Betrachtung über das dritte Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 23

Betrachtung über das dritte Buch Mose (Synopsis)

Nun sind wir zu den Festen gekommen. Es ist das volle Jahr 1 der Ratschlüsse Gottes für Sein Volk, und die Ruhe, die das Endziel dieser Ratschlüsse war.

Infolgedessen waren es sieben - eine im Wort wohlbekannte Zahl, die Vollkommenheit ausdrückt: der Sabbat, das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Erstlinge der Ernte, Pfingsten, das Fest der Posaunen im siebenten Monat, der Versöhnungstag und das Laubhüttenfest.

Wenn man den Sabbat absondert und für sich rechnet, würde das Passah vom Feste der ungesäuerten Brote unterschieden werden, dann würde es die sieben ausmachen. Ich sage das nicht, um die Zahl beizubehalten, sondern weil das Kapitel selbst so spricht: indem es den Sabbat unter den anderen aufgezählt hat, nennt es die anderen (ohne den Sabbat) die heiligen Versammlungen. Denn in einem Sinne war dieser wirklich ein Fest, in einem anderen Sinne war es die Ruhe, wo das Ganze beendet war 2. Im allgemeinen stellen uns diese Feste alle Grundlagen dar, auf denen Gott zu Seinem Volke in Beziehung getreten ist: die Grundsätze, nach denen Er sie in Seinen Wegen mit Seinem Volke auf Erden um Sich versammelt hat. In anderer Hinsicht war ihre Bedeutung umfassender; von diesem Standpunkte aus aber werden diese Umstände, d. h. diese Tatsachen hier betrachtet. Sie werden in ihrer Erfüllung auf Erden gesehen.

Man kann sie noch anders einteilen, wenn man die Worte: „Und Jehova redete zu Mose“, als den Titel eines jeden Teiles nimmt: Der Sabbat, das Passah und die ungesäuerten Brote (Vers 1-8); die Erstlinge und Pfingsten (V. 9-22); das Fest der Posaunen (V. 23-25); der Versöhnungstag (V, 26-32); das Laubhüttenfest (V. 33 bis zum Ende). Diese letztere Einteilung gibt uns die moralische Unterscheidung der Feste, d. h. die Wege Gottes darin. Laßt uns sie etwas eingehender betrachten 3.

Das allererste, was dargestellt wird, ist der Sabbat, weil er das Ende und das Ergebnis aller Wege Gottes ist. Uns bleibt die Verheißung, in die Ruhe Gottes einzugehen. Es ist ein Fest dem Jehova; die Feste aber, die mehr die Wege Gottes darstellen, die uns dahin führen, beginnen wieder bei Vers 4, wie wir schon gesagt haben (vgl. V. 37. 38). Indem wir diese Unterscheidung gemacht haben, können wir den Sabbat, das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote als ein Ganzes bildend annehmen (V. 1-8). Von den beiden letzteren waren das Fest der ungesäuerten Brote das eigentliche Fest; das Passah war das Opfer, auf das sich das Fest gründete, wie der Apostel sagt: „Unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig...“ usw. 4.

Was für den Sabbat, für die Ruhe Gottes tatsächlich nötig war, war das Opfer Christi, und war Reinheit; obwohl alle diese Feste zur Ruhe Gottes führen, so sind doch diese beiden - das Passah und die ungesäuerten Brote - die Grundlage von allem und auch der Ruhe für uns. Das Opfer Christi und das Fehlen jeglichen Grundsatzes der Sünde bilden die Grundlage des Anteils, den wir an der Ruhe Gottes haben. Gott ist in bezug auf die Sünde verherrlicht; für uns ist die Sünde hinweggetan, vor Seinen Augen und auch aus unseren Herzen weggetan. Das vollkommene Fehlen von Sauerteig kennzeichnete den Pfad und das Wesen Christi hienieden, und dies vollzieht sich in uns, insofern wir Christum als unser Leben erkennen und uns selbst (obwohl das Fleisch immer noch in uns ist) als mit Ihm gestorben und auferstanden betrachten 5. Deshalb haben wir in 2.Mo 16 das Manna in Verbindung mit dem Sabbat gesehen. Ohne Sauerteig zu sein, war die Vollkommenheit der Person Christi, als Er auf Erden lebte, und das geziemt grundsätzlich dem Pfade dessen auf Erden, der ein Teilhaber Seines Lebens ist. Gewiß wird am wahren und endgültigen Sabbat der Sauerteig bei uns ganz und gar weggetan sein. Das Opfer Christi und die Reinheit des Lebens befähigen uns dazu, an der Ruhe Gottes teilzuhaben.

