Das Buch der Richter
Bleibe deinem Gott treu!

Kapitel 14,1-15,8

Simson in Timna

Das Wort Gottes fordert uns jetzt auf, das Leben Simsons von seiner Berufung zum Dienst bis zu seinem Tod zu betrachten (Kap. 13,25; 16,31). Sein öffentlicher Dienst wird uns in den Kapiteln 14 und 15 vorgestellt, das Ende seines Lebens in Kapitel 16.

Mehrere Begebenheiten im Leben dieses Richters sprechen von Christus. Gleichzeitig versagte Simson als verantwortlicher Mensch. Darum dient seine ganze Geschichte uns allen als Warnung.

«Simson ging nach Timna hinab» (Kap. 14,1). Sein Leben war durch einen fortlaufenden Abwärtstrend gekennzeichnet. Am Ende dieses Weges, der einen gefährlichen Abhang hinunterführte, hörte er schliesslich auf, ein Nasir zu sein, und verlor sein Leben.

Drei Frauen spielten in seiner traurigen Geschichte eine entscheidende Rolle:

  • Die junge Frau von Timna hebt deutlich die Gefahr der Welt und der Lust der Augen hervor (Kap. 14,3.7).
  • Die Prostituierte von Gaza zeigt die Lust des Fleisches in ihrer ganzen Hässlichkeit (Kap. 16,1).
  • Delila im Tal Sorek eroberte das Herz und die Zuneigungen Simsons (Kap. 16,4). Vielleicht ist sie ein Bild von Satan und seinen Verführungen.

Trotzdem besass Simson Geheimnisse, die von einer echten Beziehung seiner Seele zu Gott zeugten. Das erste Geheimnis betraf sein langes Haar: Die menschliche Schwachheit verbarg die Kraft Gottes.

Das lange Haar ist ein Zeichen der Unterordnung und der Schwachheit. Das betrifft noch heute die Frau in der Gesellschaft, in der Familie oder in der Versammlung. Für Simson, den Nasir, war sein langes Haar das Zeugnis seiner Abhängigkeit von Gott und damit der Ausdruck seiner verborgenen Kraft.

Von diesem ersten Geheimnis leiten sich alle anderen ab:

  • Die Absichten Simsons waren ein Rätsel für seine Eltern. «Sein Vater und seine Mutter wussten aber nicht, dass es von dem HERRN war» (Kap. 14,4). In seiner Liebe zu Gott und zu seinem Volk suchte Simson einen Anlass gegen die Philister, um ihr unerträgliches Joch abzuschütteln.
  • Er verriet ihnen weder seinen Sieg über den brüllenden Löwen noch die Quelle des Honigs. Er hatte ihn im Körper des zerrissenen Löwen gefunden (Kap. 14,6.9).
  • Er weigerte sich, sein Rätsel seinen Eltern und vielmehr noch den Philistern zu verraten. Leider hielt er nicht bis zum Ende durch (Kap. 14,14.17).

Der erste Besuch in Timna (14,1-4)

“Und Simson ging nach Timna hinab; und er sah in Timna eine Frau von den Töchtern der Philister. Und er ging hinauf und berichtete es seinem Vater und seiner Mutter und sprach: Ich habe in Timna eine Frau gesehen von den Töchtern der Philister; und nun nehmt sie mir zur Frau. Und sein Vater und seine Mutter sprachen zu ihm: Ist unter den Töchtern deiner Brüder und unter meinem ganzen Volk keine Frau, dass du hingehst, eine Frau zu nehmen von den Philistern, den Unbeschnittenen? Und Simson sprach zu seinem Vater: Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen. Sein Vater und seine Mutter wussten aber nicht, dass es von dem Herrn war; denn er suchte einen Anlass gegen die Philister. Und in jener Zeit herrschten die Philister über Israel“ (14,1-4).

