Das Buch der Richter
Bleibe deinem Gott treu!

Kapitel 5

Das Lied Deboras

Gott hatte eine grosse Befreiung bewirkt, und zwar durch die beiden treuen Frauen Debora und Jael sowie durch den Richter Barak - der trotz seines zögerlichen Glaubens in den Kampf gezogen war. Darauf sang Debora zusammen mit Barak ein Dankeslied.

Der Hauptgedanke dieses Lobliedes ist die geistliche Erweckung des gesamten Volkes Israel. Der Weckruf «Wach auf» wird darin viermal wiederholt (V. 12).

Das Thema des Liedes (V. 1-5)

Und Debora und Barak, der Sohn Abinoams, sangen an jenem Tag und sprachen: Weil Führer führten in Israel, weil freiwillig sich stellte das Volk, preist den HERRN! Hört, ihr Könige; horcht auf, ihr Fürsten! Ich will, ja, ich will dem HERRN singen, will singen und spielen dem HERRN, dem Gott Israels! HERR, als du auszogst von Seir, als du einherschrittest vom Gebiet Edoms, da erzitterte die Erde; auch troffen die Himmel, auch troffen die Wolken von Wasser. Die Berge erbebten vor dem HERRN, jener Sinai vor dem HERRN, dem Gott Israels (5,1-5).

Das Lied Deboras erinnert an das Lied von Mose und den Israeliten nach der Befreiung aus Ägypten (2. Mo 15,1-21). Damals hatte ein Chor von mehr als zwei Millionen Menschen gesungen, jetzt war es nur noch die Stimme von zwei Treuen.

Aber der Lobgesang erhob sich zum gleichen Gott, der nach der Prophezeiung Bileams mitten in seinem Volk wohnt: «Der HERR, sein Gott, ist mit ihm, und Jubelrufe wie um einen König sind in seiner Mitte» (4. Mo 23,21).

  • Vers 2: Trotz weit verbreiteter Schwachheit in Israel hatte der Heilige Geist die Bereitschaft des Volkes und die geistliche Energie seiner Führer bewirken können. Es ist für uns ein Grund zur Dankbarkeit gegenüber Gott, wenn wir das Wirken seiner Gnade erkennen, wie sie bei Christen heute noch ebensoviel Hingabe hervorruft.
  • Vers 3: Nur die Gläubigen sangen das Loblied, denn es heisst hier: «Ich will, ja, ich will dem HERRN singen.» Aber das Lob ertönte in der Gegenwart von Königen und Fürsten dieser Welt.

Auch heute ist der Dienst der Anbetung solchen anvertraut, die geheiligt sind. Es sind die Erlösten, die zur Versammlung gehören, die Gott loben. Doch es geschieht als ein Zeugnis vor der Welt.

  • Verse 4.5: Die Anspielungen auf Seir (das Gebiet von Edom) und auf den Sinai (Berg des Gesetzes) erinnern uns sowohl an den Segen Moses nach der Wüstenreise als auch an ein Lied Davids (5. Mo 33,2; Ps 68,8.9).

Die Bezugnahme auf 5. Mose 33 stellt uns ein wichtiges moralisches Prinzip vor: In Zeiten der Schwachheit - so wie wir sie erleben - besteht die Sicherheit der Gläubigen darin, immer wieder zu den Wahrheiten des Anfangs zurückzukehren. «Was von Anfang an war» bleibt das Hilfsmittel der Treuen in der «letzten Stunde» (1. Joh 1,1; 2,18).

Die Tage Schamgars (V. 6-8)

In den Tagen Schamgars, des Sohnes Anats, in den Tagen Jaels ruhten die Pfade, und die Wanderer betretener Wege gingen krumme Pfade. Es ruhten die Landstädte in Israel, sie ruhten, bis ich, Debora, aufstand, bis ich aufstand, eine Mutter in Israel. Israel erwählte neue Götter; da war Kampf an den Toren! Wurde wohl Schild und Lanze gesehen unter 40.000 in Israel? (5,6-8).

