Die Wüstenwanderung des Volkes Gottes

I. Das Volk Gottes

Die Wüstenwanderung des Volkes Gottes

Gedanken über das vierte Buch Mose

Die ersten zehn Kapitel des vierten Buches Mose stellen uns das Volk Gottes vor, wie Er es in der Wüste sieht. Es setzt sich aus Kämpfern zusammen, die um einen Mittelpunkt versammelt sind, in deren Mitte die Diener arbeiten und wo das Lager rein gehalten werden muss. „Denn dort wohne ich“, sagt der Herr. Da sind Herzen, die sich für Gott abzusondern wünschen. Opfergaben werden zum Altar gebracht, Personen zum Dienst des Heiligtums geweiht. Das Passahfest wird gefeiert und Gott ordnet alle Vorbereitungen für den Aufbruch an.

1. Wer ist tauglich zum Kampf?

„Und der HERR redete zu Mose in der Wüste Sinai im Zelt der Zusammenkunft, am Ersten des zweiten Monats, im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten, und sprach: Nehmt die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israel auf nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, alle Männlichen nach ihren Köpfen; von zwanzig Jahren und darüber, jeden, der zum Heer auszieht in Israel, die sollt ihr mustern nach ihren Heeren, du und Aaron. ...

Und Mose und Aaron nahmen diese mit Namen bezeichneten Männer, und sie versammelten die ganze Gemeinde am Ersten des zweiten Monats. Und sie ließen sich in die Geburtsverzeichnisse eintragen nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, von zwanzig Jahren und darüber, nach ihren Köpfen, wie der HERR Mose geboten hatte. Und so musterte er sie in der Wüste Sinai. ...

Das sind die Gemusterten, die Mose und Aaron und die Fürsten Israels musterten, die zwölf Männer: Sie waren je ein Mann für sein Vaterhaus. Und es waren alle Gemusterten der Kinder Israel, nach ihren Vaterhäusern, von zwanzig Jahren und darüber, jeder, der zum Heer auszog in Israel: Alle Gemusterten waren 603.550“ (4. Mo 1,1–3.17–19.44–46)

Das vierte Buch Mose erwähnt zwei Musterungen: eine am Sinai, in Kapitel 1, und die andere in den Ebenen Moabs, in der Nähe des Jordan und Jerichos, in Kapitel 26. Bei der ersten Musterung schreitet Gott sozusagen die Reihen seines Volkes ab, um Kenntnis zu nehmen von allen, die für den Kampf tauglich sind. Beim Vergleich der Zahlen der zweiten mit denen der ersten Musterung, erkennt man die oft so schweren Folgen der Fehler und Verirrungen in der Wüste. Gewisse Stämme sind zahlenmäßig kleiner geworden und sehen daher auch ihr Erbteil in Kanaan geschmälert, denn „Den Vielen sollst du ihr Erbteil mehren und den Wenigen ihr Erbteil mindern; jedem soll entsprechend seinen Gemusterten sein Erbteil gegeben werden“ (4. Mo 26,54).

Am Sinai werden alle Männlichen von zwanzig Jahren und darüber gemustert, alle, „die zum Heer ausziehen“. Jeder muss seine Abstammung, sein Geschlecht und sein Vaterhaus angeben. Auch in Nehemia 7,64.65 ist es so. Da dürfen nur die von den heiligen Dingen essen, die beweisen können, dass sie in Israel geboren und von der priesterlichen Familie sind. Heute gehören nur die zum Volk Gottes, die von neuem geboren sind: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die ... aus Gott geboren sind“ (Joh 1,12.13). Um „zum Heer auszuziehen“ – für das Zeugnis nach außen, den Kampf für die Wahrheit – ist außerdem männliche Reife erforderlich: Man muss, wenigstens in einem gewissen Maß, Einsicht in und Verständnis der Gedanken Gottes erlangt und zugenommen haben in den himmlischen Dingen: zwanzig Jahre alt sein!

Das Wort stellt uns das Volk Gottes auch als eine Herde vor. Der Hirte ruft jedes Schaf bei seinem Namen. Er trägt Sorge um die Schwachen und Kranken. Er trägt die Lämmer in seinen Armen. Das ist die liebende Gnade unseres Herrn. Aber hier befinden wir uns in der Wüste unter dem Gesichtspunkt der Verantwortung. Der Geist Gottes will, dass wir fühlen, wie wichtig es ist, den göttlichen Gedanken zu entsprechen, damit unser Wandel, unser Zeugnis und unser Kampf zur Ehre des Herrn seien.

Zwölf Stämme werden gemustert. Von den Söhnen Jakobs empfängt Joseph zwei Teile: Ephraim und Manasse (vgl. 1. Mo 48,5). Ein Stamm ist also nicht gemustert. Es sind die Leviten, die für den Dienst der Wohnung abgesondert sind (V. 47–54), wie wir es später noch sehen werden.

2. Versammelt

„Und der HERR redete zu Mose und zu Aaron und sprach: Die Kinder Israel sollen jeder bei seinem Banner, bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser, lagern; dem Zelt der Zusammenkunft gegenüber sollen sie ringsum lagern.
Und dann soll das Zelt der Zusammenkunft aufbrechen, das Lager der Leviten in der Mitte der Lager; so wie sie lagern, so sollen sie aufbrechen, jeder an seiner Stelle, nach ihren Bannern.
Und die Kinder Israel taten nach allem, was der HERR Mose geboten hatte: So lagerten sie nach ihren Bannern, und so brachen sie auf, jeder nach seinen Familien, nach seinem Vaterhaus.“ (4. Mo 2, 1–2.17.34)

Wir sind nicht berufen, die Wüste nur als Einzelne, jeder für sich, zu durchschreiten. Gott will die Seinen sammeln, damit sie merken, dass sie zu einem Ganzen gehören. Dazu gibt Er ihnen einen Mittelpunkt. Für Israel war es die Bundeslade, die sich im Zelt der Zusammenkunft befand: „Die Kinder Israel sollen … sich lagern; dem Zelt der Zusammenkunft gegenüber sollen sie ringsum lagern“ (4. Mo 2,2), jeder an dem von Gott bezeichneten Platz.

Die Herde sammelt sich um den Hirten. Ebenso ist der Leib des Christus mit seinem Haupt vereinigt. Nach den Gedanken Gottes kann man sich nur im Namen des Herrn Jesus versammeln, der verheißen hat, in der Mitte der Seinen zu sein (Mt 18,20).

Der Wandel steht in Verbindung mit dem Versammeln: „So wie sie lagern, so sollen sie aufbrechen, jeder an seiner Stelle“ (V. 17). Gemeinschaftliches Vorangehen, Verantwortung der einen für die anderen, ein gemeinsames Zeugnis für Gott vor der Welt. Das Volk lagerte sich rings um die Bundeslade, und wenn sich die Heere der Israeliten aufmachten, um ihren Weg durch die Wüste fortzusetzen, so blieb die Bundeslade in ihrer Mitte und zog mit (V. 17).

3. Der Dienst

„Und dies sind die Geschlechter Aarons und Moses, an dem Tag, als der HERR auf dem Berg Sinai mit Mose redete. Und dies sind die Namen der Söhne Aarons: der Erstgeborene Nadab, und Abihu, Eleasar und Ithamar. Das sind die Namen der Söhne Aarons, der gesalbten Priester, die geweiht worden waren, um den Priesterdienst auszuüben.
Und der HERR redete zu Mose und sprach: Lass den Stamm Levi herzutreten und stelle ihn vor Aaron, den Priester, dass sie ihm dienen; und sie sollen den Dienst für ihn versehen und den Dienst für die ganze Gemeinde vor dem Zelt der Zusammenkunft, um den Dienst der Wohnung zu verrichten; und sie sollen alle Geräte des Zeltes der Zusammenkunft warten und den Dienst für die Kinder Israel versehen, um den Dienst der Wohnung zu verrichten. Und die Leviten sollst du Aaron und seinen Söhnen geben; ganz zu eigen sind sie ihm gegeben von Seiten der Kinder Israel. Und Aaron und seine Söhne sollst du bestellen, dass sie ihr Priesteramt versehen. Der Unbefugte aber, der herzunaht, soll getötet werden.
Und der HERR redete zu Mose und sprach: Und ich, siehe, ich habe die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel genommen anstatt aller Erstgeburt, die den Mutterschoß durchbricht unter den Kindern Israel; und die Leviten sollen mir gehören. Denn mein ist alle Erstgeburt: An dem Tag, als ich alle Erstgeburt im Land Ägypten schlug, habe ich mir alle Erstgeburt in Israel geheiligt vom Menschen bis zum Vieh; mir sollen sie gehören, mir, dem HERRN.“ (4. Mo 3,1–3.5–13)

„Alle Gemusterten, die Mose und Aaron und die Fürsten Israels musterten, die Leviten nach ihren Familien und nach ihren Vaterhäusern, von dreißig Jahren und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, die antraten, um den Dienst der Bedienung und den Dienst des Tragens am Zelt der Zusammenkunft zu verrichten: Ihre Gemusterten waren 8.580. Nach dem Befehl des HERRN musterte man sie durch Mose, jeden Einzelnen zu seinem Dienst und zu seiner Traglast; und sie wurden von ihm gemustert, wie der HERR Mose geboten hatte.“ (4. Mo 4,46–49)

Der Priesterdienst war das Teil der Familie Aarons (V. 1–3). Nur sie durften die Opfer, wie wir sie in 3. Mose finden, darbringen. Darum werden die Priester im vierten Buch Mose nur nebenbei erwähnt. Ihre Weihung wird im zweiten Buch beschrieben und ihr Dienst ist Gegenstand des dritten Buches Mose. (Musste es nicht so sein, dass der Geist Gottes zuerst im dritten Buch Mose den Gottesdienst und die Gemeinschaft vorstellt und erst anschließend den Wandel und den Dienst im vierten Buch Mose?)

