Betrachtung über das Buch Josua (Synopsis)

Kapitel 5

Betrachtung über das Buch Josua (Synopsis)

Die Sache, um die es unmittelbar ging, war noch nicht das Einnehmen von Städten, die Verwirklichung der prächtigen Verheißungen Gottes. Zuallererst muss das „Ich“ getötet werden. Vor der Eroberung Midians musste Gideon den Altar, der in seinem eigenen Haus war, niederwerfen.

Man beachte auch noch, dass die Wüste nicht der Ort ist, wo die Beschneidung ausgeführt wird, selbst wenn wir dort treu gewesen sind. Die Wüste ist das Kennzeichen der Welt, das sie annimmt, wenn wir erlöst worden sind, und wo das Fleisch, das in uns ist, tatsächlich gesichtet wird. Der Tod aber und unser Eingang in die himmlischen Örter richten die ganze Natur, in der wir in dieser Welt leben. Auf unseren Tod und unsere Auferstehung mit Christus wird dies folgerichtig praktisch angewandt, und die Beschneidung ist die Anwendung der Kraft des Geistes auf das Töten des Fleisches bei dem, der mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Gemeinschaft hat. (Vgl. 2. Kor 4, 10–12.) Deshalb sagt Paulus: „Wir sind die Beschneidung“ (Phil 3). Was unser äußerlich sittliches Leben betrifft, so hatte Paulus dieses schon früher. Hatte er nun seinen religiösen Formen wahre Frömmigkeit, die wahre Gottesfurcht seinen guten Werken hinzugefügt? Es war weit mehr als das. Christus hatte in ihm alles verdrängt, und zuallererst in Bezug auf Gerechtigkeit, die die Grundlage ist. Weiterhin sagt aber der Apostel: „Um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten.“ Also liegt in dem „Ausstrecken ... nach dem Ziel“, dass er auf das Kommen Jesu harrt, um die Auferstehung in Bezug auf seinen Leib zu vollenden.

In Kolosser 2 redet er zu uns über die Beschneidung Christi. Ist es nur, dass er zu sündigen aufgehört hat (wirklich die sichere Wirkung dieses Werkes Gottes)? Nein, denn beim Schildern dieses Werkes fügt er hinzu: „mit ihm begraben in der Taufe, in der ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.“ Die Folgen dieses himmlischen Lebens sind in Kolosser 3, 1 zu finden, was unmittelbar mit dem soeben angeführten Verse verbunden ist. Hier wird das Werk auch durch die Offenbarung der Heiligen mit Jesus, wenn Er erscheinen wird, gekrönt. Das ist nicht die Entrückung; im Kolosserbrief wird das himmlische Teil übergangen, außer dass unser Leben dort verborgen ist, und das, was sich dort befindet, ist ein Gegenstand der Hoffnung; wir werden für diese Dinge fähig gemacht, das ist es, was hier getan wird.

Unser Gilgal ist in Vers 5: „Tötet nun...“ Es heißt nicht, „sterbt der Sünde“. Töten ist tätige Kraft. Das beruht auf der Kraft dessen, was für den Glauben schon Wahrheit ist. „Ihr seid gestorben ... tötet nun...“ Da dies die Norm ist, wird sie verwirklicht. „Haltet euch der Sünde für tot“, sagte der Apostel (Röm 6), als er über denselben Gegenstand redete 1. Dies ist die praktische Kraft des Vorbildes der aus dem Jordan gebrachten Steine. Sie sind ein Symbol unseres Platzes, es ist das Ergebnis des Todes mit Christus, der gestorben war 2. Wir sind aber auch mit Ihm auferweckt (soweit der Kolosserbrief), da wir mit Ihm gestorben sind. Es gibt aber noch einen anderen Anblick der Wahrheit – wir waren tot in Sünden. Er stieg in Gnade dorthin, wo wir uns auf der abschüssigen Bahn befanden, hinab