Danach kommt Kraft, die Erstlinge; das ist die Auferstehung Christi am Morgen nach dem Sabbat - am ersten Tage der Woche. Das war der Anfang der wahrhaftigen Ernte - der durch Kraft eingesammelten Ernte außerhalb und jenseits des natürlichen Lebens der Welt. Nach dem jüdischen Gesetz konnte vorher nichts von der Ernte angerührt werden. Christus war der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten. Mit dieser ersten Garbe der Erstlinge wurden Opfer zum lieblichen Geruch, nicht aber für die Sünde dargebracht. Es ist klar, daß dies nicht nötig war. Es ist Christus, der Gott dargebracht wurde - ganz rein - und der vor Gott gewebt wurde - Ihm für uns völlig vor Augen gestellt wurde als aus den Toten auferweckt, der Anfang eines neuen Ertrages für Gott - der Mensch in einem Zustande, in dem sich selbst nicht der unschuldige Adam befand, der Mensch der Ratschlüsse Gottes, der zweite Mensch, der letzte Adam. Nun hing nicht alles vom Gehorsam ab, der versagen konnte und es auch tat, sondern nachdem Gott an dem Platze der Sünde völlig verherrlicht worden war, waren der Tod weggetan, die Sünde weggetan (denn Er starb der Sünde), die Macht Satans und das Gericht beseitigt, und infolgedessen ist alles völlig außerhalb des Schauplatzes, wo der verantwortliche Mensch gestanden hatte, alles steht nach Seinem vollbrachten Werk auf einer völlig neuen Grundlage vor Gott, nachdem Gott völlig verherrlicht worden ist. Es war ein solches Werk, das Ihm das Recht gab zu sagen: Darum liebt Mich der Vater, weil Ich Mein Leben lasse, auf daß Ich es wiedernehme, und das es Gott zur Gerechtigkeit machte, Ihn zu Seiner Rechten in der Herrlichkeit zu setzen.

Im Zusammenhang damit kommt das Speisopfer am Ende von sieben Wochen. Hier ist es nicht mehr Christus, sondern es sind die, welche Sein sind, die Erstlinge Seiner Geschöpfe; sie werden als solche betrachtet, die auf der Erde sind und in denen Sauerteig vorhanden ist. Darum, obwohl sie Gott dargebracht wurden, wurden sie nicht zum lieblichen Wohlgeruch verbrannt (3.Mo 2, 12), sondern mit den Broten wurde ein Sündopfer dargebracht, das durch seine Wirksamkeit dem in ihnen befindlichen Sauerteig begegnete. Das sind die Heiligen, deren Versammeln Pfingsten begann.

Nach diesem Fest folgte eine lange Zeitspanne, in der es in den Wegen Gottes nichts Neues gab. Es wurde ihnen nur befohlen, beim Einbringen der Ernte den Rand des Feldes nicht kahl abzuernten. Nachdem die Ernte in die Scheune eingebracht war, sollte ein Teil des guten Kornes auf dem Felde belassen werden, aber nicht, um verlorenzugehen; es war für solche, die die Reichtümer des Volkes Gottes nicht genossen, die aber ausnahmsweise durch Gnade an der Vorkehrung teilhaben sollten, die Gott für sie getroffen hatte, an der Fülle, die Gott ihnen schenkte. Das wird am Ende dieses Zeitalters stattfinden.