Der niedrige Zustand Israels in den Tagen Schamgars erklärte das Eingreifen Gottes durch diesen Richter, um sein Volk zu befreien. Wir haben diesen Einschub in der Geschichte Israels bereits erwähnt (Kap. 3,31).

Hier möchten wir diese Verse im Kontext des Liedes betrachten. Das Aufdecken des Verfalls in jenen Tagen durch Debora erinnert uns daran, dass wir unseren schlechten geistlichen Zustand weder entschuldigen noch unbeachtet lassen können. Wir müssen unser Versagen anerkennen und uns vom Bösen trennen. Das ist für uns der Weg einer echten Erweckung. Er führt uns dahin, wieder den Platz von Anbetern einzunehmen.

Ein Volk voller Bereitschaft (V. 9-11)

Mein Herz gehört den Führern Israels, denen, die sich freiwillig stellten im Volk. Preist den HERRN! Die ihr reitet auf weißroten Eselinnen, die ihr sitzt auf Teppichen und die ihr wandelt auf dem Weg, singt! Fern von der Stimme der Bogenschützen, zwischen den Schöpfrinnen, dort sollen sie preisen die gerechten Taten des HERRN, die gerechten Taten an seinen Landstädten in Israel. Da zog das Volk des HERRN hinab zu den Toren (6,9-11).

So wichtig die Absonderung auch ist - sie trägt weder den Grundsatz der Einheit der Erlösten in sich selbst noch nährt sie unser Herz. Wir werden aufgefordert, zu Christus hinauszugehen, ausserhalb des Lagers (Heb 13,13). Bei Ihm werden wir solche finden, die seinen Namen aus reinem Herzen anrufen (2. Tim 2,22). Das Herz Deboras verband sich mit denen, die sich bereitwillig zum Kampf stellten. So wollen auch wir Gott für das Gute danken, das Er im Volk Gottes bewirkt hat.

Die Prophetin wandte sich nun an solche, die die wiedererlangten Segnungen genossen, und forderte sie zum Nachdenken auf:

  • Auf weissroten Eselinnen zu reiten war ein Zeichen von Wohlstand und gehobener Klasse. Die Kinder Jairs und Abdons genossen dieses Vorrecht (Kap. 10,4; 12,14). Der Herr Jesus ist als Messias auch auf einem Eselsfohlen in Jerusalem eingezogen (Sach 9,9; Mt 21,1-5).
  • Auf Teppichen zu sitzen und auf den Wegen zu wandeln bedeutete, Ruhe und Sicherheit zu geniessen.
  • Die verlassenen Pfade wurden wieder betreten (V. 6.10) und die einst leeren Städte waren nun bewohnt (V. 7.11). Die Erlösten freuten sich dort am erfrischenden Wasser und priesen den HERRN.
  • So zog das Volk zu den Toren hinab, um dem Feind entgegenzutreten.

Wir finden hier alle Merkmale einer echten Erweckung, die durch die Gnade Gottes bewirkt wird.

«Wach auf, Debora!» - «Mach dich auf, Barak!» (V. 12.13)

Wach auf, wach auf, Debora! Wach auf, wach auf, sprich ein Lied! Mach dich auf, Barak, und führe gefangen deine Gefangenen, Sohn Abinoams! Da zog hinab ein Überrest der Edlen und des Volkes; der HERR zog zu mir herab unter den Helden (6,12.13).

Nun erhebt sich das Lied noch weiter und schaut voraus auf die Herrlichkeit des Herrn Jesus. Barak, der während des Kampfes ein schwacher Zeuge war, wird im Moment des Sieges ein schönes Vorbild auf Christus.

Zuvor fordert der Geist uns auf: «Wach auf, wach auf!» Dieser rührende Appell, den die Prophetin an ihr eigenes Herz richtete, wird später dreimal vom Propheten Jesaja gebraucht (Jes 51,9.17; 52,1). Alle Generationen sollen ihn vernehmen. So richtet sich das Wort Gottes auch an uns: «Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!» (Eph 5,14; Jes 60,1).