, um für unsere Sünden Sühnung zu tun. Gott hat uns mit Ihm mitlebendig gemacht, indem Er uns alle Vergehungen vergeben hat 3. Alles, was Er tat, war für uns, und jetzt, mit Ihm im Leben verbunden, mit Ihm durch den Geist vereinigt, sitze ich auch in Ihm, noch nicht mit Ihm in den himmlischen Örtern 4. Ich eigne mir an, oder besser, Gott rechnet mir alles zu, was Er getan hat, als ob es mit mir geschehen wäre: Er ist der Sünde gestorben, in Ihm bin ich der Sünde gestorben. Deshalb kann ich „töten“, was ich nicht tun könnte, wenn ich immer noch im Fleisch lebte. Wo war die Natur, das Leben, in denen das zu tun wäre? Ich bin mit Ihm auferstanden, ich sitze auch in Ihm in den himmlischen Örtern. Hier geht es aber nicht um die Lehre des Epheserbriefes, der uns über den Vorsatz und die Ratschlüsse Gottes belehrt, und darüber, dass, indem Christus zur Rechten Gottes erhöht ist, uns die einfache Tat der göttlichen Kraft gezeigt wird, die uns nimmt, wo wir tot in Sünden sind, und uns in Ihn setzt – es ist sozusagen der Vorgang, den wir durchmachen, indem wir in Sünden gelebt haben (nicht tot waren), und der uns in Christus durch den Tod in ein besseres Leben führt. Das andere ist ebenso wahr, ich habe darüber geredet; unser gegenwärtiger Gegenstand im Buch Josua ist die Veränderung, die wesentliche doch innere Veränderung, soweit Tod und Auferstehung mit Ihm reichen, wovon im Kolosserbrief die Rede ist.

Da nun die Beschneidung die praktische Anwendung dessen ist, worüber wir geredet haben – des Todes Christi auf die Sünde, ja auf alles, was unserer Auferstehungsstellung entgegen ist, „den Leib des Fleisches“ – gedenken wir des Todes Christi, und die Tötung unserer Glieder, die auf der Erde sind, wird durch die Gnade im Bewusstsein der Gnade vollzogen. Sonst wäre es nur die Anstrengung einer Seele unter dem Gesetz, und in diesem Fall wäre es ein schlechtes Gewissen und keine Kraft. Das ist, was aufrichtige Mönche versuchten; ihre Anstrengungen wurden aber nicht in der Kraft der Gnade, in der Kraft des Christus und seiner Gnade gemacht. Wenn dort Aufrichtigkeit war, so war auch tiefes geistliches Elend da. Um töten zu können, muss Leben vorhanden sein, wenn wir aber Leben haben, sind wir schon in Dem, der für uns starb, gestorben.

Die zu Gilgal aufgerichteten Steine wurden aus dem Jordan genommen, und man war schon durch den Jordan gezogen, ehe Israel beschnitten wurde. Er, ist das Gedenken der Gnade und des Todes als des Zeugnisses von einer Liebe uns gegenüber, die unsere Errettung dadurch vollbracht hatte, dass sie unsere Sünden in Gnade auf sich nahm, und indem sie einmal der Sünde starb, an jener Stelle stand, wo der Tod der Sünde gegenüber wirksam werden sollte. Was Er gestorben ist, ist Er ein für allemal der Sünde gestorben, und wir halten uns der Sünde für tot. Dass Christus in vollkommener Liebe, in unfehlbarer Wirksamkeit für Sünden gestorben ist, und sein Tod der Sünde gegenüber geben uns Frieden durch sein Blut in Bezug auf diese beiden Dinge; diese befähigen uns aber auch durch Gnade, uns der Sünde für tot zu halten und unsere Glieder, die auf der Erde sind, zu töten.

Deshalb müssen wir uns in allen Umständen bewusst sein, dass wir tot sind, und zu uns selbst sagen: Wenn ich durch Gnade tot bin, was habe ich mit der Sünde zu tun, die voraussetzt, dass ich lebendig bin? In diesem Tod steht Christus in der Schönheit und in der Kraft seiner Gnade; es ist die Errettung selbst, und eine moralische Einführung in den Zustand, in dem wir zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht fähig gemacht werden. Den Wettlauf laufend, sagt der Apostel in Bezug auf die Herrlichkeit: „Ich jage ihm (dem Ziel) aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin.“ Das ist aber ein anderer Gegenstand.

