Sei stark und mutig!

Kapitel 5

Die Vorbereitung des Volkes zur Eroberung des Landes

Es werden uns nun drei wichtige Hilfsquellen vorgestellt, die wir benötigen, um die Feinde zu besiegen und um von jetzt an mittels des Glaubens im Himmel zu wohnen:

Verse 2-9: das Ausziehen des Leibes des Fleisches (das ist die geistliche Bedeutung der Beschneidung in Gilgal),

Verse 10-12: sich von Christus im Himmel ernähren (davon spricht der Ertrag des Landes),

Verse 13-15: sich unter die Herrschaft des Christus stellen (angedeutet durch die Ehrerbietung, die Josua dem Obersten des Heeres des Herrn entgegenbrachte).

Gilgal und die Beschneidung (V. 2-9)

Nachdem das Volk den Jordan durchzogen hatte, musste es erst auf den Kampf vorbereitet werden, bevor es mit der Eroberung des Landes beginnen konnte. Diese Vorbereitung fand in Gilgal, dem Ort der Beschneidung, statt.

Gilgal war zum einen der Ausgangspunkt und zum anderen der Sammelpunkt des Volkes, um von dort aus den Kampf gegen die Feinde zu beginnen und auch weiterzuführen (Jos 10,15.43).

Die Bedeutung der Beschneidung

Die geistliche Bedeutung der Beschneidung erklärt uns Kolosser 2,11.12: «In dem ihr auch beschnitten worden seid mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in dem ihr auch mitauferweckt worden seid.»

Am Kreuz ist im Tod des Herrn Jesus das Fleisch verurteilt worden. Das ist die Bedeutung «der Beschneidung des Christus». Bei unserer Bekehrung ist dieses Todesurteil auf uns angewandt worden. Durch die Taufe geben wir zum Ausdruck, dass wir nun diese Tatsache verwirklichen wollen: Wir sind mit Christus gestorben und reagieren deshalb nicht mehr auf die Wünsche des Fleisches.

Die Beschneidung nach der Wüste

Die Beschneidung des Volkes hatte nicht in der Wüste - für den Gläubigen ein Bild von der Welt nach seiner Bekehrung - stattgefunden (V. 4-7). Die Beschneidung wird auch in den Briefen, die den Gläubigen als noch in der «Wüste» befindlich betrachten, nicht erwähnt (Römer, Hebräer und 1. Petrus).

Wir müssen also zunächst glaubend verstehen, dass wir mit Christus in seinem Tod (der Jordan) eins sind. Weiter müssen wir praktisch verwirklichen, dass wir in Ihm in die himmlischen Örter versetzt sind (Eph 2,6). So können wir die Kraft der Beschneidung des Christus begreifen, die uns von der Sklaverei der Sünde und unserer alten, von Adam abstammenden Natur befreit hat. Diese Beschneidung fand in Gilgal statt. Gilgal bedeutet Abwälzung: «Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt» (V. 9).

Die Steinmesser

Das Fleisch kann nicht durch das Fleisch verurteilt werden. Josua musste sich Steinmesser machen, um die Kinder Israel zu beschneiden (V. 2). Dazu konnte er kein von Menschen gemachtes Werkzeug - zum Beispiel aus Metall - verwenden. Das Hinausgehen aus der Welt befreit uns nicht von der Pflicht, uns der Sünde für tot zu halten. Das Prinzip der Mönche besteht darin, sich von der Welt zu isolieren, um so ihren Lüsten zu entkommen bzw. sich asketischen Regeln oder Geboten zwanghaft zu unterwerfen, um so das Gewissen zu beruhigen. Dieses Prinzip ändert den Menschen jedoch nicht, sondern sorgt allenfalls für grosses moralisches Elend. Um die Gewalt Satans, der Welt, des Fleisches und des Gesetzes in der Praxis überwinden zu können, bedarf es der Kraft des Heiligen Geistes in einem neuen Leben in uns. Es ist das Leben des auferstandenen Christus jenseits des Todes.

Gilgal: die Kraft und die Freiheit eines Christen

Der Christ lebt in der Welt und nimmt teil an den Leiden und Freuden des menschlichen Daseins. In Bezug auf seine Zuneigungen, sein Ziel und sein Leben ist er nicht von der Welt, wohl aber noch in der Welt. Christus in ihm ist der Gegenstand seines Herzens und die Energie seines Lebens: «Christus alles und in allen» (Kol 3,11).

Das Lager Israels war in Gilgal, und das Volk musste immer wieder dorthin zurückkehren. An diesem Ort hatte es durch die Beschneidung bekannt, dass es aus sich selbst nicht siegen konnte, aber die Kraft für den Kampf in Gott findet. In Gilgal standen die zwölf Gedenksteine des Durchzugs durch den Jordan.

Für den Christen ist das Bewusstsein darüber, dass er mit Christus gestorben ist, immer wieder notwendig, um sich der Sünde praktisch für tot zu halten. Das ist das Geheimnis der Kraft und der wahren Freiheit eines Christen.

Das Passah und die Nahrung des Volkes in Gilgal (V. 10-12)

Es verbergen sich jedoch weitere wichtige Wahrheiten hinter Gilgal. Das Ablegen (der Unreinheit) des Fleisches (1. Pet 3,21) ist das Geheimnis der Glückseligkeit der Seele und der Sieg über die Feinde - aber es ernährt das Herz nicht.