Die Leviten waren für Gott abgesondert, anstelle aller Erstgeborenen aus Israel, auf die sich der HERR ein besonderes Recht erworben hatte, an dem Tag, da Er sie verschonte, während Er alle Erstgeburt im Land Ägypten schlug (Kap. 3,12.13). Sind nicht auch wir „um einen Preis erkauft worden“ (1. Kor 6,20), so dass wir „nicht mehr unser selbst sind“? „Er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2. Kor 5,15).

Bevor die Leviten in den Dienst eintraten, sollten sie zu Aaron „herzutreten“ und sich vor ihn „stellen“ (V. 6; vgl. Mk 3,14). Sie waren Aaron und seinen Söhnen „ganz zu eigen gegeben“ und „sollen den Dienst für ihn versehen“ (Dienst des HERRN) und „den Dienst für die ganze Gemeinde“, und „um den Dienst der Wohnung zu verrichten“. Wie sehen wir in diesen Zügen, was jeden Diener des Herrn kennzeichnen soll: eine ständige Gemeinschaft mit Ihm, ein Dienst in Hingabe an Seine Person, an die Seinen und an seine Versammlung, wobei man alles, was man ist, dem Herrn zur Verfügung stellt.

Nebenbei bemerkt, es gab 8.580 Leviten im Alter von dreißig bis fünfzig Jahren (Kap. 4,47), die also fähig für ihre Aufgabe waren. Es war ein Überfluss an Dienern für alle Bedürfnisse der Stiftshütte und ihres Transportes vorhanden. Einer konnte den anderen ablösen. Wie steht es heute?

Keiner suchte sich seine Arbeit aus, aber jeder erfüllte sie „nach dem Befehl des HERRN ... durch Mose“, der „jeden Einzelnen zu seinem Dienst und zu seiner Traglast“ bestellt hatte.

Für mehr Einzelheiten über diesen wichtigen Gegenstand, wie er auch in Kapitel 8 unseres Buches behandelt wird, verweisen wir auf das Buch: „Die Stiftshütte und der Dienst der Leviten“ (Beröa-Verlag).

4. Die Reinigung des Lagers

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Gebiete den Kindern Israel, dass sie alle Aussätzigen und alle Flüssigen und alle wegen einer Leiche Verunreinigten aus dem Lager hinausschicken; sowohl Mann als Frau sollt ihr hinausschicken, vor das Lager sollt ihr sie hinausschicken, damit sie nicht ihre Lager verunreinigen, in deren Mitte ich wohne. Und die Kinder Israel taten so und schickten sie vor das Lager hinaus; so wie der HERR zu Mose geredet hatte, so taten die Kinder Israel.
Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel: Wenn ein Mann oder eine Frau irgendeine von allen Sünden der Menschen tun, so dass sie eine Untreue gegen den HERRN begehen, und diese Seele sich verschuldet, so sollen sie ihre Sünde bekennen, die sie getan haben; und der Täter soll seine Schuld erstatten nach ihrer vollen Summe und soll ein Fünftel davon hinzufügen und es dem geben, an dem er sich verschuldet hat. Und wenn der Mann keinen Blutsverwandten hat, um diesem die Schuld zu erstatten, so soll die Schuld, die dem HERRN erstattet wird, dem Priester gehören außer dem Widder der Versöhnung, womit man Sühnung für ihn tut. …

Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn die Frau irgendeines Mannes ausschweift und ihm untreu wird, und ein Mann liegt bei ihr zur Begattung, und es ist verborgen vor den Augen ihres Mannes, und sie hat sich im Geheimen verunreinigt, und es ist kein Zeuge gegen sie, und sie ist nicht ertappt worden; …

Und der Priester soll sie herzutreten lassen und sie vor den HERRN stellen. Und der Priester nehme heiliges Wasser in einem irdenen Gefäß; und der Priester nehme von dem Staub, der auf dem Fußboden der Wohnung ist, und tue ihn in das Wasser. Und der Priester stelle die Frau vor den HERRN und entblöße das Haupt der Frau und lege auf ihre Hände das Speisopfer des Gedächtnisses …

und es komme dieses Fluch bringende Wasser in deine Eingeweide, um den Bauch schwellen und die Hüfte schwinden zu lassen! Und die Frau soll sagen: Amen, Amen!“ (4. Mo 5, 1–8.11–13.16–18a.22)

Die Israeliten sollten darüber wachen, „ihre Lager nicht zu verunreinigen“. Warum das? – Das Wort unterstreicht es ausdrücklich: Weil der Herr in ihrer Mitte wohnte (V. 3). Sich daran zu erinnern und sich immer unter den Blicken Gottes zu wissen, im Bewusstsein seiner Heiligkeit, würde uns vor manchem Fall bewahren.

Verschiedene Fälle werden uns vorgestellt. Zuerst solche, die einen Ausschluss aus dem Lager bedingten: der Aussatz, der Ausfluss, die Berührung mit einer Leiche, wovon man sich nicht gereinigt hatte.

Der Aussatz ist ein Bild der Sünde, eine chronische Krankheit. Er kann sogar einen Gläubigen darstellen, den der Eigenwille kennzeichnet, was ihn zu schweren Fehltritten führt und ihn zu einem „Bösen“ macht (1. Kor 5). Verkehrtheiten, die man nicht beachtet, können sich zu Aussatz oder Ausfluss entwickeln!

Der Ausfluss spricht von jemand, der die Regungen des Fleisches nicht zurückhalten kann, der sich selbst nicht unter Kontrolle hat, und aus diesem Grund einen schädlichen Einfluss auf andere ausübt. Aber nehmen wir uns davor in Acht: Man kann sich leicht auf einen solchen Weg verirren, wenn man sich selbst einem verderblichen Einfluss von außen aussetzt, der uns zum Bösen verleitet. 1. Korinther 15,33 sagt uns: „Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.“ Es ist wichtig, über unsere Freundschaften, selbst über unsere Geschäftsbeziehungen zu wachen und die Energie zu haben, sie abzubrechen, wenn sie mit dem christlichen Wandel nicht zu vereinbaren sind. „Werdet rechtschaffen nüchtern und sündigt nicht“ (1. Kor 15,34).

Wer wegen einer Leiche unrein wurde, sollte sich reinigen, wie wir es im 19. Kapitel sehen werden. Wenn er es nicht tat, stand er in Gefahr, aus der Mitte der Gemeinde ausgerottet zu werden: Er verunreinigte so das Heiligtum des HERRN (Kap. 19,20). Der Tod ist der Lohn der Sünde, unter ihren zwei Gesichtspunkten: der Gewalt und des Verderbens. Die Berührung mit einem Toten umfasst alle Äußerungen des Fleisches, unter anderem die Gemeinschaft mit denen, die kein Leben aus Gott haben und durch diese Gewalttätigkeit und Unreinigkeit gekennzeichnet sind. Der Umgang ist unvermeidlich (1. Kor 5,9–10), aber wachen wir darüber, dass wir uns nicht mit denen verbinden, die durch den „Tod“ gekennzeichnet sind (2. Kor 6,14).

