Fragen zu Errettung und sündigem Leben.

1. Kann ein Gläubiger, d.h. ein Mensch, der wirklich bekehrt ist, wieder verloren gehen?
2. Wenn aber nun jemand, der errettet zu sein bekennt, in der Sünde lebt, was dann?
3. Kann der Heilige Geist in einem Herzen wohnen, das sich bösen und unreinen Gedanken hingibt?
4. Ist es nicht böse zu sagen, dass es auf den Wandel des Erretteten nicht mehr ankommt?

Bibelstelle(n): Römer 6,1-2; Johannes 5,24; 10,27-29; Römer 8,13; 1. Johannes 1,6; 1. Korinther 6,19; 2. Korinther 7,1; 1. Johannes 5,18; Jakobus 3,2; 2. Timotheus 2,19; Galater 6,7

Kann ein Gläubiger, d.h. ein Mensch, der wirklich bekehrt ist, wieder verloren gehen?

Nein; der Herr Jesus sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht“, und: „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie, und sie folgen mir, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie mir aus meiner Hand rauben“ (Joh 5,24; 10,27-29).

 

Wenn aber nun jemand, der errettet zu sein bekennt, in der Sünde lebt, was dann?

Wir wissen, dass die Errettung nicht nur in der Zukunft von den Folgen der Sünde, dem Tod und der ewigen Verdammnis errettet, sondern auch in der Gegenwart von der Macht und Ausübung der Sünde befreit. Die Schafe Christi hören die Stimme des guten Hirten und folgen Ihm. Wenn also jemand in Sünden lebt und dennoch sich rühmt, seiner ewigen Errettung gewiss zu sein, so sind wir aufgrund dieses unlöslichen Widerspruchs berechtigt, an der Wahrheit seines Bekenntnisses zu zweifeln, ja, ihm zu sagen, dass er auf dem Weg, den er geht, nichts anderes als Tod und Gericht zu erwarten hat.

„Wenn ihr nach dem Fleisch lebt“, ruft Paulus den gläubigen Römern zu, „so werdet ihr sterben“; und der Apostel Johannes schreibt: „Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit“ (Röm 8,13; 1. Joh 1,6). Der Gläubige kann fallen, aber er wird wieder aufstehen; die Sünde kann ihn übereilen, aber er wird wiederhergestellt werden; er kann sich verirren, aber er wird wieder zurechtgebracht werden – denn der Herr vermag völlig zu erretten, die durch Ihn Gott nahen, und wird keines der Seinen, auch nicht das Schwächste verlieren (vgl. Heb 7,25; Joh 17,12).

 

Kann der Heilige Geist in einem Herzen wohnen, das sich bösen und unreinen Gedanken hingibt?

Die Schrift sagt, dass der Leib des Gläubigen der Tempel des Heiligen Geistes ist (1. Kor 6,19), und knüpft an diese Wahrheit die ernstesten Ermahnungen zur Reinheit und Heiligkeit in Wort und Wandel. Der Gläubige ist ermahnt, sich selbst zu reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit zu vollenden in der Furcht Gottes (2. Kor 7,1). „Sich bösen und unreinen Gedanken hingeben“ ist also keineswegs der Wandel eines Christen.

Wiederum möchte ich sagen: Der Christ kann von bösen und unreinen Gedanken überfallen und geplagt werden, aber wenn es geschieht, so blickt er auf Christus, und die bösen Gedanken entfliehen. Der zu einem Christen passende Wandel wird in dem 1. Brief des Johannes einfach so beschrieben: „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an“ (1. Joh 5,18). Das ist die göttliche Seite der Frage. Wir wissen, dass sie auch eine menschliche Seite hat; aber wir müssen die menschliche Seite immer nach der göttlichen beurteilen. Wir dürfen den göttlichen Standpunkt nie auf den Boden des menschlichen erniedrigen, sondern müssen der menschlichen Seite gegenüber immer die göttliche im Auge behalten. Wenn auch geschrieben steht: „Wir alle straucheln oft“ (Jak 3,2), so dürfen wir uns doch mit nichts Geringerem als der in 1. Johannes 5,18 aufgestellten Regel zufrieden geben.

