Sprüche, Die – Bibel-Lexikon

In diesem Buch hat Gott durch den weisesten Menschen Prinzipien und Richtlinien bereitgestellt, die dem Gläubigen Führung und Sicherheit bieten, wenn er durch die Versuchungen gehen muss, denen er in einer bösen Welt ausgesetzt ist. Die Ermahnungen sprechen liebevoll warnend „als zu Söhnen" (Heb 12,5). Mit symbolischen Ausdrücken, wie „der böse Mann" (Spr 2,12; 17,11; 24,20; 29,6) oder „die fremde Frau" (Spr 2,16; 5,3.20; 6,24; 7,5; 20,16; 23,27; 27,13), werden die großen Formen des Bösen in dieser Welt, nämlich gewalttätiger Eigenwille und verdorbene Torheit, bloßgestellt, sowohl was ihren Verlauf als auch ihr Ende betrifft. Es wird gezeigt, dass der alleinige Schutz gegen beide Übel die Weisheit ist. Sie wird nicht als eine im Menschen wohnende Fähigkeit vorgestellt, sondern als ein Gegenstand, nach dem man fleißig suchen und den man erwerben muss. Die Weisheit wird häufig personifiziert und es wird davon gesprochen, dass sie ihre Stimme erhebt (z. B. Spr 1,20; 8,1). Im achten Kapitel sehen wir hinter dem Gedanken der Weisheit zweifellos Christus, der dargestellt wird als die Quelle, die bei Gott „im Anfang seines Weges" war (Spr 8,22), sodass Gott unabhängig von den Menschen seine Gedanken der Gnade gegenüber den Menschen feststellen und zur Ausführung bringen konnte.

Das Buch bezieht sich im Einzelnen auf die Welt, indem es zeigt, nach welchen Dingen man streben soll und was vermieden werden muss. Es macht deutlich, dass in den Regierungswegen Gottes ein Mann das erntet, was er gesät hat, ungeachtet der geistlichen Segnungen Gottes in Gnade, die hinter und über dieser Welt liegen. Das Buch fordert zu Rechtschaffenheit in den irdischen Beziehungen des Lebens auf, die nicht ungestraft verletzt werden können. Die Anweisung erhebt sich ganz und gar über bloße menschliche Klugheit und Verstandesschärfe, denn „die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis" (Spr 1,7; vgl. Spr 9,10). Wir finden in diesem Buch die Weisheit Gottes für den täglichen Weg des menschlichen Lebens.

Das Buch gliedert sich von selbst in zwei Teile: Die ersten neun Kapitel beschreiben allgemeine Grundsätze, ab Kapitel 10 findet man die eigentlichen Sprüche. Dieser letzte Teil teilt sich wiederum in drei Abschnitte: Kapitel 10 bis 24 enthalten die Sprüche Salomos, die Kapitel 25 bis 29 sind ebenfalls Sprüche von Salomo, die von den „Männer[n] Hiskias, des Königs von Juda, zusammengetragen" wurden (Spr 25,1). Das Kapitel 30 besteht aus den Worten Agurs, das Kapitel 31 aus den Worten des Königs Lemuel.

Die Sprüche stellen ein poetisches Buch dar. Die verschiedenen Sprüche unterscheiden sich in ihrem Stil: manche sind gegensätzliche (antithetische) Paare - eine Aussage ist das Gegenteil der anderen, wie z. B.: „Ein weiser Sohn erfreut den Vater, aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter" (Spr 10,1). Andere sind zusammenfügend (synthetisch), der zweite Satz verstärkt den ersten, wie z. B.: „Der HERR hat alles zu seinem Zweck gemacht, und auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks" (Spr 16,4). Siehe auch Poesie.

Kapitel 1

Hier wird der Inhalt der Sprüche klar gemacht: Es geht darum, dass die Unterweisung in Weisheit, „Gerechtigkeit und Recht und Gradheit" verstanden werden kann (Spr 1,3). Dazu ist die Furcht des Herrn der Ausgangspunkt (Spr 1,7). Satan würde natürlich dagegen angehen, deshalb werden umgehend Warnungen gegeben, um die Verlockungen von Seiten der Sünder zu vermeiden. Die Weisheit schreit laut auf den Straßen (Spr 1,20), das heißt, die Belehrungen richten sich an alle. Diejenigen, die ihren Ruf ablehnen, werden bestraft.

Kapitel 2

Kapitel 2 zeigt die Ergebnisse eines Wandels auf dem Weg der Weisheit, während die Gottlosen ausgerottet werden.

Kapitel 3

Kapitel 3 zeigt, dass die Furcht Gottes und die Unterwerfung unter sein Wort der einzig wahre Weg in einer bösen Welt ist.

Kapitel 4

Kapitel 4 ruft mit großem Nachdruck zum Studium der Weisheit auf. Es wird mit Sicherheit zum Segen sein. Das Böse muss vermieden und auf Abstand gehalten werden. Herz, Auge und Füße müssen wachsam sein.

Kapitel 5

Kapitel 5 warnt einen Mann davor, die „Frau seiner Jugend" (die rechtmäßige Verbindung) zugunsten einer fremden Frau zu verlassen. So etwas führt immer zu völligem Sittenverfall.