Als Simson nach Timna hinabging, sah er unter den Philistern eine junge Frau, die seine Blicke auf sich zog. Sein Entschluss, sie zu heiraten, stand eindeutig im Widerspruch zu den Geboten des HERRN (V. 2; 2.Mo 34,16; 5. Mo 7,3). Die Beweggründe von Simson waren rein, er wollte die Feinde bekämpfen. Aber die Mittel fanden nicht Gottes Zustimmung. Auch hier gilt: Der Zweck heiligt die Mittel nicht. In Wirklichkeit war das Herz Simsons geteilt: Gott und sein Volk auf der einen Seite, die Welt auf der anderen. Ist das nicht auch bei uns allzu oft der Fall?

Satan zeigte sich hier als die alte Schlange mit ihren Verführungen. Er versuchte Simson durch die Lust der Augen, so wie er damals im Garten Eden Eva verführt hatte.

Der Löwe (14,5-9)

Und Simson ging mit seinem Vater und seiner Mutter nach Timna hinab; und als sie an die Weinberge von Timna kamen, siehe, da brüllte ein junger Löwe ihm entgegen. Und der Geist des Herrn geriet über ihn, und er zerriss ihn, wie man ein Böckchen zerreißt; und er hatte gar nichts in seiner Hand. Und er berichtete seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte. Und er ging hinab und redete zu der Frau, und sie war recht in den Augen Simsons. Und er kehrte nach einiger Zeit zurück, um sie zu nehmen, und er bog ab, um das Aas des Löwen zu besehen, und siehe, ein Bienenschwarm war im Körper des Löwen und Honig. Da nahm er ihn heraus in seine Hände und ging und aß im Gehen; und er ging zu seinem Vater und zu seiner Mutter und gab ihnen, und sie aßen; aber er berichtete ihnen nicht, dass er den Honig aus dem Körper des Löwen herausgenommen hatte“ (14,5-9).

Nun ging Simson mit seinen Eltern nach Timna hinab. Da begegnete er einem jungen Löwen. Wenn der Gläubige sich in den Herrschaftsbereich des Feindes (die Städte der Philister) wagt, muss er damit rechnen, dort die Macht Satans vorzufinden. Dieser ist ein brüllender Löwe, also der Mörder, der Gewalt anwendet.

Jesus begegnete Satan zuerst als der verführenden Schlange in der Wüste. Durch seinen Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes band Er dort den Feind (Mt 4,1-11). Am Ende seines Lebens trat Satan wie ein Löwe gegen Ihn an, um Ihm die Schrecken des Todes vor Augen zu führen und den Nachkommen der Frau zu bekämpfen (Ps 22,14.22). Am Kreuz machte Christus durch seinen Tod die Macht des Teufels zunichte, der die Macht des Todes hatte. Nun kann der Gläubige mit der Hilfe des Geistes Christi den Sieg gegen Satan und die Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern davontragen.

Aus dem Sieg des Herrn Jesus am Kreuz gehen geistliche Segnungen hervor, die hier durch den Honig versinnbildlicht werden. Simson fand nämlich später einen Bienenschwarm und Honig im Körper des toten Löwen. So sichert uns der Sieg Christi am Kreuz alle himmlischen Segnungen zu, in denen sowohl Kraft als auch Freude liegen. Wie Simson zuerst selbst den Honig ass, so nähren wir uns zuerst persönlich von diesen Segnungen. Anschliessend können wir auch anderen davon weitergeben, so wie Simson seinen Eltern vom Honig gab. Dennoch enthüllte er das Geheimnis seiner Seele mit Gott nicht.

Das Rätsel und das Festmahl mit den Philistern (14,10-20)