Dann wandte sich Debora dem Richter zu: «Mach dich auf, Barak, und führe gefangen deine Gefangenen, Sohn Abinoams!» Damit legt der Geist Gottes einen Ausspruch von David, dem ausgezeichneten Psalmdichter Israels, auf die Lippen der Prophetin. Dieser kündigte prophetisch die Herrlichkeiten des auferstandenen Christus und die Segnungen seines irdischen Volkes im Tausendjährigen Reich an: «Du bist aufgefahren in die Höhe, du hast die Gefangenschaft gefangen geführt; du hast Gaben empfangen im Menschen ..., damit Jah, Gott, eine Wohnung habe» (Ps 68,19).

Der Apostel Paulus wendet diese Prophezeiung auf die Versammlung an, die auf der Erde von Christus, dem Haupt des Leibes in der Herrlichkeit, geistliche Gaben empfängt (Eph 4,8).

Beim Roten Meer - einem Bild des Todes Christi - hatte ganz Israel die Befreiung gefeiert, die sie symbolisch durch den Tod erfahren hatten. In der Zeit des Ruins stimmte eine einzelne Frau ein Loblied der Befreiung an, das prophetisch über die Auferstehung hinausgeht. Wenn wir dies auf uns übertragen, kommen wir wie Debora zum Schluss: «Preist den HERRN!» (V. 9).

Das Volk Gottes zog hinab, um am Ort des eigenen Zeugnisses zu kämpfen (V. 11.13). Der HERR war mitten unter ihnen. Die geringe Anzahl von 10'000 Soldaten des Erweckungsheeres (Kap. 4,6.10) stand im Kontrast zu den 40'000 unbewaffneten Israeliten (V. 8). Aber die Gegenwart Gottes versicherte allen bereitwilligen Soldaten den Sieg.

Die Antwort der Stämme (V. 14-18)

Von Ephraim zogen hinab, deren Stammsitz bei Amalek ist; hinter dir her Benjamin, unter deinen Völkern; von Makir zogen hinab die Führer, und von Sebulon, die den Feldherrnstab halten. Und meine Fürsten in Issaschar waren mit Debora; und Issaschar gleich Barak; er wurde seinen Füßen nach ins Tal gesandt. An den Bächen Rubens waren große Beschlüsse des Herzens. Warum bliebst du zwischen den Hürden, das Flöten bei den Herden zu hören? An den Bächen Rubens waren große Beratungen des Herzens. Gilead ruhte jenseits des Jordan; und Dan, warum weilte er auf Schiffen? Aser blieb am Gestade des Meeres, und an seinen Buchten ruhte er. Sebulon ist ein Volk, das seine Seele dem Tod preisgab, auch Naphtali auf den Höhen des Feldes (6,14-18).

Gott betrachtete nun das Verhalten jedes einzelnen Stammes während des Kampfes. Wir wollen trotz unseres Anteils an den Segnungen nie unsere Verantwortung, die damit verbunden ist, aus den Augen verlieren.

Einige Stämme hatten dem Appell geantwortet, während andere zurückblieben.

Ephraim, Benjamin, die Führer von Sebulon und die Fürsten Issaschars

Diese vier Stämme zogen in den Kampf. Später in der Geschichte Israels wird Sebulon das Zeugnis ausgestellt: «Die zum Heer auszogen ..., um sich in Schlachtreihen zu ordnen mit ungeteiltem Herzen.» Von den Kindern Issaschar wird es heissen: «Männer, die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste» (1. Chr 12,33.34). Diese Herzenshaltungen erklären ihren Eifer, mit dem sie hier dem Aufruf Gottes folgten.

Ruben und die Gileaditer

Der Schall der Trompete, die zum Kampf aufrief, drang bis in die Ebenen Gileads, die jenseits des Jordan lagen. Aber nach Beratungen («grosse Beschlüsse des Herzens») blieben diese Israeliten zu Hause und zogen nicht in den Kampf. Sie waren von ihren persönlichen Angelegenheiten - von den Hürden und Herden - zu stark in Anspruch genommen. Durch die Stellung der zweieinhalb Stämme, die sich jenseits des Jordan niedergelassen hatten, sind wir schon im Buch Josua auf die Gefahr des irdischen Christenlebens hingewiesen worden.

