Einführender Vortrag zum 2. Korintherbrief

Kapitel 6-13

Einführender Vortrag zum 2. Korintherbrief

Kapitel 6

Indem dieses Thema im 6. Kapitel weiterverfolgt wird, werden die wahren sittlichen Wesenszüge des christlichen Dienstes gezeigt und welch einen Wert dieser in den Augen des Apostels hatte. Was sollte nicht alles getan oder ertragen werden, um den Dienst Christi hienieden würdig auszuüben!? Wie sollte das praktische Zeugnis von einer Gerechtigkeit aussehen, die wir uns nicht erarbeiten können, sondern die stattdessen von Gott umsonst gegeben wird? Solcherart ist der Charakter der Gerechtigkeit entsprechend dem Werk Christi vor Gott und seiner Erlösung. So wird gesagt: „Indem wir in keiner Sache irgend einen Anstoß geben, auf daß der Dienst nicht verlästert werde, sondern in allem uns erweisen als Gottes Diener, in vielem Ausharren, in Drangsalen, in Nöten, in Ängsten, in Streichen, in Gefängnissen“ (V. 3–5). Der Apostel erfüllte seine Mission, obwohl alles dazu angetan war, seine menschliche Natur zu zerbrechen. Ist die Schmach des Christus ein Nebenprodukt, das nur einem Apostel zusteht? Sollten nicht auch die übrigen Knechte des Herrn daran teilhaben? Ist dieses Teil nicht vom Anfang bis zum Ende für alle bestimmt?

Außerdem, im Dienst für den Herrn gibt es zwei besondere Wege, auf denen wir leicht in die Irre gehen. Einige fehlen durch eine unangebrachte Engheit, andere durch eine schädliche Nachlässigkeit. Tatsächlich ist es niemals richtig, eng, und immer falsch, nachlässig zu sein. In Christus gibt es für beide weder eine Erlaubnis, noch eine Entschuldigung. Doch die Korinther standen wie viele andere auf beiden Seiten in Gefahr; denn jede Seite fordert die andere heraus. Daher die Worte: „Unser Mund ist zu euch aufgetan, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden. Ihr seid nicht verengt in uns, sondern ihr seid verengt in eurem Innern“ (V. 11–12). Das spricht von der Vorsicht in Bezug auf ein enges Herz. Doch auch vor einem nachlässigen Weg warnt Paulus, indem er schreibt: „Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern?“ (V. 14–16). Auf diese Weise wird sowohl die persönliche als auch die gemeinsame Verantwortlichkeit umfasst. „Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will unter ihnen wohnen.“

In der Ausübung des Dienstes nach den Gedanken Christi gab es demnach nichts, was nicht ertragen werden sollte. Es gab keinen Spott, keine Versuchung, keinen Schmerz und keine Schande, die der Apostel nicht als unbedeutend ansah, wenn nur Christus dabei gedient und das Zeugnis seines Namens in dieser Welt entsprechend seiner Gnade aufrechterhalten wurde. Genauso prägt er nun den Erlösten nachdrücklich ein, wozu sie als Briefe Christi verpflichtet waren. Sie sollten ein wahrhaftiges Zeugnis für Ihn in dieser Welt darstellen und allem aus dem Weg gehen, was durch Starre und Enge gekennzeichnet ist und somit keinesfalls der Gnade Gottes entspricht. Auf der anderen Seite sollten sie jene sittliche Nachlässigkeit meiden, welche der Natur Gottes noch offener widerspricht.

Kapitel 7

Im ersten Vers von Kapitel 7 wird die ganze Angelegenheit zusammengefasst: „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“ Der zweite Vers gehört offensichtlich zum nächsten Thema. Im übrigen Teil des siebten Kapitels wiederholt Paulus Gedanken, auf die er schon eingegangen ist. Wie ich denke, stellen diese Worte über den Dienst und die Verantwortlichkeit der Erlösten eine Verbindung zwischen dem vorherigen und dem nun folgenden Gegenstand dar. Er berührt mit jenem zarten Taktgefühl, das für ihn so charakteristisch ist, ihre Bußfertigkeit. Er wollte ihre Herzen in jeder Weise ermutigen. Doch jetzt wagt er es, in der Gnade Christi etwas weiter voranzugehen.

