Nehemia, Das Buch – Bibel-Lexikon

Das Buch Nehemia ist chronologisch betrachtet das letzte historische Buch des A.T. Es beginnt mit dem 20. Jahr des Königs Artasasta (Artaxerxes I.). Dies ist ein wichtiges Datum, da sich Daniel im neunten Kapitel seines Buches in seinem Gesicht von den siebzig Jahrwochen darauf bezieht. Diese 70 Jahrwochen beginnen mit dem Befehl, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen (Dan 9,25). Der Auftrag hierzu wurde Nehemia gegeben. Der Befehl, den Tempel zu bauen, ist davon zu unterscheiden und wurde von Kores gegeben (vgl. Esra 1,1). Siehe 70 Jahrwochen Daniels.

Kapitel 1

Die Interessen Gottes waren für Nehemia ein Herzensanliegen. Er hört in Susan von dem desolaten Zustand der Stadt Jerusalem und weint, trauert und betet darüber. Als Mundschenk des Königs bekleidet Nehemia einen ehrenvollen Posten am königlichen Hof.

Kapitel 2 und 3

Der König Artasasta bemerkt das traurige Aussehen Nehemias und erkundigt sich nach dessen Ursache. Als Nehemia ihn darüber informiert, erfragt er gnädig den Wunsch Nehemias in dieser Sache. Nehemia schickt ein Stoßgebet zum Himmel und bittet dann darum, nach Jerusalem geschickt zu werden, um die Stadt wieder aufzubauen. Dazu erbittet er Holz und Baumaterial sowie Briefe an die Statthalter. Alles wird ihm gewährt und er erhält eine Eskorte, die ihn begleiten soll.

Als Nehemia in Jerusalem ankommt, widerstehen ihm Sanballat, der Horoniter und Tobija, der Ammoniter, die es verdross, dass ein Mensch gekommen war, um das Wohl der Kinder Israel zu suchen. Doch das lässt die Energie Nehemias nur noch größer werden und das Werk des Wiederaufbaus der Mauer schreitet gut voran.

Kapitel 4

Die Feinde machen sich zunächst über Nehemia lustig, dann zetteln sie eine Verschwörung an, um Nehemia anzugreifen. Doch Nehemia bemerkt ihr Vorhaben, sorgt für die Bewaffnung des Volkes und hält einen Teil von ihnen bereit, um den Angriff abzuwehren. Die Arbeiter halten in der einen Hand die Waffe und verrichten mit der anderen Hand das Werk des Wiederaufbaus. Bei Nehemia befindet sich ein Mann, der in die Posaune stoßen soll, um bei Bedarf Alarm zu geben (vgl. 4. Mo 10,9).

Kapitel 5

Nehemia nimmt sich auch der Sache seiner unterdrückten Brüder an. Die Armen waren gezwungen worden, ihre Felder und ihre Weingärten an ihre reicheren Brüder zu verpfänden und Abgaben zu bezahlen. Das war gegen das Gesetz. Nehemia verurteilt die Reichen dafür scharf und entschieden und verpflichtet sie durch einen Eid dazu, die Menschen und Felder loszugeben. Er selbst ist ihnen ein gutes Vorbild, indem er 150 Mann an seinem Tisch versorgt und keine Abgabe von dem Volk für sich selbst als Statthalter einforderte.

Kapitel 6

Das sechste Kapitel zeigt deutlich, dass es für das Volk Gottes nötig ist, den Weg der Absonderung beizubehalten (siehe 4. Mo 23,9). Die Feinde versuchen durch mehrfaches Bitten, Nehemia zu einer Zusammenkunft zu locken; aber durch Glauben erwidert er mit der weisen Antwort: „Ich führe ein großes Werk aus und kann nicht hinabkommen. Warum sollte das Werk ruhen, wenn ich es ließe und zu euch hinabkäme?" Sie behaupten, dass er die Stadt aufbaue, um sich gegen den König von Persien aufzulehnen, indem sie sagen, er habe Propheten bestellt, in Jerusalem über ihn auszurufen: „Es ist ein König in Juda!" Nehemia verneint diese Anschuldigung - sie hatten sie in ihrem eigenen Herzen erdacht. Er würde sich nicht mit ihnen treffen. Zusätzlich zu diesem Widerstand gab es solche in Jerusalem, die sich mit Tobija verbündet hatten und mit diesem Feind Kontakt und Austausch hatten. Sie redeten zu Nehemia von den guten Taten Tobijas und übermittelten seine Antwort an Tobija. Auf diese Weise versuchten sie, Nehemia in Furcht zu versetzen. Doch die treue Hingabe Nehemias für die Interessen Gottes und sein Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes bewahren ihn angesichts aller Listen der Widersacher. In 52 Tagen werden die Mauer errichtet und die Tore eingesetzt und die Feinde müssen zugeben, dass das Werk von Gott aus geschehen war.