Indem man nun tot ist, und nur so, wird die Schande Ägyptens abgewälzt werden. Jedes Merkmal der Welt ist eine Schande für den, der himmlisch ist. Es ist nur der himmlische Mensch, der mit Christus gestorben ist, der sich von allem Ägyptischen entledigt. Das Leben des Fleisches klammert sich immer an Ägypten. Der Grundsatz der Weltlichkeit ist aber bei dem entwurzelt, der mit Christus gestorben und auferstanden ist und ein himmlisches Leben lebt. Im Leben des Menschen, der in einer solchen Welt lebt (Kol 2, 20), besteht notwendigerweise ein Band mit der Welt, wie Gott sie sieht, d. h. verderbt und sündig; mit einem Toten besteht kein solches Band. Das Leben eines auferstandenen Menschen ist nicht von dieser Welt, es hat mit ihr keine Verbindung. Der, der dieses Leben besitzt, mag durch die Welt hindurchgehen und vieles tun, was auch andere tun. Er isst, arbeitet, leidet; was aber sein Leben und seine Ziele betrifft, so ist er nicht von dieser Welt, wie auch Christus nicht von dieser Welt war. Christus, auferstanden und in die Höhe aufgefahren, ist sein Leben, er unterdrückt sein Fleisch, er tötet es, denn er ist tatsächlich hienieden, aber er lebt nicht in diesen Dingen. Das Lager war immer zu Gilgal. Das Volk – das Herz des HERRN – kehrte nach seinen Siegen und Eroberungen dorthin zurück. Wenn wir nicht dasselbe tun, werden wir schwach sein: das Fleisch wird uns verraten. In der Stunde des Kampfes werden wir vor dem Feind fallen, selbst wenn man aufrichtig zum Dienste Gottes ausgezogen ist. In Gilgal ist es, wo das Denkmal der Steine aus dem Jordan aufgestellt wurde; denn wenn das Bewusstsein, dass man mit Jesus gestorben ist, zum Töten des Fleisches notwendig ist, ist es durch dieses Töten, dass wir die praktische Erkenntnis dessen erlangen, was es ist, auf diese Weise tot zu sein.

Wenn das Fleisch nicht getötet wird, erfahren wir nicht die innere Gemeinschaft (ich rede jetzt nicht von der Rechtfertigung), den holdseligen und göttlichen Genuss des Todes Jesu für uns. Es ist unmöglich. Wenn wir aber nach Gilgal zurückkehren, zu der gesegneten Tötung unseres eigenen Fleisches, finden wir dort die ganze Schönheit (und sie ist unendlich), die ganze Wirksamkeit der Gemeinschaft mit dem Tod Jesu, mit der Liebe, die sich in ihm offenbarte. Der Apostel sagt: „Allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde.“ Also bleiben wir nicht im Jordan, es bleibt aber die ganze Kostbarkeit dieses herrlichen Werkes im Herzen, eines Werkes, in welches die Engel hineinzuschauen begehren – das für uns ist und das Christus uns in seiner Liebe zueignet. In Gilgal finden wir Ihn bei uns – an einem Ort, der keine äußere Sehenswürdigkeit oder keinen äußeren Sieg vorzuweisen hat, um die Augen der Menschen auf sich zu lenken, wo Er aber, der die Quelle aller Siege ist, in der Kraft und der Gemeinschaft zu finden ist, die uns zu überwinden befähigt.

Es wurden aber auch zwölf Steine mitten im Jordan aufgestellt; und tatsächlich, wenn wir die Kraft des Todes Christi darauf anwenden, das Fleisch zu töten, wird sich das Herz – geübt in himmlischen Dingen und sie völlig genießend – gern wieder dem Jordan zuwenden, dem Ort, wo Jesus in der Kraft des Lebens und des Gehorsams hinabstieg, und wird auf jene Lade des Bundes schauen, die dort stand und jene ungestümen Wasser aufhielt, bis das ganze Volk hinübergezogen war. Jetzt, wo Er auferstanden ist, schauen wir gern (während wir die Macht des Todes in ihrem ganzen Ausmaß betrachten) Jesus dort, der in den Tod hinabstieg, der aber seine Macht für uns zunichte machte. Wenn die Nationen überfluten, wird Christus die Sicherheit, und die Errettung Israels sein; Er ist aber unsere Sicherheit und unsere Errettung im Blick auf viel schrecklichere Feinde gewesen. Das Herz steht gern auf den Ufern dieses – schon durchquerten – Flusses und betrachtet das, was Jesus war, das Werk und die wunderbare Liebe Dessen, der allein in ihn hinabstieg, bis alles vollbracht war. In einem Sinn jedoch waren wir dort. Die zwölf Steine zeigen, dass es das Volk mit diesem Werk zu tun hatte, obwohl sich die Lade dort allein befand, als die Wasser zurückgedrängt werden sollten.

