Leben mit Ziel
Eine Auslegung zu 4. Mose 6

Teil 4: Der Segen (6,22-27)

Leben mit Ziel

Kontext des Segens (6,22)

Und der HERR redete zu Mose und sprach …“ (6,22).

Der letzte Abschnitt unseres Kapitels (V. 22–27) behandelt den Segen Gottes für das Volk Israel. Auf den ersten Blick scheint ein abrupter und auf Anhieb nicht ganz verständlicher Themenwechsel stattzufinden. Aber Gottes Wort ist vollkommen, auch was die Reihenfolge betrifft. Tatsächlich beendet dieser Abschnitt nicht nur unser Kapitel, sondern auch den gesamten ersten großen Abschnitt dieses Buches (siehe dazu den Abschnitt „Das Gesetz des Nasirs und sein Platz im 4. Buch Mose“).

Aber andererseits bildet der Segen, der in diesen Versen vorgestellt wird, auch den passenden Abschluss und die Krönung speziell dieses Kapitels. Es ist, als ob Gott den Finger darauf legen wollte, dass der Weg der Hingabe für uns immer ein Weg des Segens ist. Prophetisch gesehen, wird es auch so sein: wenn die Tage der Weihe Israels erfüllt sind (V. 13–20) und die Zeit der Freude (V. 20) kommt, d.h. die Zeit des 1000-jährigen Reichs, dann wird Gott ungehindert segnen können.

Das Priestertum als Kanal des Segens (6,23)

Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israel segnen; sprecht zu ihnen: …“ (6,23).

Es fällt auf, dass Gott nicht einfach diesen Segen über sein Volk ausspricht. Auch überlässt Er dies nicht seinem Knecht Mose. Vielmehr sollte Mose diese Anweisungen an Aaron und seine Söhne weitergeben. Das macht klar, dass Gott ausdrücklich das Priestertum benutzen möchte, um diesen Segen zu seinem Volk zu bringen.

So war es auch bei der Weihung Aarons und seiner Söhne als Priester gewesen (3. Mo 8–9). Am Ende dieser Weihung, am achten Tag, segnete Aaron das Volk. So heißt es in 3. Mose 9,22: „Und Aaron erhob seine Hände gegen das Volk und segnete sie; und er stieg herab nach der Opferung des Sündopfers und des Brandopfers und des Friedensopfers.“

Dieser Grundsatz gilt bis heute: Christus ist der, durch den aller Segen zu uns kommt. Schon als Er von der Erde auffuhr, um „zum Vater“ und „in den Himmel“ zu gehen, lesen wir: „Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie: Und es geschah, indem er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel“ (Lk 24,50.51). Aaron erhob auch die Hände zum Segnen (3. Mo 9,22), aber seine Hände waren nicht durchbohrt, die des Herrn Jesus waren es wohl. So sahen Ihn die Jünger auffahren. In Apostelgeschichte 1 steht der Ausdruck: „indem sie es sahen“ und es heißt, dass sie „unverwandt“ auf Ihn geblickt hatten, wie Er so segnend auffuhr (Apg 1,9.10). Kein Wunder, dass sie sich niederwarfen und „mit großer Freude“ nach Jerusalem zurückkehrten (Lk 24,52).

Nun ist der Herr Jesus unser Hoherpriester, der wahre Aaron. Als solcher verwendet Er sich für uns und Er ist zu unserem Segen in der Gegenwart Gottes.

Inhaltlich bestand die Segnung aus sieben Teilen. Sechs davon sind einzelne konkrete Segnungen, der siebte ist eine zusammenfassende Aussage (V. 27). Einige dieser Segnungen tragen einen eher geistlichen Charakter, was eigentlich erstaunlich ist, weil das Volk Israel ja im Gegensatz zu Christen vornehmlich mit irdischen Segnungen gesegnet worden war, was auch im 1000-jährigen Reich der Fall sein wird (das Land, die Früchte, die Nachkommenschaft, usw.). Aber es scheint, als ob Gott zeigen wollte, dass Er als Antwort auf die Hingabe an Ihn mehr geben will als nur die materiellen Dinge.

