Spannungsfeld Ehe - Fluch oder Segen

Teil 2: Die Ehe im Alltag - Biblische Antworten auf aktuelle Fragen

Das Thema für heute Abend lautet: Die Ehe im Alltag – Biblische Antworten auf aktuelle Fragen. Etwas über die Praxis des Ehelebens zu sagen ist sicherlich nicht ganz einfach, vor allen Dingen dann, wenn man selbst auf manche Erfahrungen in seinem Eheleben zurückblickt, wo man viele Fehler gemacht hat. Und doch wollen wir auch heute Abend versuchen, Gottes Wort vorzustellen, denn die Bibel hat auch zur Praxis unseres Ehelebens manches zu sagen.

Eheleben in drei Klassen

Zurzeit, als es bei der Eisenbahn noch drei verschiede Klassen gab, in denen man reisen konnte, hat ein gereifter Diener des Herrn seinem Sohn zur Hochzeit einen guten Rat gegeben. Er verglich die Ehe mit einer Zugfahrt und hat ihm folgendes gesagt: „Mein Sohn, Du kannst in Deiner Ehe entweder in der ersten Klasse fahren. Du kannst aber auch in der zweiten oder in der dritten Klasse reisen. In der ersten Klasse lebt man als Mann und Frau miteinander und füreinander. In der zweiten Klasse lebt man nebeneinander und in der dritten Klasse lebt man gegeneinander. Sieh zu, dass Du immer in der ersten Klasse fährst, d.h. dass Du in Deiner Ehe ein Leben mit Deiner Frau und für Deine Frau führst.“

Ist die Ehe nun ein Segen oder ist sie ein Fluch? Wer in der ersten Eheklasse reist, d.h. in der Ehe füreinander und miteinander lebt, für den ist die Ehe wirklich ein Segen und eine Freude. Wenn wir in der zweiten Eheklasse unterwegs sind, d.h. nebeneinander leben, dann ist das Eheleben sehr langweilig und bringt keine wirkliche Befriedigung und Freude. Wer allerdings in der dritten Klasse fährt, für den ist die Ehe tatsächlich eine Katastrophe. Die Folge ist nicht selten, dass man aus dem Zug aussteigt, d.h. die Ehe beendet – und das ist, wie wir gesehen haben, nicht nach den Gedanken Gottes.

Wer in der ersten Klasse fährt, darf seinem Herrn dafür dankbar sein und ihn bitten, dass es so bleibt. Eine Garantie, dass es immer so bleibt, gibt es nämlich nicht. Wer in der zweiten oder dritten Klasse fährt, braucht nicht zu resignieren. Es ist immer möglich, mit der Hilfe des Herrn in die erste Klasse der Ehe umzusteigen, wenn wir nur den guten Gedanken Gottes folgen.

Drei Feinde

Die Ehe – das haben wir gesehen – ist ein Spannungsfeld. Zwei Menschen völlig verschiedener Herkunft, mit ganz unterschiedlichen Charakteren, bilden plötzlich eine untrennbare Einheit. Sie teilen alles miteinander. Das an sich kann schon Spannungen hervorbringen. Darüber müssen wir uns nicht wundern. Aber es kommt etwas anderes hinzu, das wir bedenken müssen. Es gibt auch Feinde für die Ehe, die uns ganz bewusst schaden wollen. Die drei großen Feinde des Christen sind auch die drei großen Feinde der Ehe.

  • Der erste Feind ist der Feind gegen uns. Es ist der Teufel, der mit seinen beiden Taktiken Gewalt und List versucht, unsere Ehen zu kaputt zu machen. Er hat die erste Ehe im Paradies zerstört, und er ist immer noch derjenige, der bis heute versucht, unsere Ehen zu zerstören. Wir müssen uns erstens bewusst sein, dass wir diesen Feind haben und zweitens müssen wir aufpassen vor den Angriffen dieses Feindes. Er ist listig und hat eine große Erfahrung.
  • Der zweite Feind ist ein Feind ums uns herum. Es ist diese Welt. Wir haben uns am ersten Abend mit dem Werteverfall in dieser Welt beschäftigt. Dieser Werteverfall macht nicht vor unseren Türen halt. Wir sind alle Kinder unserer Zeit. Wir werden – bewusst oder unbewusst – von dem Zeitgeist und den Trends dieser Welt beeinflusst. Da heißt es, sehr gut aufzupassen, damit wir nicht mit weg gerissen werden.
  • Der dritte Feind ist ein Feind in uns selbst. Es ist vielleicht – besonders wenn es um die Ehe geht – sogar der gefährlichste Feind. Gemeint ist unser Fleisch, unser eigenes Ich, mein Egoismus. Mein Egoismus ist der größte Feind für meine Ehe. Dein Egoismus ist vielleicht der größte Feind für Deine Ehe. Deshalb sollten wir gerade in unsren Ehen die Aufforderung von Paulus zu Herzen nehmen und daran denken, dass wir mit Christus gestorben sind (Röm 6,2).

Wichtig ist, dass wir ganz klar sehen, dass wir diese Feinde haben und dass sie unsere Ehen zu zerstören suchen. Wir sollten da nicht irgendwie blauäugig sein und meinen, wir würden das schon irgendwie schaukeln. Wer das denkt, muss sich nicht wundern, wenn es schon bald Probleme gibt. Außerdem „kooperieren“ diese drei Feinde auch miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Nur in der Kraft des Heiligen Geistes können wir da unseren Mann bzw. unsere Frau stehen.

Einteilung und Einführung

Wir wollen heute Abend drei Dinge vor uns stellen.

  • Erstens wollen wir uns ein wenig mit dem Aufgaben- und Verantwortungsbereich von uns Männern beschäftigen.
  • Zweitens wollen wir den Aufgaben- und Verantwortungsbereich der Ehefrau besehen.
  • Drittens möchte ich versuchen zu zeigen, wo wir einen gemeinsamen Aufgaben- und Verantwortungsbereich als Ehepartner haben.

Zunächst einige Bibelverse als Überschrift für den Abend:

  • Epheser 5,22–26: „Ihr Frauen, seid euren eigenen Männern untergeordnet als dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist. Er ist des Leibes Heiland. Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem. Ihr Männer liebt eure Frauen wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.“
  • Epheser 5,28–29: „So sind auch die Männer schuldig, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung.“
  • 1. Petrus 3,1: „Ebenso ihr Frauen, seid euren eigenen Männern untergeordnet, damit, wenn auch einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden mögen.“
  • 1. Petrus 3,7: „Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen nach Erkenntnis, als bei einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden.“
  • Kolosser 3,18: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich geziemt im Herrn. Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.“
  • 1. Korinther 11,7: Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist; die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit.
  • Titus 2,3–5: die alten Frauen desgleichen  ... Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch,  mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern unterwürfig zu sein, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.

Wir hatten am ersten Abend gesehen, dass es zwischen Mann und Frau keinen Wertunterschied gibt, aber doch einen Wesens- und damit verbunden auch einen Aufgabenunterschied. Mann und Frau sollen sich in der Ehe ergänzen. Im Miteinander von Mann und Frau – in dem jeder seinen eigenen Verantwortungsbereich sieht – sollen vor allem zwei Dinge sichtbar werden:

  • Erstens das Bild von Christus und seiner Versammlung. Christus soll im Verhalten des Mannes gespiegelt werden. Die Versammlung soll im Verhalten der Frau gespiegelt werden. Der Mann soll seine Frau lieben wie  Christus die Versammlung geliebt hat. Die Frau soll dem Mann untergeordnet sein, wie die Versammlung dem Christus untergeordnet ist. Das stellt uns Epheser 5 vor.
  • Zweitens sehen wir in der Stelle im 1. Korinther 11, dass der Mann das Bild und die Herrlichkeit Gottes ist, während die Frau die Herrlichkeit des Mannes ist. Auch das soll sich in einer Ehe widerspiegeln. Mann und Frau sollen – jeder an dem von Gott zugewiesenen Platz – dem eigenen Verantwortungsbereich nachkommen. Wir sehen an den Stellen, die wir gelesen haben, dass Gottes Wort ganz spezielle Unterweisungen für die Frauen hat und dass es ganz spezielle Unterweisungen für die Männer hat. Wir haben das gelesen: „Ihr Frauen“ und „ihr Männer“. Gott gibt uns also ganz spezifische Unterweisungen für den Mann und für die Frau. Es wäre fatal, wenn wir Männer unseren Frauen die Bibelstellen vorhalten, die für unsere Frauen sind. Es wäre genau so fatal, wenn Ihr Frauen uns Männern die Stellen vorhaltet, die für uns geschrieben sind. Natürlich ist es gut, wenn wir Männer hören, was den Frauen gesagt wird und umgekehrt, aber wir dürfen uns diese Bibelstellen gegenseitig nicht um die Ohren hauen. Wenn wir das tun, sind wir schnell in der dritten Eheklasse angekommen. Wenn wir Männer angesprochen werden, dann hören wir besonders hin. Wenn die Schwestern angesprochen werden, dann hören sie besonders hin. 

1. Der Verantwortungsbereich des Mannes

Wenn es nun zunächst um den speziellen Verantwortungs- und Aufgabenbereich des Mannes geht, haben wir ganz klar gelesen, dass der Mann das Haupt ist. Haupt zu sein – das möchte ich noch einmal unterstreichen – bedeutet nicht, dass der Mann der Diktator in der Familie ist. Der Mann hat kein Recht, den Pascha zu spielen, sich Pantoffeln und Zeitung bringen zu lassen und seine Ehefrau zu dominieren. Wer das tut, geht an dem Auftrag Gottes, Haupt seiner Frau zu sein, eindeutig vorbei. Im Gegenteil: er versündigt sich an seiner Frau. Haupt zu sein bedeutet, dass der Mann bereit ist, seine Verantwortung für die Frau und für die Familie zu übernehmen, dass er bereit ist, die Führung zu übernehmen, dass er seiner Ehe und seiner Familie Stabilität und Ausrichtung gibt, dass er in allem für seine Ehe und für seine Familie Sorge trägt. Wir denken an Abraham, der am Eingang seines Zeltes saß. Das ist – in wenigen Worten skizziert – der Aufgabenbereich des Mannes.