Jetzt, wo wir in Frieden auf der anderen Seite des Stromes sind, können wir den Herrn dort besonders in den Psalmen betrachten. O dass der Christ – jeder einzelne in der Versammlung – verstünde, sich dort hinzusetzen und dort über Jesus nachzusinnen, wie Er allein in den Tod ging, in den Tod, als er alle seine Ufer überflutet hatte, und seinen Stachel und die Macht des göttlichen Gerichts über ihn trugt Der Lehre nach stellen die Psalmen auch den Zusammenhang zwischen dem Tod Jesu und dem dar, wie der Überrest Israels in den letzten Tagen durch die Wasser der Trübsal hindurchgehen wird.

Betrachtet nun das Volk außerhalb Ägyptens und in Kanaan, und zwar nach der Treue der Verheißung Gottes; aber sie hatten noch nichts von Kanaan in Besitz genommen, noch hatten sie irgendeinen Sieg errungen. Für uns ist das ein Vorbild auf das, was der Kolosserbrief lehrt: fähig gemacht zu dem Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, es besteht immer noch in Hoffnung 5, nicht nur aus Ägypten erlöst, sondern nach Kanaan gebracht, indem die Schande Ägyptens abgewälzt ist und das Volk Gottes in Gilgal seine Stellung eingenommen hat – das ist die wahre Beschneidung des Herzens, von der wir geredet haben.

Israel lagerte zu Gilgal.

Vor ihren Siegen wird auf den Charakter ihrer Gemeinschaft mit Gott hingewiesen. Sie feiern das Passah in den Ebenen Jerichos. Der HERR bereitete vor ihnen einen Tisch angesichts ihrer Feinde.

Das Blut wurde nicht mehr, wie in Ägypten, an die Oberschwelle und an die beiden Türpfosten gesprengt, damit sie vor dem Würger geschützt und vor dem letzten Gericht bewahrt würden, das Schrecken in allen Häusern verbreitete, in denen das Blut nicht zu sehen war.

Wir brauchen diesen Ausblick auf das Blut Christi, während Gericht dem Bereich der Sünde und Satans droht, obwohl wir von Gott berufen sind, aus ihm herauszukommen. Die Gerechtigkeit Gottes und unser Gewissen verlangen das. Das ist das Passah hier nicht mehr; es ist das Gedenken an eine vollbrachte Errettung. Es ist auch nicht eine Teilnahme durch Gnade an der Kraft des Todes und der Auferstehung Christi. Es ist die Gemeinschaft der Seele; es ist die wunderbare Erinnerung an ein Werk, das ganz sein eigen war, an seinen Tod als eines Lammes ohne Fehl. Als sein erlöstes Volk nähren wir uns davon, indem wir diese Stellung in dem Land der Verheißung und Gottes genießen – einem Land, das uns dieser Erlösung zufolge gehört, und auch deshalb, weil wir mit Christus auferweckt worden sind. Somit kann der Tod Jesu nur jenseits des Jordan, mit Ihm auferstanden, genossen werden. Dann aber, in Frieden, in Gemeinschaft mit Ihm und mit unaussprechlichen Gefühlen der Dankbarkeit, kehren wir zum Tode des Lammes zurück; wir betrachten ihn, wir nähren uns von ihm. Unsere himmlische Freude und Erkenntnis steigern nur unser Bewusstsein von seiner Kostbarkeit.

Am Tag nach dem Passah aß das Volk vom Erzeugnis (dem alten Korn) des Landes. Da wir nun auferweckt und dem Recht und dem Wesen nach dafür passend sind, nehmen wir unseren Platz in Schicklichkeit und Hoffnung in den himmlischen Örtern ein, und es ist Christus, als himmlisch erkannt, der die Seele nährt und sie in Kraft und in Freude aufrechterhält 6. Von der Zeit an hörte auch das Man auf. Dies ist desto bemerkenswerter, da Christus, wie wir wissen, das wahre Man ist, jedoch Christus auf der Erde, Christus nach dem Fleisch, und dem Menschen und seinen Bedürfnissen in der Wüste angepasst, Er wird auch niemals als Solcher vergessen werden. Ich betrachte Jesus (Gott im Fleisch offenbart) anbetungsvoll. Meine Seele nährt sich von der mächtigen Anziehungskraft seiner Gnade in seiner Erniedrigung; sie findet ihre Wonne an dem gesegneten Zeugnis seiner Liebe, der unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen hat, und in Ihm, der den niedrigsten Platz einnahm, lernt sie, nichts zu sein und zu dienen. Darin dient Er den verborgenen Zuneigungen des Herzens, während wir durch diese Welt gehen; als Er noch in diesem Zustand war, blieb Er allein. Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein.