Jetzt zeigten sich die Früchte dieser Stellung. Wenn sich unsere Herzen an die Dinge der Welt hängen - seien sie sogar legitim -, dann verlieren wir jede geistliche Kraft, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Der Prophet sagt später: «Ephraim vermischt sich mit den Völkern ..., Fremde haben seine Kraft verzehrt, und er weiss es nicht» (Hos 7,8.9).

Im weiteren Verlauf des Buches der Richter wird uns diese Warnung, die der Heilige Geist an uns richtet, durch das ernste Beispiel von Simson bestätigt (Kap. 16,20).

Dan und Aser

Dan «weilte auf den Schiffen». Dieses Verhalten überrascht nicht. Am Ende des Buches versinkt dieser Stamm in Abtrünnigkeit, Gewalt und Götzendienst.

Aser hatte bei der Aufteilung des Landes seinen Teil in Syro-Phönizien gewählt, das ein Bild der Geschäftswelt und des Handels ist (Jos 19,24-31). Dort verlor er wie Ruben seine moralische Energie.

Sebulon und Naphtali

Der Bericht über das Verhalten der einzelnen Stämme schliesst mit einer erfreulichen Bemerkung: Die Hingabe und der Aufopferungsgeist von Sebulon und Naphtali im Kampf werden besonders hervorgehoben. Diese beiden Stämme waren dem Ruf von Anfang an gefolgt und hatten sich Barak angeschlossen (Kap. 4,6.10). Gott vergisst nichts von dem, was für Christus und für sein Volk getan wird!

Die Erinnerung an den Kampf (V. 19-23)

Könige kamen, sie kämpften; da kämpften die Könige Kanaans bei Taanak an den Wassern Megiddos: Beute an Silber trugen sie nicht davon. Vom Himmel her kämpften, von ihren Bahnen aus kämpften die Sterne mit Sisera. Der Bach Kison riss sie weg, der Bach der Urzeit, der Bach Kison. Du, meine Seele, tritt auf in Kraft! Da stampften die Hufe der Pferde vom Rennen, dem Rennen ihrer Gewaltigen. Verflucht Meros!, spricht der Engel des HERRN, verflucht seine Bewohner! Denn sie sind dem HERRN nicht zu Hilfe gekommen, dem HERRN zu Hilfe unter den Helden (6,19-23).

Die Erwähnung Megiddos (V. 19) lässt uns an das Schauspiel der letzten Auseinandersetzung zwischen den Völkern der Erde und Christus mit seinen Auserwählten in Harmagedon denken (Off 16,16). In Psalm 83 erwähnt Asaph das Gericht über Jabin am Bach Kison, als er die zukünftigen Angriffe verschiedener feindlicher Völker unter der Führung Edoms gegen die von Gott bewahrten Treuen ankündigt (Ps 83,10).

Zur Zeit Deboras schrieben die Treuen sich keinen Verdienst am Sieg zu, sondern anerkannten im Gegenteil das göttliche Eingreifen. Sie erklärten: «Vom Himmel her kämpften, von ihren Bahnen aus kämpften die Sterne mit Sisera» (V. 20).

Dieser Teil des Liedes schliesst mit einem schrecklichen Fluch über Meros und seine Bewohner, die sich geweigert hatten, in den Kampf zu ziehen (V. 23). Im geistlichen Bereich gibt es keine Neutralität. Der Herr hat gesagt: «Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich» (Lk 11,23). Paulus fügt hinzu: «Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei verflucht» (1.Kor 16,22). Wer sich auf den Namen des Herrn beruft, der ist aufgefordert, sich entschlossen auf seine Seite zu stellen.

