Betrachtung über das Buch Hiob (Synopsis)

Kapitel 38-42

Betrachtung über das Buch Hiob (Synopsis)

Dann redet der HERR, und indem Er sich an Hiob wendet, setzt Er das Thema fort. Er lässt Hiob seine Nichtigkeit erkennen. Hiob bekennt, dass er gering ist, und tut kund, dass er vor Gott schweigen wird. Der Herr setzt seine Rede fort, und Hiob gibt zu, dass er ohne Erkenntnis den Rat verhüllt hat, indem er beurteilte, was er nicht verstand. Noch unterwürfiger, bekennt er jetzt offen seinen wirklichen Zustand. Vordem hatte er mit dem Gehör des Ohres von Gott gehört; jetzt hatte sein Auge Ihn gesehen, und deshalb verabscheute er sich selbst und bereute in Staub und Asche. Dies ist die Wirkung dessen, dass man Gott gesehen und sich selbst in seiner Gegenwart befunden hat. Das Werk Gottes war erfüllt – das Werk seiner vollkommenen Güte, die Hiob nicht ohne Selbsterkenntnis lassen wollte, und ohne ihn vor das Angesicht Gottes zu bringen. Das Ziel der Zucht war erreicht, und Hiob wird mit mehr Segnungen umgeben als zuvor.

Hier lernen wir zweierlei: erstens, dass der Mensch vor dem Angesicht Gottes nicht bestehen kann, und zweitens die Wege Gottes zur Unterweisung des inneren Menschen.

Es ist auch ein Bild davon, wie Gott mit den Juden auf Erden verfährt.

Das Buch Hiob stellt uns auch die Belehrung des Geistes klar vor Augen wegen der Stellung Satans, die er in dem Verfahren Gottes und in seiner Regierung in Bezug auf den Menschen auf Erden innehat. Wir können uns auch die vollkommene und treue Fürsorge Gottes merken, von der (ungeachtet der Bosheit Satans) alles dieses ausging, weil Er wusste, dass Hiob dessen bedurfte. Wir bemerken, dass es Gott ist, der den Fall Hiobs Satan vorstellt, und dass letzerer von dem Schauplatz verschwindet; denn hier geht es um sein Tun auf Erden, nicht um seine inneren Versuchungen. Weiter, wenn Gott die äußere Bedrängnis verkürzt hätte, hätte Hiob erneut Ursache für Selbstgefälligkeit gehabt. Der Mensch hätte urteilen können, dass dieses Ungemach völlig genüge. Das Übel im Herzen Hiobs bestand darin, dass er auf den Früchten der Gnade in sich selbst ruhte, und das hätte die gute Meinung von sich, die er ja schon hatte, nur noch gesteigert: gütig im Wohlergehen, wäre er auch geduldig im Elend gewesen. Deshalb führt Gott Sei Werk fort, damit Hiob sich selbst erkennen möchte.

Entweder das Mitgefühl seiner Freunde (denn wir können das allein oder vor Gott als vor seinem Angesicht stehend ertragen, was wir nicht ertragen können, wenn wir die Gelegenheit haben, unsere Klage vor den Menschen zu bringen) oder der Hochmut, der nicht erregt wird, wenn wir allein sind, der aber verletzt wird, wenn andere Zeugen unseres Elends sind, oder vielleicht diese beiden zusammen, bringen den Sinn Hiobs außer Fassung, und er verflucht den Tag seiner Geburt. Die Tiefen seines Herzens sind offenbar. Dies war es, was er brauchte.

Also haben wir den Menschen zwischen Satan, dem Verkläger, und Gott stehen, und es geht hier nicht um die Offenbarung der ewigen Gerechtigkeit Gottes, sondern um seine Wege mit der Seele des Menschen in dieser Welt. Der gottesfürchtige Mensch kommt in Trübsal. Dies muss begründet werden, und die Freunde bestehen darauf, dass diese Welt ein angemessener Ausdruck der gerechten Regierung Gottes ist, und dass infolgedessen Hiob, da er sich sehr über seine Frömmigkeit verbreitet hatte, ein Heuchler war. Dies weist er entschieden zurück, sein Eigenwille ist aber ungebrochen und erhebt sich gegen Gott. Es war Gottes Wille, so zu tun, und er kann nichts daran ändern. Er ist nur sicher, dass, wenn er Ihn finden könnte, Er ihm Worte in den Mund legen würde. Obwohl er sich empörte, redete er gut von Ihm, und er dachte an seine Güte, als besitze er sie. Er behauptet immer noch, dass, obwohl es eine Regierung gibt, diese Welt sie nicht zum Ausdruck bringt, wie seine Freunde sagten; er bricht aber vor Gott nicht zusammen. Da schaltet sich Elihu ein, der Ausleger, einer aus tausend (und wie selten sind sie!), und er erklärt die Zucht Gottes dem Menschen und dem Gerechten gegenüber, und er tadelt beide Seiten mit Einsicht. Dann greift Gott ein und weist Hiob durch die Offenbarung seiner selbst an seinen Platz; Er erkennt aber die rechten Empfindungen Hiobs in Bezug auf sich an und weist die Freunde an ihren wahren Platz; und Hiob soll sich für sie einsetzen. So gedemütigt, kann Hiob völlig gesegnet werden. In den Augen Gottes ist diese Selbsterkenntnis äußerst wichtig; bis dahin sind wir niemals demütig noch ohne Selbstvertrauen.

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