Während ich aber weiß, was Er gewesen ist, ist es ein droben sitzender Christus, der von droben kam, der starb und wiederauferweckt wurde und dorthin auffuhr, wo Er vordem war, den ich jetzt kenne. Sein Tod, über dessen Gedenken wir geredet haben, ist zweifellos die Grundlage von allem. Nichts ist kostbarer, es ist aber ein himmlischer Christus, mit dem wir es jetzt als dem Lebendigen zu tun haben. Im übrigen gedenken wir seiner in seiner Erniedrigung und in seinem Tod; doch dieses gibt Er uns als dessen Charakter. Sogar im Abendmahl des Herrn, das dem hier gefeierten Passah ähnlich ist, heißt es: „Dieses tut zu meinem Gedächtnis.“ So war es in seinem ganzen Leben: es war in der Wüste, und ist auch für uns für die Wüste angepasst; es ist in unserem kleinen Maß die Gemeinschaft seiner Leiden, im Herzen oder als Tatsache.

Während wir Ihm nachzuahmen bestrebt sind, betrachten wir das kostbare Muster, das Er uns als ein himmlischer Mensch auf Erden vor Augen gestellt hat. Während wir aber mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen, werden wir nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt als durch den Geist des Herrn. Er hat sich für uns geheiligt, damit wir durch die Wahrheit geheiligt würden. Wir finden unsere Wonne in der Betrachtung all seiner Gnade hienieden; unsere Liebe wird durch einen leidenden Heiland entfacht. Nichts ist kostbarer als der Sohn Gottes, wie Er das Vertrauen des Menschenherzens für Gott gewinnt, und zwar durch seine Liebe in ihrer Mitte, als sie fern von Ihm waren; unsere gegenwärtige Gemeinschaft ist aber mit einem Christus im Himmel. Der Christus aber, den wir auf Erden kennen, ist ein himmlischer Christus, und kein irdischer Christus, wie Er es späterhin den Juden sein wird. Zweifellos war das Brot auf Erden, aber vom Himmel herabgekommenes Brot, und dies ist eine sehr wichtige Betrachtung. Indem wir durch diese Wüste gehen (und wir gehen durch sie), ist Christus als das Man unendlich kostbar für uns. Seine Erniedrigung – Seine Gnade – trösten und erleichtern uns und erhalten uns aufrecht. Wir empfinden, dass Er durch dieselben Prüfungen gegangen ist, und unser Herz wird durch den Gedanken unterstützt, dass derselbe Christus mit uns ist. Dies ist der Christus, den wir für die Wüste gebrauchen – das aus dem Himmel herangekommene Brot; aber als ein himmlisches Volk geht es für uns um einen dem Himmel und den himmlischen Dingen angehörenden Christus, wir sind mit Ihm verbunden, mit dem Erzeugnis (dem alten Korn) des Landes; denn es ist Christus, der in die Höhe aufgefahren ist, mit dem wir vereinigt sind, dort ist es, wo Er unser Leben ist. Mit einem Wort – wir nähren uns von himmlischen Dingen, von Christa droben, von einem erniedrigten und gestorbenen Christus wohl als einer holdseligen Erinnerung, doch vom lebendigen Christus als der gegenwärtigen Kraft des Lebens und der Gnade. Wir nähren uns vom Gedenken an Christus auf dem Kreuz: das ist das Passah. Wir feiern aber dies Fest mit einem Christus, der der Mittelpunkt himmlischer Dinge ist, und wir nähren uns von ihnen allen (Kol 3, 1. 2). Es ist das alte Korn des Landes, in das wir eingegangen sind; denn Er gehört dem Himmel an.

Und so, bevor der Kampf anhebt, angesichts der Mauern Jerichos (welche die Macht des Feindes darstellen) gibt uns Gott die Frucht dieses himmlischen Landes als unseres Eigentums zu genießen. Wir gedenken des Todes Jesu als einer vor langer Zeit vollbrachten Erlösung; und wir nähren uns vom Erzeugnis des Landes, von himmlischen Dingen als unserem gegenwärtigen Teil. Denn da wir durch Gnade mit Christus auferstanden sind, ist alles unser.

