde ein Tor, um weise zu sein. Gott hält die Weisheit der Weisen für Torheit und wird diese in ihrer eigenen Arglist erhaschen. Doch hierin blieben die Heiligen hinter ihren Vorrechten zurück. Alles gehörte ihnen, seit sie Kinder Gottes waren. „Alles ist euer“, sagt der Apostel, – Paulus, Apollos, alles – „ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“

Fußnoten

  • 1 Man beachte hier die sehr wichtige Belehrung betreffs der Versammlung, als Gottes Bauwerk betrachtet. In Matthäus 16 sehen wir Christus bauen, und Satans Macht kann nicht dagegen an; dieses Bauen wird vorangehen, bis es am Ende vollendet ist. Daher finden wir in 1. Petrus 2 und Epheser 2 keinen Arbeiter; die Steine kommen und das Bauwerk wächst. Es ist Christus eigenes Werk: Er baut, und das Bauwerk ist noch nicht vollendet. Hier im Korintherbrief ist es Gottes Bauwerk; aber es gibt einen Baumeister, und die Verantwortlichkeit des Menschen kommt herein. Ein weiser Baumeister ist da; allein es kann auch solche geben, die mit Holz, Heu und Stroh bauen - ja, selbst solche, die verderben. In Epheser 2 haben wir gleichfalls ein gegenwärtiges Bauen; allein wird dort die Tatsache an sich betrachtet. Hier wird die Verantwortlichkeit ausdrücklich festgestellt. Die Vermischung des Bauens Christi (das noch nicht vollendet ist) mit dem Bauen des Menschen und die Anwendung der dem ersteren gegebenen Verheißung auf das letztere (das der Verantwortlichkeit des Menschen übergeben ist und gegenwärtig auf Erden vor sich geht) ist eine Hauptquelle der päpstlichen Irrtümer. Gegen das Werk Christi vermag nichts etwas. Der Mensch aber kann mit Holz, Heu und Stroh sein Werk bauen, und sein Werk kann und wird zerstört werden.
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