Betrachtung über das erste Buch der Könige (Synopsis)

Kapitel 17

Betrachtung über das erste Buch der Könige (Synopsis)

Die Regierung Ahabs war der Anlaß für das Zeugnis des Propheten Elia. Zu jener Zeit eilte Israel seinem Verderben entgegen. Welcher Art aber ihre Ungerechtigkeit auch sein mochte, so schlägt Gott doch ein Volk nicht, das Seine Wege verlassen hat, bis Er ihnen ein Zeugnis gesandt hat. Er mag sie vorher züchtigen, aber er wird nicht endgültig Sein Gericht über sie ausüben.

Der Charakter des Zeugnisses verdient hier besondere Aufmerksamkeit.

In Juda vollbrachten die Propheten inmitten einer von Gott Selbst aufgerichteten Ordnung der Dinge keine Wunder. Sie verweilen bei der Sünde des Volkes und rufen ihnen das Gesetz Jehovas, Seine Satzungen und den Ihm gebührenden Gehorsam in Erinnerung. Sie verkünden das Kommen des Messias und die zukünftige Segnung Israels; da aber das System, in dessen Mitte sie dieses Zeugnis ablegen, immer noch von Gott anerkannt wird, vollbringen sie keine Wunder.

Elia und Elisa (Zeugen für Gott inmitten eines Volkes, das der Gnade gemäß noch immer von Gott als das Seinige anerkannt wird, das aber Gott öffentlich verlassen hatte und goldene Kälber anbetete) vollbringen im Gegensatz dazu auffallende Wunder als Beweis ihrer göttlichen Sendung.

Sie halten die Macht und die Rechte Jehovas inmitten eines Volkes aufrecht, das Seine Ansprüche nicht anerkennt, während die Propheten von Juda, die inmitten derer stehen, die öffentlich vorgeben, die Autorität Jehovas anzuerkennen, darauf bestehen, daß die Folgen aus dieser Stellung gezogen werden. Gott sandte wohl an Israel durch den Mund Seiner Propheten - wie Hosea und Amos - ähnliche Androhungen wie die an Juda; es scheint aber nicht, daß in Juda durch die Propheten, die dort zeugten, Wunder vollbracht wurden.

Die Wunder des Elisa, über die wir späterhin reden werden, tragen einen anderen Charakter als die des Elia. Die letzteren tragen einen Charakter, den nur die Wunder des Mose mit ihnen gemeinsam haben. Dieses sind gerichtliche Wunder in bezug auf das Volk, unter dem der Prophet wohnte. Demgemäß bewahrte Gott Seinen Knecht auf eine wunderbare Weise. Ich rede eben nur von dem, was Elia im Zeugnis inmitten des Volkes tat.

Die Wunder des Elia sind wenig an der Zahl und von auffallendem Charakter. Er verschließt die Himmel über einem widerspenstigen und abtrünnigen Volk, damit kein Regen sein sollte 1. Er bringt Feuer vom Himmel auf die Obersten herab, die der König gesandt hatte, um ihn gefangenzunehmen. Schließlich beweist er, daß Jehova Gott ist, und (trotz allem, was geschehen war) der Gott aller Stämme Israels, und zwar gemäß den unabänderlichen Rechten, die von Seinen Ratschlüssen abhingen, und davon, was Er in Sich Selbst ist. Als das Volk dies dadurch bekennt, dass es selbst das Gericht an den Priestern Baals vollzieht, gewährt Jehova von neuem Seinen Segen, und die Himmel geben Regen 2. Die Bedeutung dieser Zeichen ist augenscheinlich.

Moses befand sich in einer anderen Lage. Das Volk Gottes war in Gefangenschaft, nicht im Aufruhr, und das Gericht fällt auf ihre Bedränger. Es ist weder, daß der Himmel wie Erz und über dem Volke verschlossen wird, noch ist dort der Himmel die Quelle des Gerichts, das von dort niederfällt. Die Erde, den Menschenkindern gegeben und im Besitz derer, die nicht anerkennen wollen, daß Jehova ihr Gott ist, noch daß Er irgendwelche Rechte über ihre Bewohner besitzt, wird mit allerlei Plagen geschlagen. Die Erde, das Wasser, die Früchte der Erde, das Vieh, die Luft, und schließlich selbst der Mensch in den Erstgeborenen, alles wird durch den Stab Gottes, nach dem machtvollen Wort des Zeugen Gottes geschlagen. Die Ägypter genossen die Gaben der Vorsehung des gnädigen Schöpfers, und sie wurden nicht vom Gericht heimgesucht, bis sie sich weigerten, das Volk Gottes zu entlassen und die Rechte Dessen anzuerkennen, der sie als Sein Eigentum beanspruchte. Nachdem sie sich geweigert hatten zu hören, werden sie zu allererst in dem Genuß der irdischen Segnungen, die sie von Ihm haben, geschlagen, und späterhin wird das Volk selbst in den Personen ihrer Erstgeborenen geschlagen.