Prophetisch gesehen wird der volle Segen, der hier ausgesprochen wird, einmal auf dem Volk Israel ruhen – dann nämlich, wenn sie Christus angenommen haben und in wahrer Hingabe an Ihn die Zeit ihrer Weihe erfüllen (siehe die Ausführungen zu Israel unter V. 12 und V. 22).

Gott ist der Segnende (6,24a)

„Der HERR segne dich …!“ (6,24a).

Segen kann letztendlich immer nur von Gott kommen, so auch hier. Ein sehr schönes biblisches Bild davon ist der Regen (in südlichen Ländern wird das sicher am besten verstanden): Ohne Regen kann es kein Leben oder Wachstum geben. Er fällt vom Himmel herab und illustriert damit treffend, dass Segen von Gott kommt. In 5. Mose 28 stellt Mose dem Volk den Weg des Segens vor und verbindet dabei den Regen ausdrücklich mit Segen (und mit dem Himmel): „Der HERR wird dir seinen guten Schatz, den Himmel, öffnen, um den Regen deines Landes zu geben zu seiner Zeit und um alles Werk deiner Hand zu segnen“ (5. Mo 28,12; vgl. 3. Mo 26,4; 5. Mo 11,14; 28,24; 32,2).

Im krassen Gegensatz dazu steht das Land Ägypten. Hier ist nicht der Regen von oben, sondern das Wasser von unten kennzeichnend: „Denn das Land, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, ist nicht wie das Land Ägypten, von wo ihr ausgezogen seid, wo du deine Saat sätest und mit deinem Fuß wässertest, wie einen Gemüsegarten” (5. Mo 11,10.11). Das Wasser Ägyptens kommt nur von unten. Die geistliche Anwendung liegt auf der Hand: Die Welt kennt den Segen Gottes nicht, sondern nur die Tretmühle – ein armseliger Ersatz.

Echter Segen kommt also von Gott. Allerdings wird Gott hier mit dem Namen „der HERR“ (Jehovah, Jaweh) bezeichnet. Dieser Name wird für Gott benutzt, wenn es darum geht, dass Er mit Menschen in Beziehung tritt, insbesondere mit seinem Volk Israel (siehe den Gebrauch von „Gott“ (El) bzw. „HERR“ in 1. Mo 1 und 2 und, was Israel betrifft, in 2. Mo 3,15.16).

Das hebräische Wort für segnen („barak“) bedeutet ursprünglich „knien“ und wird in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht: „segnen“ (wenn Gott handelt) und preisen (in Bezug auf den Menschen, wenn er Gott „segnet“). Im Neuen Testament wird die Verwandtschaft dieser beiden Dinge noch klarer, da das griechische Wort („eulogeo“) aus „gut“ („eu“) und „sprechen“ („logeo“) zusammen gesetzt ist. Wenn wir Gott preisen, dann sprechen wir Gutes über Ihn aus. Wenn Er Gutes über uns ausspricht, dann segnet Er uns.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie Gott von Anfang an dem Menschen als segnender Gott begegnet ist. Schon der Schöpfungsbericht zeigt, wie Gott segnet – erst die Tiere im Wasser und in der Luft (1. Mo 1,22), dann den Menschen (1. Mo 1,28; vgl. 1. Mo 5,2) und den Sabbattag (1. Mo 2,3). Nach der Flut segnete Er Noah (1. Mo 9,1). Dann berief Er Abraham und segnete sowohl ihn als auch die, die ihn segnen würden (1. Mo 12,2.3). Bei Melchisedek, dem „Priester Gottes, des Höchsten“, finden wir beide Bedeutungen: Er segnete (pries) Gott, und er sprach den Segen Gottes über Abraham aus (1. Mo 14,19.20). Wir können hier die vielen anderen Stellen, die davon reden, dass Gott segnet (das Wort kommt im AT über 300 Mal vor), nicht alle nennen. Dennoch ist es beeindruckend, dass Gott von Anfang an Segensabsichten mit seinen Geschöpfen verfolgt.