Wenn wir die Stellen, die wir miteinander gelesen haben, ein wenig insgesamt auf uns einwirken lassen, dann möchte ich gerne fünf Dinge vorstellen, die speziell zu uns Männern gesagt werden.

Die Ehefrau lieben

Der erste ist, dass wir unsere Ehefrau lieben sollen. Das wird uns Männern in der Bibel an mehreren Stellen gesagt. Allein der Abschnitt in Epheser 5 spricht dreimal davon. In Kolosser 3,19 wird es noch einmal wiederholt. Offensichtlich haben wir Männer es sehr nötig, darauf hingewiesen zu werden, unsere Frauen zu lieben. Ich habe vorhin gesagt, dass der Egoismus, ganz besonders von uns Männern, eine große Gefahr für ein gut funktionierendes Eheleben ist. Deshalb diese Aufforderung. Ich möchte einmal drei verschiedene Scheinwerfer auf diese Aussage fallen lassen: „Liebt eure Frauen“.

  • Der erste Scheinwerfer legt die Betonung darauf, dass wir unsere Frauen lieben sollen. Im Allgemeinen stellt Hass das Gegenteil von Liebe dar. Das wird wohl in den wenigsten Fällen ein Problem sein. Aber Egoismus und Gleichgültigkeit sind ebenfalls der Liebe gegenüber gestellt. Und da fängt das Problem bei uns Männern häufig schon an. Unsere Frauen sollen uns eben nicht gleichgültig sein. Wir sollen nicht bitter gegen sie sein. Wir sollen sie nicht vernachlässigen. Wir sollen ihnen Gutes tun, ihnen Zeit und Zuwendung geben. Das alles schließt die Aufforderung ein, unsere Frauen zu lieben. Wir erkennen schnell, dass diese Aufforderung weit darüber hinausgeht, über unsere Liebe zu unseren Frauen zu reden. Selbstverständlich sollten wir es unserer Frau auch sagen, aber vor allen Dingen sollten wir es ihr in unserem Verhalten zeigen.
  • Der zweite Scheinwerfer legt die Betonung darauf, dass wir unsere Ehefrau lieben sollen. Paulus sagt: „Liebt eure Frau“. Gemeint ist also die eigene Ehefrau. Wir hatten das schon einmal ganz kurz vor uns. Es ist fatal, wenn wir als Ehemänner eine emotionale oder geistige Beziehung zu einer anderen Frau aufbauen. Ich rede jetzt noch nicht von einer geschlechtlichen Beziehung – obwohl die Erfahrung lehrt, dass sie oft folgt. Eine geschlechtliche Beziehung ist Ehebruch – das dürfte uns hoffentlich allen klar sein. Aber auch dann, wenn es tatsächlich nur emotional oder intellektuell wäre – es liegt eine große Gefahr darin, eine solche Beziehung zu einer anderen Frau aufbauen, die enger ist als die zu seiner eigenen Ehefrau. Das meint nicht, dass wir nicht zu jedermann freundlich und hilfsbereit sein sollten, aber in jedem Fall ist für uns Männer Vorsicht und Zurückhaltung angeraten. Manche Ehe ist gerade an diesem Punkt gescheitert.
  • Der dritte Scheinwerfer legt die Betonung auf das Wort Frauen. Liebt eure Frauen. Gemeint ist natürlich die Ehefrau. Gibt es vielleicht andere Dinge in unserem Leben, die uns wichtiger sind und die wir besser kennen als unsere eigene Ehefrau? Ich spreche jetzt von Dingen auf dieser Erde, denn dass der Herr den ersten Platz haben muss ist keine Frage. Aber was ist mit unserem Beruf? Hängen wir vielleicht mehr an unserer Karriere als an unserer Frau? Was ist mit unserem Hobby. Hat es vielleicht einen höheren Stellenwert als unsere eigene Frau? Ist uns der Computer wichtiger als unsere Ehefrau? Fragen wir uns mal: wieviel Zeit „reden“ wir mit unserem PC am Tag, und wieviel Zeit reden wir mit unserer Ehefrau? Das sind alles Fragen, die wir uns stellen müssen.

Der Maßstab, der uns Männern gegeben wird ist, ist sehr hoch. „Lieben“ meint hier nicht einfach „Zuneigung zu haben“, sondern es geht um die höchste Ausdrucksform der Liebe. Gemeint ist nicht die menschliche Liebe, die in dem Gegenstand der Liebe etwas für sich selbst findet. Nein, es geht um die göttliche Liebe. Deshalb wird gesagt: „... wie Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“. Wenn wir uns im Licht dieses Maßstabes prüfen, werden wir schnell still. Welcher Ehemann wollte von sich behaupten, seine Frau so zu lieben?

Die Ehefrau nähren und pflegen

Das ist die zweite Aufforderung, die wir uns ansehen wollen. Wir werden aufgefordert, unsere Frauen zu nähren und zu pflegen. Nähren bedeutet, dass wir unseren Frauen das geben, was sie brauchen. Pflegen bedeutet, unseren Frauen mehr geben als sie unbedingt nötig haben. Man könnte das Wort auch übersetzen mit dem Ausdruck „ein Nest bauen“, Wer seine Frau pflegt, trägt Sorge dafür, dass sie sich bei ihrem Mann wohl fühlt. Das ist mehr als „keinen Mangel haben“. Dieses nähren und pflegen ist nicht nur materiell zu verstehen, sondern es geht – und an dieser Stelle wohl primär – zuerst um das geistliche Wohl unserer Frauen. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, für das geistliche Wohl unserer Frauen besorgt zu sein. Das setzt natürlich ein eigenes Leben in Gemeinschaft mit dem Herrn voraus. Wer dieser Aufgabe nachkommt, wird bald feststellen, dass es eine schöne Aufgabe ist. Es ist allerdings auch eine Aufgabe, in die wir Zeit investieren müssen. Nicht jede Frage unserer Frau werden wir gleich beantworten können. Da kann es durchaus sein, dass wir uns einige Minuten Zeit nehmen müssen, um selbst zu forschen, damit wir Auskunft geben können.

Wir wollen aber auch die materielle Seite nicht ganz an die Seite schieben. Es wäre fatal, wenn der Mann die materielle Versorgung seiner Frau überlassen würde. Männer, die sich um den Haushalt kümmern, während die Frauen arbeiten geben, haben nicht verstanden, was ihr Verantwortungsbereich ist. Auch hier ticken die Uhren der uns umgebenden Welt vielfach anders und der Einfluss dieser Entwicklungen und Trends auf christliche Ehen sollte nicht unterschätzt werden.

Seiner Ehefrau anhangen

Die dritte Aufforderung lautet, dass wir unserer Frau anhangen sollen. In Epheser 5 wird der Vers aus dem 1. Mose 2 zitiert, den wir am ersten Abend vor uns hatten: „darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen“. Das ist ganz besonders der Bereich der emotionalen Bindung des Mannes an die Frau. Konkret bedeutet das für uns Männer, dass wir uns Mühe geben müssen, die Gefühlswelt unserer Ehefrau zu verstehen und zu akzeptieren. Das fällt uns Männern manchmal sehr schwer. Wir sind eher rational ausgerichtet – aus Staub gemacht. Unsere Frauen sind eher emotional ausgerichtet – aus der Seite des Mannes gemacht. Dennoch ist es wichtig, dass wir versuchen, das Seelenleben unserer Frau kennen zu lernen und zu verstehen. Mancher Ehemann wird sich gut daran erinnern können, wie er zum ersten Mal erlebt hat, dass seine Frau in einer bestimmten Situation in Tränen ausgebrochen und er überhaupt nicht verstanden hat, warum.

Es wäre schade, wenn wir etwa unser neues Computerprogramm besser kennen würden als das Seelenleben unsrer Frau. Wenn es so ist, dann sollten wir daran etwas ändern. Eine Frau möchte sich verstanden wissen. Sie möchte das Empfinden haben, dass ihr Mann sie wirklich kennt. Wir Männer sollen also unseren Frauen anhangen, d.h. der Seele nach wirklich eine Pflanze mit ihr werden. Das alte Testament gebraucht an einigen Stellen den Ausdruck, dass ein Mann seine Frau „erkannte“. Zum ersten Mal wird das von Adam gesagt (1. Mo 4,1). In der Regel geht es dabei um die Zeugung von Kindern, aber der Ausdruck legt doch nahe, dass es mehr ist als der reine Akt der Zeugung. Wir sollten unsere Ehefrau – so wie sie ist – nach Geist, Seele und Leib erkennen.

Bei der Ehefrau wohnen nach Erkenntnis

Die vierte Aufforderung, die ich vorstellen möchte, ist aus dem 1. Petrusbrief. Dort lesen wir, dass wir Männer bei unseren Frauen wohnen sollen nach Erkenntnis (Einsicht) als bei einem schwächeren Gefäß. Wir Männer sind manchmal hart, und wir meinen, dass unsere Frauen die gleiche Konstitution haben wie wir. Die Bibel sagt aber klar, dass die Frau das schwächere Gefäß ist. Ich weiß, dass man eine solche Aussage in dieser Welt kaum noch wahr haben will. Man spricht von der starken Frau, genau so wie von einem starken Mann – alles gleich. Nun gibt es ganz sicher Bereiche, wo die Frauen ihre besondere Stärke haben. Aber die Bibel sagt ganz sicher nicht ohne Grund, dass die Frau das schwächere Gefäß ist. Das sollten wir erst mal als Fakt akzeptieren.

Wir sollen also bei unseren Frauen wohnen und daran denken, dass sie das schwächere Gefäß sind. Wo ich wohne, da bin ich zu Hause und fühle mich wohl. Wir Männer sollen uns also bei unseren Frauen wohl fühlen. Aber dieses Wohnen ist mit Erkenntnis gepaart. Wieder geht es darum, dass Gott uns klar machen möchte: Gebt euch Mühe, Eure Frau zu erkennen. Gebt euch Mühe, Einsicht zu haben in das spezielle Exemplar Frau, das Gott gerade Dir oder mir gegeben hat.

