Ist die Taufe notwendig zur Errettung?

Bibelstelle(n): Matthäus 28,19-20; Markus 1,4; 16,16; Lukas 3,3; Apostelgeschichte 2,38; 22,16; Römer 6,3-11; 1. Korinther 10,1-2; 1. Petrus 3,21

1. Was bedeutet die Taufe?

Um die gestellte Frage zu beantworten, müssen wir zuerst einmal herausfinden, was die Taufe überhaupt bedeutet. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn der Leser die angeführten Bibelstellen einmal selbst nachliest. Danach können wir dann leichter verstehen, ob die Taufe zur Errettung notwendig ist, oder nicht. Unter dem Begriff „Errettung“ ist hierbei die ewige Errettung einer Seele von dem ewigen Gericht Gottes gemeint.1

1.1. Mit Christus Gestorbensein

In Römer 6,3–11 heißt es, dass der Gläubige auf den Tod Christi getauft wird. Christus ist stellvertretend für uns in den Tod gegangen. Er wurde Mensch, um unsere Sünden zu tragen und zu sterben. Das Untertauchen ins Wasser bei der Taufe spricht bildlich von seinem Begräbnis.2 Wer sich taufen lässt, bezeugt dadurch, dass sein alter Mensch (oder sein altes Leben) mit Christus gestorben ist. Durch den Tod Christi sind wir von unseren Sünden freigesprochen und durch seine Auferstehung haben wir ein neues, ewiges Leben erhalten.

1.2. Trennung von der Welt des Bösen

In 1. Korinther 10,1–2 wird das Bild der Taufe für einen weiteren Aspekt verwendet: die Trennung von der Welt des Bösen. Hier heißt es, dass Israel „auf Mose getauft wurde in der Wolke und in dem Meer“ (V. 2). Mit dem Meer ist das Rote Meer gemeint, durch das Israel nach seinem Auszug aus Ägypten zog (2. Mo 14). Der Pharao und sein Kriegsheer – ein Bild des Teufels und seiner Engel – versuchten, das Volk zu erreichen und zurückzuholen. Gott spaltete das Meer, so dass Israel hindurchziehen konnte, und stellte die Wolkensäule genau zwischen das Volk und den Pharao. Nach dem Durchzug durch das Meer brachen die Wasserwände wieder zusammen und vernichteten das Heer des Pharao. Mit der Wolkensäule und dem Meer wurde also eine Trennung zwischen Israel und dem Pharao hergestellt. Genauso ist auch heute der Gläubige aus dem Machtbereich Satans gerettet und in den Segensbereich Gottes eingeführt (Kol 1,13).

1.3. Öffentliches Bekenntnis, ein Jünger Jesu geworden zu sein

Als Letztes sei noch genannt, dass die Taufe das öffentliche Bekenntnis davon ist, dass ein Mensch ein Jünger von Jesus Christus geworden ist. Bevor der Herr in den Himmel auffuhr, beauftragte er seine Jünger: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19–20). Der erste Schritt, ein Jünger zu werden ist, getauft zu werden. Sie ist eine öffentliche Bezeugung, dass ein Mensch sich zu Christus gewandt hat, der von der Welt verachtet, gekreuzigt und umgebracht wurde, und dass er sich mit diesem Christus identifiziert.

2. Ist die Taufe notwendig zur Errettung?

Wie im vorigen Abschnitt ersichtlich wurde, hat die Taufe einen sehr starken bildlichen Charakter. Hinter ihr verbirgt sich viel mehr, als nur eine bloße Handlung. Aber es sollte auch klar sein, dass die Taufe an sich nicht die ewige Errettung der Seele bewirkt. Im Folgenden werden einige weitere Gründe genannt, warum die Taufe nicht zur Errettung, der ewigen Sündenvergebung, notwendig ist.