Folglich berichtet er von seinen eigenen Gefühlen – wie außerordentlich niedergeschlagen er war und von jeder Seite bedrückt, sodass er keine Ruhe fand. „Von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen“ (V. 5). Tatsächlich gingen die Befürchtungen so weit, dass er wirklich in Übungen war bezüglich des inspirierten Briefs, den er geschrieben hatte. In den Gedanken des Apostels erhoben sich Zweifel wegen seines eigenen inspirierten Briefs! Und doch, welches Schreiben konnte mehr von Gott sein? „Denn wenn ich euch auch durch den Brief betrübt habe, so reut es mich nicht, wenn es mich auch gereut hat“ (V. 8). Wie eindeutig erfahren wir, dass die Inspiration eines Gefäßes letzten Endes weit über dessen eigenem Willen steht und eine Frucht der Tätigkeit des Heiligen Geistes ist, wie weitgehend Gott auch immer im Menschen wirken mag! So finden wir auch, wie ein unheiliger Mann von Gott inspiriert sein kann, um eine neue Mitteilung bekanntzugeben – zum Beispiel ein Balaam (4. Mo 22 – 24) oder ein Kajaphas (Joh 11,49–52). Wieviel mehr dann heilige Männer Gottes! (2. Pet 1,21). Nur ist an dieser Stelle überaus beachtenswert, in welcher Weise sich sogar eine Frage erhob bezüglich eines Briefs, den Gott in seinem eigenen Buch für uns bewahrt hat und der ohne Zweifel göttlich inspiriert ist.

Der Apostel erwähnt indessen auch, wie glücklich er jetzt war, dass der von ihm abgesandte Brief, sie betrübt hatte. „Denn ich sehe, daß jener Brief, wenn auch nur für eine Zeit, euch betrübt hat. Jetzt freue ich mich, nicht daß ihr betrübt worden, sondern daß ihr zur Buße betrübt worden seid; denn ihr seid Gott gemäß betrübt worden, auf daß ihr in nichts von uns Schaden erlittet“ (V. 8–9). Wie groß ist die Gnade! „Denn die Betrübnis Gott gemäß bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod. Denn siehe, eben dieses, daß ihr Gott gemäß betrübt worden seid, wieviel Fleiß hat es bei euch bewirkt! sogar Verantwortung, sogar Unwillen, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Vergeltung. Ihr habt euch in allem erwiesen, daß ihr an der Sache rein seid“ (V. 10–11). Welch ein Trost für ein Herz, dass von ihrem Zustand so tief getroffen war!

Kapitel 8 und 9

In den Kapiteln 8 und 9 wird als Thema die materielle Unterstützung von Erlösten zusammenfassend dargestellt, und zwar viel ausführlicher als in 1. Korinther 16. Dieser Gegenstand war für den Geist des Apostels eine neue Quelle der Freude. Welch ein Beweis von den Übungen seines Herzens wird uns auch in diesem Zusammenhang gegeben! Es sieht so aus, als hätte er voll Vertrauen über die Erlösten in Korinth gesprochen; und später ist so manches geschehen, was ihn verwundete und sein Vertrauen schwächte. Jetzt kommt er auf diese Angelegenheit zurück und rechnet mit Gewissheit darauf, dass der Gott, der in der peinlichen Sache mit dem sündigen Mann, aber in Hinsicht auf diese Angelegenheit ebenso in den übrigen Korinthern gewirkt hatte – ja, dass seine Gnade seinem Apostel noch eine weitere Ursache zur Freude geben würde, indem Er in ihren Herzen eine große Liebe zu jenen erweckte, die sich an anderen Orten in Schwierigkeiten befanden. Paulus hatte die Freigebigkeit der Korinther gerühmt und auf diese Weise den Eifer in anderen angefacht. Auf der einen Seite wünschte er, dass sie seine Hoffnung erfüllten, auf der anderen wollte er niemand belasten. Er suchte die Frucht für Gott sowohl in den Gebenden als auch den Empfangenden. Wie reich und bereichernd ist Gottes Gnade! „Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ (9, 15).