Die drei obengenannten Fälle zogen – wenigstens für eine Zeit – den Ausschluss vom Lager nach sich. Eine außergewöhnliche, sehr ernste Maßnahme. Darf man dagegen über „alle Sünden der Menschen“, die so leicht begangen werden, hinweggehen? Die Verse 5 bis 10 zeigen, wie man sich verhalten soll, wenn man seinem Bruder Unrecht getan hat. Vier Dinge werden hervorgehoben:

  1. Sobald der Schuldige sich seiner Schuld bewusst wurde, sollte er die begangene Sünde bekennen (V. 7). Das Bekennen ist auch für den Christen unerlässlich. Das gibt uns die Sicherheit der Vergebung und der Reinigung (1. Joh 1,9). Das Bekenntnis richtet sich einerseits an Gott, denn jede Untreue wurde gegen Ihn begangen, und andererseits an den, der durch unseren Fehltritt geschädigt wurde, damit die Gemeinschaft auch mit ihm wiederhergestellt wird.
  2. Dann folgt die Rückerstattung. Wenn man jemand etwas gestohlen hat, muss man es ihm zurückgeben. Anderes Unrecht muss wiedergutgemacht werden, was die Wirklichkeit der Buße und des Bekenntnisses beweist.
  3. Der Schuldige, der den gestohlenen Gegenstand zurückerstattete, entzog sich dadurch nichts. Er hatte nur den rechtmäßigen Besitz wiederhergestellt. Er musste daher noch „ein Fünftel davon hinzufügen“ und es dem geben, an dem er sich verschuldet hatte. Das Gewissen und das Herz des Gläubigen werden in jedem Fall zeigen, was „ein Fünftel“ bedeutet.
  4. Endlich ist eine Wiederherstellung ohne die Sühnung durch das Opfer „der Versöhnung, um Sühnung zu tun“, nicht möglich. Das dritte Buch Mose legt den Schwerpunkt auf das Opfer für die Sünde und für die Schuld. In vierte Mose, dem Buch der Verantwortung, wird vor allem das Bekenntnis und die Rückerstattung unterstrichen. Aber keine Wiederherstellung könnte stattfinden, ohne auf das Opfer Christi zurückzukommen. Wenn Gott „gerecht“ ist, um zu vergeben (1. Joh 1,9), so ist Er es nicht gegenüber uns, sondern gegenüber Christus, dessen vollkommenes Opfer unsere Sünden weggenommen hat. Es ist wichtig, dass wir jedes Mal, wenn wir gefehlt haben, die ernste Erinnerung an das wiederbeleben, was es den Herrn Jesus gekostet hat, gerade diese Sünde zu tilgen. Das führt uns auch dahin, uns im Selbstgericht zu erforschen, warum wir diese Sünde verübt haben, und was der geheime Beweggrund für diese Beleidigung der Heiligkeit Gottes war.

Die Tat bekennen, die Ursache richten, die Sache zurückerstatten, ein Fünftel hinzufügen, von neuem durchdrungen sein vom Gedanken an den Preis, den Christus bezahlte, um unsere Vergehungen auszutilgen, – das führt uns in den vollen Genuss des göttlichen Lichtes zurück.

Das Ende unseres Kapitels spricht von dem, der sich im Geheimen abwendet. Das Herz wird von verbotenen Dingen angezogen. Niemand hat davon etwas gesehen, außer Gott. Das Ende des Lebens von König Salomo wurde verdunkelt, weil er „viele fremde Frauen liebte“. Jakobus bezeichnet die Freundschaft der Welt als Ehebruch (Jak 4,4).

Die schuldige Frau sollte sich „vor den Herrn stellen“ (V. 18.30). Nur die Rückkehr in die Gegenwart Gottes bringt den Zustand des Herzens ans Licht und führt uns dazu, ihn zu richten. Sie musste das heilige Wasser trinken, in das Staub vom Fußboden der Stiftshütte geschüttet worden war (V. 17). Spricht dieses Wasser nicht von dem Heiligen Geist, der die Erinnerung an den Tod des Herrn Jesus auf Herz und Gewissen anwendet? „In den Staub des Todes legst du mich“ (Ps 22,16). Diese Wasser der Bitterkeit rufen eine tiefe Übung hervor, die zu einer vollständigen Reinigung und Wiederherstellung führen kann. Leider bleiben die Warnungen des Wortes und des Heiligen Geistes, selbst die Erinnerung an die Leiden Christi manchmal ohne Wirkung: die Selbstsucht (der aufgeschwollene Bauch, Phil 3,19; Röm 16,18) und der schwankende Wandel (geschwundene Hüfte, V. 27) werden offenbar.

„Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23).

5. Der Nasir

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn jemand, ein Mann oder eine Frau, sich weiht, indem er das Gelübde eines Nasirs gelobt, um sich für den HERRN abzusondern, so soll er sich des Weines und des starken Getränks enthalten: Essig von Wein und Essig von starkem Getränk soll er nicht trinken; und keinerlei Traubensaft soll er trinken, und Trauben, frische oder getrocknete, soll er nicht essen. Alle Tage seiner Absonderung soll er von allem, was vom Weinstock bereitet wird, von den Kernen bis zur Hülse, nicht essen. Alle Tage des Gelübdes seiner Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage erfüllt sind, die er sich für den HERRN absondert, soll er heilig sein; er soll das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen. Alle Tage, die er sich für den HERRN absondert, soll er zu keiner Leiche kommen. Wegen seines Vaters und wegen seiner Mutter, wegen seines Bruders und wegen seiner Schwester, ihretwegen soll er sich nicht verunreinigen, wenn sie sterben; denn die Weihe seines Gottes ist auf seinem Haupt. Alle Tage seiner Absonderung ist er dem HERRN heilig. Und wenn jemand unversehens, plötzlich, bei ihm stirbt und er das Haupt seiner Weihe verunreinigt, so soll er sein Haupt an dem Tag seiner Reinigung scheren; am siebten Tag soll er es scheren. …

Und dies ist das Gesetz des Nasirs: An dem Tag, an dem die Tage seiner Absonderung erfüllt sind, soll man ihn an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft bringen. Und er soll dem HERRN seine Opfergabe darbringen: ein einjähriges Lamm ohne Fehl° zum Brandopfer, und ein einjähriges weibliches Lamm ohne Fehl° zum Sündopfer; und einen Widder ohne Fehl° zum Friedensopfer, und einen Korb mit Ungesäuertem: Feinmehlkuchen, gemengt mit Öl, und ungesäuerte Fladen, gesalbt mit Öl, und ihr Speisopfer und ihre Trankopfer.“ (4. Mo 6, 1–8.13–15)

Um sich dem HERRN zu weihen, war es nicht erforderlich, zum Stamm Levi zu gehören. Jeder Mann und jede Frau aus Israel konnte das Gelübde eines Nasirs geloben. Dazu gab es keinen Zwang. Es war die Entscheidung eines Herzens, das den Wunsch hatte, für seinen Gott abgesondert zu sein. Es handelte sich dabei auch nicht um eine gemeinschaftliche Sache, sondern vielmehr um eine höchst persönliche Einstellung, um ein „Gelübde“, bei dem sich der ganze Mensch verpflichtete. Die Berufung zum Dienst des Herrn ist eine andere Sache. Sie wird zu ihrer Zeit kommen. Aber in der Zwischenzeit ist es der einzige Wunsch der Seele, für ihren Herrn da zu sein, Ihm zur Verfügung zu stehen (Röm 12,1.2).

Die Schrift redet von Nasiräern, die es ihr ganzes Leben lang waren: Simson, Samuel, Johannes der Täufer. Der 13. Vers unseres Kapitels zeigt indessen, dass die Zeit des Nasirs begrenzt sein konnte. Kann es während des Lebens des Gläubigen nicht ein oder mehrere Zeitabschnitte geben, in denen er sich ganz besonders für den Herrn abgesondert fühlt? Da ist ein Bruder, der während zwei Jahren einzig die Bibel zu seinem Lesestoff hatte. Ein anderer, der durch Krankheit für eine Zeit auf die Seite genommen wurde, wollte alles aus seinen Beschäftigungen ausschließen, was sich nicht auf den Herrn und die Gemeinschaft mit Ihm bezog (Wort Gottes, Gebet, Werke nach der Schrift, usw.). Die geistlichen Fortschritte, die sich daraus ergaben, kennzeichneten ihr Leben. Der eine stand später ganz im Dienst des Herrn, der andere war wieder für seine Familie da und ging in Abhängigkeit von Ihm seinen Geschäften nach.

Das höchste Vorbild des Nasirs war Christus selbst, „heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern“ (Heb 7,26). Sein einziger Wunsch war, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34).

