Der zweite Brief an die Korinther

Einleitung

Der zweite Brief an die Korinther

Diesen zweiten Brief an die Korinther schrieb der Apostel unter dem Einfluss der Tröstungen, die ihm von Seiten des Christus zuteil geworden waren. Er lässt seine Gefühle der Liebe und Zuneigung gegen die Korinther ausströmen. Zuerst hatte der Apostel in der großen Drangsal, die in Asien über ihn gekommen war, den Trost und die Ermunterung Jesu reichlich erfahren (Kap. 1); und wenn auch das Gefühl dieses Trostes durch den Mangel an Nachricht aus Korinth ein wenig geschwächt worden war, so wurde es doch durch die Ankunft des Titus, der eine so gute Botschaft von dort brachte, aufs neue erweckt und belebt, so dass er überschwänglich mit Trost und Mut erfüllt wurde (Kap. 7, 4–6). Im Brief selbst kommt er auf seine Leiden in Ephesus zurück und sucht durch die Mitteilung seiner Erfahrungen die geliebten Korinther zu Mitgenossen seiner Freude und seines Trostes zu machen. Bevor wir aber eine allgemeine Übersicht des Briefes geben, wollen wir noch einige Bemerkungen vorausschicken.

Paulus reiste von Ephesus, wo der Aufruhr des Demetrius seiner Wirksamkeit ein Ende gemacht hatte (Apg 19,23), nach Troas. Hier hoffte er den Titus mit Nachricht aus Korinth zu treffen; aber Titus war nicht gekommen, und das Herz des Apostels war besorgt und niedergedrückt, ein schönes Zeugnis seiner innigen Liebe gegen die Korinther. Sein Verlangen, von der geliebten Versammlung etwas zu hören, war so groß, dass er, obwohl ihm in Troas eine Tür im Herrn aufgetan (Kap. 2, 12+13) und er auch für das Evangelium des Christus dorthin gekommen war, dennoch vor Unruhe in seinem Geist nicht dort bleiben konnte, weil er Titus nicht fand. Er reiste nach Mazedonien, um ihm dort zu begegnen. Und wie überschwänglich groß war seine Freude inmitten all der ihn umgebenden Drangsale, als er durch Titus die gute Wirkung seines ersten Briefes vernahm. Das Gewissen der Korinther war aufgewacht und die Furcht Gottes in ihren Herzen, sowie die Lauterkeit in ihrem Wandel wieder hergestellt. Das bekümmerte Herz des Apostels lebte wieder auf, die unterbrochenen Gefühle des Trostes, womit der Herr ihn in seinen Versuchungen in Asien getröstet hatte, wurden in reichem Maß erneuert; alle seine Besorgnisse waren verschwunden. O, wie mannigfach sind die Erfahrungen derer, die Christus dienen und für die Seelen der Seinigen Sorge tragen! Werfen wir jetzt einen kurzen Blick auf den Inhalt der einzelnen Kapitel.

Nach dem gewöhnlichen Gruß (Kap. 1,1+2) bricht der Apostel in Worte des Dankes aus gegen den Vater der Erbarmungen und den Gott alles Trostes, Der ihn in seinen Drangsalen getröstet und ermutigt und ihn dadurch zugleich befähigt hatte, andere in ähnlichen Leiden durch denselben Trost wieder aufzurichten (Verse 3–7). Dann macht er die Korinther mit seinen Drangsalen in Asien und mit seiner Bewahrung in denselben näher bekannt, in der Überzeugung, dass sie jetzt durch Danksagung an seiner Freude teilnehmen würden, wie sie es vorher in der Fürbitte für ihn getan hatten (Verse 8–12). In der zweiten Hälfte des Kapitels (Verse 13–24) sucht er sie über die Änderung seines Entschlusses, sie zu besuchen, zu beruhigen, was ihm zugleich die Veranlassung gibt, von der Sicherheit und der Bestätigung der Verheißungen Gottes in Christus Jesus zu reden, sowie von unserer Befestigung in Ihm, von unserer Salbung und Versiegelung mit dem Heiligen Geist, wodurch wir jener Verheißung teilhaftig sind.

