Die Feste des Herrn im Lichte des Evangeliums

Das Fest der ungesäuerten Brote

Die Feste des Herrn im Lichte des Evangeliums

In engster Verbindung mit dem Passah stand das Fest der ungesäuerten Brote. Man kann diese beiden Feste darum auch als ein Fest betrachten. Wir lesen: „Im ersten Monat, am vierzehnten des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passah dem Jehova. Und am fünfzehnten Tage dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote dem Jehova. Sieben Tage sollt ihr Ungesäuertes essen. Am ersten Tage soll euch eine heilige Versammlung sein, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. Und ihr sollt Jehova ein Feueropfer darbringen sieben Tage. Am siebenten Tage ist eine heilige Versammlung, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun“ (3. Mo 23,5–8).

Die beiden Feste reihten sich dicht aneinander, denn das Fest der ungesäuerten Brote ergab sich unmittelbar aus dem Passahfest. Alle diejenigen Feste Jehovas nun, die nur einen Tag währten, wie z. B. das Passahfest, weisen auf eine einzelne gesegnete Handlung oder Heilstat Gottes hin, die damals noch zukünftig war. Diejenigen Feste aber im jüdischen Jahreslauf, welche mehrere Tage währten, nämlich das siebentägige Fest der ungesäuerten Brote, das gleich am Anfang des Jahres lag, und das achttägige Fest der Laubhütten, das am Schluss der übrigen Feste lag, sind ein Sinn- und Vorbild des ganzen Zustandes, wie auch der segensreichen Zeiten, in die Gott sein erlöstes Volk einzuführen gedachte. So sind also die sieben Tage, als aller Sauerteig aus den Häusern Israels fern bleiben musste und die Israeliten nur Ungesäuertes essen durften, ein Bild des ganzen Charakters und Wandels des Gläubigen während seines Lebens auf Erden. Von dem Tage an, da er bekehrt und mit Gott versöhnt wurde, bis zum Abschluss seiner Laufbahn auf Erden soll der Gläubige nicht mehr der Sünde, sondern Gott leben und Ihm dienen in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Diese sieben Tage der ungesäuerten Brote reden bildlich, aber deutlich von der heiligen Gemeinschaft mit Gott, zu welcher der Gläubige für sein ganzes ferneres Leben berufen und befähigt ist inmitten einer bösen Welt und eines verdrehten und verkehrten Geschlechts.

Die heilige und glückliche Gemeinschaft des Gläubigen mit Gott gründet sich einzig und allein auf die Erlösung durch Christus und sein Blut. Aber sie hat zur Bedingung und zum Kennzeichen die Verbannung alles Bösen, die Entfernung allen Sauerteigs. Alles Unreine und Böse soll und wird da ferne gehalten und weggefegt werden, wo man ungetrübt in Gottes Licht wandeln will. Wir lesen über die geistliche Bedeutung des Festes der ungesäuerten Brote in Gottes Wort: „Unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig (d.h. mit angerichtetem Bösen und eingefleischten, üblen Gewohnheiten), auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1. Kor 5,7.8).

Doch lasst uns eingedenk bleiben des wichtigen Unterschieds zwischen der Grundlage unserer Gemeinschaft mit Gott und der Bedingung, unter welcher allein diese glückselige Gemeinschaft wirklich stattfinden und genossen werden kann. Die Grundlage ist und bleibt das kostbare Blut Jesu Christi; und die Bedingung bildet allezeit die ernste innere und äußere Trennung und Absonderung von aller Art des Bösen. Erst nimmt die Seele ihre Zuflucht zu Christi Blut; das ist eine Sache, die, wenn einmal geschehen, immer gilt, daher nie wiederholt zu werden braucht und auch nie wiederholt werden kann. Darauf folgt das „Ausfegen des Sauerteigs“, die Absonderung und Trennung von aller Art des Bösen. Diese zieht sich durch unser ganzes Leben; sie bedarf der beständigen Fortsetzung oder Ausübung. Ja, die praktische Reinigung und Heiligung des Bekehrten schreitet fort und wird erst vollendet sein, wenn er bei Christus am Ziele ist. Vorbildlich davon währte das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage, also die ganze Woche hindurch.

Wenn aber die Israeliten gehofft hätten, dem Gericht dadurch zu entrinnen, dass sie ungesäuertes Brot gegessen, ohne dass sie das Blut des Lammes an die Türpfosten gestrichen hätten, so wären sie bitter getäuscht worden. Gottes Gericht hätte sie unfehlbar getroffen. Nur das Blut, das Blut allein deckte sie und stellte sie unantastbar sicher vor dem kommenden Gericht. Nunmehr waren Frieden und Gemeinschaft mit Gott da, konnten aber nur erfahren und genossen werden, wenn die Erlösten allen Sauerteig aus dem Haus schafften.