Der Nasir zeichnete sich durch drei Dinge aus:

  1. Er sollte weder Wein noch starkes Getränk trinken und sich von allem enthalten, was vom Weinstock bereitet wird (V. 3.4). Der Wein spricht von den Freuden der Erde in allen ihren Formen. Wer sich für Gott abzusondern wünscht, ganz besonders im Blick auf den Dienst für Ihn, wird dazu kommen, manche Dinge zu lassen, die für einen gewöhnlichen Christen normal wären. Die Absonderung vom Bösen, von Unreinigkeit, von Unbeherrschtheit, ist eine Notwendigkeit für jeden Gläubigen. Um dieses handelt es sich hier nicht. Der Nasir setzte nicht nur den Wein und die starken Getränke beiseite, sondern alles was vom Weinstock kam, „von den Kernen bis zur Hülse“: nicht nur das, was unrein ist in den Freuden dieser Welt, sondern alle rein irdischen Genüsse, die ihn von der Hingabe an den Herrn ablenken könnten.
  2. Während allen Tagen seiner Weihe sollte der Nasir seine Haare wachsen lassen. Das war für den Mann eine Unehre (1. Kor 11,14). Jedermann konnte es feststellen: Das Gelübde war ein Geheimnis zwischen dem Israeliten und seinem Gott. Die Auswirkungen aber offenbarten sich nach außen hin, und der Nasir nahm die damit verbundene Unehre auf sich. Der Christ ist berufen, ein Brief Christi zu sein, „gekannt und gelesen von allen Menschen“ (2. Kor 3,2.3). Das für alle sichtbare Zeugnis ist die Folge des inneren, geistlichen Lebens, gibt aber auch Anlass zu Schmach von Seiten derer, „die verloren gehen“ (2. Kor 2,15). Deshalb weist der Apostel auf das hin, was bei uns vorhanden sein muss: „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der ... in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde“ (Phil 2,5–8). Er konnte sagen: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mann, der Menschen Hohn und der vom Volk Verachtete“ (Ps 22,7). Wie sehr hat Er dies empfunden, als Er ausrief: „Der Hohn hat mein Herz gebrochen“ (Ps 69,21)!
  3. Schließlich sollte der Nasir in keinerlei Berührung mit einer Leiche kommen, nicht einmal in seiner eigenen Familie. Das erinnert uns an Lukas 14,26; 9,57–62. Zu wie vielen Opfern, sogar im Kreis der Familie, werden die wahren Diener des Herrn, die ganz in seinem Dienst stehen, berufen! Zudem soll sich derjenige, der sich für Ihn abzusondern wünscht, vor allen Verunreinigungen der Sünde, den Früchten des Fleisches, hüten. Ohne praktische Heiligkeit kann es im Dienst Gottes und im Wandel keine Kraft geben. Klagelieder 4,7 erinnert an diese Reinheit der Nasiräer in Israel: „Ihre Fürsten (oder Nasiräer, s. Fußnote) waren reiner als Schnee, weißer als Milch.“

Wenn es in unserer Umgebung Gläubige gibt, die sich so als „Nasiräer“ auszeichnen, dann haben wir uns davor zu hüten, ihnen ein Fallstrick zu sein. Der Prophet erinnert, wie der Herr „Propheten erweckt hat aus euren Söhnen und Nasiräer aus euren Jünglingen“ und verschweigt nicht, was ihre Nächsten ihnen getan haben: „Ihr habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben!“ (Amos 2,11.12). Welch schreckliche Verantwortung laden diejenigen sich auf, die ihren Brüdern – in deren Herzen der Herr diesen ganz besonderen Wunsch, sich für Ihn abzusondern, gelegt hat – auf diese Weise ein Anlass zum Fall sind!

Wenn es vorkam, dass der Nasir „das Haupt seiner Weihe verunreinigte“, so waren die vorigen Tage verfallen (V. 9–12). War er deshalb von jeder neuen Möglichkeit, sich für Gott abzusondern, ausgeschlossen? Nach sieben Tagen der Übung sollte er sein Haupt scheren. Damit zeigt er, dass das frühere Zeugnis verdorben worden war. Aber es gab einen achten Tag. Der Nasir brachte dem Priester zwei Turteltauben, die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer. Sühnung wurde für ihn getan. Dann brachte er ein einjähriges Lamm zum Schuldopfer herbei und konnte von neuem „die Tage seiner Absonderung für den HERRN absondern“. Wenn im Leben eines Gläubigen, der es doch im Herzen gehabt hat, für Gott abgesondert zu sein, ein tiefer Fall eingetreten ist, so ist die Folge immer ein Verlust. Aber die Gnade kennt den „achten Tag“: Es darf darin eine Wiederherstellung erfolgen, eine kostbare Erneuerung der Gemeinschaft mit dem Herrn und des Dienstes für Ihn. Voraussetzung dafür ist, dass die Verurteilung des Fehlers und das Selbstgericht gründlich sind (sieben Tage!) und dass die Seele ein ganz besonderes Bewusstsein von dem Wert des Werkes Christi wiedergefunden hat.

Nachdem die Tage seiner Absonderung beendigt waren, brachte der Mensch dem HERRN alle Opfer dar. Bildlich reden sie davon, dass er in dieser Zeit viel tiefer als früher in alle Seiten des Werkes am Kreuz eingedrungen ist. Auf seine Hände war die Opfergabe gelegt worden, und danach mochte der Nasir Wein trinken (V. 20). Das ist ein Bild der völligen Freude, die im Himmel die Herzen derer erfüllen wird, die während ihres irdischen Lebensweges gewünscht haben, für Ihn abgesondert zu sein.

6. Die Opfergabe an materiellen Gütern

„Und es geschah an dem Tag, als Mose das Aufrichten der Wohnung vollendet und sie gesalbt und sie geheiligt hatte mit allen ihren Geräten, sowie den Altar und alle seine Geräte, und er sie gesalbt und sie geheiligt hatte, da brachten die Fürsten Israels, die Häupter ihrer Vaterhäuser, sie, die Fürsten der Stämme, die Vorsteher der Gemusterten, sie brachten ihre Opfergabe vor dem HERRN dar: sechs überdeckte Wagen und zwölf Rinder, einen Wagen für zwei Fürsten und ein Rind für einen; und sie brachten sie dar vor der Wohnung. Und der Herr redete zu Mose und sprach: Nimm sie von ihnen, und sie seien zum Verrichten des Dienstes des Zeltes der Zusammenkunft, und gib sie den Leviten, jedem entsprechend seinem Dienst. Und Mose nahm die Wagen und die Rinder und gab sie den Leviten. Zwei Wagen und vier Rinder gab er den Söhnen Gersons entsprechend ihrem Dienst; und vier Wagen und acht Rinder gab er den Söhnen Meraris entsprechend ihrem Dienst – unter der Hand Ithamars, des Sohnes Aarons, des Priesters. Aber den Söhnen Kehats gab er nichts; denn ihnen oblag der Dienst des Heiligtums: Auf der Schulter trugen sie.
Und die Fürsten brachten die Einweihungsgabe des Altars dar an dem Tag, als er gesalbt wurde; und die Fürsten brachten ihre Opfergabe dar vor dem Altar. Und der Herr sprach zu Mose: Sie sollen – je ein Fürst an einem Tag – ihre Opfergabe zur Einweihung des Altars darbringen.
Und es geschah: Am ersten Tag brachte Nachschon, der Sohn Amminadabs, vom Stamm Juda, seine Opfergabe dar. Und seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Sekel ihr Gewicht, eine silberne Sprengschale, 70 Sekel, nach dem Sekel des Heiligtums, beide voll Feinmehl, gemengt mit Öl, zum Speisopfer; eine Schale, zehn Sekel Gold, voll Räucherwerk; ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm, zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; und zum Friedensopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke, fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Nachschons, des Sohnes Amminadabs.“ (4. Mo 7, 1–17)

Die ersten sechs Kapitel des vierten Buches Mose stellen uns das Volk Gottes vor, wie es sich am Sinai aufhielt. Die Kapitel 7–10 reden eher von seinen Beziehungen zu dem HERRN im Blick auf den Durchzug durch die Wüste, zu dem Gott es vorbereitete.

Im „ersten Jahr“ hatte Gott das Volk aus Ägypten erlöst und zu sich geführt. Das Gesetz war gegeben worden, das Zelt der Zusammenkunft aufgebaut. Am ersten Tag des zweiten Jahres hatte Mose es aufgerichtet (2. Mo 40,2).

Dieses erste Jahr ist also vor allem durch die Erlösung gekennzeichnet, durch das persönliche Werk des Heiligen Geistes in den Herzen. Das zweite Jahr redet mehr von dem Zusammenkommen, dem gemeinsamen Leben und der Verantwortung.

Am ersten Tag wird die Wohnung aufgerichtet. Vom 2. bis zum 13. Tag bringen die Fürsten ihre Einweihungsgabe des Altars (Kap. 7). Am 14. Tag feiert das Volk das Passah (Kap. 9). Am ersten Tag des zweiten Monats führen Mose und Aaron die Zählung der Gemusterten durch (Kap. 1,1ff.) und am 20. desgleichen Monats findet der Aufbruch vom Sinai in Richtung Kanaan statt (Kap. 10,11). Der Aufenthalt am Fuß des Berges hatte ungefähr ein Jahr gedauert.