Wohnen nach Einsicht bedeutet – nebenbei bemerkt – auch, dass wir so viel wie möglich bei unseren Ehefrauen sind. Es ist nicht gut, wenn der Mann häufig seinen eigenen Interessen nachgeht und seine Ehefrau zu Hause vernachlässigt. Davon sind besonders junge Ehen belastet. Gemeint sind natürlich nicht berufliche Notwendigkeit oder Einsätze im Werk des Herrn, sondern Aktivitäten, die dem eigenen Vergnügen dienen. Es gibt junge Ehemänner, die sich mehr dem Sport widmen als ihrer eigenen Frau. Anderen wiederum geht die berufliche Karriere über alles und sie setzen dafür sogar die eigene Ehe aufs Spiel.

Der Ehefrau Ehre geben

Die fünfte Aufforderung – ebenfalls aus dem 1. Petrusbrief – lautet, dass wir unserer Frau Ehre geben. Das bedeutet, dass wir gut über unsere Frau denken und gut über sie reden. Wir zeigen ihr unsere Wertschätzung. Die Frau ist wohl das schwächere Gefäß. Das bedeutet aber nicht, dass sie weniger wert ist. Es gibt für uns Männer keinen Grund zu meinen, wir wären besser oder toller. In den Augen Gottes hat die Frau den gleichen Wert wie der Mann. Sie ist Miterbe der Gnade des Lebens genauso wie wir Männer. Deshalb sollen wir nicht gering auf sie herab sehen, auch wenn sie das schwächere Gefäß ist. Nein, wir sollen ihr Ehre geben. Dieses Ehre geben drückt sich natürlich auch in äußeren Dingen aus. Wir sollten unserer Frau durchaus auch mal in den Mantel helfen oder ihr die Autotür aufhalten. Das ist zwar heute nicht mehr so üblich, aber das können wir trotzdem mal tun. Aber es wäre zu wenig, wenn sich dieses „ihnen Ehre geben“ nur in Taten oder Worten ausdrückt. Es beginnt jedenfalls damit, was und wie wir im Herzen über unsere Ehefrau denken. Wir sollten eine hohe Meinung von ihr haben. Sie ist das Liebste, das wir auf dieser Erde von Gott bekommen haben.

2. Der Verantwortungsbereich der Frau

Wir kommen zum zweiten Teil, nämlich zu dem speziellen Aufgaben- und Verantwortungsbereich der Frau. Und auch hier möchte ich aus den gelesenen Versen heraus fünf Punkte vorstellen.

Dem eigenen Mann untergeordnet

Das Erste, was der Frau gesagt wird ist, dass sie dem eigenen Mann untergeordnet sein soll. Es ist uns allen klar, dass dieses Wort untergeordnet zunächst einmal für viele einen negativen Klang hat. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige Schwestern innerlich jetzt schon die Stacheln ausgefahren haben. In der Welt sieht man das natürlich anders. Aber Ihr lieben Schwestern, wir haben es hier mit Gottes Wort zu tun. Die Bibel sagt das so. Aber untergeordnet hat auch gar nicht diesen negativen Touch, den wir vielleicht hineinlegen. Damit ist – das wollen wir sehr deutlich sagen – kein knechtisches Unterwerfen unter den Mann gemeint. Es geht nicht darum, dass die Frau ihrem Mann gehorcht, wie ein Hund seinem Herrn gehorcht. Das ist niemals nach den Gedanken Gottes.

Unterordnen beginnt damit, dass die Frau erst einmal akzeptiert, dass Gott in seiner Schöpfungsordnung festgelegt hat, dass der Mann das Haupt ist und damit die Führungsverantwortung hat. Dieses Unterordnen ist für die gläubige Frau ein Unterordnen im Herrn. Darin liegt einerseits ein Maßstab, andererseits eine Begrenzung.

  • Der Maßstab für die Unterordnung der Frau unter den Mann ist die Unterordnung unter Christus. Eine Frau, die ihrem Mann untergeordnet ist, tut es in dem Gedanken, dass sie damit beweist, dass sie Christus als Herrn untergeordnet ist. Sie sieht hinter ihrem Mann Christus. Wenn dieses Bewusstsein vorhanden ist, fällt es auch nicht mehr schwer.
  • Aber dieses „im Herrn“ gibt auch gleichzeitig die Grenze an. Sollte ein Mann etwas von seiner Ehefrau verlangen, was direkt gegen Gottes Gedanken ist, dann gilt das Wort aus der Apostelgeschichte, dass wir Gott mehr gehorchen müssen als den Menschen.

Unterwürfigkeit im Herrn bedeutet aber auch keine Auflehnung gegen den des Mannes. „Die Frau soll nicht über den Mann herrschen“, lesen wir in 1. Timotheus 2,12. Es gibt heute viele Ehen, die gerade darunter leiden, dass die Frauen die Führung übernommen haben. Die Ursachen dafür mögen unterschiedlich sein. Es kann daran liegen, dass der Mann seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Es kann aber auch daran liegen, dass die Frau ihrer Verantwortung nicht nachkommt.

Dann heißt es: „den eigenen Männern unterwürfig“. Es ist eine durchaus relevante Gefahr, dass Schwestern ihren Mann mit anderen Männern vergleichen und dann vielleicht sagen: die Frau von dem Mann hat es aber viel einfacher, weil er viel lieber zu ihr ist. Dieses Vergleichen – egal ob wir Männer das tun oder ob die Frauen es tun – ist immer vom Übel. Wenn wir anfangen, unseren Ehepartner mit anderen zu vergleichen, dann sind wir in größter Gefahr, und haben die erste Eheklasse wahrscheinlich schon längst verlassen.

Den Mann fürchten

Das Zweite, was der Frau gesagt wird, ist, dass sie den Mann fürchten soll. Das scheint auf den ersten Blick noch weniger akzeptabel zu sein als ihm untergeordnet zu sein. Aber was bedeutet es? Soll damit gesagt werden, dass eine Ehefrau Angst vor ihrem Mann haben soll? Solche Fälle gibt es leider in der Praxis, aber das ist durchaus nicht die Bedeutung dieser Stelle. So wie Gottesfurcht nicht Angst vor Gott ist, meint auch „den Mann fürchten“ nicht Angst vor ihm zu haben. Den Mann fürchten bedeutet auf der einen Seite, ihm Respekt entgegenzubringen, indem sie ihn als ihr von Gott gegebenes Haupt anerkennt. Aber „fürchten“ könnte man auch übersetzen mit „ehren“, oder „ihrem Mann Vertrauen schenken“. Gott hat die Frau auf seelischem Gebiet im Allgemeinen reicher veranlagt als den Mann. Gott hat der Frau den Schlüssel gegeben, gewisse Tugenden bei ihrem Mann zu entfalten oder zu unterdrücken. Wenn eine Frau ihren Mann fürchtet oder ehrt, dann hilft sie ihm, seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Das meint ihren Mann zu ehren. Sie hilft ihm. Gleichzeitig trifft das zu, was wir vorhin über das Ehren der Frau durch den Mann gesagt haben.

In 1. Petrus 3,6 lesen wir von Sara, dass sie dem Abraham gehorchte und ihn Herr nannte und es wird dann hinzugefügt: „... deren Kinder ihr geworden sein, wenn ihr Gutes tut“. Dieser Vers wird in Verbindung mit Epheser 5,33 manchmal so interpretiert, dass „den Mann fürchten“ bedeutet, dass eine gläubige Ehefrau ihrem Mann Gehorsam schuldet. Ich glaube nicht, dass man so weit gehen kann. An keiner Stelle im Neuen Testament wird die Frau dazu aufgefordert. Sie soll den Mann ehren und ihn fürchten – aber sie ist nicht seine Befehlsempfängerin. Den Kindern wird gesagt, dass sie ihren Eltern gehorchen sollen. Den Knechten wird gesagt, dass sie ihren Herren gehorchen sollen. Als Gläubige sollen wir unseren Führern gehorchen. Aber in dieser Weise gibt es keinen Auftrag an die Ehefrau. Das Beispiel von Sara wird in 1. Petrus 3 erwähnt um ihre innere Haltung zu Abraham zu beschreiben, aber dann wird dort nicht gesagt, dass gläubige Frauen heute ihre geistlichen Kinder werden, wenn sie ihrem Mann gehorchen, sondern wenn sie Gutes tun.

Durch den Wandel überzeugen

Das Dritte, was wir für die Frau finden, ist, dass eine Frau mehr durch ihren Wandel als durch ihre Worte überzeugen soll. Wir haben das im 1. Petrusbrief gelesen. Dort bezieht sich das natürlich in erster Linie auf Ehefrauen, die aus der Welt heraus zum Glauben gekommen sind und nun einen ungläubigen Mann haben. Dennoch lässt sich daraus ein allgemeiner Grundsatz ableiten. Eine Frau soll nicht so sehr durch ihre Worte überzeugen, sondern sie überzeugt durch ihren Wandel, d.h. durch ihr Verhalten. Das Verhalten einer Frau soll gekennzeichnet werden – so wie wir das in 1. Petrus 3 gelesen haben – durch Gottesfurcht und durch Reinheit.

Ohne unseren lieben Schwestern jetzt zu nahe treten zu wollen, erkennen wir hier eine gewisse Gefahr. Die Gefahr liegt darin, dass es Frauen gibt, die eher durch ihr Reden als durch ihr Handeln auffallen. Uns allen gilt die Warnung, darauf zu achten, was wir sagen und wie wir es tun. Aber vielleicht liegt es in der Natur der Frau, hier eher eine Schwäche zu haben als mancher Mann. Jakobus warnt uns in seinem Brief eindringlich vor den Gefahren der Zunge. Diese Warnungen sollten wir unbedingt zur Kenntnis nehmen. Eine zu redselige Frau kann durchaus zu einer Belastung für ihre Ehe werden.