Wenn es hier in unserer Stelle speziell um den Segen geht, den das Volk Israel vom HERRN, von dem Gott, der mit ihnen einen Bund eingegangen war, erfahren sollten, dann dürfen wir dabei sicher auch an Psalm 134 denken: „Der HERR segne dich von Zion aus“ (Ps 134,3).

Bewahrung (6,24b)

Nachdem wir uns mit dem Kontext des Segens, dem Priestertum als Kanal des Segens und mit Gott als dem Segnenden beschäftigt haben, wenden wir uns jetzt dem eigentlichen Inhalt des Segens zu.

„Der HERR segne dich und behüte dich!“ (6,24b).

Es heißt: „Der HERR … behüte dich“. Hier geht es also um Bewahrung. Schon damals hatte das Volk Gottes viele Feinde: zuerst in der Wüste (z.B. Amalek, 2. Mo 17,8–13), dann vor dem Einzug in das Land (Edom, Moab, die Amoriter, 4. Mo 21–25) und schließlich im Land Kanaan (siehe die Berichte dazu im Buch Josua). So lange Gott mit ihnen sein konnte (d.h. sie sich nicht durch Sünde oder Unglauben von Ihm entfernten), konnten sie sicher sein, alle Feinde zu besiegen. Gott würde sie benutzen, um die Feinde auszutreiben.

In der Anwendung auf uns als Christen denken wir an Bewahrung vor dem Bösen (Joh 17,15). Von allen Seiten und auf ganz modernen Wegen strömt es auf uns ein. Die Sünde, die immer noch in uns wohnt, geht gern auf solche Versuchungen ein. Dazu kommen echte Angriffe von außen: durch Verfolgung oder Spott, oder auch durch falsche Lehren. Aber Gott kann und will uns bewahren. Er kann das tun, sogar so, dass wir gar nicht fallen (Jud 24), und zwar durch seine Macht und, was uns betrifft, durch Glauben („durch Gottes Macht durch Glauben“). Wie lange? „Bis zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden“ (1. Pet 1,5). Das ist die zukünftige Errettung, die wir erfahren werden, wenn der Herr kommt und wenn unser Körper umgestaltet wird (Phil 3,21) und wir ein für alle Mal aus der „Gefahrenzone“ heraus sind.

Licht (6,25a)

Der HERR lasse sein Angesicht über dir leuchten …!“ (6,25a).

Dieser Vers liefert uns die nächsten zwei Bestandteile des Segens, den Aaron über das Volk aussprechen sollte. Wenn es heißt, dass Gott (wieder als „der HERR“) sein Angesicht über ihnen leuchten lassen sollte, dann geht es dabei um Licht. Es ist das Licht oder die Offenbarung eines gekannten Gottes „über“ uns, d.h. in Bezug auf unseren Aufenthaltsort, unseren Weg und unsere Umstände. Als Israel Ägypten verließ, um sich auf den Weg zum verheißenen Land zu machen, war es die Wolke der Gegenwart Gottes und nachts die Feuersäule gewesen, die Gott benutzte, um seinem Volk den Weg zu zeigen (2. Mo 13,21.22). In diesem Vers ist es noch persönlicher: Es ist sein Angesicht, dass über uns bzw. über ihnen leuchten sollte.

Gott möchte uns seinen Willen in Bezug auf unser Leben zeigen. Und wenn wir seinen Willen erkennen und tun, will Er uns die Gewissheit geben, dass der Weg, den wir gehen, seinem Willen entspricht. Wir sehen sein Angesicht, das über diesem Weg leuchtet. In Psalm 31 finden wir auch beides: Zunächst bittet David um Gottes Führung und Leitung „und um deines Namens willen führe mich und leite mich“ (Ps 31,4) und dann spricht er die Bitte aus: „Lass dein Angesicht leuchten über deinen Knecht“ (Ps 31,17).