Nachdem die Wohnung „gesalbt“ und „geheiligt“ ist (Kap. 7,1), bringen die Fürsten die Einweihungsgabe des Altars. Zuerst der Altar, dann die Opfergabe: Erstes Erfordernis war das Kreuz, damit Gott irgendeine Opfergabe von Seiten des Volkes annehmen konnte. Im persönlichen Leben muss man zuerst zum Heiland gekommen sein, die Vergebung der Sünden und ewiges Leben empfangen, um Gott ein Ihm wohlgefälliges Opfer darbringen zu können (Heb 13,15.16). Der natürliche Mensch tut das Gegenteil. Er meint, durch seine Opfer die Gunst Gottes zu erlangen.

Die Opfergabe der Fürsten ist zweifach: einerseits sechs Wagen und zwölf Rinder, um den Dienst der Leviten zu erleichtern, andererseits silberne und goldene Schalen voll Feinmehl und Räucherwerk und verschiedene Opfergaben zur Einweihung des Altars. Die eine Opfergabe war für die Diener Gottes und die andere für Gott selbst (vgl. die zwei Opfer in Heb 13,15.16).

Die Wagen reden von jeder praktischen Hilfe, die wir den Dienern des Herrn leisten können: Gastfreundschaft, Fahrgelegenheiten, Erleichterungen jeder Art. Sie zeigen auch, dass die Arbeiter ihrerseits unbesorgt sein können. Sie dürfen Vertrauen haben, dass ihnen die Mittel zur Ausführung des Dienstes, den Gott ihnen anvertraut hat, auch zur Verfügung gestellt werden, und zwar in dem Maß, wie Er es für gut findet. Joseph hatte Jakob Wagen gesandt, um ihn und seine Kinder nach Ägypten zu holen (1. Mo 45,21), ein Bild von der Fürsorge Gottes für die Seinen. Als Jakob „die Wagen sah, die Joseph gesandt hatte“, fasste er Mut und entschloss sich hinzuziehen, um seinen Sohn wiederzusehen. Wissen wir die Fürsorge des Herrn zu schätzen, auch wenn wir nicht vollzeitlich im Werk des Herrn stehen? Und unsererseits wollen wir es am Herzen haben, eine Hilfe um uns her zu sein, um unsere Brüder in ihrem Dienst zu ermutigen.

Die Opfergabe zur Einweihung des Altars spricht vom Gottesdienst: Die silbernen Schalen voll Feinmehl, sind sie nicht ein Bild der Erlösten (Silber), die die Vollkommenheiten des Lebens Christi Gott vorstellen? Die goldene Schale lässt uns an die Kinder Gottes denken, als „Teilhaber der göttlichen Natur“, die den Wohlgeruch seines Sohnes vor Ihm aufsteigen lassen. Das Brandopfer besteht aus einem jungen Stier, dem größten der Opfertiere, einem Widder, dem Opfer der Weihe, ein Bild der Hingabe des Herrn bis in den Tod, und einem Lamm, das in der Schrift so oft ein Sinnbild der Leiden Christi ist. Ein Ziegenbock wird zum Sündopfer gestellt, während zum Friedensopfer Überfluss vorhanden ist: zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke, fünf Lämmer: Vereinigt in der Gegenwart Gottes und in der Gemeinschaft mit Ihm, finden die Anbeter im Werk Christi, der uns den Frieden gegeben hat, ihre Freude und die Nahrung ihrer Herzen.

Warum wiederholt das Wort die Einzelheiten der Opfergaben der Fürsten zwölfmal? Hätte eine einzige Erwähnung nicht genügt? Gott nimmt von allem Kenntnis, was für Ihn getan wird, von allem, was im Leben der Seinen und in ihren Opfergaben von Christus redet. In seinem Buch des Gedächtnisses hat Er alles eingetragen. Nichts wird in Vergessenheit geraten von dem, was für den Herrn getan wird.

Einige denken vielleicht, dass in der Anbetungsstunde ständig die gleichen Gedanken wiederholt werden. Wenn das der Fall wäre, bestünde darin nur eine Ähnlichkeit zu unserem Kapitel. Gibt es für ein aufmerksames Herz, das den Herrn liebt, nicht dennoch eine unbegrenzte Vielfalt in einem Gottesdienst, der in Abhängigkeit vom Heiligen Geist ausgeübt wird? Der Geist legt einen Gegenstand der Anbetung auf die Herzen, der – im Gegensatz zu einer Liturgie – sich von Sonntag zu Sonntag erneuern kann. Der Inhalt bleibt derselbe: das Werk Christi. Im Himmel selbst wird es keinen größeren Gegenstand des Lobes geben. Aber obwohl es nur „ein Opfer“ gibt, wird es uns doch unter dem Gesichtspunkt von verschiedenen Schlachtopfern vorgestellt. Das Räucherwerk (2. Mo 30,34–38) war aus mehreren Bestandteilen, alle zu gleichen Teilen, zusammengesetzt. Sie stellen die vielfältigen Vollkommenheiten Christi vor. Wenn unsere „Körbe“ (5. Mo 26,2) während der Woche von Ihm gefüllt worden sind, wird die Anbetung, die am Sonntagmorgen in die Gegenwart Gottes gebracht wird, immer frisch und neu sein. Wenn der Finger Gottes heute die Liste der Opfergaben, die unsere Hände gebracht haben, hervorheben würde, was könnte Er da aufschreiben?

7. Personen als Opfergabe

„Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu Aaron und sprich zu ihm: Wenn du die Lampen anzündest, so sollen die sieben Lampen gerade vor dem Leuchter hin scheinen. Und Aaron tat so: Er zündete seine Lampen an, so dass sie gerade vor dem Leuchter hin schienen, so wie der Herr Mose geboten hatte. Und dies war die Arbeit des Leuchters: getriebene Arbeit aus Gold; von seinem Fuß bis zu seinen Blumen, alles war getriebene Arbeit; nach dem Bild, das der Herr Mose gezeigt hatte, so hatte man den Leuchter gemacht.
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Nimm die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel und reinige sie. Und so sollst du mit ihnen tun, um sie zu reinigen: Sprenge Entsündigungswasser auf sie, und sie sollen das Schermesser über ihr ganzes Fleisch gehen lassen und ihre Kleider waschen und sich reinigen. Und sie sollen einen jungen Stier nehmen und sein Speisopfer: Feinmehl, gemengt mit Öl; und einen anderen jungen Stier sollst du nehmen zum Sündopfer. Und du sollst die Leviten vor das Zelt der Zusammenkunft herzutreten lassen und die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammeln. Und du sollst die Leviten vor den HERRN herzutreten lassen, und die Kinder Israel sollen ihre Hände auf die Leviten legen. Und Aaron soll die Leviten als Webopfer von Seiten der Kinder Israel vor dem HERRN weben, damit sie da seien, um den Dienst des HERRN zu verrichten. Und die Leviten sollen ihre Hände auf den Kopf der Stiere legen; und du sollst dem HERRN den einen als Sündopfer und den anderen als Brandopfer opfern, um für die Leviten Sühnung zu tun. Und so sollst du die Leviten vor Aaron und vor seine Söhne stellen und sie dem HERRN als Webopfer weben; und du sollst die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel aussondern, dass die Leviten mir gehören. …

Und der Herr redete zu Mose und sprach: Dies ist es, was die Leviten betrifft: Von fünfundzwanzig Jahren an und darüber soll er eintreten, um die Arbeit zu tun im Dienst des Zeltes der Zusammenkunft. Aber von fünfzig Jahren an soll er aus der Arbeit des Dienstes austreten und nicht mehr dienen; er mag seinen Brüdern helfen am Zelt der Zusammenkunft, wenn sie ihren Dienst° versehen; aber Dienst soll er nicht tun. So sollst du mit den Leviten in ihren Aufgaben tun.“ (4. Mo 8, 1–14.23–26)

Am Anfang unseres Kapitels werfen die Lampen ihr Licht auf den Leuchter selbst und sozusagen auch auf die vorangegangenen und nachfolgenden Opfergaben. Der Geist Gottes macht die Vollkommenheiten Christi (der Leuchter) sichtbar, und die Regungen der Herzen, die getrieben wurden, Gott etwas darzubringen, ja noch mehr, „sich selbst zuerst dem HERRN zu geben“ (2. Kor 8,5).

Die Leviten wurden im Alter von einem Monat an gemustert (Kap. 3,39; vgl. Gal 1,15). Mit 25 Jahren sollten sie mit der Arbeit des Dienstes beginnen (Kap. 8,24) und mit 30 Jahren den vollen Dienst verrichten (Kap. 4,47). Aber vor irgendeinem Dienst sollten sie „als Webopfer dem Herrn gewoben“ werden (Kap. 8,13).