Den Mann lieben

Viertens sagt uns die Stelle in Titus 2, dass auch die Frau ihren Mann lieben soll. Wir sahen diesen Hinweis schon für den Mann, aber auch der Frau wird es ausdrücklich gesagt. Ich weiß wohl, dass der Grundtext hier ein anderes Wort gebraucht als bei der Aufforderung an den Mann, seine Frau zu lieben. Hier geht es mehr um den Gedanken der Zuneigung an den Mann. Dennoch wollen wir den Hinweis auch für die Ehefrau beachten.

Der Zusammenhang deutet an, dass die Gefahr bei einer Frau etwas anders liegt als bei dem Mann. Bei einer Frau liegt ein Gefahrenmoment darin, ihre Kinder oder ihren Haushalt mehr zu lieben als ihren Mann. Es ist klar, dass für Männer und Frauen die Nr. 1 im Leben immer der Herr Jesus sein muss. Aber wenn es um Beziehungen auf dieser Erde geht, dann ist der eigene Ehemann derjenige, dem die beste Liebe und Zuneigung seiner Frau gehört. Es liegt vielleicht im Wesen der Frau, dass sie ihren Kindern mehr Liebe schenken mag als ihrem Mann. Eine Frau hat ihre Kinder 9 Monate lang „unter dem Herzen“ getragen und daher von Natur aus eine andere Bindung an ihre Kinder als der Mann. Dennoch sollen die Kinder nicht an die Stelle des Mannes treten, was die erste Liebe betrifft. Davor werden wir an dieser Stelle gewarnt. Die Reihenfolge ist ganz sicher nicht ohne Bedeutung. Zuerst der Mann, dann die Kinder, dann der Haushalt. Verändern wir diese Reihenfolge, gerät das Eheleben in eine Schieflage. Auch der Haushalt kann in der Prioritätenliste einer Frau ganz oben stehen. Wir Männer freuen uns ganz sicher, wenn ihr Frauen es uns zu Hause schön macht, aber der Haushalt darf nicht über alles gehen. Das erste ist der Mann, das zweite die Kinder, das dritte der Haushalt. Das ist die göttliche Reihenfolge.

Mit häuslichen Arbeiten beschäftigt

Es bleibt einfach nicht aus, dass wir heute manchen Punkt berühren, der uns auf den ersten Blick wie ein Griff ins vergangene Jahrhundert vorkommt. Aber die Gedanken Gottes verstauben nicht. Die Bibel sagt tatsächlich, dass die Frauen mit häuslichen Arbeiten beschäftigt sein sollen. Jetzt denkt bitte nicht gleich an das berühmte „Heimchen am Herd“, das schön zu Hause bleiben und den Haushalt machen soll, während der Mann sich außer Haus vergnügen und verwirklichen kann. Wenn Ihr das denkt, dann möchte ich Euch bitten, einmal in Ruhe Sprüche 31 zu lesen. Das Kapitel wird oft – und mit Recht – bei Hochzeiten gelesen. Da seht Ihr eine tüchtige Frau – Gott nennt sie ausdrücklich so – und was macht sie? Sie kümmert sich um ihren Haushalt. Sie verwaltet und delegiert die Dinge zu Hause mit Engagement, mit Einsatz, mit Freude. Aber wir sehen auch, dass diese Frau nach draußen geht. Sie ist aktiv. Sie handelt.

Es ist nach den Gedanken Gottes nicht verboten, dass eine Frau nach draußen geht. Trotzdem ist ihr erster Bereich der innere Bereich des Hauses – vor allen Dingen dann, wenn Kinder da sind. Es ist immer wieder die Frage gestellt worden: Darf eine christliche Ehefrau eine Berufstätigkeit ausüben? Nun, ich möchte diese Frage hier nicht abschließend beantworten, ich möchte doch so viel sagen: Wenn kleine Kinder da sind, dann sollte man dringend davon abraten. Es ist bestimmt nicht nach den Gedanken Gottes, wenn die Kinder so früh wie möglich in den Hort oder die Ganztagesschule „abgeschoben“ werden, damit die Frau sich im Beruf verwirklichen kann. Es gibt sicherlich Sonderfälle, aber im Allgemeinen ist der Grundsatz doch so, dass dann, wenn Kinder da sind, die Frauen und Mütter sich mit einer Berufstätigkeit zurückhalten sollten.

Wenn man in dieser Welt nach seinem Beruf gefragt wird, und Ihr Frauen gebt an „Hausfrau“, dann haben manche von Euch Minderwertigkeitskomplexe – das habe ich mehr als einmal so gehört. In der Welt sagt man „nur Hausfrau“. Aber ist das richtig? Muss es wirklich heißen „nur Hausfrau“? Ich sehe das ganz anders. Ihr lieben Schwestern, in den Augen Gottes ist es ganz sicher nicht „nur Hausfrau“. In den Augen Gottes ist es ein Ehrenplatz, wenn Ihr mit häuslichen Arbeiten beschäftigt seid. Was ist Euch denn wichtiger? Die Ehre der Menschen oder die Ehre Gottes? Hausfrau ist ein hoher Beruf. Ich möchte sagen, es ist eine Berufung, Hausfrau, Mutter und Ehefrau zu sein – nein, ich drehe die Reihenfolge herum: Ehefrau, Mutter, Hausfrau zu sein. Ich habe Hochachtung vor jeder Frau, die sich dieser Herausforderung stellt. Einer der größten Schweizer Industriellen hat einmal sinngemäß gesagt, dass es für ihn nicht Größeres gibt als ein Handelsschiff, das seinen Hafen verlässt, und eine schwangere Frau, die sich auf ihr Baby freut.

3. Der gemeinsame Verantwortungsbereich

Gefahrenpotentiale

Wir haben gesehen, dass spezielle Unterweisungen für den Mann und spezielle Unterweisungen für die Frau gibt. Bevor wir jetzt über den gemeinsamen Verantwortungsbereich sprechen, möchte ich zwei Gefahren vorstellen, die es sowohl für den Mann als auch für die Frau gibt.

  • Es könnte erstens sein, dass wir geneigt sind, zu sagen: „Gut, ich komme meiner Verantwortung und meinen Aufgaben nach, aber nur dann, wenn mein Ehepartner das auch tut. Wenn mein Mann mich lieb hat und für mich sorgt, dann will ich mich ihm auch unterordnen. Wenn meine Frau den Haushalt gut versorgt und ich mich da um nichts kümmern muss, dann will ich wohl gerne für sie sorgen“. Ich bin überzeugt, dass diese „Wenn-Dann-Formulierungen“ der schleichende Tod für eine christliche Ehe sind. Wenn wir damit anfangen, sind wir schnell in der dritten Eheklasse angekommen. Wir sollten mit diesen „Wenn-Dann-Formulierungen“ erst gar nicht anfangen. Nein, wir sollten unseren eignen vom Herrn gegebenen Aufgaben- und Verantwortungsbereich sehen und dafür dann intensiv beten, dass der Herr unserem Ehepartner schenkt, dass er seinem Aufgaben- und Verantwortungsbereich nachkommt. „Wenn-Dann-Formulierungen“ werden uns da nicht weiterhelfen. Wir werden nur immer wieder enttäuscht werden.
  • Eine zweite Gefahr liegt darin, dass wir nach dem Prinzip „Leistung-Gegenleistung“ verfahren. Ich bin zwar lieb zu meiner Frau, habe aber gleichzeitig die klare Erwartungshaltung, dass sie dann auch lieb zu mir ist. Meine Frau ist lieb zu mir, hat aber dann gleich die Erwartungshaltung, dass ich ihr anschließend sofort etwas Gutes tue. Das mag zwar ein ökonomisches Prinzip sein, ist aber für eine Ehe kein gutes Rezept. Liebe wünscht natürlich Gegenliebe – und bekommt sie auch in der Regel, aber Liebe fordert sie nicht. Das Wesen wirklicher und echter Liebe ist, dass sie gibt, aber nicht fordert. Das kommt von selbst, da können wir uns sicher sein. Liebe, die wir geben, fließt ganz sicher wieder zurück. Aber wenn wir nur dann zu unserer Frau lieb sind, weil wir anschließend eine Gegenleistung von ihr wollen – Ihr lieben Männer, das geht uns wieder besonders an – dann haben wir doch irgendwie etwas verkehrt gemacht. Das schließt auch den Sexualbereich ein, über den wir noch sprechen werden.

Die größte Bedrohung für die Ehe liegt vielleicht darin, dass wir in Gefahr stehen, insgesamt die Rollen zu tauschen. Die Frau übernimmt die Führung in der Ehe und der Mann folgt ihr. Wenn man in seelsorgerlichen Gesprächen mit Ehepaaren ist, die Probleme haben, stellt man häufig fest, dass der Rollentausch zwischen Mann und Frau eines der Grundprobleme und Grundübel ist. Wir haben am ersten Abend gesehen, dass dieses Problem des Rollentausches seinen Anfang bei Adam und Eva nahm. Gott hat diese unterschiedlichen Verantwortungs- und Aufgabenbereiche zu unserem Segen gegeben. Wenn wir uns danach verhalten, werden wir Glück und Segen haben. Tun wir es nicht, werden wir ganz sicher an der Bestimmung Gottes für unsere Ehe vorbeigehen.

Es gibt nun in der Bibel Aufforderungen und Ermahnungen, die für beide Partner Gültigkeit haben. Ich möchte jetzt einige Punkte nennen. Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Punkte im Neuen Testament nicht in jedem Fall speziell den Eheleuten gesagt werden, sondern sie werden uns für unser allgemeines Zusammenleben als Glaubensgeschwister vorgestellt. Dennoch erscheint es mir legitim, sie auf den engsten Bereich zwischenmenschlichen Zusammenlebens anzuwenden. Was darüber hinaus Gültigkeit hat, gilt ganz bestimmt für die Ehe.