  • Die Bibel macht an sehr vielen Stellen deutlich, dass ein Mensch allein aus Glauben errettet wird (Joh 3,14–18.36; 5,24; Apg 16,31; Röm 3,21–26; u.a.), nicht aus Werken (Eph 2,8–9; Röm 3,20; 4,5; Gal 2,16; u.a.). Die Taufe selbst ist eine äußere Handlung und deswegen kann sie nicht für die Ewigkeit retten. Es ist sogar möglich, dass Ungläubige getauft werden – diese werden dadurch genauso wenig errettet (siehe z.B. Simon, den Zauberer in Apg 8,9–24).
  • Das konkrete Beispiel des Verbrechers, der neben dem Herrn Jesus gekreuzigt wurde, zeigt, dass die Taufe nicht zur Errettung notwendig ist (Lk 23,39–43). Im letzten Moment bat er den Herrn noch um Vergebung. Er hing bereits an einem Kreuz und konnte somit überhaupt nicht mehr getauft werden. Trotzdem hat ihm der Herr versprochen: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (V. 43).
  • Ein weiteres Beispiel zeigt, dass Gläubige bereits vor der Taufe errettet sind. In Apostelgeschichte 10,44–48 lesen wir von Kornelius und seinen Freunden und Verwandten, dass sie den Heiligen Geist empfangen haben. Dies ist ein Kennzeichen der Errettung (Eph 1,13). Erst daraufhin befiehlt Petrus, dass sie getauft würden.
  • Interessant ist es auch zu sehen, dass Paulus, der große Apostel der Nationen, selbst gar nicht (oder nur selten) taufte (1. Kor 1,14–17). Was wäre das für ein Missionar, der den Menschen zwar das Evangelium verkündigte, aber dann gar nicht taufte, wenn die Taufe tatsächlich zur ewigen Errettung notwendig wäre.

3. Schwierige Bibelstellen

3.1. Markus 1,4; Lukas 3,3 und Apostelgeschichte 2,38

In Apostelgeschichte 2,38 heißt es: „Tut Buße, und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden.“ Hier könnte man bei einem oberflächlichen Lesen einen Widerspruch zu dem bisher Gesagten sehen. Dieser löst sich allerdings, wenn man sich über die Bedeutung des Wortes „Vergebung“ klar wird. Wenn es in den oben genannten Stellen heißt: „taufen zur Vergebung der Sünden“, dann bezieht sich das auf die Vergebung der Sünden im Blick auf die Stellung als Mensch auf der Erde. Einige Verse weiter heißt es, dass Petrus sagte: „Lasst euch retten von diesem verkehrten Geschlecht! Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft“ (Apg 2,40.41). Das Wort „retten“ bezieht sich hier auf die Rettung von der umgebenden, ungläubigen Welt. Solange man sich noch in der Mitte dieses „verkehrten Geschlechts“ befand, stand man mitten unter den Ungläubigen. Erst durch den Schritt der Taufe wurde man äußerlich sichtbar von „diesem verkehrten Geschlecht“ gerettet. Es ist tatsächlich die Trennung von der Welt des Bösen (s. o. Pkt. 1.2.). Der Getaufte steht nicht mehr auf der Seite der Welt, sondern auf der Seite des gestorbenen Erretters Jesus Christus, auf dessen Tod er getauft ist. Die Taufe ist also ein „Stellungswechsel“ des Menschen auf der Erde. Das bedeutet: Es handelt sich bei der Sündenvergebung durch die Taufe um eine „administrative“ Vergebung, ähnlich der Vergebung, die die Versammlung jemandem schenkt, der nach einem Ausschluss wieder zum Brotbrechen zugelassen wird (vgl. 2. Kor 2,10).

3.2. Markus 16,16

Bei dieser Stelle muss beachtet werden, dass der zweite Teil des Verses ganz klar sagt, auf welches Kriterium es für die ewige Errettung ankommt: den Glauben. Wäre die Taufe für die ewige Errettung tatsächlich nötig, dann müsste es hier auch heißen: Wer aber glaubt und nicht getauft wird, wird verdammt werden. So steht es hier aber nicht, sondern es wird nur der Glaube genannt. Glaube und Taufe werden in diesem Vers aber eng verbunden; inwiefern die Taufe doch rettet, siehe dazu die Bemerkungen zu 1. Petrus 3,21 (s.u.).