Kapitel 10 und 11

In den Kapiteln 10 und 11 kommt der Apostel auf einen anderen Gegenstand zu sprechen, nämlich seinen Dienst. Zu diesen Kapiteln müssen einige wenige Worte genügen. – Es war inzwischen genug aus dem Weg geräumt worden, dass er zu diesem Thema sein Herz öffnen konnte. Er konnte ausführlicher werden. Sein Vertrauen auf sie veranlasste ihn zu schreiben. Als sein Geist gebunden war, weil in den Korinthern so vieles Beschämung und Kummer hervorrief, vermochte er nicht freimütig zu sein; aber jetzt ist er es. Auf diese Weise erhalten wir einen gesegneten Einblick in das, was dieser Knecht Gottes in Umständen fühlte, die notwendigerweise ein schmerzlicher Kummer für seinen Geist sein mussten. Denn was konnte demütigender sein, als das Verhalten der Erlösten in Korinth, der Frucht seines eigenen Dienstes, wenn sie in ihren Herzen versteckte Andeutungen gegen ihn erlaubten und seine Apostelschaft bezweifelten? Solche Herabsetzungen, wenn auch in anderer Form, aber doch in ihrem Wesen gleich, haben wir schon zu oft beobachtet, und zwar im geraden Verhältnis zu der Bedeutung und dem geistlichen Maß des Vertrauens, das Gott irgendeinem Menschen auf der Erde gewährt hat. Der Apostel kannte das Leid wie niemand anderes. Nicht einmal die Zwölfe mussten die Bitterkeit der Leiden – sei es in geistlicher Hinsicht, sei es durch die Umstände – so schmecken wie er. Die Art, wie er damit umging, die Würde und gleichzeitig Demut, der Glaube, der unmittelbar auf den Herrn blickte, und gleichzeitig die Wärme des Gefühls, Kummer des Herzen vermischt mit Freude – alles das liefert uns ein so lebendiges Bild, wie wir es sogar im Wort Gottes nicht noch einmal finden. Eine solche Erforschung des Herzens bei einem Mann, der den Heiligen inmitten solcher Herausforderungen seiner Liebe dient, erscheint nirgendwo, außer in diesem Brief. Er beugt sich unter der Anklage, eine ungebildete Sprache zu sprechen; und doch hatten sie die von ihnen selbst zugegebene Kraft seiner Briefe gegen ihn angewandt. Doch er warnt sie, damit sie das, was sie in seiner Abwesenheit nicht lernen wollten, nicht in seiner persönlichen Gegenwart zu lernen hatten. Andere mochten sich auf Kosten seiner Arbeit rühmen. Paulus hoffte, dass ihr Glaube wachsen möchte, damit er in den Gegenden jenseits ihres Wohnorts das Evangelium predigen konnte (Kap. 10). Sie hatten die anderen Apostel unter Herabsetzung seiner Person erhöht. Sie hatten ihm sogar Selbstsucht vorgeworfen. Das zeigte sich ihrer Meinung nach darin, dass er von ihnen keine materielle Unterstützung angenommen hatte. Und was war mit den anderen, seinen Freunden? Wieviel gab es, was dazu angetan war, jenes großzügige Herz zu verwunden und, was Paulus noch mehr empfand, seinem Dienst zu schaden! Aber inmitten solcher Leiden und umso mehr, da sie aus solchen Quellen stammten, wachte Gott über allem mit aufmerksamen Augen. Sein Knecht war auf wunderbare Weise eingezäunt. Doch wenn der Apostel von sich selbst spricht, nennt er Letzteres „Torheit“ (Kap. 11). Keine menschliche Macht noch Intelligenz kann einen Mann Gottes vor Bosheit schützen; nichts kann ihn vor den Speeren übler Nachrede schirmen. Es ist vergeblich von Fleisch und Blut Schutz zu erwarten. Wäre dieses möglich, wieviel müssten wir dann in diesem Brief vermissen! Wären seine Verleumder Brüder aus der Beschneidung und von Jerusalem gewesen, hätten weder die Übungen noch die Segnungen bei Weitem eine solche Tiefe erreicht. Die Tatsache hingegen, dass es seine eigenen Kinder aus Achaja waren, schmerzte ihn zutiefst und erprobte ihn durch und durch.