Einander lieben

Das Erste, was uns als Ehepaar gemeinsam betrifft, ist, dass wir uns einander lieb haben sollen. Die Aufforderung, uns gegenseitig zu lieben, finden wir wiederholt im Neuen Testament und wir wollen sie jetzt auf die Ehe anwenden.

Paulus schreibt: „Seid niemand etwas schuldig als nur einander zu lieben“ (Röm 13,8). Petrus schreibt: „Liebt einander mit Inbrunst aus reinem Herzen“ (1. Pet 1,22). Wenn das allgemein gilt, wieviel mehr dann in der Ehe! Wir haben des öfteren an diesen Abenden über Liebe gesprochen, wir haben gesehen, wie man den Sinngehalt von wirklicher Liebe in dieser Welt völlig auf den Kopf gestellt hat. Fragen wir uns hier einmal, was denn eigentlich wirkliche Liebe ist. Liebe kann man nicht definieren. Die Bibel sagt uns, dass Gott Liebe ist (1. Joh 4,8+16). Wenn wir Liebe definieren könnten, dann würden wir Gott definieren – und das können wir nicht. Deshalb kann man Liebe auch nicht definieren. Aber Liebe kann man sehr wohl sehen. Man kann Liebe an ihren Früchten erkennen. Gott hat seine Liebe unter Beweis gestellt, indem er seinen eingeborenen Sohn für verlorene Menschen gab. Wir kennen alle Johannes 3,16. Die Liebe Gottes wird sichtbar indem er seinen Sohn gibt.

Das erste Kennzeichen göttlicher Liebe ist also, dass sie gibt. Liebe ist Geben. Mehr noch: Liebe ist Hingabe. „Geben ist seliger als nehmen“ – und genau darin kommt Liebe zum Ausdruck. Liebe bedeutet aber auch Opferbereitschaft. Christus hat uns geliebt und „sich selbst“ für uns gegeben. So weit ging seine Liebe. Vielleicht wird niemand von uns in die Situation kommen, sein Leben für den Ehepartner geben zu müssen, aber die Frage stellt sich doch: sind wir bereit, für den Partner einmal auf etwas zu verzichten, was uns wichtig ist?

Liebe sieht darüber hinaus den Nutzen des anderen. Dabei ist Nutzen nicht immer das, was der Partner haben möchte. Es wäre keine Liebe, wenn wir unserem Ehepartner etwas gegen würden, von dem wir wissen, dass es ihm schadet. So hat Gott auch nicht gegeben. Nein, Liebe gibt dem anderen das, was für ihn gut ist. Liebe erfüllt nicht einfach jeden – vielleicht egoistischen – Wunsch, sondern sie gibt dem anderen das, was ihm gut tut. Das ist Nutzen. So hat Gott uns geliebt und so sollten wir unseren Ehepartner lieben.

Damit wird deutlich, dass Liebe das Gegenteil von Egoismus und Gleichgültigkeit ist. Viele Ehen scheitern gerade daran. „Niemand suche das Seine, sondern das des anderen“ (1. Kor 10,24). Das gilt auch in einer Ehe und Partnerschaft. Liebe ist selbstlos. Liebe kann man auch nicht erzwingen. Nein, Liebe ist etwas, das freiwillig fließt und das Wohl und den Nutzen des anderen im Auge hat. Liebe ist eine innere Haltung, eine Gesinnung, die dem anderen gut möchte. Aber Liebe bedeutet auch, dem anderen seine Wertschätzung zu zeigen – in Worten und Taten, aber besonders auch in unserer inneren Einstellung dem anderen gegenüber.

Wir haben gestern Abend gelesen, dass Isaak Rebekka heiratete und dass er sie lieb hatte. Aber die Geschichte von Isaak und Rebekka macht uns auch klar, dass Liebe in der Ehe kein Selbstläufer – kein Perpetuum mobile – ist. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Liebe täglich gepflegt werden muss. Am Anfang einer Partnerschaft scheint das selbstverständlich zu sein. Aber wie leicht ist es möglich, dass die Liebe, wenn sie nicht gepflegt wird, nach und nach erkaltet und sich Gleichgültigkeit und Egoismus breit machen. Wir sehen das bei Isaak und Rebekka. Es kam eine Zeit, wo die beiden sich nicht mehr so recht lieb hatten und jeder seinen eigenen Interessen nachging. Nein, Liebe will gepflegt werden. Wir wiederholen noch einmal: Geben ist seliger als nehmen. Wir haben uns am ersten Abend daran erinnert, dass die Liebe der Klebstoff ist, der die Ehepartner zusammengeklebt.

Miteinander kommunizieren

Ein zweiter Punkt, der uns in der Ehe gemeinsam betrifft ist dieser, dass wir miteinander kommunizieren und reden sollen. In Lukas 24 finden wir die Begebenheit der beiden Jünger, die nach Emmaus gehen. Dort wird mehrfach davon gesprochen, dass sie sich miteinander unterredeten. Kommunikation in der Ehe ist etwas Unerlässliches. Mangelnde Kommunikation ist der schleichende Tod einer Partnerschaft. Und dabei ist Kommunikation mehr, als nur einfach miteinander zu reden. Miteinander reden ist die minimalste Form der Kommunikation – und selbst daran scheitern schon manche Ehen.

Wirkliche Kommunikation bedeutet, sich gegenseitig zu öffnen. Gott hat uns Menschen einen Geist gegeben, und deshalb sind wir überhaupt fähig, zu kommunizieren – zuerst mit Gott, aber dann auch untereinander. Und wir müssen miteinander reden, uns austauschen, uns öffnen. Ehepartner, die nicht mehr in diesem Sinn miteinander kommunizieren, die sind schnell in der dritten Eheklasse angekommen.

Worüber reden wir miteinander? Wie reden wir miteinander? Worüber tauschen wir uns aus? Ich möchte einmal mehr sie drei Bereiche nennen, aus denen der Mensch besteht: Geist, Seele und Leib.

  • Kommunikation auf geistig/geistlicher Ebene bedeutet zunächst einmal den Austausch über Gottes Wort, bedeutet Austausch über biblische Themen. Das schließt ein, dass wir nach einer Versammlungsstunde auch etwa einmal gemeinsam über das reden, was wir gehört haben. Kommunikation auf geistiger Ebene bedeutet aber auch, dass wir Interesse haben für das, was dem anderen wichtig ist. Die Frau muss nicht alle Einzelheiten des Berufslebens ihres Mannes kennen, aber es ist doch gut, wenn sie sich dafür interessiert und ihren Mann einmal fragt, wie es ihm im Berufsalltag gegangen ist. Umgekehrt soll der Mann Interesse für das haben, was die Frau am Tag bewegt. Er soll nicht abends nach Hause kommen, die Aktentasche in die Ecke knallen, sich mit einer Flasche Bier und seiner Zeitung aufs Sofa begeben und dann kaum mit seiner Frau reden. Nein, die Frau, die den ganzen Tag allein zu Hause war, die vielleicht Stress mit den Kindern gehabt hat, wartet doch auf ein freundliches Wort. Sie wartet auf ein Gespräch über das, was sie am Tag erlebt hat. Sie möchte sich ihrem Mann gerne mitteilen.

An dieser Stelle möchte ich einen ganz praktischen Hinweis geben: Kommunikation bedeutet auch, dass man sich über finanzielle Dinge abspricht. Manche Ehemänner interpretieren ihre Führungsverantwortung so, dass die Frauen ihr Taschengeld bekommen und dass es sie im Übrigen nichts angeht, was der Mann verdient. Es mag besondere Fälle geben – das will ich gerne zugeben. Aber im Allgemeinen sollte auch in diesen Fragen Offenheit und Transparenz zwischen Ehepartner herrschen. Ich kenne junge Ehen, die gerade unter diesem Punkt besonders gelitten haben. Geheimniskrämerei in finanziellen Fragen schafft im Allgemeinen keine gute Atmosphäre des Vertrauens.

  • Kommunikation auf seelischer Ebene geht tiefer. Sie schließt ein, dass wir uns über unsere Gefühle und Empfindungen austauschen.Kommunikation in der Ehe beschränkt sich nicht darauf, dass wir Daten und Fakten austauschen, sondern dass wir uns gegenseitig wirklich öffnen. Wir sollen wissen, wie der Partner über gewisse Dinge denkt, wie er empfindet und wie er fühlt. Ich hatte vor einiger Zeit gemeinsam mit meiner Frau ein Gespräch mit einer Ehefrau, die seit über 20 Jahren verheiratet war und die große Probleme in ihrer Ehe hatte. Sie hat uns wörtlich gesagt: „In den ganzen 20 Jahren meiner Ehe habe ich nicht einmal in das Gefühlsleben meines Mannes hineingeschaut, und er hat nicht einmal in meine Seele hineingesehen.“ Die Ehe der beiden ist inzwischen leider gescheitert. Ehe ist Kommunikation auf seelischer Ebene. Lasst uns miteinander über unsere Empfindungen reden! Ich erinnere noch einmal an den Ausdruck: seine Frau „erkennen“. Damit ist mehr gesagt, als die geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau. „Erkennen“ bedeutet, das Seelenleben des Partners zu erforschen.
  • Natürlich haben wir in der Ehe auch körperliche Kommunikation – mit und auch ohne Worte. Trotzdem ist auch gerade das Kommunikation. Ein Kuss, wenn wir morgens früh das Haus verlassen, ist eben auch eine Art der Kommunikation. Ein freundliches Wort, wenn wir gehen, ein liebes Wort, wenn wir wiederkommen, eine kleine, kurze Umarmung im Alltag, ist das keine Kommunikation? Ich erinnere mich gern an ein Ehepaar, das auch nach über 50 Jahren Ehe immer noch Hand in Hand spazieren geht und wo der Mann immer noch liebevoll die inzwischen etwas faltig gewordene Gesichtshaut seiner Frau streichelt. Und dass es Kommunikation natürlich auch auf geschlechtlicher Ebene gibt, wird uns gleich noch beschäftigen.

