Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 17-18

Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)

Von Kapitel 17 bis 20 wird dieser Gegenstand mit den sich darauf beziehenden Umständen fortgesetzt. Erstens wird die Autorität Aarons durch Zeichen, die durch die Macht Gottes gezeigt werden, in seinem Stabe festgestellt, der mit anderen in die Nähe Gottes - zur Quelle jeglicher Autorität - gelegt wird. Die Macht des Lebens und der Segnung entfaltet sich mit einer Schnelligkeit, die die Anwesenheit Gottes kundtut. Die Knospen, die Blüten und die Früchte wachsen auf dürrem Holze. Das Priestertum, lebendig und durch göttliche Wirksamkeit siegreich über den Tod, muß das Volk führen: die Autorität Gottes ist ihm anvertraut 1.

Das fleischliche Volk, das immer in die Irre geht, vordem dreist in der Gegenwart der Majestät Gottes, fürchtet sich jetzt vor Seiner Gegenwart, wo sich Seine Gnade erweist, und sie sagen, daß sie Ihm nicht nahen können. Dies erschließt den Weg zu noch tieferen Ausblicken auf den Platz, den das Priestertum allgemein innehat.

In Kapitel 18 wird der Platz des Priestertums wie auch der der Leviten klar umrissen. Die Priester allein nahen dem Heiligtum: ihnen allein wird diese Vertrautheit mit Gott gewährt. Aber infolge ihrer Stellung gibt es Sünden und Ungerechtigkeiten, die zu tragen sie berufen sind, und zwar als eine Auswirkung dieser Nähe, Dinge, die bei den Außenstehenden unbemerkt geblieben wären. Das, was der Gegenwart und dem Heiligtum Gottes nicht geziemt, geziemt Seinen Priestern nicht. Sie tragen die Ungerechtigkeit des Heiligtums. Wenn das Volk dem Gesetz nicht gehorchte, wurden sie zweifellos bestraft, das aber, was das Heiligtum verunreinigte, fiel auf Aaron und seine Söhne. Was ist denn das Maß der Heiligkeit, welches den Kindern Gottes - den alleinigen wahren Priestern - gegeben ist? Es geht um die Reinigung des Heiligtums selbst; nicht darum, was für den Menschen, sondern was für Gott passend ist. Der Dienst der Leviten und die Leviten selbst wurden den Priestern als Geschenk gegeben. Auch das Priestertum war eine reine Gabe für Aaron und seine Söhne. Wegen der Salbung wurden ihnen die hochheiligen Dinge zu essen gegeben, was ein besonderes Vorrecht der Priester war. Dasselbe ist in bezug auf uns wahr.

Was von jeglichem Standpunkte aus in dem Opfer Christi irgend kostbar ist - sei es in Seinem Leben und in Seinem Sterben, in jenem vom Himmel herabkommenden Brot, das in Seinem Leben der Ergebenheit und Gnade hienieden betrachtet wird, und in Seinem Tode für uns -, alles dieses ist Speise und Nahrung für unsere Seelen, und zwar in jener Gemeinschaft mit Gott, in der wir selbst in unserem Priestertum bewahrt werden. Die Priester allein aßen die heiligen Dinge, und sie aßen sie an einem heiligen Orte. Nur in dem Bewußtsein der Gegenwart Gottes und unter der Wirksamkeit jenes Öls, das nicht auf Fleisch gegossen wird, können wir wahrhaftig das Kostbare im Werke Christi erkennen.

Vers 10 stellt etwas sehr Bemerkenswertes dar, denn das, was hier gesagt wird und nirgendwo anders, ist, daß sie sie am hochheiligen Orte essen sollten, im Allerheiligsten. Da liegt im Wortlaut keine Schwierigkeit. Ich habe manchmal gedacht, daß es „aus den hochheiligen Dingen“ bedeuten könnte; wenn es aber das nicht ist, dann bedeutet es das Allerheiligste und bezieht sich nur auf das Gegenbild. Das heißt, daß wir uns nur in der Gegenwart und vor dem Throne des unumschränkten Gottes Selbst wirklich von der kostbaren Speise nähren können. Geschichtlich gesehen waren die Priester nicht dort; indem sie im Heiligtum Gottes waren, wurden sie betrachtet, als befänden sie sich dort.