Gott hebt uns jedoch manchmal zu sich hinauf, um uns in die Herrlichkeit schauen zu lassen, so wie Er zu anderen Zeiten in mitleidvoller Barmherzigkeit zu uns in die Mitte unserer Leiden herabkommt. Dieses stellt uns der Apostel in lieblicher Weise vor, indem sein eigenes Herz dabei betroffen ist. Es ist mir allerdings nicht möglich, innerhalb der gesetzten Grenzen alles zu berühren. Paulus breitet vor uns seine Leiden, Gefahren und Verfolgungen aus. Das war der Dienst, dessen er sich rühmte. Er war oft geschlagen und einmal gesteinigt worden, hatte Müdigkeit, Hunger und Durst ertragen – sowohl an Land als auch auf dem Meer. Das waren die Belohnungen, die er erhalten hatte, und die Ehrungen, welche die Welt ihm gab. Wie musste das alles ihre Herzen treffen, falls sie überhaupt irgendein Gefühl hatten – und sie hatten es! Es war für sie gut, dass sie dieses empfanden, denn sie selbst suchten ihr eigenes Wohlbehagen. Paulus schließt seine Aufzählung mit dem Bericht ab, wie er an der Mauer einer Stadt in einem Korb herabgelassen wurde. Das war keinesfalls eine würdevolle Lage für einen Apostel; und es hatte nichts Heldenhaftes an sich, auf diese Weise seinen Feinden zu entkommen.

Kapitel 12

Doch derselbe Mann, welcher auf diese Weise herabgelassen wurde, spricht unmittelbar danach von einer Entrückung in den Himmel. Nun redet dieses Nebeneinander von der eigentlichen und angemessensten Würde, die jemals ein Mensch in dieser Welt besaß; denn wie wenige Menschenkinder – ich spreche natürlich von Christen – reichen in dieser Hinsicht an Paulus heran! Auf der anderen Seite, wie wenige haben seitdem die Würde gekannt, bereitwillig zu leiden und nichts zu sein, zu erleben, dass jeder Gedanke und jedes Gefühl der menschlichen Natur ganz und gar zerbrochen wird, wie Paulus, und zwar im Inneren sowie in den Äußerlichkeiten! Das gilt umso mehr, da er alles besonders stark empfand, weil bei ihm Herz und Geist gleich weitumspannend waren. Das war der Mensch, der auf diese Weise als Christi Knecht geprüft wurde. Wenn er jedoch auf herausragende Wunder zu sprechen kommt, redet er nicht direkt von sich selbst. Als es sich um den Korb handelte, drückte er sich offen aus. Aber hier wird seine Sprache verschleiernd. „Ich kenne einen Menschen“, mit diesen Worten leitet er den neuen Abschnitt ein. Es ist nicht „Ich“, Paulus, sondern „ein Mensch in Christus“, der hinaufgetragen wurde und Dinge gesehen hat, die sich mit menschlichen Worten nicht ausdrücken lassen und dem Menschen in seinem gegenwärtigen Zustand nicht angemessen sind. Er bleibt darum unbestimmt. Der Apostel sagt selbst, dass er nicht weiß, ob es im Leib oder außerhalb des Leibes geschah; so vollständig fremdartig war sein Erlebnis für jegliche menschliche Erfahrung und Erkenntnis. Er fügt jedoch etwas hinzu, was sehr zu beachten ist: „Und auf daß ich mich nicht durch die Überschwenglichkeit der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben“ (V. 7). So erfuhr er eine noch tiefere Erniedrigung, als er sie jemals zuvor gekannt hatte – „ein Dorn für das Fleisch ..., ein Engel Satans.“ Das war das von Gott zugelassene Gegengewicht für eine solch außerordentliche Erfahrung. Es ging um Paulus. Das Geheimnis konnte nicht verborgen bleiben. Aber auch an dieser Stelle ist, wie immer, vom Anfang bis zum Ende, Christus das Thema des Apostels. Christus war der Schatz des irdenen Gefäßes (2. Kor 4, 7); und auf dass ein damit übereinstimmender Gewinn hervorkam, wirkte Gott durch äußere Mittel sowie durch Gnade im Innern. Er möchte sein Werk weiterführen, um stets das zu stärken und zu vergrößern, was in Christus ist, und den Menschen mehr und mehr schwinden zu lassen.