“Und sein Vater ging zu der Frau hinab, und Simson machte dort ein Festmahl; denn so pflegten die Jünglinge zu tun. Und es geschah, als sie ihn sahen, da nahmen sie dreißig Gefährten; und sie waren bei ihm. Und Simson sprach zu ihnen: Ich will euch einmal ein Rätsel aufgeben: Wenn ihr es mir in den sieben Tagen des Festmahles kundtut und es erratet, so werde ich euch dreißig Hemden und dreißig Feierkleider geben. Wenn ihr es mir aber nicht kundtun könnt, so sollt ihr mir dreißig Hemden und dreißig Feierkleider geben. Und sie sprachen zu ihm: Gib dein Rätsel auf, dass wir es hören! Und er sprach zu ihnen: Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßigkeit. Und sie konnten das Rätsel drei Tage lang nicht kundtun. Und es geschah am siebten Tag, da sprachen sie zu der Frau Simsons: Berede deinen Mann, dass er uns das Rätsel kundtue, sonst verbrennen wir dich und deines Vaters Haus mit Feuer! Um uns zu berauben, habt ihr uns geladen, nicht wahr? Und Simsons Frau weinte an ihm und sprach: Du hasst mich nur und liebst mich nicht. Das Rätsel hast du den Kindern meines Volkes aufgegeben, und mir hast du es nicht kundgetan. Und er sprach zu ihr: Siehe, meinem Vater und meiner Mutter habe ich es nicht kundgetan, und dir sollte ich es kundtun? Und sie weinte an ihm die sieben Tage, während sie das Festmahl hatten. Und es geschah am siebten Tag, da tat er es ihr kund, denn sie drängte ihn. Und sie tat das Rätsel den Kindern ihres Volkes kund. Da sprachen die Männer der Stadt zu ihm am siebten Tag, ehe die Sonne unterging: Was ist süßer als Honig? Und was ist stärker als der Löwe? Und er sprach zu ihnen: Wenn ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt hättet, so hättet ihr mein Rätsel nicht erraten. Und der Geist des Herrn geriet über ihn; und er ging hinab nach Askalon und erschlug von ihnen dreißig Mann und nahm ihre ausgezogenen Gewänder und gab die Wechselkleider denen, die das Rätsel kundgetan hatten. Und sein Zorn entbrannte, und er ging hinauf in das Haus seines Vaters. Und die Frau Simsons wurde einem seiner Gefährten gegeben, den er sich zugesellt hatte“ (14,10-20).

Im Lauf des Festmahls mit den Philistern stellte Simson sein Rätsel vor: «Aus dem Fresser kam Frass, und aus dem Starken kam Süssigkeit.» Sein Erlebnis mit dem Löwen und dem Honig hatte ihn dazu angeregt. Dieses Rätsel war für seine Eltern und die Philister unlösbar (V. 15.16).

Simson befand sich hier an einem falschen Ort und in schlechter Gesellschaft. Er nahm mit den Feinden Gottes und seines Volkes eine gemeinsame Mahlzeit ein. Wenigstens war er, was die darauf folgenden Vergeltungsschläge betrifft, im Recht.

Verbindungen zur Welt rauben uns die Freude und setzen uns ihrer List und ihren Fallstricken aus. Simson wurde bedrängt und verlor die Freude an der Gemeinschaft mit dem HERRN, obwohl seine Beziehung zu Ihm noch bestand (V. 17). Weil seine Frau ihrerseits von den Philistern mit dem Tod bedroht wurde, bedrängte sie ihn tagelang. Da gab Simson schliesslich nach und enthüllte sein Rätsel kurz vor Ablauf der festgelegten Frist von sieben Tagen (V. 17.18).

Um seiner Verpflichtung nachzukommen (V. 12), ging Simson nach Askalon hinab und tötete 30 Philister. Er zog ihnen ihre Kleider aus und gab sie denen, die sein Geheimnis durch List in Erfahrung gebracht hatten. Wechselkleider sind keine neuen Kleider (V. 19). Die Welt bleibt so wie sie ist, aber der Gläubige verliert seine Kraft, wenn er Kontakt mit ihr hat. Die Kleider der Philister sind ein Bild der vergeblichen Bemühungen des Menschen, sich zu rechtfertigen und sich vor sich selbst und anderen zu verstecken. Im Gegensatz dazu hat der Gläubige den neuen Menschen und Christus selbst als Schmuck und neues Kleid angezogen (Eph 4,24; Gal 3,27).