Jael und Sisera (V. 24-30)

Gesegnet vor Frauen sei Jael, die Frau Hebers, des Keniters, vor Frauen in Zelten gesegnet! Wasser verlangte er, Milch gab sie; in einer Schale der Edlen reichte sie geronnene Milch. Ihre Hand streckte sie aus nach dem Pflock und ihre Rechte nach dem Hammer der Arbeiter; und sie hämmerte auf Sisera ein, zerschmetterte sein Haupt und zerschlug und durchbohrte seine Schläfe. Zwischen ihren Füßen krümmte er sich, fiel, lag da; zwischen ihren Füßen krümmte er sich, fiel; da, wo er sich krümmte, fiel er überwältigt. Aus dem Fenster spähte Siseras Mutter und rief ängstlich durchs Gitter: Warum zaudert sein Wagen zu kommen? Warum zögern die Tritte seiner Gespanne? Die Klugen unter ihren Edelfrauen antworten ihr, und sie selbst erwidert sich ihre Reden: Finden sie nicht, teilen sie nicht Beute? Ein Mädchen, zwei Mädchen auf den Kopf eines Mannes? Beute an bunten Gewändern für Sisera, Beute an bunt gewirkten Gewändern; zwei bunt gewirkte Gewänder für den Hals der Gefangenen (6,24-30).

Nun wird der Glaube Jaels geehrt. Indem sie Sisera erschlug, ergriff sie Partei für Gott und sein Volk gegen die Feinde. Die Einzelheiten ihres Handelns waren bis jetzt für die anderen unbekannt, weil sich alles ohne Zeugen in ihrem Zelt abgespielt hatte. Doch nun werden sie im Lied der Befreiung ans Licht gestellt. So wird es auch am Tag der Belohnung sein: «Jeder, der irgend sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird auch der Sohn des Menschen sich vor den Engeln Gottes bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden» (Lk 12,8.9). Das Verhalten Jaels stand im völligen Gegensatz zum Benehmen der Bewohner von Meros.

Es ist ergreifend, wie die Prophetin die Gedanken der Mutter von Sisera offenbart. Wir wollen daraus folgende Belehrung ziehen: Im Jenseits werden an allen, die in ihrem Leben den Ruf der Gnade abgelehnt haben, ewig die Gewissensbisse nagen. Die Weisheit der Edelfrauen und die persönliche Antwort der Seele ändern am Gericht nichts (V. 29). Alle Aufständischen werden letztlich Gott für ihr ewiges Los Recht geben müssen, aber es wird keine Umkehr mehr möglich sein!

Schlussfolgerung (V. 31)

So mögen umkommen alle deine Feinde, HERR! Aber die ihn lieben, seien, wie die Sonne aufgeht in ihrer Kraft! - Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe (6,31).

Das Lied Deboras schliesst mit einem hoffnungsvollen Ausblick. Für das Volk Israel steht die heute noch ausstehende Befreiung immer in Verbindung mit dem Gericht über die Feinde. Somit ist der Wunsch nach Rache im Mund des israelitischen Überrests berechtigt. Die vierte Prophezeiung Bileams (4. Mo 24,17-24) und das letzte Lied Davids (2. Sam 23,3-7) verbinden die Gerichte mit der Erscheinung Christi in Herrlichkeit.

Die den HERRN lieben - das sind jetzt die Glaubenden - «sind wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Kraft». Daniel benutzt ähnliche Worte, wenn er die Verheissung für die Zeit des Endes ankündigt: «Die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste» (Dan 12,3). Der Herr bestätigt sie in den Gleichnissen des Reiches: «Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reich ihres Vaters» (Mt 13,43).

Das Alte Testament schliesst mit dem Aufgehen der Sonne der Gerechtigkeit über die, die den Namen des HERRN fürchten (Mal 3,20).

Aber das Neue Testament beendet die göttliche Offenbarung, indem es der Versammlung den «glänzenden Morgenstern» verheisst (Off 22,16). Der Herr Jesus selbst verspricht uns: «Ich komme bald.» Lasst uns mit dem Geist antworten: «Amen, komm, Herr Jesus!»

Der Sieg sowie das Lied von Debora und Barak haben uns auf das höchste moralische Niveau im Buch der Richter geführt. Israel erlebte nun eine Zeit der Ruhe von 40 Jahren. Eine Epoche von 40 Jahren deutet symbolisch oft auf eine vollständige Zeit (z.B. der Prüfung) hin. Darum können wir in diesen 40 Jahren Ruhe einen Hinweis auf den zukünftigen tausendjährigen Frieden auf der Erde erkennen.

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