Kapitel 7

Leviten werden auf ihre Posten bestellt, und die Sorge für die Tore der Stadt wird an Hanani, den Bruder Nehemias, und an Hananja, den Obersten der Burg bzw. Festung, übertragen. Ein Verzeichnis derer, die mit Serubbabel zurückgekehrt waren, wird erstellt. Insgesamt werden 42.360 Personen zuzüglich der Diener gezählt. Dann werden von Nehemia und dem übrigen Volk materielle Opfergaben gebracht.

Kapitel 8

Im siebten Monat versammelt sich das Volk wie ein Mann, um das Fest des Posaunenhalls zu feiern. Dann wird das Gesetz gelesen und große Anstrengungen werden unternommen, damit das Volk das Gesetz versteht. Die Menschen weinen, als sie hören, was das Gesetz vorschreibt; doch die Leviten geben die Anweisung, dass sie sich freuen sollen, da der Tag dem Herrn heilig und die Freude an dem Herrn ihre Stärke sei. Sie werden aufgefordert zu essen und zu trinken und Teile an die zu senden, die nichts haben. Das Fest der Laubhütten wird gefeiert und zwar in einer Art und Weise, wie es seit den Tagen Josuas nicht mehr geschehen war. Sie erleben die Freude, die das Teil des ganzen Volkes Israels ist.

Kapitel 9 und 10

Das Volk demütigt sich in Fasten und im Bekenntnis ihrer Sünden. Sie sondern sich von allen Personen ab, deren Abstammung nicht aus dem Volk Israel war. Das Wort wird gelesen und sie beten an. Die Leviten legen ein demütiges Bekenntnis in Erinnerung an alle Treue und Güte Gottes gegenüber seinem Volk ab. Sie erkennen ihre Sünde Gott gegenüber an und machen einen schriftlichen Bund. Die Fürsten, Leviten und Priester werden aufgerufen, diesen Bund zu unterzeichnen. Es wird eine Liste angefertigt, in der alle die verzeichnet werden, die dem Bund beitreten. Der Bund selbst wird aufgerichtet, indem klargemacht wird, dass das Volk durch Schwur und Eid daran gebunden ist. Somit stellen sie sich erneut unter Gesetz und zeigen damit, dass sie aus ihrer eigenen Schwäche und ihrer völligen Unfähigkeit, einen Bund zu halten, noch nicht gelernt haben. Die Versorgung der Prieser und der Leviten wird gemäß 4. Mose 18 wieder aufgenommen.

Kapitel 11

Die Anzahl der Bewohner Jerusalems war nur sehr klein und zum Schutz der Stadt wurden weit mehr Bewohner benötigt. Einige Freiwillige bieten sich an in der Stadt zu wohnen und das Volk segnet sie. Für andere werden Lose geworfen, wobei jeder Zehnte bestimmt wird, in der Stadt zu wohnen.

Kapitel 12

Im zwölften Kapitel findet sich eine Liste der Priester und Leviten. Die Einweihung der Mauer Jerusalems, die mit großer Freude geschah, wird beschrieben. Viele Opfer werden dargebracht und das Volk jauchzt mitsamt den Frauen und den Kindern, weil Gott ihnen Freude gegeben hat. Die große Freude wird bis in die Ferne gehört. Für den Dienst des Tempels wird Vorsorge getroffen.