Im zweiten Kapitel gibt er die wahre Ursache seines Nichtkommens an und spricht von der Sorge und dem tiefen Kummer, womit sein Herz beim Schreiben des ersten Briefes erfüllt gewesen war (Verse 1–4). Darnach ermahnt er sie, den ausgeschlossenen und jetzt gedemütigten Bruder wieder aufzunehmen und ist sehr bemüht, auch hierin mit ihnen in völliger Übereinstimmung zu handeln, damit es dem Feind nicht gelinge, durch diesen Vorfall zwischen ihm und der Versammlung eine Trennung hervorzurufen (Verse 5–11). Am Schluss spricht er von seiner Unruhe in Troas, von der Köstlichkeit des von ihm verkündigten Evangeliums und von seiner Lauterkeit in der Offenbarung desselben (Verse 12–17).

Die letzte Bemerkung gibt dem Apostel Anlass, im 3. Kapitel eine Erklärung über das Evangelium im Gegensatz zum Gesetz zu geben, welches die falschen Lehrer mit jenem zu vermengen suchten. Er gibt diese Erklärung mit einer höchst rührenden Berufung auf das Herz der Korinther, die durch sein Mittel bekehrt worden waren (Verse 1–5). Er spricht dann von der Herrlichkeit des Dienstes des Neuen Bundes, im Gegensatz zu dem des Alten (Verse 6–18).

Im 4. Kapitel fährt der Apostel fort, von seinem Dienst zu reden, und zwar in Verbindung mit seinen Leiden, indem er zeigt, dass diese Lehre von Christus, dem Überwinder des Todes, wenn sie wirklich in unserm Herzen aufgenommen wird, uns als Sieger über alle Furcht des Todes und über alle Leiden und Versuchungen dieser Zeit hervorgehen lässt (Verse 1–12). Zugleich bekennt er von sich selbst, dass er Vertrauen genug habe, um der Träger dieses Zeugnisses Gottes und der Wahrheit zu sein (Verse 13–15), und ermuntert schließlich alle, mit Gewissheit an der Herrlichkeit teilzunehmen (Verse 16–18).

Im 5. Kapitel sehen wir, dass die Macht des Lebens in Christo, als verherrlicht, fähig genug ist, uns plötzlich – sogar ohne durch den Tod zu gehen – von allem Sterblichen zu befreien und in die Herrlichkeit zu versetzen (Verse 1–4). Zugleich ist durch die Kraft des Heiligen Geistes im Herzen eine lebendige und praktische Hoffnung vorhanden, die durch den Glauben hienieden verwirklicht wird (Verse 5–8). In Verbindung hiermit erinnert der Apostel an den Richterstuhl des Christus und an die Notwendigkeit für alle, vor demselben offenbart zu werden; und dieser Gedanke bringt in seinem Herzen die Wirkung hervor, selbst mit Eifer Gott wohlgefällig zu wandeln und andern mit einer feierlichen Energie die von ihm gekannte und im Tod des Christus offenbarte Liebe zu verkündigen (Verse 9–15). Dann zeigt er das Resultat des Todes und der Auferstehung des Christus, wodurch die Gläubigen, ohne weder sich noch andere nach dem Fleisch zu kennen, in eine neue Sphäre, in eine neue Schöpfung versetzt sind (Verse 16–17), und spricht zuletzt von seiner Gesandtschaft für Christus, von Dem er den Dienst der Versöhnung empfangen hatte (Verse 18–21).

Indem nun der Apostel durch den Geist dieses köstliche Werk fortsetzt, ermahnt er in Kapitel 6 die Korinther, dass sie die ihnen dargereichte Gnade nicht möchten vergeblich empfangen haben (Verse 1–2), erinnert sie dann an die Art und Weise, worin er unter den mannigfachsten und schwierigsten Umständen seinen Dienst fortgesetzt hat (Verse 3–10), und benutzt zugleich das innige Verhältnis zu ihnen, sie zu ermahnen, den gesegneten Platz, an den Gott sie gestellt hat, durch wahre Absonderung zu bewahren und in ihrem ganzen Wandel darzustellen (Verse 11–18). Unsere Verwandtschaft mit Gott fordert aber nicht nur unsere Trennung von der Welt, sondern zugleich eine Reinigung von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes (Kap. 7, 1).