Wenn auch dieser praktische Aspekt des Weges hier im Vordergrund steht, erinnert uns dieser Satz doch daran, dass wir als Christen das strahlende Angesicht Christi kennen und genießen dürfen. Wir können zurückblicken zum Kreuz und wir dürfen aufblicken zu einem verherrlichten Christus und dann sehen wir nichts Geringeres als den „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ (2. Kor 4,6), und zwar ohne Furcht und Sorge, denn es ist im Angesicht dessen, der für uns gelitten hat, dass wir die Herrlichkeit Gottes sehen. Herrlichkeit allein gibt Furcht, aber Herrlichkeit im Angesicht Christi ist Herrlichkeit in Gnade.

Gnade (6,25b)

„… und sei dir gnädig!“ (6,25b).

Wenn es weiter heißt „und sei dir gnädig“, dann denken wir daran, dass Gott selbst dem Volk Israel, als es unter Gesetz stand, immer wieder in Gnade begegnet ist. Man denke dabei zum Beispiel an die Begebenheit mit der ehernen Schlange (4. Mo 21) oder auch im Zusammenhang mit Bileam (4. Mo 22–24). Auch im Blick auf das Versagen – das in Gottes Regierungswegen sein Gericht auf das Volk herabzog – war Er Israel doch immer wieder gnädig gewesen. Mehrfach hatte Gott gesagt, dass Er dieses Volk auslöschen wollte (was sie durchaus verdient hatten), hatte aber dann doch auf die Fürbitte von Mose hin das Volk als solches gnädig erhalten und schließlich in das versprochene Land Kanaan gebracht.

Die christliche Haushaltung dagegen wird geradezu durch Gnade charakterisiert. Gott ist uns nicht nur gnädig gewesen, sondern es hat Ihm gefallen den ganzen „Reichtum seiner Gnade“ an uns wirksam werden zu lassen, indem Er unseren Bedürfnissen begegnete (Eph 1,7), aber nicht nur das, sondern Er hat uns auch dazu bestimmt, Söhne zu sein, zum „Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“ (Eph 1,6).

Allerdings benötigen wir dennoch immer wieder neu jeden Tag die Gnade Gottes in unseren Umständen. Das war der Wunsch des Apostels Paulus für die Empfänger seiner Briefe: „Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (vgl. Eph 1,2). Nur auf der Grundlage der Gnade (dass wir in uns nichts können, dass wir aber alle Hilfe von Gott erwarten dürfen) können wir froh und glücklich unseren Weg gehen; und nur in der Gnade können wir stark sein: „Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist“ (2. Tim 2,1).

Ungetrübte Beziehung (6,26a)

Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich …!“ (6,26a).

Das Erheben des Angesichts auf eine andere Person bedeutet eine ungestörte Beziehung, der nichts im Weg steht.

Mose selbst hatte eine solche direkte und ungestörte Beziehung zu seinem Gott gehabt. So lesen wir, dass Gott „von Angesicht zu Angesicht“ mit Mose redete, so „wie ein Mann mit seinem Freund redet“ (2. Mo 33,11), und Mose kannte Ihn „von Angesicht zu Angesicht“ (5. Mo 34,10).

Der Segenswunsch in unserem Vers zielt besonders auf Gottes Seite ab. Wenn Er sein Angesicht auf Personen erhebt, dann ist das ein Zeichen seiner Gunst diesen Personen gegenüber. Eine direkte Bestätigung dafür finden wir in Psalm 67,2: „Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse sein Angesicht leuchten über uns“.

Ein sehr interessantes, wenn auch negatives, Beispiel finden wir bei David, und zwar als Absalom das Gesicht seines Vaters nicht sehen durfte (2. Sam 14,24). Dadurch sollte klar gezeigt werden, dass er nicht mehr in der Gunst seines Vaters Davids stand.

Gott erhebt Sein Angesicht im Blick auf die, an denen Er Gefallen hat. Das war das Gebet in Psalm 4: „Erhebe, HERR, über uns das Licht deines Angesichts!“ (Ps 4,7). Dieser Psalm zeigt übrigens sehr schön die Charakterzüge des Nasirs: „abgesondert“ für Gott (V. 3) und in Besitz einer Freude, die nicht vom Wein und vom Most abhängt (V. 7).