Eine tiefe geistliche Übung soll jeder Tätigkeit vorausgehen. In Vers 7 sprengt Mose Entsündigungswasser auf sie. Wir finden dieses Wasser in Kapitel 19 wieder. Es enthält die Asche der roten jungen Kuh, was ein Bild der Erinnerung an das durch den Herrn Jesus vollbrachte Werk ist. Das bringt der Heilige Geist dem Gewissen und Herzen dessen ganz besonders nahe, der in den Dienst gerufen ist. Dann sollten die Leviten selbst das Schermesser über ihren ganzen Körper gehen lassen, ihre Kleider waschen und sich reinigen (Kap. 8,7). Viele Dinge müssen auf die Seite getan werden. Die Äußerungen des Fleisches sollen abgelegt sein (Kol 3,5.8) und das Wort Gottes seine volle Wirkung auf unser Zeugnis nach außen (Kleider) haben.

In Gegenwart der ganzen Gemeinde Israel werden Opfer dargebracht. Das Volk legt seine Hände auf die Leviten. Diese legen ihrerseits ihre Hände auf den Kopf des Stiers. Dann werden die Opfer auf dem Altar geopfert. „Und danach kamen die Leviten, um ihren Dienst am Zelt der Zusammenkunft zu verrichten“ (Kap. 8,22): Eine tiefe Wertschätzung des Werkes Christi muss jedem Dienst vorausgehen.

8. Das Passah in der Wüste

„Und der Herr redete zu Mose in der Wüste Sinai, im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten, im ersten Monat, und sprach: Die Kinder Israel sollen das Passah feiern zu seiner bestimmten Zeit; am vierzehnten Tag in diesem Monat, zwischen den zwei Abenden, sollt ihr es feiern zu seiner bestimmten Zeit; nach allen seinen Satzungen und nach allen seinen Vorschriften sollt ihr es feiern. Und Mose redete zu den Kindern Israel, dass sie das Passah feiern sollten. Und sie feierten das Passah im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, zwischen den zwei Abenden, in der Wüste Sinai; nach allem, was der Herr Mose geboten hatte, so taten die Kinder Israel.
Und es waren Männer da, die wegen der Leiche eines Menschen unrein waren und an jenem Tag das Passah nicht feiern konnten; und sie traten an jenem Tag vor Mose und vor Aaron. Und diese Männer sprachen zu ihm: Wir sind unrein wegen der Leiche eines Menschen; warum sollen wir verkürzt werden, dass wir die Opfergabe des HERRN nicht zur bestimmten Zeit in der Mitte der Kinder Israel darbringen? Und Mose sprach zu ihnen: Bleibt stehen, und ich will hören, was der Herr euretwegen gebieten wird.
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Wenn irgendjemand von euch oder von euren Geschlechtern unrein ist wegen einer Leiche oder auf einem fernen Weg ist, so soll er dem HERRN das Passah feiern; im zweiten Monat, am vierzehnten Tag, zwischen den zwei Abenden, sollen sie es feiern; mit Ungesäuertem und bitteren Kräutern sollen sie es essen; sie sollen nichts davon übrig lassen bis zum Morgen und sollen kein Bein an ihm zerbrechen; nach allen Satzungen des Passahs sollen sie es feiern. Der Mann aber, der rein und nicht auf dem Weg ist und es unterlässt, das Passah zu feiern, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern; denn er hat die Opfergabe des HERRN nicht zur bestimmten Zeit dargebracht; dieser Mann soll seine Sünde tragen. Und wenn ein Fremder bei euch weilt und dem HERRN das Passah feiern will, so soll er es feiern nach der Satzung des Passahs und nach seiner Vorschrift. Eine Satzung soll für euch sein, sowohl für den Fremden als auch für den Einheimischen des Landes.“ (4. Mo 9, 1–14)

Ein Jahr war verflossen seit jener schrecklichen Nacht, da der Engel des Gerichts durch Ägypten gegangen war und alle Erstgeburt umgebracht hatte. Die Israeliten, geschützt durch das Blut des Lammes, hatten das Land in Eile verlassen und die Erfahrung der Gnade und der Macht des Herrn gemacht. In der Wüste werden sie sich jetzt von neuem an diese Nacht der Befreiung, den Ausgangspunkt ihrer Reise, erinnern. Der HERR selbst gebot dem Volk (V. 2,3), das Passah zu feiern „zu seiner bestimmten Zeit; am vierzehnten Tag in diesem Monat, zwischen den zwei Abenden“, nach allen seinen Satzungen und nach allen seinen Vorschriften. Nichts war dem Gutdünken des einzelnen überlassen. Man ging nicht daran, die Dinge zu „vereinfachen“, weil man sich in der Wüste befand.

Das Passah wird in unserem Kapitel die „Opfergabe“ des HERRN genannt (V. 7,13). In Ägypten war es eingesetzt worden. In der Wüste sollte es zum Gedächtnis sein, welches das Volk verpflichtete, Gott etwas darzubringen. Das Fest wurde vor allem für Ihn gefeiert. Die Prüfungen der Wüste minderten keineswegs die Freude des Vorrechts, sich daran zu erinnern. Mose hatte deswegen zum Pharao gesagt: „Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen! ... Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unserem Kleinvieh und mit unseren Rindern wollen wir ziehen; denn wir haben ein Fest des HERRN“ (2. Mo 10,3.9). Zum ersten Mal standen sie im Begriff, es zu erfüllen. Jahrhunderte später wird unter Esra (Kap. 6,19–22) der Beachtung der Vorschriften des HERRN, sich zu reinigen, sich von der Unreinigkeit der Nationen abzusondern, um den HERRN zu suchen, die gleiche Sorgfalt entgegengebracht. Ist es erstaunlich, dass Freude die Herzen erfüllt, „denn der HERR hatte ihnen Freude gegeben“?

Das Passah war das Vorbild eines zukünftigen Werkes, des Opfers des Lammes Gottes. Für uns entspricht dies dem Abendmahl, dem Gedächtnis an ein vollbrachtes Werk. Obwohl es sich nicht um Gehorsam gegenüber einem Gebot handelt, sondern vielmehr um die Antwort des Herzens auf den letzten Wunsch des Herrn, den es liebt, bleibt es nicht weniger wahr, dass die Feier des Abendmahls nicht unserem eigenen Willen (wie ich denke ... es scheint mir ... ich nehme an, dass...) überlassen ist. Wir sind gerufen, uns in dieser Hinsicht nach den Belehrungen des Neuen Testaments zu richten.

Im Zusammenhang mit unserer Verantwortung hebt die Wüste zwei Punkte hervor: Die praktische Reinheit, um am Passah, was für uns am Abendmahl ist, teilzunehmen (V. 6–12), und die Unterlassung (V. 13).

Die praktische Reinheit

Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, gab es Männer, die wegen einer Leiche unrein waren und das Passah nicht feiern konnten. Sie haben ihre Unreinheit nicht verheimlicht, indem sie sich sagten: Das ist die Wüste, lasst uns gleichwohl teilnehmen. Sie waren nicht gleichgültig im Blick auf ihren Fehler, sondern wünschten mit aufrichtigem Herzen, an der Gedächtnisfeier teilzuhaben. Was ist zu tun? Sie bekennen Mose ihren Zustand, ohne etwas zu verbergen (V. 7) und bringen ihm ihre Übung vor. Mose brüstet sich nicht damit, alles zu wissen. Er schämt sich nicht, seine Unwissenheit zuzugeben und den HERRN zu befragen. Die Antwort der Gnade ist klar: „Wenn irgendjemand von euch ... unrein ist ... so soll er dem HERRN Passah feiern“ (V. 10). Ein solcher sollte zuerst durch die Übungen von Kapitel 19 gehen: die Reinigung durch das Wasser, das die Asche enthielt. Im zweiten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, würde er dann das Passah feiern können und zwar nicht nur halb, sondern vollständig, mit dem Ungesäuerten und den bitteren Kräutern, nach allen seinen Satzungen.

Diese Unterweisung stimmt für uns, in Bezug auf das Abendmahl, mit 1. Korinther 11,23 überein. Wenn wir gefehlt haben, handelt es sich nicht darum, dass wir uns enthalten, sondern dass wir unseren Fehler einsehen, ihn bekennen und in der Gewissheit der Gnade, die auf Grund des Opfers Christi darauf antwortet, am Brot und Kelch teilhaben („...und so esse er“). Hüten wir uns, dass sich Fehltritte, die wir nicht bekannt haben, die die Gemeinschaft unterbrechen und die ganze Freude und das christliche Wachstum hemmen, nicht ansammeln. In dieser inneren Übung wird man besonders die Leiden Christi für die Sünde, die man soeben bekannt hat, vor Geist und Herzen haben. So wird man sich nicht vom Abendmahl enthalten, sondern mit einem umso tieferen Empfinden der Gnade daran teilnehmen.