Der Apostel kommt nun in Kap. 7 auf das durch seinen Dienst gebildete innige Verhältnis zwischen ihm und den Korinthern zurück und sucht es aufs neue zu beleben und zu befestigen, indem sein Herz sich über alles öffnet, was er in Betreff ihres Zustandes gefühlt hat, und ist zugleich bemüht, alle die Wunden zu heilen, die durch seinen ersten Brief geschlagen worden sind (Verse 2–9). Er ist sehr erfreut, die Frucht jener göttlichen Traurigkeit zu sehen, die sich in einem heiligen Eifer gegen die Sünde und in der Verwerfung aller Verbindung mit ihr offenbarte (Verse 10–16).

In den beiden folgenden Kapiteln (Kap. 8 und 9) ermahnt der Apostel auf eine zarte und sehr ermunternde Weise die Korinther, für die bedürftigen Heiligen in Jerusalem eine Kollekte zu bereiten.

In Kapitel 10 kommt er dann auf seinen frühern Gegenstand zurück, spricht von der Echtheit seines Apostelamtes und der damit verbundenen Autorität, die er an denen zu betätigen gedenkt, die sie in Frage stellen, sobald einmal der Gehorsam derer, die zu hören bereit waren, befestigt worden war (Verse 1–11). Darnach stellt er das Betragen jener ins Licht, die sich in fremder Arbeit rühmten, und ebenso sein eigenes Verhalten in seinem Dienst. Er war beflissen, Christus zu predigen, wo Sein Name nicht bekannt war, und spricht die Hoffnung aus, seinen Wirkungskreis bis über die Korinther hinaus zu erweitern (Verse 12–18).

Er fährt dann in Kapitel 11, weil er mit Gottes Eifer um die Korinther eifert, (Verse 1–3), in seinen Beweisen gegen die falschen Lehrer fort, rechtfertigt seinen kostenfreien Dienst unter den Korinthern, den jene als Lieblosigkeit gegen sie zu deuten suchten (Verse 4–15), und bittet die Korinther, ihn ein wenig zu ertragen, indem er wegen des Einflusses der falschen Lehrer wider seinen Willen genötigt war, wie ein Tor zu handeln und von sich selbst zu reden (Verse 16–29). Am Schluss des Kapitels erklärt er, sich nur seiner Schwachheit rühmen zu wollen (Verse 30–33).

Im 12. Kapitel haben wir den Christen in seinem höchsten und in seinem niedrigsten Zustand. Wir sehen hier deutlich, dass die hohen Offenbarungen nicht der Beweis seiner Kraft sind. Das Fleisch bleibt Fleisch, und Gott muss ihm entgegentreten, um jenen vor Hochmut zu bewahren (Verse 1–8). Dann finden wir hier die praktische Kraft des Dienstes und die Quelle dieser Kraft (Verse 9–10). Darnach kommt der Apostel aufs neue auf die Bestätigung seines Apostelamtes und auf sein Verhalten unter ihnen zurück (Verse 11–19) und spricht schließlich die Befürchtung aus, dass seine Gegenwart, wegen des schlechten Zustandes etlicher, Züchtigung und Demütigung mit sich bringen werde (Verse 20–21).

Er versichert endlich in Kapitel 13, dass er zum dritten Male im Begriff sei, zu ihnen zu kommen und jede Sache ohne Schonung zu prüfen (Verse 1–2), und beendigt dann die Frage über seinen Dienst durch die Darstellung einer Tatsache, welche die Korinther ganz und gar in Verlegenheit bringen musste. Wenn nämlich Christus nicht durch ihn gesprochen hatte, so lebte Er auch nicht in ihnen, denn er war das Mittel ihrer Bekehrung gewesen (Verse 3–5). Zugleich zeigt er, wie sehr er ihre Vervollkommnung wünscht, und wie wenig er geneigt ist, von seiner apostolischen Gewalt Gebrauch zu machen (Verse 6–10). Er schließt dann den Brief mit einer kurzen Ermahnung und herzlichem Segenswunsch.

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