Wenn das pfingstliche Werk vollendet ist, beginnt eine andere Serie von Ereignissen (V. 23) mit den erwähnten Worten: „Und Jehova redete zu Mose und sprach.“ Sie stießen beim Neumond in die Posaune (vgl. Ps 81; 4.Mo 10, 3. 10 ). Es war die Erneuerung der Segnung und der Pracht des Volkes - es war Israel, als Versammlung vor Jehova versammelt. Es ist noch nicht die Wiederherstellung des Jubels und der Freude, sondern es vollzieht sich wenigstens eine Erneuerung des Lichtes und der zurückgestrahlten Herrlichkeit, die ja verschwunden war, und erleuchtet ihre erwartungsvollen Augen; und sie versammeln die Versammlung, um die Herrlichkeit wiederherzustellen.

Israel muß aber seine Sünde zu fühlen bekommen, und bei dem darauffolgenden heiligen Feste steht das Kasteien des Volkes mit dem Opfer des Versöhnungstages in Verbindung: Israel wird Den anschauen, den sie durchstochen haben, und sie werden wehklagen. Die Nation (oder wenigstens der verschonte Überrest, welcher zur Nation wird) wird an der Wirksamkeit des Opfers Christi teilhaben, und zwar in ihrem Zustande hienieden, sie werden Buße tun und von Gott beachtet werden, so daß Zeiten der Erquickung kommen werden. Dies ist also die Buße des Volkes, aber in Zusammenhang mit dem Sühnopfer. Die Wirksamkeit liegt im Opfer; ihr Anteil daran ist mit dem Kasteien ihrer Seelen verbunden (vgl. Sach 12). Israel tat aber nichts - es war ein Sabbat - sie versammelten sich gedemütigt in der Gegenwart Gottes. Sie nehmen den Durchbohrten an unter der Last der Sünde, die sie verschuldet hatten, indem sie Ihn verwarfen.

Dann folgt das Laubhüttenfest. Sieben Tage brachten sie Jehova Feueropfer dar, und am achten Tage war wieder eine heilige Versammlung, es war ein außerordentlicher Tag einer neuen Woche, die über die volle Zeit hinausging - was zweifellos die Auferstehung einschließt, d. h. die Teilnahme derer, die in jener Freude auferweckt sind.

Es war eine feierliche Versammlung - jener achte Tag, der große Tag des Festes, an dem der Herr (nachdem Er ihnen über die damalige Zeit kundgetan hatte, daß Seine Zeit noch nicht gekommen war, sich der Welt zu zeigen - Seine Brüder [die Juden] glaubten auch nicht an Ihn) ausrief, daß in der Zwischenzeit aus dem Leibe dessen, der an Ihn glaubte, Ströme lebendigen Wassers fließen würden; das bedeutet, daß der Heilige Geist eine innewohnende lebendige Kraft sein würde, die im Herzen wirken und somit aus dem Herzen hervorfließen würde, indem seine trauten Zuneigungen zum Ausdruck kommen. Israel hatte tatsächlich in der Wüste von dem lebendigen Wasser aus dem Felsen getrunken; jetzt, wo das Laubhüttenfest gefeiert wurde, war der Aufenthalt in der Wüste vorbei, es wurde aber mit Freuden zum Gedenken an das Vergangene begangen, um die Freude an der Ruhe, zu welcher sie gebracht wurden, zu steigern. Jetzt sollten aber die Gläubigen inzwischen nicht nur trinken, denn glückselig sind, die nicht gesehen, aber geglaubt haben; der Strom selbst würde aus dem Herzen fließen, d. h. der Heilige Geist in Seiner Kraft, den sie durch Christum empfangen haben werden, ehe Er der Welt kundgetan sein wird, oder bevor sie ihren Platz im himmlischen Kanaan haben würden.

Jedenfalls ist das Laubhüttenfest die Freude des Tausendjährigen Reiches, wenn Israel aus der Wüste hervorkommt, wo ihre Sünden sie hingebracht hatten; es wird aber dieser erste Tag einer anderen Woche hinzugefügt - die Auferstehungsfreude derer, die mit dem Herrn Jesus auferweckt sind, was in der Zwischenzeit der Gegenwart des Heiligen Geistes entspricht.