Kapitel 13

Offensichtlich verging eine gewisse Zeit zwischen den Kapiteln 12 und 13. Die Worte „an jenem Tag" zu Beginn von Kapitel 13 beziehen sich auf das, was nun folgt. Nehemia, der sich zwölf Jahre in Jerusalem aufgehalten hatte, war im 32. Jahr der Regierung Artasastas zu diesem zurückgekehrt. Er hatte entsprechend der Berichterstattung in Kapitel 12 alle Dinge in guter Ordnung zurückgelassen, sodass auch die erforderlichen Abgaben geregelt waren. Wie lange Nehemia am Hof des Königs blieb, wird uns nicht berichtet, doch nach einer gewissen Zeit erbat er sich Urlaub vom König und kehrte nach Jerusalem zurück. Er ließ sich berichten, was sich in der Zeit seiner Abwesenheit ereignet hatte.

Das Gesetz untersagte, dass die Ammoniter und die Moabiter in das Volk Israel aufgenommen würden (5. Mose 23,4). Dennoch hatte sich der Hohepriester Eljaschib mit Tobija, dem Ammoniter, verbunden. Er hatte ihm eine Zelle im Tempel eingerichtet. Der Feind Gottes war demnach im Inneren des Hauses aufgenommen worden. Nehemia wirft alle Hausgeräte Tobijas hinaus, reinigt die Zelle und stellt sie für den früheren Gebrauch wieder her.

Der Dienst des Tempels war vernachlässigt worden, indem der Zehnte zurückgehalten worden war und die Leviten für ihre eigene Versorgung auf ihren Feldern arbeiten mussten. Der Sabbat war entweiht worden, es wurde an diesem Tag in Jerusalem gearbeitet und verkauft. Nehemia protestiert dagegen und sorgt dafür, dass die Tore der Stadt am Sabbattag geschlossen bleiben. Die Händler bleiben daraufhin während des Sabbats außerhalb der Mauern, doch Nehemia droht ihnen und dem Bösen wird gewehrt. Außerdem wird festgestellt, dass einige aus dem Volk heidnische Frauen geheiratet hatten. Die Kinder aus diesen Ehen sprachen zur Hälfte in der Sprache der Asdoditer und konnten nicht in der Sprache des jüdischen Volkes sprechen. Nehemia verflucht diese Männer und widersteht ihnen aufs Schärfste und züchtigt sie. Einer der Enkel Eljaschibs hatte eine Tochter Sanballats geheiratet. Er wird vom Priestertum ausgeschlossen. (Josephus berichtet, dass er nach Samaria gegangen sei, wo Sanballat einen Tempel auf dem Berg Gerisim gebaut hatte, der ein Zufluchtsort für abtrünnige Juden wurde.)

Das Buch schließt mit der Feststellung, dass alle diese bösen Dinge äußerlich in Ordnung gebracht wurden. Es wird nichts mehr gesagt von dem feierlichen Bund, den so viele unterzeichnet hatten. Es war bereits dagegen verstoßen worden. Nehemia fühlte seine Einsamkeit. Wieder und wieder sagt er „gedenke es mir, mein Gott", wenn er von seinen guten Taten spricht, die er ausgeführt hatte. Er stützt sich ganz auf die Größe der Gnade Gottes.

Schlussbemerkungen

Das Buch Nehemia berichtet von der teilweisen und äußerlichen Wiederherstellung eines Teiles der Juden in ihrem eigenen Land. Es gab keinen Thron Gottes und auch keinen Thron Davids. Sie waren nach wie vor den Nationen unterworfen. Das Urteil Gottes „Lo-Ammi" war noch nicht aufgehoben, aber sie waren in ihr Land zurückgebracht worden und insofern bereit für die Erscheinung ihres Messias, der kommen und Frucht suchen würde, in der Bereitschaft sie in Gnade zu segnen. Die Prophezeiung Maleachis folgt auf diese Rückführung und zeigt den traurigen moralischen Zustand des Volkes. Daher muss Maleachi von dem Gericht des HERRN sprechen.

Der geistliche Wert dieses Buches sowie des Buches Esra liegt darin, dass uns der Grundsatz gezeigt wird, dass in einer Zeit des Verfalls ein demütiger und gottesfürchtiger Überrest das Ganze darstellen und Gnade Gottes erlangen kann. So kann ein solcher Überrest sich an den höchsten Segnungen der jeweiligen Haushaltung erfreuen, obwohl er zur selben Zeit mit der Sünde der gesamten Körperschaft gleichgesetzt wird und darunter seufzt.

Für die auf die Zeit Nehemias folgenden Ereignisse siehe Antiochus.