Was ist Lästerung gegen den Heiligen Geist?

Was ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist? Wer kann diese Sünde tun? Kann sie heute noch geschehen?

Bibelstelle(n): Matthäus 12,22-32; Markus 3,22-30; Lukas 12,10; 11,14-23

Was ist die Lästerung gegen den Heiligen Geist?

Wir lesen von der Lästerung gegen den Heiligen Geist in Matthäus 12,22-32 und Markus 3,22-30. In Lukas 12,10 (s.a. Lk 11,14-23) wird sie auch kurz erwähnt. Zunächst müssen wir beachten, dass an diesen Stellen nicht von einer Sünde gegen den Heiligen Geist die Rede ist, sondern von der Lästerung gegen den Heiligen Geist, genauer gesagt,  gegen das Wirken des Heiligen Geistes. Wenn nicht die Lästerung gemeint wäre, sondern die Sünde, wären wir wohl alle verlorene Sünder und hätten nicht errettet werden können. Jede Sünde die geschieht, ist gegen Gott gerichtet (vgl. Ps 51,6), und damit auch gegen den Geist, denn er ist Gott. Mit dieser speziellen Sünde aber ist das Verlästern des Wirkens des Geistes gemeint. Dazu sagt der Herr, dass sie nicht vergeben werden kann in Ewigkeit.

Was ist nun genau diese Sünde der Lästerung gegen den Heiligen Geist? Schauen wir uns dazu einmal die Stelle in Matthäus 12 an. Der Herr Jesus hatte durch die Kraft des Geistes einen Besessenen, der blind und stumm war, geheilt. Das Volk erkannte, dass er der Gesandte Gottes war, der verheißene Messias, der „Sohn Davids", wie es in Vers 23 heißt. Sie wussten, dass der Messias nicht nur Frieden und Gerechtigkeit bringen würde, sondern auch alles Leid und alle Krankheit heilen würde, wie es zum Beispiel in Jesaja 35,5 prophezeit ist: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jubeln wird die Zunge des Stummen." Genau das hatten sie hier gesehen. Deswegen sagt der Herr Jesus auch in Vers 28, dass das Reich Gottes zu ihnen gekommen sei. Auch die Pharisäer und die Schriftgelehrten erkannten ihn als den Messias, wollten ihn aber als solchen nicht akzeptieren. Kurz vorher, in Vers 14, lesen wir, dass sie ihn umbringen wollten. Sie sahen ihre eigene Herrschaftsposition über das Volk in Gefahr und wollten den Herrn deswegen in ein schlechtes Licht rücken. So erdreisteten sie sich also zu sagen, dass der Herr den Dämon des Besessenen nicht durch die göttliche Kraft des Heiligen Geistes ausgetrieben hätte, sondern - und das muss das Volk äußerst abgeschreckt haben - durch die Kraft Satans, der in Vers 24 „Beelzebul, der Fürst der Dämonen" genannt wird. Statt des Wirkens des Geistes sollte es also das Wirken des Teufels gewesen sein. Das war eine schwere Lästerung.

Wer kann diese Sünde tun?

Als Erstes möchte ich darauf hinweisen, dass es in den eingangs erwähnten Stellen nicht darum geht, dass Gläubige diese Sünde begehen und für ewig verloren gehen könnten. Die Schrift zeigt deutlich, dass unsere Sünden bereits vergeben sind und wir durch das Werk des Christus bereits gerechtfertigt sind. In 1. Korinther 6,10 schreibt Paulus den Korinther (die ja nicht gerade ein Paradebeispiel für den verwirklichten Glauben waren): „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus". Gerade auch die Segnung, dass wir wiedergeboren, von neuem geboren, sind (1. Pet 1,23; u.a.) macht deutlich, dass wir bereits in das ewige Leben übergegangen sind, dass wir es bereits erhalten haben. Und das kann uns niemand mehr rauben (Joh 10,28; Röm 8,31-39)! Der Heilige Geist selbst wohnt in uns und wird in Ewigkeit bei uns bleiben (Joh 14,16). Sollte Gott seinem Wort nicht treu sein? Wenn er in Johannes 1,12 sagt, dass alle, die an Jesus Christus glauben, das Recht haben, Kinder Gottes zu sein, wie könnte er uns dann doch wieder verdammen? Nein, wir sind gerechtfertigt durch das Werk des Herrn Jesus, und dafür dürfen und sollten wir Gott sehr dankbar sein!

Die Sünde der Lästerung des Geistes bezieht sich auf solche, die noch nicht errettet sind. Ich glaube, dass Menschen, die diese Sünde begehen würden, generell den Herrn Jesus und auch Gott genauso krass verwerfen, wie es die Pharisäer getan haben. Sie sind in ihren Herzen verstockt und haben sich dadurch selbst von der Gnade Gottes abgewandt. Das ist aber ihre eigene Schuld. Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim 2,4) und redet zu jedem Menschen mindestens zwei oder drei Mal, um ihn zur Umkehr zu führen (Hiob 33,29.30). Er möchte nicht, dass ein Mensch in seinen Sünden stirbt (Hes 18,23). Wenn er sich aber kontinuierlich Gottes Angebot der Gnade widersetzt, es bewusst und willentlich ablehnt, oder sogar wie die Pharisäer und Schriftgelehrten dagegen laut wird, dann verhärtet sich sein Herz und es geschieht wohl nur selten, dass eine solche Seele zu Reue und Umkehr kommt. Als das Volk Israel in Ägypten war und Gott es aus dem Land herausführen wollte, redete Gott durch Mose mehrere Male zu dem Pharao. Dieser weigerte sich aber immer wieder, sie ausziehen zu lassen, und zum Schluss lesen wir, dass Gott selbst sein Herz verstockte (2. Mo 10,1). Gott hatte wiederholt zu ihm gesprochen, aber als er sich beständig weigerte, verstockte Gott selbst sein Herz.