Infolgedessen finden wir, daß das Laubhüttenfest nach dem Einsammeln des Ertrages des Landes stattfand, und wie wir anderswo erfahren, nicht nur nach der Ernte, sondern auch nach der Weinlese; das bedeutet, daß dies nach der Absonderung durch das Gericht und nach der endgültigen Vollstreckung des Gerichts auf Erden, wenn alle himmlischen und irdischen Heiligen eingesammelt sein werden, geschieht. Israel sollte sich sieben Tage vor Jehova freuen.

Das Passah hat sein Gegenbild gehabt, ebenso Pfingsten; dieser Tag der Freude aber wartet immer noch auf Den, der der Mittelpunkt und die Quelle von allem sein soll, den Herrn Jesus, der in der großen Versammlung frohlocken und dessen Lob in der großen Versammlung von Jehova kommen wird (Ps 22). Er hat das schon inmitten der Versammlung Seiner Brüder getan, jetzt aber wird das ganze Geschlecht Jakobs aufgerufen, Ihn zu verherrlichen, und alle Enden der Erde werden eingedenk werden.

Der Ausdruck Festversammlung (feierliche Versammlung) wird auf keines der Feste angewendet als nur auf dieses, ausgenommen auf den siebenten Tag des Passahs (5.Mo 16), was mir in demselben Sinne zu liegen scheint. Das Laubhüttenfest konnte nicht in der Wüste gefeiert werden. Um es feiern zu können, mußte das Volk im Besitz des Landes sein, was klar ist. Es muß auch bemerkt werden, daß es von Josua bis Nehemia (Neh 8, 17) niemals nach den Vorschriften des Gesetzes gefeiert wurde. Israel hatte vergessen, daß sie in der Wüste Fremdlinge gewesen waren. Freude ohne dieses Gedenken führt zum Ruin, der wahre Genuß der Segnung führt dazu.

Es wird bemerkt werden, daß alle diese Feste genaugenommen Vorbilder von dem sind, was auf Erden getan wird, und zwar in Verbindung mit Israel, wenn wir nicht den achten Tag des Laubhüttenfestes ausschließen. Die Periode der Kirche als solche ist die Zeitspanne von Pfingsten bis zum siebenten Monat. Gewiß können uns die zwei ersten zugute kommen, und sie tun es auch; historisch betrifft dieses Vorbild Israel.