Wie ernst spricht Gottes Anordnung zu unseren Herzen und Gewissen! Wir, die wir durch Gottes Gnade ein für allemal durch Christi Blut mit Gott versöhnt und gerettet sind, sollen nun in aller Energie der neuen Natur und des Heiligen Geistes „das Böse hassen“ und „fliehen“ und uns „reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Kor 7,1).

Nur so stehen wir im Genuss des Friedens mit Gott, haben wirklich Gemeinschaft mit Gott, und nur so ist Gott mit uns. „Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.“ – „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat“ (1. Joh 1,6; 2,6). Gott ist Licht; und wer mit ihm wandeln und für ihn leben will, muss im Lichte wandeln. Er muss alles verurteilen und ablegen, was nicht in dieses Licht passt.

Zum Schluss sei noch ein Wort gesagt über die Dienstarbeit, die, wie wir zweimal hören (3. Mo 23,7.8), während der sieben Tage des Festes so streng verboten war, und über das Feueropfer, das alle Tage neu Gott dargebracht werden musste.

Gott verbot den „Sauerteig“, das Sinnbild der Sünde und alles Bösen; und er verbot gleicherweise die „Dienstarbeit“, ein Sinnbild aller Werktätigkeit im gesetzlichen Sinn und Geist. Hierher gehört, wie jeder einsichtsvolle Christ weiß, nicht die praktische Heiligung des Volkes Gottes und seine selbstlose Hingebung in den Dienst und in das Werk des Herrn auf Erden. Nein, das ist keine „Dienstarbeit“, keine gesetzliche Knechtschaft, sondern der freie, gesegnete Entschluss und das innige Begehren der erneuerten Seele, sie ist die glückselige Frucht der Gemeinschaft mit dem Herrn und das Werk des Heiligen Geistes! Wo eine Seele Christus, ihren Erlöser und Herrn, in seiner Kostbarkeit erkannt hat und in Wahrheit genießt, da redet sie allezeit mit dem Apostel: „Das Leben ist für mich Christus“; Er ist des Lebens Zweck und Ziel.

Nimm mein Leben!
Jesu, Dir übergeb' ich's für und für.
Nimm Besitz von meiner Zeit,
jede Stund' sei Dir geweiht!

Und diese Hingabe für den Herrn und seine Sache und die praktische Darstellung der Gesinnung und des Lebens Christi in dem Gläubigen ist ein süßer Wohlgeruch vor Gott, ein kostbares „Feueropfer“. Alle Tage neu darf der Gläubige die „Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes“ darbringen, so wie während all der sieben Tage des Festes der ungesäuerten Brote täglich ein neues Feueropfer dargebracht wurde. Nicht nur soll der Sauerteig, das Böse, fern sein vom Wandel und Weg des Gläubigen, es soll auch das Gute, „alles was lieblich ist, alles was wohl lautet, wenn es irgend eine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt“, bei ihm gefunden werden, Gott zum Ruhm. Der gläubige Christ ist also nicht gesetzlich, noch weniger aber ist er gesetzlos. Gott findet kein Gefallen an „Dienstarbeit“, aber er erwartet von den Seinen das tägliche „Feueropfer“, d.h. die Beschäftigung mit dem Brandopfer Jesus Christus und ein in der Kraft des Heiligen Geistes Ihm geweihtes glückliches, treues, heiliges Leben Tag für Tag.

Welch ein liebliches Bild entwirft Gott in seinem Worte von der Stellung und dem Leben des Gläubigen! Das Blut des Lammes brachte ihm die Ruhe des Gewissens; es bietet ihm ja den Grund eines vollkommenen Heils und damit eine göttliche Sicherheit. Das Wort Gottes sodann verleiht ihm Gewissheit des Heils und damit Frieden der Seele. Und damit nicht genug, hören wir, dass er, getrennt von aller Art des Bösen, die glückselige Gemeinschaft mit Gott, in die er durch das Blut des Lammes gebracht worden ist, stets genießen darf. So wandelt er in der Freude des Heils mit glücklichem Herzen. Er lebt und dient nun Gott und bringt ihm durch Jesus Christus die Früchte der Gerechtigkeit, nicht in einem gesetzlichen, knechtischen Geiste, sondern in der glücklichen Freiheit der Gotteskindschaft und des Heiligen Geistes, der den Herrn Jesus in dem Geretteten verherrlicht und darstellt, Gott zum Preise und der Umgebung zum Gewinn und Segen.

Ruhe des Gewissens, Friede des Herzens, Freude im Heiligen Geiste und ein gesegnetes Leben der Hingebung, Reinheit und Treue kennzeichnen nach Gottes Gedanken und Wort jeden Christen, der seine Stellung in Christus kennt und einnimmt.

Für Dich nur darf mein Leben sein,
und was ich hab', für Dich allein,
weil du am Kreuze mich erworben.
Von Sünd' und Tod bin ich befreit
und bin zu Deinem Dienst geweiht.
Ich lebe jetzt, weil Du gestorben.
O, welche Huld, wie liebst Du mich!
Ja, was ich bin, bin ich für Dich.

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