Eine solche Herzenseinstellung lag auch bei den Pharisäern vor und ich glaube, dass sie generell notwendig ist, um die Sünde der Lästerung des Geistes zu begehen.

Wir finden eine ähnliche Situation in Hebräer 6,4-6. Dort ging es zwar um Juden, die Christus zunächst (äußerlich) angenommen hatten, dann aber wieder zu dem Judentum, zum Gesetz zurückgekehrt waren. Aber auch von ihnen sagt der Schreiber des Briefes, dass es für sie unmöglich sei, zur Buße zurückzukehren. Sie hatten erkannt, dass Christus der Sohn Gottes war, verwarfen ihn dann aber wieder. Sie hatten ihn nicht in ihre Herzen aufgenommen und kein ewiges Leben erhalten. Wie sollten diese dann noch errettet werden? Wenn sie den Sohn Gottes als solchen erkannt, dann aber wieder verworfen hatten, konnten sie nicht mehr zur Buße gelangen.

Kann sie heute noch geschehen?

Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Viele sagen, es wäre unmöglich, weil der Herr Jesus nicht mehr auf der Erde ist. Es wäre nur damals möglich gewesen, als er auf der Erde lebte, und im Tausendjährigen Reich, wenn er hier regiert. Sie setzen also die Anwesenheit des Herrn als Bedingung voraus. Diese Aussage leitet sich aus dem Halbsatz: „weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen" ab. Als Gegenargument könnte angeführt werden, dass damit die Gnadenzeit nicht zwingend ausgeschlossen ist, denn sonst müsste hier ausdrücklich stehen, dass die Lästerung in anderen Haushaltungen vergeben werden könne. Daneben richtet sich die Lästerung ausdrücklich gegen den Heiligen Geist, nicht gegen den Herrn Jesus (s. Mt 12,32; Lk 12,10). Der Geist wirkte in der Person des Herrn auf der Erde; heute ist er auch auf der Erde, und zwar in der Gemeinde und in jedem wahren Gläubigen persönlich (1. Kor 3,16; 6,19; Eph 2,22). Wenn die Lästerung gegen den Geist geschieht, dann muss dieser also anwesend sein und wirken. Der Herr Jesus ist heute im Himmel zur Rechten Gottes und er wirkt durch die Versammlung, die sein Leib ist. Gerade in der Anfangszeit der Christen hat der Geist Gottes viele Zeichen und Wunder bewirkt (Apg 2,4.43; 3,1-10; 5,12; usw.), zur Bestätigung der neu angebrochenen Gnadenzeit. Warum sollte eine Lästerung dieses Wirkens nicht auch eine Lästerung des Geistes sein? Wir lesen aber nicht davon, dass es geschehen sei.

Heute befindet sich die Christenheit in einem Zustand des Verfalls. Die Autorität Gottes und seines Wortes wird von vielen Christen nicht mehr anerkannt und noch weniger haben ein Verständnis in Bezug auf das Wirken des Heiligen Geistes. Niemand von uns wird behaupten können, dass er dem Herrn absolut treu nachfolgt und dem Geist die volle Führung seines Lebens überlässt (was natürlich trotzdem unser Ziel sein sollte!). Die Zeit der Zeichen und Wunder ist heute nicht mehr, sie war zur Bestätigung der anfangenden Gnadenzeit, zur Bestätigung, dass Gott durch die Apostel und Propheten redete. Unter diesen Gesichtspunkten fällt es mir schwer, anzunehmen, dass heute noch eine Lästerung des Geistes geschehen kann, weil die Offenbarung des Geistes einfach nicht mehr in der klaren und offensichtlichen Weise vorhanden ist, wie sie es zur Zeit des Herrn und zur Anfangszeit der Christen war.

Zusammenfassung

Eine Lästerung gegen den Heiligen Geist geschieht heute wohl nicht mehr, obwohl sie vom Prinzip her vielleicht noch möglich ist. Die Tatsache, dass es eine Sünde gibt, die nicht vergeben werden kann, ist noch kein Beweis dafür, dass Gläubige verloren gehen könnten. Das Wirken des Heiligen Geistes wird durch die Fehler der Gläubigen vielfach gedämpft, so dass eine direkte Lästerung gegen den Geist heute kaum denkbar ist, weil er sich nicht mehr in der klaren Form offenbaren kann, wie zur Zeit des Herrn.

Abschließend sei noch daran erinnert, dass wir unmöglich beurteilen können, ob jemand die Sünde der Lästerung des Geistes getan hat oder nicht. Das kann allein Gott, weil nur er in das Herz eines Menschen hineinschauen kann.


Online seit dem 14.07.2009.