Ich wiederhole noch einmal: mangelnde Kommunikation ist der schleichende Tod einer Ehe. Ist uns das allen bewusst? Ich glaube, dass das sehr, sehr wichtig ist, dass wir in diesem Sinn miteinander kommunizieren.

Miteinander und füreinander Beten

Das Dritte, was ich vorstellen möchte, ist das gemeinsame Gebet in der Ehe. Der Jakobusbrief sagt uns: „betet füreinander“ (Jak 5,16). In der Apostelgeschichte finden wir mehrfach ein einmütiges Gebet miteinander. Kennen wir das in unseren Ehen? Für viele scheint das vielleicht selbstverständlich zu sein, aber leider gibt es christliche Ehen, wo die Ehepartner – außer vielleicht bei Tisch – nie miteinander beten. Eine alte Schwester, die Witwe war, hat einmal kurz vor ihrem Heimgang zu einem Bruder gesagt: Mein Mann hat nie mit mir gebetet. Eine solche Ehe kann keine Ehe in der ersten Klasse sein. Wir sollen miteinander beten, wir sollen aber auch füreinander beten. Auch in einer Ehe hat das persönliche Gebet seinen Platz. Wir beten als Ehepartner zusammen, aber wir beten auch jeder für sich. Beides hat seinen Platz. Dieses Miteinander-Beten – das möchte ich den jungen Leuten auch noch einmal in Verbindung mit dem Thema von gestern sagen – fängt nicht erst an, wenn Ihr Euch das Ja-Wort am Standesamt gegeben habt. Dieses miteinander beten fängt mit der Verlobung an, während das füreinander beten schon vorher beginnt. Fatal wäre es hingegen, wenn wir in unseren Ehen gegeneinander beten würden. Auch solche Fälle gibt es leider. Davor möge Gott uns bewahren.

Einander Kritisieren

Ein vierter Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte ist, dass eine Ehe auch bedeutet, dass wir uns einander in der richtigen Weise kritisieren. Das schließt ein, dass wir in der Lage sind, mit den Schwächen des anderen umzugehen. Vielleicht hört sich das auf den ersten Blick etwas sonderbar an, weil das Wort „Kritik“ häufig negativ vorbelastet ist. Aber Kritik muss nicht negativ sein.

In Epheser 4,2 und Kolosser 3,13 werden wir aufgefordert, einander zu ertragen – und zwar in Liebe. Das bedeutet, dass wir uns gegenseitig auch mit unseren Schwächen tragen und ertragen. Römer 15,7 sagt uns, dass wir einander aufnehmen sollen, wie Christus uns aufgenommen hat. Das schließt ein, dass wir uns auch gegenseitig darauf aufmerksam machen, wenn wir etwas bei dem anderen feststellen, was nicht in Ordnung ist. So möchte ich die Überschrift „einander kritisieren“ verstanden wissen. Ich weiß, dass es in der Praxis des Ehelebens sehr schwierig ist, aber zu einer Ehe – die ja eine Einheit ist – gehört auch, dass man sich in Liebe und in Offenheit einander sagen kann, was uns auffällt. Es ist eine Pflicht, die wir vor dem Herrn aneinander haben. Richtig getan schaden wir uns damit nicht, sondern helfen wir uns gegenseitig.

Die Schwierigkeit, einander diesen Dienst zu tun und uns auf Fehler und Schwächen aufmerksam zu machen, liegt auf zwei Seiten. Einerseits ist es nicht einfach für den, der den anderen – in diesem Sinn verstanden – kritisiert. Andererseits ist es durchaus nicht einfach, einen solchen Dienst anzunehmen. Auf beiden Seiten können wir viele Fehler machen.

Zunächst ist es wichtig, dass wir aus dem richtigen Motiv heraus kritisieren. Wenn das Motiv falsch ist, wird Kritik nie ihr Ziel erreichen. Wenn wir unserem Partner nur „eins auswischen“ wollen, wird es ganz sicher schiefgehen. Gleiches gilt, wenn wir unserem Partner nur deshalb etwas sagen, um uns selbst in ein tolles Licht zu stellen. Noch schlimmer ist es, wenn wir solch eine Kritik öffentlich ausüben. Stellt Euch vor, dass ein Mann seine Frau vor versammelter Mannschaft – vielleicht vor den eigenen Kindern oder sonstwo – herunterputzt oder umgekehrt. So etwas ist für eine Ehe tödlich. Solch eine Kritik ist keine Hilfe, im Gegenteil, sie zerstört eine Ehe. Nein, wenn wir uns gegenseitig etwas sagen, dann kommt es auf das richtige Motiv, auf die richtige Gesinnung und auf die richtige Art und Weise an.

Als Erstes sollten wir darüber im Gebet mit unserem Herrn reden. Dann sollten wir immer versuchen, uns in die Situation unseres Partner hineinzuversetzen, und uns fragen, wie ich das jetzt aufnehmen würde, wenn mein Partner mir das sagen würde. Wir können auch von dem Apostel Paulus lernen. In seinen Briefen an die Gläubigen hatte er manches zu korrigieren. Doch wie geht er vor? Von ganz wenigen – und begründeten – Ausnahmen abgesehen, hat er immer zunächst das Positive erwähnt. Das sollten wir auch tun. Das sind nur so einige kleine Hinweise, wir spüren, dass das Thema sehr reichhaltig ist, aber ich kann an dieser Stelle nur ein paar kleine Anregungen geben.

Auch Kritik annehmen ist schwierig. Das wissen wir aus eigener Erfahrung im täglichen Leben. Bei den meisten von uns regt sich sogleich innerlicher Widerstand, wenn wir kritisiert werden. Das ist selbst dann der Fall, wenn wir spüren, dass die Kritik berechtigt ist. Häufig lehnen wir Kritik mit dem Hinweis auf das eigene Fehlverhalten des anderen ab. Man zahlt – verbal ausgesprochen oder auch nur im Herzen – sofort mit gleicher Münze heim. Das ist die eine falsche Möglichkeit, auf Kritik zu reagieren. Eine andere Möglichkeit ist, dass man zur Kritik schweigt, aber dass man innerlich schmollt. Es mag sein, dass man die Kritik zwar äußerlich annimmt, aber innerlich denkt: Lass ihn oder sie doch reden. Eine solche Verhaltensweise kann ein langsamer Erstickungstod für die Ehe sein, wenn man erst damit anfängt.

Was ist denn nun der richtige Weg? Ich glaube, wir sollten versuchen, ein gut gemeintes Wort als vom Herrn kommend anzunehmen. Wir sollten davon ausgehen, dass der Ehepartner es im Auftrag des Herrn sagt. Dann werden wir zuerst damit ins Gebet geht und danach – wenn erforderlich – ruhig und sachlich darüber mit dem Partner reden. Es ist ganz wichtig, dass wir diesen offenen Austausch mit unserem Ehepartner kennen und pflegen.

Als Gott Adam und Eva als Ehepaar zusammengeführt hatte, lesen wir die Worte: „sie waren nackt“. So hatte Gott sie in Unschuld geschaffen. Aber liegt darin nicht auch, dass in einer Ehe volle Offenheit zueinander da sein sollte? Diese Offenheit schließt ein, dass einer für den anderen da ist. Sie schließt aber auch ein, dass wir in der Lage sind, uns gegenseitig auf Fehler und Schwächen aufmerksam zu machen. Damit helfen wir uns gegenseitig. Wir würden uns nur schaden, wenn wir Dinge, die uns auffallen, einfach verschweigen würden.

Das geschlechtliche Miteinander

Ich möchte gerne einen fünften Punkt ansprechen. Ich spreche ihn deshalb an, weil viele Beispiele aus der Seelsorge zeigen, dass auch das ein Punkt ist, woran viele Ehen kranken. Es geht um das geschlechtliche Miteinander von Mann und Frau in der Ehe. Wir wollen dazu zunächst einmal einige Bibelstellen lesen.

  • 1. Korinther 7,4: „Die Frau hat nicht Macht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann. Ebenso aber hat auch der Mann nicht Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeit lang, um zum Beten Muße zu haben und kommt wieder zusammen, damit der Satan euch nicht versuche.“
  • 1. Thessalonicher 4,3: „Dies ist Gottes Wille, eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet, dass ein jeder von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse, nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen.“
  • Hebräer 13,4: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt, denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“
  • Kolosser 3,5: „Tötet nun die Glieder, die auf der Erde sind, Hurerei, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst ist.“

In den ersten drei Stellen, die wir gelesen haben, geht es ganz konkret um die Ehe. Wir haben am ersten Abend gesehen, dass Gott das geschlechtliche Miteinander für die Ehe bestimmt hat. Der Schutzraum für glückliches Zusammensein und glückliche Intimgemeinschaft ist die Ehe. das wollen wir noch einmal unterstreichen. Wir können die Intimgemeinschaft – das geschlechtliche Zusammensein von Mann und Frau – niemals von der Liebe zwischen Mann und Frau in der Ehe trennen. Wir erinnern uns daran, was wir soeben über die Liebe gesagt haben: Die Liebe gibt. Geben ist seliger als nehmen. Das gilt auch für das intime Zusammensein von Mann und Frau. Gerade da sehen wir, wie ganz anders das heute in dieser Welt ist. In dieser Welt geht man häufig zusammen ins Bett, um sein eigenes Vergnügen zu haben, um sein Ego, seine eigene Lust zu befriedigen, Leidenschaft und Begierden werden ausgelebt – und das ohne verheiratet zu sein. In der Ehe ist der geschlechtliche Verkehr zwischen Mann und Frau der wunderbare Ausdruck von Liebe, wo man seinem Partner etwas gibt und nicht zuerst für sich selbst etwas erwartet.