Der Geist des HERRN war bei diesem ersten Racheakt an den Feinden zwar mit Simson. Persönlich hatte er jedoch alles verloren, als er sich mit ihnen verbündete. Es scheint, dass er die junge Frau von Timna nie geheiratet hat. Denn sie wurde schliesslich seinem Gefährten gegeben (V. 20). Wenn die Gläubigen Beziehungen zur Welt pflegen, werden sie immer von ihr dominiert. Die einzige Kraft des Gläubigen liegt in der Absonderung von der Welt. Das macht den wahren Charakter eines Nasirs aus.

Der letzte Besuch in Timna (15,1-8)

Und es geschah nach einiger Zeit, in den Tagen der Weizenernte, da besuchte Simson seine Frau mit einem Ziegenböckchen. Und er sprach: Ich will zu meiner Frau ins Gemach gehen; aber ihr Vater gestattete ihm nicht hineinzugehen. Und ihr Vater sprach: Ich habe wirklich gedacht, dass du sie hasstest, und so habe ich sie deinem Gefährten gegeben. Ist nicht ihre jüngere Schwester schöner als sie? Sie soll dein sein anstelle jener. Da sprach Simson zu ihnen: Diesmal bin ich schuldlos an den Philistern, wenn ich ihnen Böses tue. Und Simson ging hin und fing dreihundert Schakale; und er nahm Fackeln und kehrte Schwanz an Schwanz und tat eine Fackel zwischen je zwei Schwänze in die Mitte, *5 und er zündete die Fackeln mit Feuer an. Und er ließ sie los in das stehende Getreide der Philister und zündete sowohl Garbenhaufen als stehendes Getreide und Olivengärten an. Und die Philister sprachen: Wer hat das getan? Und man sprach: Simson, der Schwiegersohn des Timniters, weil er ihm seine Frau genommen und sie seinem Gefährten gegeben hat. Da zogen die Philister hinauf und verbrannten sie und ihren Vater mit Feuer. Und Simson sprach zu ihnen: Wenn ihr so tut - es sei denn, dass ich mich an euch gerächt habe, danach will ich aufhören! Und er schlug sie, Schenkel samt Hüfte, und richtete eine große Niederlage unter ihnen an. Und er ging hinab und wohnte in der Kluft des Felsens Etam“ (15,1-8).

Simson wollte die junge Philisterin, die er immer noch als seine Frau betrachtete, besuchen. Er wusste nicht, dass sie inzwischen einem anderen Mann gegeben worden war. Er war im Recht gegenüber seinen Feinden, die ihn betrogen hatten. Deshalb akzeptierte er den Vorschlag seines Schwiegervaters nicht, die jüngere Schwester zu heiraten.

Seine persönliche Rache war schrecklich und ungerecht. 300 Schakale verwüsteten durch das Feuer nicht die Feinde, sondern die Ernte: Getreide und Olivengärten - die rechtmässige Nahrung des Volkes Gottes (5. Mo 8,8).

Vor allem verlor sowohl die, die er geliebt hatte, als auch ihr Vater das Leben durch die abscheuliche Vergeltung der Philister (V. 6). Was konnte man dieser armen Frau vorwerfen, ausser dass sie die Aufmerksamkeit Simsons auf sich gezogen hatte? Trotzdem musste sie für die Verfehlungen des Richters mit ihrem Leben bezahlen. Wir wollen uns durch diese Geschichte warnen lassen. Möge unser Verhalten nie solche unheilvollen Konsequenzen für unsere Mitmenschen nach sich ziehen!

Simson in der Kluft (15,8)

Schliesslich suchte Simson in der Kluft des Felsens Etam einen einsamen Zufluchtsort. Von den Philistern, die ihn verraten hatten, wurde er verworfen. Vom Volk Gottes, das im Begriff stand, sich gegen ihn zu wenden und für die Feinde Partei zu ergreifen, wurde er nicht verstanden.

Die einzige Zuflucht des Zeugen, der allein gelassen wird, ist Christus. Davon spricht die Kluft des Felsens. David wurde später in der Zeit seiner Verwerfung in der Höhle Adullam zu einem Sammelpunkt für die Treuen in Israel (1. Sam 22,1.2).

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