Gott gibt seinem Volk - nach der Beschneidung und nachdem sie wieder geheilt waren (V. 8) - eine Nahrung, die ihren Bedürfnissen und ihrer neuen Position im verheissenen Land entspricht.

Das Passah

Das Volk feierte zuerst das Passah gemäss der ursprünglichen Anordnung am 14. Tag des ersten Monats. Bevor sie das Erbe in Besitz nahmen, frischten sie die Erinnerung an ihre Befreiung aus Ägypten auf. Gott bereitete für sein Volk einen Tisch angesichts seiner Feinde (Ps 23,5). Bevor der Kampf begann, ruhte das Volk im Werk seines Erlösers und ernährte sich von seinem Opfer.

Das Passah und das Friedensopfer sind im Alten Testament treffende Bilder des christlichen Gottesdienstes. Die Versammlung bringt durch den Geist dem Vater Dank und Anbetung. Dabei befindet sie sich geistlicherweise durch Glauben im Himmel. Davon ist die neue Stellung Israels in Gilgal, in den Ebenen von Jericho, ein Bild.

Die Nahrung des Landes

Am nächsten Tag änderte Gott die Ernährung des Volkes: Das Manna hörte auf und wurde durch das Getreide des Landes - ungesäuertes Brot und geröstete Körner - ersetzt.

Das himmlische Volk ernährt sich von Christus, der im Himmel zur Rechten Gottes sitzt. Daran erinnert das Erzeugnis des Landes. Das Manna wurde durch diese Nahrung ersetzt, als das Volk Israel die Wüste verliess und in das verheissene Land eintrat. Im Gegensatz dazu ist Christus für uns gleichzeitig als Manna auf dem Weg durch diese Welt und als Getreide des Landes unsere Nahrung. Wir werden dazu aufgefordert, durch Glauben in Christus in den himmlischen Örtern zu leben.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Wir ernähren uns durch das Gedächtnis an einen gekreuzigten und gestorbenen Christus: Das ist das Passah.

Wir geniessen die Hilfsquellen der Gnade Christi, um unsere Seelen in der Wüste dieser Welt zu ernähren: Das ist das Manna.

Schliesslich können wir uns zugleich - natürlich nicht im selben Moment - an Christus erfreuen, in dem sich die göttlichen Absichten und ewigen Gedanken Gottes erfüllen. Mit Ihm teilen wir die himmlischen Segnungen als Nahrung für unsere Seelen: Das sind die gerösteten Körner des Landes Kanaan.

Christus, der Oberste des Heeres des Herrn (V. 13-15)

Nachdem das Volk in den Genuss der Nahrung Gottes gekommen war, kam die letzte Vorbereitung für den Kampf, und zwar vor Jericho, einem Bild der geballten Macht des Feindes.

Josua, der Mann des Glaubens und Heerführer Israels, sollte dem Obersten des Heeres des Herrn, Christus selbst, begegnen. Das war ein feierlicher Moment, der an die gleiche Heiligkeit beim brennenden Dornbusch erinnert (V. 15; 2. Mo 3,5). Der, der sich Mose mit den Worten «Ich bin, der ich bin» (2. Mo 3,14) vorgestellt hatte, war damals in Majestät, Heiligkeit und Macht herabgekommen, um die Erlösung seines Volkes aus Ägypten zu vollenden. Jetzt stellte Er sich an die Spitze der Heere Israels, um den Kampf gegen die Feinde des Volkes im Land zu führen. Christus ist «das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt» (Kol 2,10), und Gott «hat alles seinen Füssen unterworfen» (Eph 1,22). Bevor der Christ den Kampf gegen die «geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern» aufnimmt, wird er dazu aufgefordert, sich «in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke» zu kräftigen (Eph 6,12.10).

Der Stab Moses, ein Bild von der göttlichen Autorität, unter der das Volk Israel das Rote Meer durchzogen hatte, wurde nun durch das Schwert ersetzt, ein Bild vom göttlichen Gericht, das den Sieg in Kanaan garantiert. Die Israeliten hatten Ägypten wie Schafe verlassen und waren unter der Autorität des Stabs Moses wie eine Herde des Herrn in die Wüste geführt worden (Ps 78,52). Nun war es ein Volk von Kriegern, die hinter dem Obersten des Heeres her das Land erobern sollten.

Josua warf sich in Anbetung vor dem Engel des Herrn nieder und unterstellte sich seinem Befehl. Diese Szene ist auch ein Vorausbild auf das Endgericht. Am Anfang des Buches der Offenbarung erscheint Christus, der Sohn des Menschen, als Richter. Ein scharfes, zweischneidiges Schwert kommt aus seinem Mund hervor (Off 1,16). Diese Begebenheit in Josua 5 beschreibt also den Auftakt der Gerichte, wo der Treue und Wahrhaftige, auf einem weissen Pferd sitzend, mit seinen Armeen des Himmels ausziehen wird (Off 19,11–16).

Dieser Kampf trägt einen feierlichen Charakter. Die richterlichen Eigenschaften Christi zeigen, in welcher Weise das Volk kämpfen musste, damit Gott selbst inmitten seines Volkes als der Oberste wirken konnte.

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