Das Ende des Kapitels überblickt, wenn auch mit liebender Hand, die schmerzliche Wahrheit von den Ausbrüchen jener Natur, die in Paulus zerbrochen, aber in den Korinthern gehätschelt wurde; denn er fürchtete, dass Gott ihn in ihrer Mitte demütigen könnte, wegen ihrer bösen Wege. Welch eine Liebe verraten diese Worte!

Kapitel 13

Das abschließende 13. Kapitel antwortet auf eine Herausforderung, die Paulus bis zuletzt aufgespart hatte, weil sie sich von allen Menschen am wenigsten für die Korinther schickte. Welch ein Kummer für ihn, davon überhaupt sprechen zu müssen! Sie hatten es tatsächlich gewagt, einen Beweis von ihm zu fordern, dass Christus wirklich durch ihn zu ihnen geredet hatte. Hatten sie vergessen, dass sie ihr Leben und ihr Heil in Christus seinem Predigen verdankten? So wie er die Langmut als Zeichen der Apostelschaft, welche in ihm zweifellos über jedes Maß hinaus auf die Probe gestellt wurde, immer wieder in den Vordergrund gestellt hatte, so konzentriert er sich jetzt auch wieder darauf als das große Siegel seiner Apostelschaft – auf jeden Fall ihnen gegenüber. Was könnte ergreifender sein? Paulus spricht nicht davon, was Jesus durch ihn in Büchern mitgeteilt oder in welcher Kraft der Heilige Geist durch ihn gewirkt hatte. „Weil ihr einen Beweis suchet, daß Christus in mir redet (der gegen euch nicht schwach ist, sondern mächtig unter euch); ... so prüfet euch selbst, ob ihr im Glauben seid, untersuchet euch selbst“ (V. 3–5). Sie waren sich selbst der lebendige Beweis dafür, dass er für sie ein Apostel Christi war. In diesem Appell wurde ein Zweifel nicht zugelassen. Sie hatten vielmehr zuzugeben, dass das Gegenteil der Fall war; und dieses benutzte Paulus in bewunderungswürdiger Weise, um ihre unschicklichen und grundlosen Zweifel bezüglich seiner Person umzustürzen. „Deswegen schreibe ich dieses abwesend, auf daß ich anwesend nicht Strenge gebrauchen müsse, nach der Gewalt, die der Herr mir gegeben hat zur Auferbauung und nicht zur Zerstörung“ (V. 10). Kurze und inhaltsreiche Grüße folgen, enthaltend die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.

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