Ich denke, es gibt hier zwei besondere Gefahren für uns. Das eine ist, dass wir den geschlechtlichen Bereich überbetonen. Die andere Gefahr ist, dass wir uns einander entziehen. Vor beiden Gefahren warnt Gottes Wort uns. Wir haben in 1. Thessalonicher 4 gelesen: „ ... nicht in Leidenschaft der Lust“. Das möchte Gott nicht. Gott hat uns das geschlechtliche Zusammenleben nicht gegeben, damit wir unserem eigenen Egoismus frönen und unsere eigene Lust befriedigen. Etwas überspitzt ausgedrückt, ist das kaum etwas anderes, als eine Art der Selbstbefriedigung in der Ehe. Die Sexualität ist eine wunderbare Gabe Gottes, die er uns zur gemeinsamen Freude gegeben hat, aber wir können sie auch in der Ehe missbrauchen. Jede Gabe Gottes kann missbraucht werden. Essen und Trinken ist auch eine Gabe Gottes. Aber wir können auch Fressen und Saufen. Dann haben wir diese Gabe Gottes missbraucht. Das gilt auch für die Sexualität.

Außerehelicher Geschlechtsverkehr ist im Übrigen immer ein Missbrauch. Gott hat das ausdrücklich verboten. Aber wir können diese Gabe Gottes auch in der Ehe missbrauchen. Es gibt zahllose Fälle, wo Ehen in der dritten Klasse angekommen sind, und die Ursache liegt darin, dass der Mann sich durchsetzt, dass er rücksichtslos gegen seine Frau ist und seine eigene Trieb- und Lustbefriedigung im Vordergrund hat. Wir leben heute in einer Zeit, wo eine solche Erwartungshaltung gerade bei uns Männern stark gefördert wird. Als Christen müssen wir aufpassen, dass wir uns davon nicht anstecken lassen. Wenn wir zum Kiosk gehen, um uns eine Zeitung zu kaufen, werden wir häufig schon in eine bestimmte Richtung manipuliert. Das Internet tut ein Übriges. Ich möchte das hier einmal sehr deutlich und klar sagen: Wenn wir ins Internet gehen und uns dort mit pornographischen Dingen beschäftigen, dann wird unsere Sexualität verdorben und verkrüppelt. Dann sind wir als Männer kaum noch in der Lage, unseren Frauen das zu geben, was wir ihnen schuldig sind. Es gibt genügend gläubige Ehen, die durch die Pornographie kaputt gemacht worden sind. Ich möchte das hier mit allem Ernst und Nachdruck sagen – nehmt mir diese Offenheit bitte nicht übel, aber es ist ein Problem unserer Zeit, und deshalb möchte ich es ansprechen.

Die andere Gefahr – die auch besteht – ist die Gefahr der Abstinenz. 1. Korinther 7 sagt ganz deutlich: „Entzieht euch einander nicht“. Gottes Wort spricht über diese Dinge ganz offen. Wir haben manchmal ein Problem, darüber zu reden, aber die Bibel spricht über diese Themen sehr deutlich. „Entzieht euch einander nicht“. Warum nicht? Weil es eine Gefahr ist. Wenn wir uns einander entziehen, ist die Gefahr, in Hurerei zu fallen, viel größer. Liebe Schwestern, bedenkt das bitte auch. Oft ist es eher die Frau als der Mann, die eine zu starke Zurückhaltung an den Tag legt. „Entzieht euch einander nicht“. Nein, Gott möchte uns auch im geschlechtlichen Miteinander glücklich sehen.

Aber wir Männer müssen natürlich wissen, dass unsere Frauen ein anderes Umfeld und andere Voraussetzungen zum geschlechtlichen Miteinander brauchen als wir Männer. Für die meisten Frauen ist die Intimgemeinschaft nur dann eine wirkliche Erfüllung, wenn ein seelisches Umfeld geschaffen ist, in dem die Frau das geschlechtliche Miteinander auch wirklich genießen kann. Wenn es am Tag Stress gab, wenn es vielleicht Probleme oder Auseinandersetzungen gegeben hat, wenn die Hektik groß war, dann haben wir Männer in der Regel damit nicht so ein Problem, wie unsere Frauen. Wir legen den Schalter schnell um und können uns dann auf die Intimgemeinschaft konzentrieren. Bei den meisten Frauen ist das eben anders. Das unmittelbar Erlebte hat in der Regel sehr wohl Auswirkungen auf das geschlechtliche Empfinden. Das müssen wir Männer erstens wissen und zweitens auch berücksichtigen.

Leider legen wir Männer an dieser Stelle oft einen großen Egoismus an den Tag – also das Gegenteil von Liebe – und setzten uns darüber einfach hinweg. Deshalb werden wir auch aufgefordert: „Wohnt bei euren Frauen als bei einem schwächeren Gefäß.“ Das können wir auch auf den geschlechtlichen Bereich anwenden. Es ist gut, wenn Mann und Frau offen darüber kommunizieren. Gerade in jungen Ehen – aber nicht nur da – ist es oft eine Frage des Unwissens – manchmal aber auch der Gleichgültigkeit oder gar Rücksichtslosigkeit von uns Männern. Völlig falsch wäre es, wenn die Frau sich dann – statt offen mit ihrem Mann darüber zu reden, schmollend in ihr Schneckenhaus zurückzieht und schweigt. So lösen wir keine Schwierigkeiten.

Einander die Schuld bekennen und vergeben

Ich möchte einen sechsten Punkt vorstellen, der mir persönlich auch sehr wichtig erscheint. Ich bin mir sicher, dass es in vielen Ehen ein Problem ist. Es geht um die Aufforderung der Bibel, dass wir bei Vergehungen voreinander ein Bekenntnis ablegen und vor allen Dingen, dass wir die Bereitschaft haben, einander die Schuld zu vergeben. Konflikte kommen in jeder Ehe vor. Jeder wird einmal an dem anderen schuldig, d.h. jeder ist einmal in der Situation bekennen zu müssen und jeder ist auch in der Situation, Schuld zu vergeben.

Jakobus spricht über die Notwendigkeit des Bekennens von Schuld. Er schreibt: „Bekennt denn einander die Vergehungen“ (Jak 5,16). Ist das nicht oft ein Problem? Ich glaube ja. Das erste Problem liegt darin, dass wir häufig nicht bereit sind, die eigene Schuld anzuerkennen. Wir suchen die Ursache irgendwo anders – häufig sogar bei unserem eigenen Partner. Als Adam in Sünde fiel, hatte er gleich eine Entschuldigung parat. Er machte sogar Gott dafür verantwortlich und sagte: „... die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir ...“.

Aber ein mindestens ebenso großes Problem ist die mangelnde Vergebungsbereitschaft. Selbst dann, wenn der Partner nicht zu einem Bekenntnis bereit ist, sollte dieser Geist der Vergebungsbereitschaft uns doch kennzeichnen. Wir lesen in Kolosser 3,12–15 dazu folgendes: „Zieht nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut, einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat wider den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, also auch ihr. Zu diesem allen aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen worden seid in einem Leibe; und seid dankbar“. In Epheser 4,32 schreibt Paulus: „Seid aber gegeneinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“. Die Praxis des Ehealltags zeigt, dass das nicht immer einfach zu verwirklichen ist.

Das Grundprinzip der Vergebung untereinander ist immer zu sehen, wie Gott mir vergeben hat. Das macht der Herr Jesus in dem Gleichnis der beiden Schuldner in Matthäus 18 sehr klar. Der eine schuldete seinem Herrn eine Summe von umgerechnet 60 Millionen Denare. Diese Schuld war ihm entlassen worden. Dennoch war er nicht bereit, seinem Mitknecht, der ihm 100 Denare schuldete, diese verhältnismäßig kleine Summe zu erlassen. So sind wir Menschen von Natur. Aber handeln wir nicht manchmal auch so im ehelichen Zusammenleben? Es gibt keine Ehe, in der alles perfekt läuft. Es gibt keine Ehe, wo wir nicht gegenseitig etwas zu bekennen und zu vergeben hätten.

Ich habe vor einiger Zeit eine kleine Geschichte gelesen, die ich gerne an dieser Stelle vorlesen möchte. Sie ist einem Buch entnommen, das ein lieber, alter Freund und Bruder in der Zeit geschrieben hat, als es noch die DDR gab. Sie ist überschrieben: „Ohne Vergebung“.

„Die Ehe hatte glücklich begonnen, die Frau kam aus gutem Haus. Er war in einer Stellung, die keinen Mangel zuließ. Was könnte da den Ehehimmel trüben? Leider aber mussten sie feststellen, dass sie noch vom alten Wesen her beeinflussbar waren. Über kleine Dinge kam es zu Streit. Während die Kinder noch kleiner waren, wurde das in Grenzen zu halten versucht. Meist war es der Mann, der nach einem Zwist den ersten Schritt tat und die Frau um Vergebung bat. Wie hätten sie sonst miteinander Andacht halten und den Tag mit Gebetsgemeinschaft beschließen können? Ihm lag daran, die Sonne nicht untergehen zu lassen in Zorn und Unfrieden. Im Geheimen aber zählte er, wie oft er schon den Anfang zur Versöhnung gemacht hatte, obwohl er meist nicht der Anlass zur Auseinandersetzung war. Seine Frau war putzsüchtig in seinen Augen, sie machte die Wohnung fast zur Puppenstube, in der es an Gemütlichkeit fehlte. Er durfte es sich nach getaner Arbeit nicht so bequem machen, wie er es sich gewünscht hätte. Und natürlich kostete das alles Geld, das er lieber für andere Dinge verwendet hätte. Wenn er daran rührte, war der nächste Hauskrach vorprogrammiert. Und sollte er immer klein beigeben?