3.3. Apostelgeschichte 22,16

„Lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst.“ Zu dieser Stelle seien nur zwei Punkte angemerkt: Erstens wird der Ausdruck „Sünden abwaschen“ bildlich für die Vergebung und Reinigung verwendet. Zweitens steht das Abwaschen der Sünden in Verbindung mit dem Anrufen des Namens des Herrn, d.h. dem äußerlichen Bekenntnis zu Ihm. Es kann also nicht dasselbe sein, was an anderen Stellen dem Blut Christi zugeschrieben wird (Off 1,5; 7,14). Es handelt sich daher ebenso wie in den vorigen Stellen um die administrative, stellungsmäßige Vergebung des Menschen auf der Erde, das Einnehmen des Platzes, wo die Wahrheit von der Vergebung der Sünden gelehrt und gekannt wird.

3.4. 1. Petrus 3,21

In dieser Stelle geht es um eine Errettung durch die Taufe. Wieder handelt es sich dabei aber nicht um die ewige Errettung, sondern um die Errettung aus dem Machtbereich des Teufels hier auf der Erde (vgl. Kol 1,13). Wer an den Herrn Jesus glaubt, ist im Hinblick auf die Ewigkeit gerettet. Aber solange er noch nicht getauft wurde, befindet er sich irdisch gesehen noch in der Stellung der Sünder. Erst die Taufe bringt ihn in die Stellung der Segnungen Gottes hier auf der Erde. Wie schon oben angeführt gebraucht auch Petrus in seiner ersten Rede einen ähnlichen Ausdruck, nachdem er die Zuhörer zur Taufe aufgefordert hat: „Lasst euch retten von diesem verkehrten Geschlecht!“ (Apg 2,40).

4. Schlussbemerkungen

An dieser Stelle wird sich der gläubige Leser vielleicht fragen, warum er sich dann taufen lassen sollte, wenn seine ewige Errettung doch gar nicht davon abhängt. Erstens ist es der ausdrückliche Wunsch des Herrn – das allein sollte schon Grund genug sein (Mt 28,19). Zweitens ist es der erste Schritt zur Jüngerschaft. Erst durch die Taufe wird ein Gläubiger hier auf der Erde in Gottes Segensbereich eingeführt.

Die Apostelgeschichte schildert uns auch eine Vielzahl an Bekehrungen, bei denen die Betreffenden unverzüglich getauft wurden:

  1. Die Zuhörer der ersten Predigt des Petrus in Jerusalem (Apg 2,37–41).
  2. Die durch Philippus Gläubiggewordenen in Samaria (Apg 8,4–12).
  3. Der Kämmerer aus Äthiopien (Apg 8,26–38).
  4. Saulus (Apg 9,1–19).
  5. Kornelius, seine Freunde und Verwandten (Apg 10).
  6. Lydia, die Purpurhändlerin (Apg 16,11–15).
  7. Der Kerkermeister (Apg 16,23–34).
  8. Die durch Paulus Gläubiggewordenen in Korinth (Apg 18,8).

Online seit dem 28.11.2008. Zuletzt bearbeitet am 29.06.2020.

Fußnoten

  • 1 Es gibt verschiedene Arten der Errettung in der Bibel, z.B. Errettung von den Sünden (Mt 1,21), Errettung aus der Gewalt der Finsternis (Kol 1,13), Errettung von dem kommenden Zorn (1. Thes 1,10) oder „Errettung von schlechten und bösen Menschen“ (2. Thes 3,2).
  • 2 Das griechische Wort für „taufen“ (baptizo) bedeutet „eintauchen, untertauchen“. Ein bloßes Besprengen mit Wasser wird also weder dem biblischen Begriff, noch der symbolischen Bedeutung gerecht.