Eine weitere Bestätigung liefert Psalm 11, diesmal nicht als Gebet sondern als feststehende Tatsache: „Denn gerecht ist der HERR, Gerechtigkeiten liebt er. Sein Angesicht schaut den Aufrichtigen an“ (Ps 11,7).

Frieden (6,26b)

„… und gebe dir Frieden!“ (6,26b).

Dann heißt es noch in unserem Vers: „… und gebe dir Frieden“. Beides hängt zusammen. Wenn eine ungestörte Beziehung zu Gott genossen wird, dann ist auch der praktische Friede vorhanden, der sich daraus ergibt, dass man sich bewusst ist, den Willen Gottes zu tun. Diesen Frieden nannte der Herr „meinen Frieden“ (Joh 14,27). Er hatte ihn vollkommen gekannt. So konnte Er in vollkommener Ruhe seinen Feinden entgegentreten und sagen „wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen“ (Joh 18,8). Auch nach seiner Auferstehung bringt Er nicht nur – so groß dieser auch ist – den grundsätzlichen Frieden mit Gott (Joh 20,19) auf der Grundlage seines Werkes (Joh 20,20), sondern auch den praktischen Frieden für den Weg und die Sendung (Joh 20,21).

Mein Name (6,27)

„Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen“ (6,27).

Vers 27 bildet den zusammenfassenden Abschluss des Segens. Während in den Versen 24–26 der zu segnende (bzw. das zu segnende Volk) direkt angesprochen wurde, hat Vers 27 wieder die Form einer Anweisung: „Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen“. Bei den mit „sie“ bezeichneten Personen handelt es sich wieder um Aaron und seine Söhne (vgl. V. 23).

Dieser Satz ist nicht so sehr eine separate siebte Segnung, sondern vielmehr eine Zusammenfassung oder Interpretation der sechs Segnungen dieses Segensspruchs: Der Name des HERRN wurde auf die Kinder Israel gelegt. Dadurch macht Gott sich mit ihnen eins und sie werden gewissermaßen zu Gottes Repräsentanten auf der Erde.

Welch eine Perspektive! Von Anfang an stand diese Möglichkeit dem Volk Israel offen. Doch leider lebten sie nicht darin. Immer wieder bewies die Geschichte des Volkes Gottes, dass die Weihe unterbrochen wurde und oft der Verunreinigung Platz machte. Dieses 4. Buch Mose legt davon beredtes Zeugnis ab (vgl. 4. Mo 13–14; 21; 25 usw.).

Dennoch wird Gott auch mit diesem Volk sein Ziel erreichen. Über Jahrhunderte hinweg hatte Gott sie nicht mehr öffentlich als sein Volk anerkennen können – sie waren „Lo–Ammi“, d.h. „Nicht mein Volk“ (Hos 1,9). Doch der Augenblick wird kommen, wo Israel wiederhergestellt sein wird, wenn sie Christus angenommen haben, ihre Schuld bekannt haben und Gott in wahrer Hingabe dienen. Dann endlich werden sie wieder den Namen Gottes tragen dürfen (Hos 2,25; Röm 9,26) und dann wird der volle Segen auf diesem Volk ruhen.

Auf Israel wurde – und wird einmal – der Name des HERRN gelegt. Christen dagegen kennen Gott als Vater. Wollen wir unseren Weg nicht in der Gemeinschaft mit Ihm gehen? Dass das bei uns immer unvollkommen sein wird, ist uns wohl allen klar. Dennoch sollten wir uns nicht mit weniger zufrieden geben. Allerdings dürfen wir auch wissen, dass einmal der Zeitpunkt kommen wird, wo wir die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn absolut ungetrübt und ungehindert genießen werden.

Den Namen Gottes tragen zu dürfen, ist tatsächlich ein gewaltiges Vorrecht. Dem Überwinder in Philadelphia war die Verheißung gegeben worden: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes … und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes … und meinen neuen Namen“ (Off 3,12). In Ewigkeit wird dies zu unseren größten Vorrechten gehören: „Und sie werden sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein“ (Off 22,4).

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