Da beschloss er eines Tages, dass es so nicht weitergehen könnte. Wenn der Hausfriede wieder durch sie verletzt werden würde, müsste sie kommen im Bewusstsein ihrer Schuld. Wenn er sich schuldlos fühlte, würde er den ersten Schritt nicht mehr tun. Die neue Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten. Er kam eines Mittags nach Hause. Zur Essenszeit war der Tisch noch nicht gedeckt, das Staubwischen dort, wo keiner vorhanden war, hatte die Zeit des Vormittags voll in Anspruch genommen. Würde sie sich entschuldigen? Nein, sie begegnete seinem Missmut mit Vorwürfen, dass er keinen Griff im Haushalt ihr abnehmen würde. Er schwieg. Als endlich die schnell vorbereitete Suppe in den Teller gefüllt war und er den ersten Löffel davon gekostet hatte, sagte er: „Dir ist wohl der Salzstreuer ausgerutscht, puh, schärfer als die spitzeste Zunge.“ Sie lief rot an: „Dir kann man nichts mehr recht machen. Einmal gibst Du Salz nach und heute meckerst Du, es sei zu scharf. Wie Du gerade Deine Laune hast. Ich kann mich abrackern wie ich will, den ganzen Morgen habe ich nur Deinen Dreck weggeräumt, die Sofadecke war zerknautscht, Deine Pantoffeln lagen wieder ungeordnet im Flur, von Dir kann man nichts anderes erwarten.“ Sie warf den Löffel hin und stand auf. Auch er hatte keine Lust mehr, die versalzene Suppe zu essen. Ohne Gruß ging er aus dem Haus. Der Abend verlief schweigend. Er würde warten, bis sie einsah, dass sie sich falsch verhalten hatte. Da konnte er lange warten.

Als es Zeit zum Schlafengehen war, nahm er seine Bibel, wie jeden Abend. Doch konnte er sich damit nichts aufs Sofa setzen, denn sie hatte es mit Paradekissen voll gelegt. Sie kam auch nicht dazu. So las er alleine. Aber es ging nicht ein. Sie wird schon zur Vernunft kommen, dachte er, doch das ging die nächsten Tage so weiter. Nur das unbedingt Nötige wurde miteinander geredet. Sonst Sendepause. So lebte man eine Woche schmerzvoll. Schließlich aber gewöhnten sich die beiden an den Zustand. Jahre gingen darüber hin. Weder geistlich noch ehelich gab es einen Hauch an Gemeinschaft. So lebten sie 40 Jahre nebeneinander her, weil keiner das Wort fand: Vergib mir. Plötzlich wurde die Frau abgerufen. Da erst kam diesem Mann zum Bewusstsein, wie schuldig er geworden war. Eine schwere Krankheit befiel auch ihn. Da wurde ihm bange, wenn er ans Sterben dachte. Er rief einen Bruder an sein Krankenlager. Ihm rollte er sein verfehltes Leben auf. Zentnerschwer lag die Last unvergebener Schuld auf seinem Herzen. Er konnte sich noch darunter beugen und damit entlastet werden. Diesem Bruder sagte er, dass er anderen in ähnlicher Lage von ihm berichten solle, um sie zu warnen. Und wenn einer meine, seine Schuld betrage nur 2 %, dann solle er sie bekennen. Sicher würde der andere mit den vermeintlichen 98 % Schuld mit seinem Bekenntnis folgen. Vielleicht hilft diese Begebenheit einem Leser dazu, Vergebung zu suchen und zu finden“.

Ich glaube, viel mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Wenn wir nicht bereit sind, Schuld zu bekennen und Schuld zu vergeben, dann ist es um unsere Ehe schlecht bestellt. Wir sollen vergeben, wie Gott uns vergeben hat. Wir sollten einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat. Denken wir an die riesengroße Schuld, den gewaltigen Schuldenberg, den Gott jedem von uns vergeben hat, und dann sollten wir nicht bereit sein, unserem Partner von Herzen zu vergeben? Bin ich bereit, meiner Frau gegenüber ein Bekenntnis auszusprechen, wenn ich selbst schuldig geworden bin? Bin ich bereit, wirklich zu vergeben, wenn man mir unrecht getan hat?

Vergeben bedeutet übrigens auch vergessen. Die gern gebrauchte Formulierung: „Ich vergebe dir zwar, aber vergessen kann ich das nicht“ zeigt keine gute Herzenshaltung. Ein Seelsorger hat diese Art der Vergebung einmal als „Vergebung aus der Mikrowelle“ bezeichnet. Bei der nächsten Gelegenheit wird der Fall wieder aufgewärmt. Hat Gott uns so vergeben? Nein! Er will unserer Sünden und Ungerechtigkeiten nie mehr gedenken. Genau so sollten wir es auch machen.

Gemeinsam Dienen

Abschließend noch ein siebter Punkt. Die Ehe ist uns nicht zum Selbstzweck gegeben. Natürlich sollen sich Mann und Frau aneinander erfreuen. Wir erinnern uns auch daran, dass die Ehe die himmlische Beziehung von Christus und seiner Versammlung vorstellen soll. Aber jetzt geht es mir darum, dass wir in unseren Ehen die Möglichkeiten haben, miteinander unserem Herrn dienen. Natürlich sind wir zunächst jeder persönlich verantwortlich, dem Herrn zu folgen und ihm zu dienen. Nachfolge und Dienst sind immer zuerst persönlich. Aber darüber hinaus gibt uns gerade die Ehe einige schöne Möglichkeiten, das auch gemeinsam zu tun.

Ich denke da an das uns gut bekannte Ehepaar Aquilla und Priscilla, von denen gesagt wird, dass sie Mitarbeiter in dem Herrn Jesus gewesen sind. Ist das nicht etwas Großartiges, wenn ein Ehepaar miteinander dem Herrn dient? Natürlich haben wir unsere besonderen Bereiche des Dienstes und der Aufgaben im Werk des Herrn, aber es gibt auch ein glückliches Miteinander im Dienst für den Herrn. Es kann sein, dass wir eine Aufgabe gemeinsam ausüben, z. B. als Ehepaar jemanden besuchen, eine Hilfestellung geben, ein evangelistisches Gespräch führen. Miteinander dienen kann aber auch darin bestehen, dass der eine etwas tut und der andere zu Hause für ihn betet. Der Mann hat vielleicht eine Aufgabe in der Öffentlichkeit, und er weiß: zu Hause sitzt meine Frau und betet für mich. Die Frau hat vielleicht einen Besuch bei einer Schwester zu machen, um einmal von Schwester zu Schwester ein Gespräch zu führen, und der Mann ist zu Hause und betet für seine Frau. Ist das nicht auch Dienst miteinander? Es gibt vielfältige Bereiche, die wir als Ehepartner miteinander abdecken können – zum Teil sogar besser als alleine. Hier tut sich im Übrigen auch ein besonders Aufgabenfeld für Ehepartner auf, denen der Herr keine Kinder geschenkt hat 1.

Wir dürfen also unseren Aufgaben nachkommen, die wir persönlich haben, der Mann an seinem Platz und die Frau an ihrem, aber wir dürfen auch die gemeinsamen Aufgabenbereiche suchen und sehen.

Schlussbemerkung

Ich möchte zum Schluss gerne noch an einen Vers erinnern, den wir schon zitiert haben. Ich denke an Kolosser 3: „Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut, einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen, wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Zu diesem allem aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist, und der Friede des Christus regiere in euren Herzen“ (Kol 3,12–14). Wenn wir das für unsere Ehen berücksichtigen und Wirklichkeit werden lassen, würde sich dann nicht manches Problem lösen? Was tun, wenn es Schwierigkeiten gibt und wir vielleicht in der zweiten oder dritten Eheklasse angekommen sind? Es gibt immer einen Weg zurück. Wenn wir das beherzigen, was Paulus hier schreibt, dann gibt es echtes Glück in der Ehe.

Fragen wir uns ganz persönlich:

Haben wir wirklich herzliches Erbarmen füreinander? Haben wir Mitgefühl für den Ehepartner? Nehmen wir ihn auch mal in den Arm, wenn wir merken, dass er ein Problem hat? Sind wir von Güte gekennzeichnet, dieser inneren Haltung des Wohlwollens dem anderen gegenüber? Suchen wir das Gute des anderen? Leben wir in Demut, so dass wir den unteren Platz einnehmen? Sind wir bereit, in einer Konfliktsituation auch einmal nachzugeben? Wie steht es mit der Milde, dieser Sanftmut des Herzens, die Knochen zerbricht? Oder sind wir unnachgiebig und hart zueinander? Sind wir von Langmut gekennzeichnet, dieser Bereitschaft, auch den anderen mit seinen Schwächen, die er hat, auf- und anzunehmen? Ertragen wir einander wirklich in Liebe, so wie Gott uns trägt und erträgt? Akzeptieren wir den Partner so, wie Gott ihn gemacht hat und tragen wir des anderen Lasten?

Dann heißt es: „Zu diesem allen zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.“ Da sind wir wieder bei der Liebe. Die Liebe ist nicht nur der Klebstoff, der uns als Ehepartner verbindet, sondern hier wird die Liebe als ein Band vorgestellt, das uns zusammenbindet. Gott möchte, dass diese Liebe zu unserem Ehepartner wirklich in unserem Herzen ist. Wir dürfen vor ihm die Bitte haben, dass er uns diese Liebe zu unserem Ehepartner erhält. Dann ist das Spannungsfeld Ehe kein Spannungsfeld mehr, dann löst es sich auf. Dann ist es Glück und Segen. Ich erinnere mich an einen Goldjubilar, der 50 Ehejahre hinter sich hatte und dann am Tag seiner goldenen Hochzeit in etwa sagte: „Jeder Tag in meiner Ehe ist schöner gewesen als der andere. Es waren Tage wie Tage des Himmels über der Erde“. Wenn das so ist, dann kann Gott eine Ehe zu unserer eigenen Freude und zu unserem eigenen Glück segnen. Dann sind wir zum Segen und zum Glück für die Kinder. Zum Segen und zum Glück für die örtliche Gemeinde. Zum Segen und Zeugnis für die uns umgebende Welt, aber ganz besonders zur Freude unseres himmlischen Herrn. Er möchte uns glücklich sehen. Er hat uns die Möglichkeit gegeben, eine Ehe im Glück zu führen. Wenn wir seinem Wort folgen, dann ist es auch heute noch möglich, in der ersten Eheklasse zu fahren.

Fußnoten

  • 1 Eine solche Ehe ohne Kinder ist übrigens keine unvollständige Ehe. Zu einer Ehe gehören Mann und Frau. Wenn Gott Kinder schenkt, wird daraus eine Familie.
« Vorheriges Kapitel