Der Apostel warnt die Korinther, dass sie sich schuldig machten, wenn sie am Mahl des Herrn „unwürdig“ teilnähmen (1. Kor 11,27). Was muss man darunter verstehen? Wie es scheint zwei Dinge. Der 29. Vers vervollständigt den 27. Vers, indem er sagt: „Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet.“ Wenn wir das Abendmahl nehmen, ohne die Worte des Herrn zu verwirklichen: „Dies ist mein Leib ... dies ist mein Blut“, wenn wir daran teilnehmen wie an einem kirchlichen Brauch, aus Gewohnheit, oberflächlich, setzen wir uns dem Gericht des Herrn aus. Im Gegensatz dazu beginnt Vers 28 mit „Jeder aber“. Indem man sich selbst prüft, gelangt man dazu, seine Fehler und ihre Ursachen einzusehen. Das wird uns zu einem tieferen Gefühl der Gnade Gottes führen. Man wird also nicht teilnehmen, „weil man sich würdig fühlt“, sondern weil Er alles getan hat, um uns zu reinigen und uns in seine Gegenwart zu führen.

Die Unterlassung

„Der Mann aber, der rein und nicht auf dem Weg ist und es unterlässt, das Passah zu feiern, ... dieser Mann soll seine Sünde tragen“ (V. 13). Jedes Kind Gottes ist gerufen, am Mahl des Herrn teilzunehmen, wenn es in seinem Leben oder in seinem sich Entfernen von Gott („auf dem Wege“) kein wirkliches Hindernis gibt. Es ist wichtig zu verstehen, was man tut („Ich rede als zu Verständigen“, 1. Kor 10,15). Darum wird man das Abendmahl nicht kleinen Kindern geben. In den anderen Fällen unterstreicht die Schrift den Ernst für ein Kind Gottes, das dem eingesetzten Gedächtnismahl unser Passah oder Mahl des Herrn, gegenüber gleichgültig bleibt. Hat Der, der uns bittet: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, nicht ein Recht auf unsere Zuneigungen? Man achtet den Herzenswunsch eines Sterbenden, wie viel mehr den letzten Wunsch des Herrn! Warum nimmt man nicht teil? Vielleicht aus Gleichgültigkeit, aus Furcht, nicht genügend rein zu sein (nur das Werk Christi bringt dies zustande), aus Angst, Ihn in unserem Leben zu verunehren (die Gnade ist da für jeden Fehler, der erkannt und vor Ihm bekannt wird). Durch das Teilnehmen am Mahl des Herrn bezeugt man die Niederlage Satans, man verkündigt den Tod des Herrn, man verbindet das Kreuz mit der nahen Wiederkunft des Herrn. Der Feind kann solches nicht ertragen und legt den Gläubigen alle erdenklichen Hindernisse in den Weg, um sie davon abzuhalten, ihres Erlösers „zu gedenken“.

Es ist also sehr ernst, sich vom Gedächtnismahl des Herrn durch Gleichgültigkeit oder Gedankenlosigkeit zu enthalten, oder unter dem Vorwand, dass andere nicht lebten wie sie sollten, oder selbst aus Furcht, sich der Zucht der Versammlung auszusetzen. Indessen kennt Gott die Umstände eines jeden der Seinen. Er beurteilt nach seinem Maßstab und in vollkommener Gnade und Barmherzigkeit alles, was das Herz und den Geist belasten kann. Jede Sache verlangt eine Übung vor Ihm und im Vertrauen zu Ihm. Nichts soll leichtfertig getan werden und am allerwenigsten die Teilnahme am Mahl des Herrn. Aber durch die Jahrhunderte ertönt immer noch die Stimme, die in der Nacht, in der Er überliefert wurde, sagte: „Nehmt, esst … Trinkt alle daraus.“

Sogar „der Fremde“ (V. 14), der herzuzunahen wünschte, konnte es. An einer anderen Stelle sieht man, dass er vorher beschnitten werden (2. Mo 12,48), d.h. das Zeichen der Absonderung für Gott annehmen sollte. Durch das Feiern des Passahs anerkannte er, wer der Herr war. Nichts von den göttlichen Vorschriften wurde weggelassen: Es gab nur eine Satzung „sowohl für den Fremden als auch für den Einheimischen des Landes“. Die Hilfsquellen der Gnade sind unerschöpflich, aber niemals würden sie die Gedanken Gottes, offenbart in seinem Wort, abschwächen. Seine Arme öffnen sich indes um jeden zu empfangen, der kommen will, sogar unter ein Volk, das so abgeschlossen und so wenig geneigt war, den Fremden aufzunehmen, der herzunahte.

Unter Jehiskia hatten sich „viele von Ephraim und Manasse, Issaschar und Sebulon“, die der Einladung, am Passah teilzunehmen, gefolgt waren, „nicht gereinigt“ (2. Chr 30,18). Eine Krankheit war die Folge, denn Gott bleibt heilig. „Doch Jehiskia bat für sie ... und der HERR erhörte Jehiskia und heilte das Volk.“ Die Fürbitte Christi kommt unserer Unwissenheit, unseren Schwachheiten, unseren Fehlern entgegen.

9. Der Aufbruch

a) Die Wolke

„Und an dem Tag, als die Wohnung aufgerichtet wurde, bedeckte die Wolke die Wohnung des Zeltes des Zeugnisses; und am Abend war es über der Wohnung wie das Aussehen eines Feuers bis zum Morgen. So war es beständig: Die Wolke bedeckte sie, und nachts war es wie das Aussehen eines Feuers. Und jedes Mal, wenn sich die Wolke vom Zelt erhob, brachen danach die Kinder Israel auf; und an dem Ort, wo die Wolke sich niederließ, dort lagerten die Kinder Israel. Nach dem Befehl des HERRN brachen die Kinder Israel auf, und nach dem Befehl des HERRN lagerten sie; alle Tage, an denen die Wolke auf der Wohnung ruhte, lagerten sie. Und wenn die Wolke viele Tage auf der Wohnung verweilte, so versahen die Kinder Israel den Dienst des HERRN und brachen nicht auf. Und geschah es, dass die Wolke wenige Tage auf der Wohnung war – nach dem Befehl des HERRN lagerten sie, und nach dem Befehl des HERRN brachen sie auf. Und geschah es, dass die Wolke da war vom Abend bis zum Morgen, und die Wolke erhob sich am Morgen, so brachen sie auf; oder einen Tag und eine Nacht, und die Wolke erhob sich, so brachen sie auf; oder zwei Tage oder einen Monat oder eine geraume Zeit – wenn die Wolke auf der Wohnung verweilte, indem sie darauf ruhte, so lagerten die Kinder Israel und brachen nicht auf; und wenn sie sich erhob, so brachen sie auf. Nach dem Befehl des HERRN lagerten sie, und nach dem Befehl des HERRN brachen sie auf; sie versahen den Dienst des HERRN nach dem Befehl des HERRN durch Mose.“ (4. Mose 9, 15–23)

Die Wolke war das sichtbare Kennzeichen der Gegenwart Gottes in der Mitte seines Volkes. Sie schützte es (V. 15; 2. Mo 14,20), führte es (V. 17; 2. Mo 13,21), erfüllte das Heiligtum (2. Mo 40,34). Die Herrlichkeit des HERRN hat sich da bei sieben verschiedenen Gelegenheiten offenbart.

Welch eine Sicherheit für Israel, zu wissen, dass Gott mit ihnen ging, mit ihnen lagerte, mit ihnen kämpfte. Aufzubrechen oder zu lagern ohne die Wolke verursachte den Verlust der göttlichen Gegenwart. Sie wurden nicht nur durch ein rotes und ein grünes Licht gelenkt wie auf unseren Straßen, sondern durch die Gegenwart Dessen, den sie kannten und liebten. Es war nicht nötig, sich für den folgenden Tag Sorgen zu machen, noch über die Länge und die Gefahren der Wegstrecke. Es galt, auch auf das Signal der Wolke zu warten, wenn sie sich noch nicht erhoben hatte. Welch eine Freude, wenn man am Ende eines Weges oder einer Wegstrecke zurückblickend sagen kann: „So leitete ihn der HERR allein“ (5. Mo 32,12).

In Jesaja 52,12 lesen wir: „Denn nicht in Hast sollt ihr ausziehen und nicht in Flucht weggehen; denn der HERR zieht vor euch her, und eure Nachhut ist der Gott Israels“. Keine unnötige Hast für die, die auf Ihn warten!

Das schloss eine beständige Abhängigkeit mit ein, an der das Fleisch sehr wenig Geschmack findet. Man musste beständig nach oben blicken. Jona, der vollkommene Klarheit über den Weg hatte, den Gott ihn führen wollte, floh vor seinem Angesicht hinweg und erntete dafür nichts als Unglück. In 4. Mose 14,40 will das Volk ohne den HERRN hinaufziehen und erfährt eine Niederlage. In 5. Mose 25,17 sind mehrere ermüdet, schleppen sich hintennach und werden eine Beute des Feindes.