Fußnoten

  • 1 Ich füge hinzu, um den Sinn dieses Ausdrucks zu geben, daß das mit „Fest“ übersetzte Wort eine festgesetzte oder bestimmte Zeit bedeutet, die infolgedessen nach Jahresablauf wiederkehrte. Die Serie der Feste umfaßte das ganze Jahr, insofern sie regelmäßig in jedem darauffolgenden Jahr wiederkehrten. Das zeigt auch den Unterschied des Sabbats, der Ruhe Gottes - hier nur in bezug auf die Schöpfung, und ich darf hinzufügen - auf den Neumond, der zweifellos ein Sinnbild von der Wiederherstellung Israels ist. Der große Neumond war im siebenten Monat.
  • 2 Der Gedanke bei diesen Festen ist, daß Gott Sein Volk in einer heiligen Versammlung um Sich versammelt. Die Festversammlungen waren also das Versammeln des Volkes Gottes um Ihn, und im einzelnen die Wege Gottes, indem Er sie also versammelt. Daher die Unterscheidung in diesem Kapitel. Es ist augenscheinlich, daß der Sabbat, die Ruhe Gottes, das große Versammeln des Volkes Gottes um Ihn als den Mittelpunkt des Friedens und der Segnung sein wird. Somit ist der Sabbat wahrhaftig eine heilige Versammlung, eine Festversammlung. Er steht aber augenscheinlich für sich und getrennt von den Mitteln und Vorgängen, die das Volk versammelten. Deshalb finden wir, daß er am Anfang erwähnt und zu den heiligen Versammlungen gezählt wird; dann beginnt der Geist Gottes von neuem (Vers 4) und gibt die Festversammlung und umfaßt alle Wege Gottes beim Versammeln Seines Volkes, läßt aber den Sabbat aus. Beim Berechnen der Feste darf man das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote als eins bezeichnen, denn beide fanden zur selben Zeit statt und wurden zusammen betrachtet; oder wenn der Sabbat gesondert betrachtet wird, können sie als zwei Feste gelten. Beides wird im Worte gefunden.
  • 3 Beim Durchgehen ist es gut zu beachten, daß uns diese Formel in den fünf Büchern Moses die wahre Einteilung der Gegenstände gibt. Manchmal wenden sich die Anweisungen an Aaron, was irgendwelche innere Beziehungen voraussetzt, die sich auf das Bestehen des Priestertums gründen - manchmal an Mose und Aaron. In diesem Falle sind es nicht bloß Mitteilungen und Gebote, um Beziehungen aufzunehmen, sondern auch Anweisungen zum Ausüben der auf diese Weise festgesetzten Funktionen. Infolgedessen haben wir in 3. Mo 10, ich glaube zum erstenmal: „Jehova redete zu Aaron“; Kapitel 3. Mo 11 zu „Mose und Aaron“, weil, während diese Stelle von Geboten und Anordnungen handelt, die zum erstenmal gegeben werden, es auch um das Unterscheidungsvermögen geht, das sich aus der bestehenden Beziehung zwischen Gott und dem Volke ergibt und wobei das Ausüben des Priestertums begann. Diese allgemeinen Grundsätze werden uns helfen, das Wesen der Mitteilungen Gottes an Sein Volk zu verstehen (siehe Kapitel 3. Mo 13). Kapitel 3. Mo 14 bis zu Vers 32 besteht einfach aus Anordnungen, was das Priestertum zu tun hat; in Vers 33 wird wieder priesterliches Unterscheidungsvermögen ausgeübt.
  • 4 Hier werde ich einige Worte über den Sabbat hinzufügen und sie den geistlichen Gedanken meiner Brüder unterstellen. Es ist gut, dem Worte unterwürfig zu sein. Erstens wurde das Volk Gottes durch die Teilnahme an Seiner Ruhe ausgezeichnet, es war ihr besonderes Vorrecht. Das Herz des Gläubigen hält das fest, welches Zeichen Gott diesbezüglich auch gegeben haben mag (Heb 4). Gott hatte ihn am Anfang festgesetzt, es scheint aber nicht so, daß der Mensch jemals einen Anteil daran genossen hätte. Er wirkte nicht bei der Schöpfung, noch wurde er zum Arbeiten und Mühen in den Garten Eden gesetzt; wohl sollte er ihn bebauen und bewahren, er hatte aber wirklich nichts anderes zu tun, als beständig zu genießen. jedenfalls wurde dieser Tag von Anfang an geheiligt. Später wurde der Sabbat zum Gedenken an die Befreiung aus Ägypten gegeben (5. Mo 5,15), und die Propheten bestehen besonders auf diesem Punkt - daß der Sabbat als ein Zeichen des Bundes gegeben wurde (Hes 20; 2. Mo 31,13). Es war klar, daß dies nur das Unterpfand des Wortes war: „Mein Angesicht