Es gab Dinge, die, obwohl sie wahrhaftig der priesterlichen Familie gehörten, genaugenommen nicht in der priesterlichen Eigenschaft gegessen wurden, wie die Hebopfer und die Webopfer; davon aßen die Töchter wie auch die Söhne: alle die im Hause rein waren, durften davon essen. In den Freuden der Kinder Gottes gibt es also einige Dinge, die ihnen als Familie gehören. Wir genießen unsere Segnungen und alles, was Gott vom Menschen dargebracht wird. Es ist eine Freude für die Seele.

Alles, was der Geist Christi zur Herrlichkeit Gottes wirkt, selbst in Seinen Gliedern, und noch mehr das, was Er in Christo Selbst getan hat, ist Speise für die Seele des Haushalts Gottes und stärkt sie. Genießen nicht unsere Seelen jene Erstlinge, das Beste vom neuen Wein und vom Weizen - die Erstlinge der erhabenen Ernte Gottes, das Erzeugnis Seines Samens auf dem Boden Seiner Auswahl? ja, wir genießen sie, indem wir an sie denken. Das Sündopfer aber, die Schuldopfer und die Speisopfer, alles, worin wir in unserem Geiste am tiefen Werke Christi teilhaben, wird nur in der Eigenschaft und der Gesinnung eines Priesters gegessen.

Gemäß der Wirksamkeit dieses Werkes Christi müssen wir die Gesinnung erfassen, in der Er Sich nach Seinem Opfer, von Seiner vollkommenen Liebe bewegt, in die Gegenwart des Höchsten bewegt - wir sollen in die Gefühle der Liebe und der Ergebenheit im Bewußtsein der Heiligkeit Gottes eingehen, mit einem Wort - in die Gefühle, mit denen Er Sich als Priester vor Sein Angesicht stellt, um durch Liebe und durch die Wirksamkeit Seines Opfers die Heiligkeit Gottes mit der Segnung dessen, der gesündigt hat, zu verbinden - nur das, was in jenem Werk kostbar ist, durch die Gnade (denn so ist es) teilhaben zu lassen. Tatsächlich findet das nur im Allerheiligsten statt, in der Gegenwart Gottes, dort, wo Er für uns erscheint.

Schließlich, seien es die Freuden der Familie des Hauses Gottes oder diese heilige Teilnahme in unserem Geiste am Werk Christi, gehört alles, worüber wir eben geredet haben, dem Priestertum. Sogar die Leviten sollten in allem, was Gott ihnen als Fremdlingen im Lande der Verheißung gab, die Rechte und die Autorität der Priester anerkennen.

Wenn wir nun zwischen den beiden unterscheiden, so sind alle Gläubigen Priester; Diener in ihrer Eigenschaft von Dienern sind nur Leviten. Ihr Dienst (außer dem, der sich zur Welt hinwendet, ein Merkmal, das die damalige Zeitverwaltung nicht trug und das deshalb hier nicht der Gegenstand ist) besteht darin, der priesterlichen Freude und dem Dienste der Heiligen vor Gott zu dienen. Unser Dienst wird im Himmel belohnt werden, unser priesterlicher Platz wird Nähe zu Gott und Freude in Ihm sein.

Es ist augenscheinlich, daß die Teilnahme am Opfer Christi in unserem Geiste für die Sünde (in Wirklichkeit daran teilzunehmen ist natürlich unmöglich), indem wir als Priester davon essen, etwas Hochheiliges ist, ein Vorrecht, das an einem hochheiligen Orte genossen wird; hier ist alles besonders heilig.

Fußnoten

  • 1 Dies ist Gnade; gerechtes Gericht konnte vernichten, aber nicht hindurchbringen; allein die Gnade kann das.
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