Dennoch bleibt die Gnade. Nehemia 9,18.19 erinnert daran: „Sogar als sie sich ein gegossenes Kalb machten ... verließest du in deinen großen Erbarmungen sie doch nicht in der Wüste. Die Wolkensäule wich nicht von ihnen“. „Gott ist treu!“

Es ist interessant, die verschiedenen Stellungen zu beobachten, die die Wolke einnimmt. Gewöhnlich bedeckte sie die Wohnung (Kap. 9,15; ebenso 16,42). Ein einziges Mal sehen wir sie auf dem Sühndeckel (3. Mo 16,2), an dem Ort, wo Aaron einmal des Jahres und Mose so oft er es wünschte, dem HERRN von Angesicht zu Angesicht begegnete. Zu drei wiederholten Malen finden wir sie am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft: zur Zeit des goldenen Kalbes (2. Mo 33,9), als ob der HERR sich aufmachte, um wegzugehen und das Volk zu verlassen. Die Fürbitte Moses hielt Ihn in ihrer Mitte zurück. In 4. Mose 12,5 kommt der HERR als Richter an den Eingang des Zeltes, um Mirjam zu strafen und geht sogar so weit, dass Er sich zurückzieht. Die Fürbitte Moses stellt die Wiederherstellung seiner Schwester sicher. In 5. Mose 31,16 lesen wir vom letzten Mal, dass Mose in das Zelt hineingeht. „Siehe, du wirst dich zu deinen Vätern legen“, sagt die bekannte Stimme, und am gleichen Tag fügt der HERR hinzu: „Steige auf … den Berg Nebo“ (Kap. 32,49). Es scheint, dass die Wolkensäule an den Eingang des Zeltes kommt, wie um Mose auf seiner letzten Reise zu begleiten. Inspiriert durch den Geist Gottes, verfasst er das Lied, das als Zeugnis in den Ohren Israels durch die Jahrhunderte widerhallen wird. Dann besteigt er allein das Gebirge, und da nähert sich der treue Freund, der mit ihm gewesen ist, seit den Tagen des brennenden Dornbusches, um ihn ein letztes Mal auf der Erde seine Gnade und seine Gemeinschaft spüren zu lassen.

b) Die Trompeten

„Und der Herr redete zu Mose und sprach: Mache dir zwei Trompeten aus Silber; in getriebener Arbeit sollst du sie machen; und sie sollen dir zur Berufung der Gemeinde und zum Aufbruch der Lager dienen. Und bläst man sie, so soll die ganze Gemeinde sich zu dir versammeln an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. Und wenn man eine bläst, so sollen die Fürsten sich zu dir versammeln, die Häupter der Tausende Israels. Und blast ihr Lärm, so sollen die Lager aufbrechen, die nach Osten lagern; und blast ihr zum zweiten Mal Lärm, so sollen die Lager aufbrechen, die nach Süden lagern: Zu ihrem Aufbruch sollen sie Lärm blasen. Aber um die Versammlung zu versammeln, sollt ihr blasen und nicht Lärm blasen. Und die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Trompeten blasen. Und sie sollen euch zu einer ewigen Satzung sein bei euren Geschlechtern. Und wenn ihr in eurem Land in den Kampf zieht gegen den Bedränger, der euch bedrängt, so sollt ihr mit den Trompeten Lärm blasen; und es wird euer gedacht werden vor dem HERRN, eurem Gott, und ihr werdet gerettet werden von euren Feinden. Und an euren Freudentagen und an euren Festen und an euren Neumonden, da sollt ihr die Trompeten blasen bei euren Brandopfern und bei euren Friedensopfern; und sie sollen euch zum Gedächtnis sein vor eurem Gott. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (4. Mo 10, 1–10)

Die silbernen Trompeten, von den Priestern geblasen, leiteten unmittelbar die Bewegungen des Volkes: das Versammeln (V. 3.4), den Aufbruch (V. 5.6), den Kampf (V. 9), in den Tagen der Freude und der Anbetung (V. 10).

Sind sie nicht ein Bild des Wortes Gottes, so wie es durch den Dienst den Seinen vorgestellt wird, damit sie wissen, wie sie sich zu verhalten haben, ganz besonders auf ihrem gemeinschaftlichen Weg durch die Wüste: Versammeln, Anbetung, Wandel oder Kampf?

c) Die Marschordnung – Hobab – die Bundeslade

„Und es geschah im zweiten Jahr, im zweiten Monat, am Zwanzigsten des Monats, da erhob sich die Wolke von der Wohnung des Zeugnisses. Und die Kinder Israel brachen aus der Wüste Sinai auf nach ihrer Marschordnung; und die Wolke ließ sich nieder in der Wüste Paran. Und sie brachen zum ersten Mal auf nach dem Befehl des HERRN durch Mose.
Und Mose sprach zu Hobab, dem Sohn Reghuels, des Midianiters, des Schwiegervaters Moses: Wir brechen auf zu dem Ort, von dem der HERR gesagt hat: Ich will ihn euch geben. Zieh mit uns, so werden wir dir Gutes tun; denn der HERR hat Gutes über Israel geredet. Und er sprach zu ihm: Ich will nicht mitziehen, sondern in mein Land und zu meiner Verwandtschaft will ich gehen. Und er sprach: Verlass uns doch nicht! Denn du weißt ja, wo wir in der Wüste lagern sollen; und du wirst unser Auge sein. Und es soll geschehen, wenn du mit uns ziehst und uns jenes Gute geschieht, das der HERR an uns tun will, so werden wir dir auch Gutes tun.

Und sie brachen vom Berg des HERRN auf, drei Tagereisen weit, und die Lade des Bundes des HERRN zog drei Tagereisen vor ihnen her, um ihnen einen Ruheort zu erkunden; und die Wolke des HERRN war über ihnen bei Tag, wenn sie aus dem Lager zogen.“ (4. Mose 10, 11–13.29–34)

Im zweiten Jahr, im zweiten Monat, am zwanzigsten des Monats, da erhob sich die Wolke. Zum ersten Mal brachen die Kinder Israels nach dem Befehl des HERRN durch Mose auf. Das ganze Lager setzte sich in Bewegung und schritt unter der Leitung der Wolke voran.

Es ist auf den ersten Blick nicht leicht, den wahren Beweggrund zu erkennen, der Mose in diesem Moment dazu trieb, seinem Schwager Hobab vorzuschlagen, sie zu begleiten. Einerseits sagte er: „Zieh mit uns, so werden wir dir Gutes tun; ... wenn ... uns jenes Gute geschieht, das der HERR an uns tun will, so werden wir dir auch Gutes tun.“ Eine solche Einladung ist gut an alle die zu richten, denen wir es im Bewusstsein sagen können, dass wir mit ihnen das teilen, was der HERR uns gibt. Warum fügt Mose hinzu: „Du wirst unser Auge sein“? War das ein ermutigendes Wort, um Hobab zum Entschluss zu bringen, sich mit dem Volk zu vereinigen? (Vgl. Ri 4,11). Oder war dies im Gegenteil der verborgene Beweggrund, der Mose wünschen ließ, dass dieser Kenner der Wüste sie begleite? Im folgenden Abschnitt geht die Bundeslade vor dem Volk her, um ihnen einen Ruheort zu erkunden. Will uns der Geist Gottes durch diese Tatsache nicht andeuten, dass Mose in Gefahr stand, sein Vertrauen in ungebührender Weise auf seinen Schwager statt auf den HERRN zu setzen?

„Gott verlässt den Ort, den Er inmitten der Stämme eingenommen hatte, um daselbst sozusagen bedient und geehrt zu werden, und macht sich in einem gewissen Sinn zu ihrem Diener, um ihnen in einer weglosen Wüste einen Ruheort zu erkunden ... Das ist ein schönes Bild von der zärtlichen und kostbaren Gnade Dessen, der, wenn Er uns zu unserem Wohl durch die Wüste ziehen lässt, es nicht versäumt, dort bei uns zu sein, und Der, indem Er seine Schafe herausführt, für sie sorgt und vor ihnen hergeht und sie mit seiner Liebe erquickt“ (J.N. Darby).

So verlässt die Lade in Gnade ihren normalen Platz inmitten des Volkes und geht auf dem Weg drei Tagereisen weit voraus. Diese drei Tage reden zu uns vom Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus. In Matthäus 28,7 lesen wir: Er ist von den Toten auferstanden; „und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen.“ Dem Herrn Jesus in dem Bewusstsein nachzufolgen, dass Er für uns gestorben und auferstanden ist, dass Er als treuer Hirte vor uns her geht (Joh 10,4), bringt für uns, in der Wüste einen Ruheort, in Erwartung der Ruhe in der Herrlichkeit.

Auf jeder neuen Wegstrecke betet Mose (V. 35.36) mit der Gewissheit, dass die Gegenwart des HERRN sie begleitet.

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