wird mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben“ (2. Mo 31,13; 33,14; 3. Mo 19,30). Er ist ein Zeichen dafür, daß das Volk Gott geheiligt ist (Hes 20,12.13-16.20; Neh 9,14; vgl. Jes 56,2-6; 58,13; Jer 17,22; Klgl 1,7; 2,6; Hes 22,8; 23,38; 44,24). Außer diesen Schriftstellen sehen wir, daß jedesmal, wenn Gott irgendeinen neuen Grundsatz oder eine Form der Beziehung mit Sich gab, so wird der Sabbat immer hinzugefügt; so war es in Gnaden zu Israel (2. Mo 16,23), als Gesetz (2. Mo 20,10). Außer dem Vers, mit dem wir uns beschäftigen, siehe auch 2. Mo 31,13.14; 34,21; dann werden sie durch die Langmut Gottes dank Vermittlung (Kap. 2. Mo 35,2) wiederhergestellt und stehen in dem neuen Bund von 5. Mose, was schon in dieser Stelle angeführt wird. Diese Bemerkungen zeigen uns die gründliche und wesentliche Bedeutung des Sabbats als des Gedankens Gottes und als eines Zeichens der Beziehung zwischen Seinem Volke und ihm, obwohl er an sich nur ein Zeichen, eine Festlichkeit war, nicht aber ein moralisches Gebot; denn die Sache bedeutete, Gott in Seiner Ruhe zugesellt zu sein, und dies gehört zu dem höchsten Wesen der Wahrheit, indem das Herz mit Gott verbunden wird. Wenn dies aber äußerst wichtig ist, so ist es von gleicher oder von viel höherer Wichtigkeit, sich daran zu erinnern, daß der Bund zwischen Gott und dem jüdischen Volke für uns vollkommen beseitigt ist und daß das Zeichen dieses Bundes uns nicht gehört, obwohl die Ruhe Gottes uns immer noch ebenso kostbar ist, ja noch kostbarer; daß unsere Ruhe nicht in der Schöpfung liegt - eine Ruhe, von welcher der siebente Tag ein Zeichen war; und überdies (was noch wichtiger ist), daß der Herr Jesus Herr des Sabbats ist, eine äußerst wichtige Bemerkung in bezug auf Seine Person, und wäre nichtssagend, wenn Er nichts in bezug auf den Sabbat tun wollte; und daß Er es tatsächlich völlig unterließ, den Sabbat in der Bergpredigt zu erwähnen, wo Er so kostbar die für das Reich passenden Grundsätze zusammenfaßte und auch den Namen des Vaters hinzufügte, auch die Tatsache eines leidenden Messias; und die Offenbarung der himmlischen Belohnung, wie Er aus den Grundsätzen Seines Reiches ein Ganzes macht, und daß Er überall die Gedanken der Juden betreffs dieses Punktes durchkreuzte - ein Umstand, über den die Evangelisten (d. h. der Heilige Geist) sorgfältig berichtete. Den Sabbat selbst verbrachte Jesus in einem Zustande des Todes, ein schreckliches Zeichen von der Stellung des Juden in bezug auf ihren Bund - für uns ist es der Ursprung weit besserer Dinge. Mit viel Mühe hat man zu beweisen versucht, daß der siebente Tag tatsächlich der erste sei. Eine einzige Bemerkung zertrümmert den ganzen errichteten Bau, und zwar, daß das Wort Gottes diesen letzten Tag in Gegensatz zu dem siebenten, den ersten nennt. Was ist dann der erste Tag? Für uns ist es der Tag aller Tage - der Tag der Auferstehung Jesu, durch Den wir zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren sind, der die Quelle all unserer Freude ist, unsere Rettung und das, was unser Leben kennzeichnet. Somit werden wir die Ruhe Gottes in der Auferstehung finden. In dieser Welt beginnen wir moralisch unser geistliches Leben mit der Ruhe, anstatt sie am Ende unserer Bemühungen zu finden. Unsere Ruhe liegt in der neuen Schöpfung; nach Christo, der ihr Haupt ist, sind wir der Anfang dieser neuen Zeitverwaltung. Es ist also klar, daß die Ruhe Gottes in unserem Falle nicht mit dem Zeichen der Ruhe der Schöpfung hienieden verbunden sein kann. Haben wir im Neuen Testament die Macht, den ersten Tag der Woche von den anderen zu unterscheiden? Für mein Teil bezweifle ich das nicht. Gewiß haben wir nicht solche Gebote wie die des alten Gesetzes; sie würden dem Geist des Evangeliums der Gnade ganz entgegengesetzt sein. Der Geist Gottes hat aber verschiedentlich den ersten Tag der Woche ausgezeichnet, obwohl wir diesem Tag auf eine dem Wesen der Haushaltung entgegengesetzte Weise nicht verpflichtet sind. Indem der Herr an diesem Tage nach Seiner