Wir können hier bemerken, daß sich die Kraft der zwei Zeugen in der Offenbarung in diesen zwei Arten von Zeichen erweist. Sie schließen den Himmel, auf daß es nicht regne, und sie holen Feuer vom Himmel hernieder, und wenn irgend jemand sie beschädigen will, so muß er auf diese Art getötet werden. Das ist Elia. Sie schlagen die Erde mit jeder Plage, so oft sie wollen. Das ist Mose. Ihr Zeugnis wird zweifellos auch inmitten eines Volkes geschehen, das den doppelten Charakter eines widerspenstigen Volkes trägt, und auch eines Volkes in Gefangenschaft, und zwar bedrängt von der Welt, die auf den Gott der Erde nicht hören will, dessen Rechte ihr Zeugnis verkündet.

Wenn Gott im Falle des Elia den Himmel über Seinem widerspenstigen Volke verschloß, so sorgt Er in Gnade für den Überrest, indem Er in dieser Gnade sogar die Grenzen des Bundes des Gesetzes überschreitet. Es waren viele Witwen in den Tagen Elias des Propheten in Israel, aber zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt, als nur nach Sarepta in Sidon, zu einer Witwe, die auf die Stimme des Zeugnisses Gottes hörte und durch Glauben auf dieses Wort hin handelte, und zwar in einem Falle, der Selbstverleugnung erforderte; und ihr Leben wird bewahrt. Die Gnade - etwas Hartes für die Herzen der Juden -, die eine Offenbarung des Herzens Dessen ist, den sie nicht kannten, offenbart sich in einer der Not angemessenen Kraft, und der Tote wird dem Leben wiedergegeben. Die arme Witwe empfängt ihren Sohn durch eine Kraft, die die der Auferstehung ist, und ihr Glaube an das Wort Gottes wird völlig gefestigt 3.

Fußnoten

  • 1 Laßt uns hier bemerken, daß uns dieses Buch als eine ernste und bestimmte Erklärung des Propheten das gibt, was wir aus dem Zeugnis des Jakobus als eine Antwort auf das Gebet eines Menschen von gleichen Gemütsbewegungen wie wir kennen. Dies ist die Geschichte aller wahren Lebenskraft. Dem Menschen scheint es eine einfache Handlung zu sein, begleitet von einer mehr oder weniger anschaulichen Darstellung von seiten Gottes, und als ein Beweis der Autorität und geistlichen Kraft des Menschen, der sie vollbringt; und so ist es auch. Gleichzeitig entfließen aber alle diese Dinge der Energie des göttlichen Lebens und aus der Gemeinschaft mit Gott; sie sind ihr Ausdruck und ihre Frucht, aber von seiten Gottes in Kraft ausgeübt. Vergleiche die Worte Christi am Grabe des Lazarus. Es ist nützlich, solche Fälle zu betrachten, wenn sie uns im Worte vor Augen gestellt werden. Es gibt noch andere Fälle, die zwei Seiten haben. Historisch war die Sendung der Kundschafter nach dem Willen Gottes; was ihren Ursprung anbelangt, war sie nichtsdestoweniger die Frucht des Unglaubens des Volkes, eines Unglaubens, der bald seine Wirkung offenbarte. Die Reise des Paulus nach Jerusalem (Apg 15) ist augenscheinlich dieselbe, die er in Galater 2 erwähnt, wir finden aber im Galaterbrief Elemente und Beweggründe, von denen in der Apostelgeschichte gar nicht die Rede ist.
  • 2 Elia hatte gesagt: „Es sei denn auf mein Wort“, doch wird der Regen erst dann gegeben, wenn Gott verherrlicht ist; denn als Zeuge war Elia der Zeuge der Regierung Jehovas, Jehovas, des Gottes Israels, von Israel verschmäht. Somit wurden die Wahrheit und Wirklichkeit der Autorität Jehovas und die Grundsätze Seiner Regierung offenbar gemacht.
  • 3 Diese Erwähnung der unumschränkten Rechte Gottes und der Ausübung Seiner Macht in Gnade außerhalb der Grenzen Israels wird oft gefunden und ist voller Interesse; und hier, wo alsdann die erneute Segnung Israels, als aus den ganzen zwölf Stämmen zusammengesetzt, betrachtet wird, ist sie überaus auffallend. Man hat in Erinnerung, daß Jesus dies im Markusevangelium erwähnt und dadurch den Zorn der Juden hervorruft. Die Hoffart ist am niederträchtigsten und am schlimmsten, wenn sie sich in eine religiöse Form hüllt.
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