Je mehr und inniger wir auf unser vollkommenes Vorbild (Jesus) schauen, desto mehr werden wir durch die Macht des Geistes in Sein Bild verwandelt werden (2. Kor 3,18). Zu behaupten, man könne den Geist haben und sich dabei „bösen und unreinen Gedanken hingeben“, ist nichts anderes als gottlose Ungebundenheit, ein Sündigen auf Gnade hin, ein Verachten des göttlichen Geistes in uns, ja, aller göttlichen Grundsätze der Wahrheit.

 

Aber dann ist es doch böse zu sagen, wenn ein einmal Erretteter nicht mehr verloren gehen könne, komme es auf seinen Wandel nicht so sehr an; ein jeder könne leben und handeln, wie es ihm gut erscheint?

Das ist ganz gewiss sehr böse. Wer solche Fragen aufbringt, beweist, dass er noch nie wirklich verstanden hat, was wahres Christentum ist, ja, man muss ernstlich befürchten, dass er „weder Teil noch Anrecht an dieser Sache“ hat (Apg 8,21) und sich, gleich jenem Zauberer Simon, in einem höchst traurigen Zustand befindet.

Ein junger Mann hörte einmal einen Prediger sagen: „Einmal ein Kind, bleibt man immer ein Kind.“ Alles andere, was in Verbindung damit gesagt wurde, überhörte er. Leichtsinnig stürtze er sich jetzt in ein Leben der Sünde, geheim und öffentlich – ein Kind blieb er ja doch! Hatte der Prediger unrecht in dem, was er sagte? Nein.1 Aber der junge Mann beging ein großes Unrecht in dem, was er tat. Was würde man von einem Sohn sagen, der folgendermaßen überlegte: „Einmal ein Kind, immer ein Kind! Also kann ich tun und lassen, was ich will, egal ob ich das Herz meines Vaters aufs tiefste dadurch verwunde und Schande auf seinen Namen bringe“? – Wäre eine solche Sprache nicht schrecklich?

„Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf dass die Gnade überströme? Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?“ (Röm 6,1.2.)

Wenn ein Mensch wirklich die Gnade und Liebe Gottes geschmeckt hat, so liebt er die Heiligkeit Gottes und pflegt sie. Die Regungen der alten Natur werden von ihm nicht entschuldigt oder gar gutgeheißen, sondern bekämpft, und er kann dabei auf die Gnade Gottes rechnen. Im entgegengesetzten Fall aber lästert er tatsächlich den Namen Christi, indem er bekennt, ein Christ zu sein, und sich dabei in der Sünde wälzt. Ein solches Verhalten bei solchem Bekenntnis schließt in sich, dass Christus ein Diener der Sünde sei.

Wir müssen alles an der Wahrheit Gottes messen und beurteilen und die Waage des Heiligtums gebrauchen, um nach ihr den Wert von allem und jedem festzustellen. Wir dürfen diese Waage nicht nach den Gedanken oder dem Gewicht eines Menschen richten, sondern alles und alle nach dieser Waage. Mögen deshalb auch manche bekennen, Kinder Gottes zu sein, und dabei in der Sünde leben und sterben, so kann das unser Vertrauen auf die Lehre von der ewigen Errettung nicht erschüttern. Gottes Wort bestätigt sie ausdrücklich wieder und wieder. Andererseits offenbart dieses Wort aber auch die Falschheit des oben genannten Bekenntnisses. Es sagt von solchen Bekennern: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns“ (1. Joh 2,19). „Wer Gott kennt“, hört Sein Wort, „wer nicht aus Gott ist“, hört es nicht (1. Joh 4,6). „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die sein sind; und: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“ (2. Tim 2,19.)

„Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7). Man kann nicht ungestraft von Gnade reden und doch nach dem Fleisch wandeln. Dem Haus Gottes geziemt Heiligkeit.


Online seit dem 24.01.2008. Zuletzt bearbeitet am 29.01.2023.

Fußnoten

  • 1 Dennoch beweisen solche Fälle, die nicht vereinzelt dastehen, wie vorsichtig man sein muss, um nicht eine Wahrheit einseitig zu betonen und so viel Schaden anzurichten.