Kapitel 6

Kapitel 6 gebietet, für einen anderen keine Bürgschaft zu übernehmen (Spr 6,1-5). Weisheit ist nicht faul, gewalttätig oder betrügerisch (Spr 6,6-15). Es gibt sieben Dinge, die dem Herrn ein Gräuel sind (Spr 6,16-19). Die fremde Frau wird wieder hervorgehoben, sie soll wie Feuer gemieden werden, denn für Ehebruch gibt es kein Sühngeld (Spr 6,20-35).

Kapitel 7

Kapitel 7 zeigt wieder die Fallen, die von der fremden Frau gelegt werden, und leider häufig so erfolgreich sind. Ihr Haus ist der Weg zur Hölle (Scheol, Spr 7,27).

Kapitel 8

Kapitel 8 verkündet, dass die Weisheit ruft und alle einlädt zu hören. Sie ist wertvoll für alle: für Könige, Fürsten, Herrscher und Richter. Mit der Weisheit werden dauerhafte Reichtümer und Gerechtigkeit verbunden, ihre Frucht ist besser als Gold. Das ganze Werk Gottes in der Schöpfung wurde in Weisheit ausgeführt. Dies führt Christus ein als die Weisheit Gottes gemäß Sprüche 8,22. Er war da, bevor das Werk der Schöpfung begann. Seine Freude war bei den Söhnen der Menschen (Spr 8,31), womit das Lied der himmlischen Heere bei der Geburt des Herrn Jesus übereinstimmt: „Herrlichkeit Gott in der Höhe und Frieden auf der Erde, an den Menschen ein Wohlgefallen!" (Lk 2,14). Die Weisheit sagt: „Glückselig der Mensch, der auf mich hört, indem er an meinen Türen wacht Tag für Tag, die Pfosten meiner Tore hütet! Denn wer mich findet, hat das Leben gefunden" (Spr 8,34+35).

Kapitel 9

Die Weisheit wird vorgestellt: Sie hat ihr Haus, ihre Nahrung, ihr Brot und ihren Wein. Ihre Mägde werden fortgesandt mit der liebevollen Einladung einzutreten (Spr 9,1-6). Wieder bietet die Welt ihre entgegengesetzten Attraktionen durch die fremde Frau an (Spr 9,13-18). Aber der Tod ist dort, und ihre Gäste sind in den Tiefen des Scheols (Spr 9,18).

Kapitel 10 bis 29

So weit die allgemeinen Prinzipien, nach denen die Weisheit handelt. In Kapitel 10 bis zum Ende des Buches sind nun wortwörtlich Sprüche enthalten. Sie gehen auf Einzelheiten der Gefahren ein und machen deutlich, wie diese vermieden werden können. Sie zeigen den Weg, auf den die Weisheit führt und auf dem Sicherheit ist.

Kapitel 30

Kapitel 30 besitzt eine Überschrift: „Worte Agurs, des Sohnes Jakes, der Ausspruch. Es spricht der Mann zu Ithiel, zu Ithiel und Ukal" (Spr 30,1). Weil diese Namen nicht bekannt sind, hat man vermutet, dass sie symbolisch zu vestehen sind, und dass Agur sich auf Salomo bezieht. Ob dies nun so ist oder nicht, es beeinträchtigt nicht den Wert der Sprüche in diesem Kapitel. Es gibt sechs Gruppen von jeweils vier Dingen:

  1. Vier Geschlechter, die böse sind (Spr 30,11-14)
  2. Vier Dinge, die unersättlich sind (Spr 30,15.16)
  3. Vier Dinge, die unerforschlich sind (Spr 30,18.19)
  4. Vier Dinge, die unerträglich sind (Spr 30,21-23)
  5. Vier Dinge, die schwach und doch weise sind (Spr 30,24-28)
  6. Vier Dinge, die sehr stattlich sind (Spr 30,29-31)

Kapitel 31

Dies sind „Worte Lemuels, des Königs; Ausspruch, womit seine Mutter ihn unterwies" (Spr 31,1). Es ist nicht bekannt, wer der König Lemuel war. Das hat dazu geführt, dass manche meinen, dass auch hier wieder von Salomo die Rede ist. Die ersten neun Verse sprechen von dem Charakter eines Königs, der in Übereinstimmung mit Weisheit lebt. Die grundsätzlichen Dinge sind, dass seine Kraft weder Frauen noch starkem Getränk gegeben werden soll (Spr 31,3-7). Außerdem soll sein Mund geöffnet sein für solche, die drohen umzukommen, den Armen und den Bedürftigen (Spr 31,8.9). Der Rest des Kapitels ist der Beschreibung einer tüchtigen Frau gewidmet. Sie füllt ihr Haus mit guten Dingen, sie bringt dem Haushalt Wohlstand und bereitet ihrem Ehemann Ehre. Der König und die tüchtige Frau mögen in manchen Punkten ein Bild von Christus und der Versammlung sein.

Schlussbemerkungen

Christen sollten das Buch der Sprüche studieren, denn sie neigen dazu (auch wenn sie zurecht mit den himmlischen Dingen beschäftigt sind und mit den Interessen Christi auf der Erde), die Notwendigkeit der Weisheit vom Himmel zu übersehen, die sie auf dem Weg durch diese böse Welt brauchen, und die nötig ist, um ihre Angelegenheiten auf der Erde in der Furcht Gottes zu erledigen.