Verheißung auferstanden ist, erscheint Er inmitten Seiner nach Seinem Worte versammelten Jünger; in der folgenden Woche tut Er dasselbe. In der Apostelgeschichte wird der erste Tag der Woche als der Tag vermerkt, an dem sie sich versammelten, um das Brot zu brechen. In 1. Korinther 16 werden Christen ermahnt, an jedem ersten Tage der Woche von dem, was sie verdient hatten, bei sich zurückzulegen. In der Offenbarung wird er direkt der Tag des Herrn genannt, d. h. er wird durch den Heiligen Geist durch einen unterschiedlichen Namen direkt bezeichnet. Ich bin mir wohl dessen bewußt, daß man versucht hat, uns einzureden, daß Johannes davon spricht, daß er im Geiste im Tausendjährigen Reich war. Es gibt aber zwei verhängnisvolle Einwände gegen diese Auslegung. Erstens sagt das Griechische etwas ganz anderes, und es gebraucht dasselbe Wort, das für das Abendmahl des Herrn gebraucht wird - das herrschaftliche Abendmahl, der herrschaftliche Tag. Wer kann den Sinn eines solchen Ausdrucks bezweifeln, oder infolgedessen nicht zugeben, daß der erste Tag der Woche vor den anderen ausgezeichnet wurde (wie auch das Abendmahl des Herrn vor anderen Abendessen ausgezeichnet wurde), und zwar nicht als ein auferlegter Sabbat, sondern als ein Tag des Vorrechts? Die Erörterung aber, welche beweisen soll, daß sich dies auf das Tausendjährige Reich bezieht, ist auf einen total falschen Gedanken begründet, insofern als nur ein minimaler Teil der Offenbarung von dem Tausendjährigen Reiche spricht. Das Buch spricht von Dingen, die dem Tausendjährigen Reich vorausgehen, und an der Stelle, wo sich dieser Ausdruck befindet, wird er ganz und gar nicht erwähnt, sondern da ist die Rede von den bestehenden Kirchen, welchen prophetischen Charakter sie auch haben mochten. Wenn wir uns also an das Wort Gottes halten, sind wir gezwungen zu sagen, daß der erste Tag der Woche im Worte Gottes als der Tag des Herrn ausgezeichnet wird. Wenn wir die Autorität des Sohnes des Menschen bewahren wollen, so sind wir auch gezwungen zu sagen, daß Er über dem Sabbat steht - Er ist „der Herr des Sabbats“. Wenn wir also für uns die Autorität des jüdischen Sabbats als solchen bewahren wollen, laufen wir Gefahr, die Autorität, die Würde und die Rechte des Herrn Jesu Selbst zu verleugnen und auch den alten Bund wieder aufzurichten, dessen betontes Zeichen er war, nämlich nach Ruhe als Ergebnis der Mühe unter dem Gesetz zu streben. Je mehr die wahre Bedeutung des Sabbats, des siebenten Tages empfunden wird, desto mehr werden wir die Wichtigkeit der Überlegung empfinden, daß nicht mehr der siebente Tag für uns Vorrechte enthält, sondern der erste Tag der Woche. Laßt uns aber andererseits vorsichtig sein, daß wir, weil wir nicht mehr unter Gesetz, sondern unter der Gnade stehen, den Begriff der Ruhe nicht nur der Ruhe des Menschen, sondern der Ruhe Gottes nicht schwächen - das ist nämlich ein herrschender Gedanke in der ganzen Offenbarung Seiner Beziehung zum Menschen. Die endgültige Ruhe für uns ist die Ruhe von geistlicher Mühsal inmitten des Bösen, nicht bloß Ruhe von der Sünde; es ist eine Ruhe, die wir mit Ihm als Mitarbeiter genießen werden, der gesagt hat: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“
  • 5 Es gibt drei Punkte, die wir uns hier diesbezüglich merken können. Zuerst betrachtet uns Gott in Kolosser 3 als mit Christo gestorben (in Kolosser auch als auferstanden), in Römer 6 betrachten wir uns als der Sünde gestorben, und nicht in Adam lebend, sondern durch Ihn; in 2. Korinther 4 wird das praktisch ausgeführt: Allezeit das Sterben Jesu am Leibe umhertragend, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde. Der Epheserbrief steht auf anderem Boden: da sind wir nicht solche, die der Sünde gestorben sind, sondern solche, die in Sünden tot waren, und dann ist dort eine völlig neue Schöpfung. Die unumschränkte Gnade hat uns durch dieselbe Kraft, die Christum aus dem Grabe zum Throne Gottes erhob, in Christo gesetzt.
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