Gottes Geist - Christi Geist

Was ist in Römer 8, Vers 9, der Unterschied zwischen dem Geist Christi und dem Geist Gottes? Und wie kann man den ersten haben, ohne den zweiten zu besitzen?

Bibelstelle(n): Römer 8,9

Zunächst eine allgemeine Feststellung zu Römer 8: In diesem Kapitel, das den lehrmäßigen Teil des Briefes krönt, finden wir eine kurze, aber vollständige Beschreibung der Stellung des wahren Christen auf der Erde:

  • Er ist in Christus, d.h. durch den Glauben an Sein Werk mit Ihm völlig vereinigt und einsgemacht.
  • Es gibt daher für ihn keine Verdammnis.
  • Gott sieht ihn nicht mehr im Fleisch, d.h. als Sünder, sondern im Geist, d.h. gekennzeichnet von dem neuen, göttlichen Leben und durch den Heiligen Geist mit dem verherrlichten Christus im Himmel einsgemacht.
  • Der Heilige Geist wohnt als Person in dem Gläubigen, um ihn zu leiten, zu stärken und zu trösten.

Nun zu der Frage nach dem Unterschied zwischen dem Geist Christi und dem Geist Gottes in Vers 9. Beide Bezeichnungen sind Namen des Heiligen Geistes. Er wird öfter der Geist Gottes genannt (vgl. V. 14; 1. Kor 2,11; 3,16; Phil 3,3), aber auch Geist Jesu (Apg 16,7), der Geist Jesu Christi (Phil 1,19) und auch wie hier der Geist Christi (1. Pet 1,11). Diese unterschiedlichen, aber sehr passenden Kennzeichnungen werden leider oft übersehen.

Der Geist Christi und der Geist Gottes ist also dieselbe göttliche Person. Während der Name Geist Gottes mehr den inneren Charakter des Heiligen Geistes zum Ausdruck bringt, weist der Name Geist Christi mehr darauf hin, dass Er von Christus gesandt worden ist, die Gläubigen mit Ihm, dem verherrlichten Menschen im Himmel, verbindet und von Ihm zeugt (vgl. Joh 15,26; 16,13.14).

Mit dem Geist Christi ist hier also nicht die Gesinnung Christi gemeint, wie manchmal geäußert wird (obwohl der Heilige Geist uns in das Bild Christi umgestalten will – 2. Kor 3,17.18). Auch scheint der Ausdruck Geist Christi sich nicht auf das Wirken des Geistes in dem Herrn Jesus als Mensch auf der Erde zu beziehen; diese Seite kommt mehr in der Bezeichnung Geist Jesu (Apg 16,7) hervor.

Wenn also der Geist Christi und der Geist Gottes ein und dieselbe Person ist, dann lautet die Antwort auf die zweite der beiden obigen Fragen, ob man den einen ohne den anderen besitzen kann: Das ist nicht möglich!

In diesem Zusammenhang ist es vielleicht angebracht, auf ein Problem einzugehen, das manche Bibelleser mit den Worten haben: „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“

Aus diesen Worten wird manchmal die falsche Schlussfolgerung gezogen, dass jemand, der zwar wiedergeboren, aber noch nicht mit dem Heiligen Geist versiegelt sei, demnach also verloren sei. Es ist zwar wahr, dass die neue Geburt und die Versiegelung mit dem Heiligen Geist nicht dasselbe sind. Ein Sünder muss von neuem geboren werden, und nur ein von neuem Geborener kann mit dem Geist versiegelt werden, wenn er das Evangelium des Heils geglaubt hat (Eph 1,13). Dieses Siegel ist Gottes Zeugnis, dass jemand Sein ist. „Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,16). Einerseits ist daher jemand, der zwar von neuem geboren ist, aber noch nicht den Heiligen Geist besitzt, nach Gottes Wort noch nicht „am Ziel“.Andererseits darf man diese beiden Seiten des Werkes Gottes an dem Menschen in der Praxis nicht zu stark voneinander trennen. Gewöhnlich erfolgt beides, die neue Geburt und der Glaube an das Evangelium, mit der darauf folgenden Versiegelung durch den Heiligen Geist in einer kurzen Zeitspanne. Aber es handelt sich doch um zwei verschiedene Stufen des Glaubensweges des Christen. Wenn daher in Römer 8 die Innewohnung des Heiligen Geistes in dem Gläubigen als ein Kennzeichen der christlichen Stellung vorgestellt wird, dann ist es wahr, dass jemand, der den Geist noch nicht besitzt, nicht Sein, d.h. kein Christ im neutestamentlichen Sinn ist. Ein Glied am Leib Christi wird man nur durch die Innewohnung des Heiligen Geistes (1. Kor 6,15-19; 12,13).

Aber kein Kind Gottes sollte dadurch ängstlich oder bekümmert werden. Wenn zum Beispiel der verlorene Sohn in Lukas 15 erst in den Armen seines Vaters wirklich „sein“ war, so konnte zwar für ihn selbst, nicht aber für seinen Vater ein Zweifel an seiner Annahme bestehen, während er noch auf dem Weg nach Hause war. In dieser Zeit war der Sohn im übertragenen Sinn zwar von neuem geboren, aber die Versiegelung mit dem Geist sehen wir erst in dem Augenblick, als der Vater ihn in die Arme schloss und ihm alle Vorrechte schenkte. Wir dürfen hier sicherlich die Worte des Apostels Paulus in Philipper 1,6 anwenden, „dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi“.


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