Nach diesem schönen Bild von der Stellung und den Vorrechten des Volkes Gottes, das – gemäß den eigenen Rechten Gottes – alles genießen darf, bevor es sich auch nur in einen Kampf einlässt, finden wir, dass Streit doch erfolgen muss. Eines aber ist erforderlich, um in den Streit zu ziehen und durch Eroberung Segen zu erlangen. Der HERR stellte sich als der Oberste des Heeres dar. Er selbst ist es, der uns anführt. Er ist da, mit einem gezückten Schwert in seiner Hand. Der Glaube erkennt in himmlischen Dingen keine Neutralität an 7. „Und Josua ging auf ihn zu und sprach zu ihm. Bist du für uns oder für unsere Feinde? Und er sprach: Nein, sondern als der Oberste des Heeres des HERRN bin ich jetzt gekommen.“

Man beachte hier, dass die Anwesenheit des HERRN als des Obersten des Heeres ebenso Heiligkeit und Ehrfurcht erforderte wie da, wo Er hernieder fuhr, um sein Volk zu erlösen (2. Mo 3), und zwar in jener göttlichen Heiligkeit und Majestät, die sich im Tod Jesu ihren gerechten Erfordernissen gemäß kundtat, der sich selbst dahingab, um sie auf ewig festzustellen und groß zu machen. Einer wie Er, der sich „Ich bin“ nannte, als Er also in Gerechtigkeit und Majestät hernieder kam, ist auch ein Solcher, wenn Er inmitten seines Volkes steht, um es zu segnen und um es im Kampf anzuführen.

Die allmächtige Kraft Gottes ist mit der Kirche in ihrem Kampf. Seine unendliche Heiligkeit ist aber auch dort, und Er wird seine Macht in ihren Kämpfen nicht erweisen, wenn seine Heiligkeit durch die Verunreinigung, die Nachlässigkeit und den unachtsamen Leichtsinn seines Volkes preisgegeben werden; oder auch durch ihr Versagen in jenen Gefühlen und Zuneigungen, die der Gegenwart Gottes gebühren, denn es ist Gott selbst, der zugegen ist.

Fußnoten

  • 1 Bei diesem Verfahren haben wir drei Stufen: das Urteil Gottes: „Ihr seid gestorben“; die Anerkennung dessen durch den Glauben: „Haltet euch für tot“, und dessen praktische Ausführung: „Allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend“.
  • 2 Der Römerbrief zeigt uns in der Wüste, wie der Glaube die Stellung einschätzt, die der Tod Jesu uns gegeben hat, nämlich des Todes der Sünde gegenüber und des Lebens für Gott in dieser Weit, was darin eingeschlossen ist, dass wir durch seinen Tod, auf den wir getauft wurden, errettet sind; unsere Auferstehung aber, die uns aus der Wüste herausnimmt, wird im Kolosserbrief und im Jordan gesehen.
  • 3 Soweit auch der Kolosserbrief; wir werden aber dort nicht als tot in Sünden betrachtet, sondern so, dass wir in ihnen gelebt hatten, nun aber gestorben und auferstanden sind.
  • 4 Dies ist die Lehre des Epheserbriefes; und dies ist das unumschränkte mächtige Handeln Gottes, das uns, als wir tot in Sünden waren, genommen und in Christus gesetzt hat.
  • 5 Der Zustand Christi (nur dass Er tatsächlich auferweckt wurde) zwischen seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt hilft uns, das zu verstehen. Er gehörte offensichtlich zum Himmel, nicht zu dieser Welt, obwohl Er nicht im Himmel war.
  • 6 Lasst uns auch bemerken, dass die christliche Einfalt und Lauterkeit, die praktische Heiligkeit des christlichen Lebens, das ungesäuerte Brot, das am Morgen nach dem Passah gegessen wurde, etwas Himmlisches ist. Nichts kann diesseits des Jordans so sein. Es ist ein Gewächs des Landes; deshalb ist es mit Jesus und mit dem früher erlangten Frieden durch seinen Tod verbunden.
  • 7 Ich sage, in himmlischen Dingen, weil das Herz gute Eigenschaften im Geschöpf verspürt. Der Herr gewann den reichen Jüngling lieb, als Er seine Antworten hörte. Wenn es aber um die Nachfolge eines verworfenen und aufgefahrenen Herrn geht, so stellt sich der Wille immer entweder dafür oder dagegen. Der Glaube weiß das; er kennt aber auch die Rechte Gottes, und er bewahrt sie.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel