Hilfe für den Glaubensweg

Der Mann der Schmerzen

Hilfe für den Glaubensweg

„Ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut.“ Jesaja 53,3

Wenn ich Dein Leben hier betrachte,
so bin ich innerlich bewegt, Du treuer Herr!
Ich sinne nach, Dein Weg der Liebe machte
Dich einsam hier, Du littest sehr. –

Ein Fremdling warst du hier, Du Herr der Herren,
trugst unsre Schmerzen, fühltest unsre Not.
Zu retten und zu heilen war nur Dein Begehren,
wer fasst Dein Lieben, Herr, bis in den Tod!

„Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich so an der Quelle nieder.“ – Lasst uns den Herrn betrachten, Ihn, den keiner der Fürsten dieser Welt kannte, der aber der Herr der Herrlichkeit war, ermüdet am Brunnen sitzend, durstig, und von der Welt abhängig wegen eines Trunkes Wasser – von einer Welt, die durch Ihn gemacht war und Ihn nicht kannte!

Er war die Darstellung göttlicher Liebe zu den Menschen, koste es Ihn auch, was es wolle.

Ich bete die Liebe an, die Ihn leitete, für mich zur Sünde gemacht zu werden. Da war die volle Erprobung der Liebe, die Ihn durch alles hindurch trug. Es ist von tiefer Belehrung, obgleich sehr furchtbar, da zu sehen, was der Mensch ist. Was erwarte ich von meinen Freunden, wenn ich in Not bin? Mindestens, dass sie mich nicht im Stich lassen. Sie alle ließen Ihn im Stich und flohen! Und was erwarte ich von einem Richter? Ich erwarte von ihm, dass er die Unschuld beschützt. Pilatus aber wäscht Sein Blut von seinen Händen ab und überliefert Ihn dem Volk! Was erwarte ich von einem Priester? Dass er für Unwissende und Abgeirrte Fürbitte tut. Diese aber wiegeln das Volk auf, das ruft: „Hinweg mit diesem, hinweg mit diesem!“ Ein jeder war das Gegenteil von dem, was gerecht ist; und dieser eine Mensch war nicht nur gerecht, sondern ging in göttlicher Liebe durch dies alles hindurch.

Seine Leiden müssen immer eine Tiefe bleiben, in die wir über den Rand weg mit heiliger Ehrfurcht schauen. Wenn wir in diese Tiefen blicken, können wir nur Seine Gnade rühmen und fühlen, dass niemand anders als eine göttliche Person (und eine in jeder Beziehung vollkommene) in solcher Leidenstiefe gewesen sein konnte.

Er schaute nach solchen aus, die Mitleid haben würden, aber da war keiner; Er suchte Tröster, aber Er fand keinen. Er wurde geprüft und erprobt bis zum äußersten Grad menschlichen Duldens und Leidens; er befand sich darin allein, betend in ringendem Kampf, völlig einsam. Da war keiner, der mit Ihm fühlte; Maria von Bethanien war die Einzige; aber was die übrigen betrifft, so hatte nie einer Mitgefühl für Ihn. Und doch gab es nie einen Menschen, mit dem Er nicht Mitgefühl gehabt hätte, wenn er dessen bedurfte.

Keiner von uns kann ergründen, was es für den Einen war, der stets im Schoß des Vaters weilte, in Seiner Seele zu empfinden, dass Er als Mensch von Gott verlassen war.

In dem Maß, in dem Er wusste, was es war, heilig zu sein, fühlte Er, was es war, vor Gott zur Sünde gemacht zu sein. In dem Maß, in dem Er die Liebe Gottes kannte, fühlte Er, was es war, von Gott verlassen zu sein.

Er ist die Auferstehung und das Leben. Wie wunderbar, dass Er, der Gebieter über den Tod, selbst für uns in den Tod geht!

Er hat uns zu teuer erkauft, als dass Er uns wieder aufgeben könnte.

Du ließest, gnadenreicher Herr,
dein Antlitz einst verspeien.
Wie wird bei Deiner Wiederkehr
Dein Anblick uns erfreuen!

Wie werden dann, vereint mit Dir,
Dich preisen unsre Herzen
dort, wo bei Deiner Wiederkehr
auch enden alle Schmerzen.

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