Betrachtung über Markus (Synopsis)

Kapitel 12

Betrachtung über Markus (Synopsis)

Der Wechsel der Haushaltung zusammen mit der Sünde, die den König verwarf, tritt im Matthäusevangelium bestimmter hervor, während wir hier in Markus mehr den Dienst Christi als Prophet haben. Nachher stellt Er sich, wie wir gesehen haben, als König dar. Übrigens sieht man in beiden Evangelien, dass es der HERR ist, der die Dienstverrichtungen erfüllt, zu deren Übernahme Er sich herabgelassen hatte. Infolgedessen finden wir in Matthäus mehr persönliche Anklagen gegen die Juden, wie z. B. in dem Gleichnis von den beiden Söhnen (Mt 21,28–32) sowie die Einzelheiten des Wechsels der Haushaltung im Gleichnis von der Hochzeit (Mt 22,1–14). Beides wird in Markus nicht erwähnt. Der Geist Gottes stellt uns in diesem Evangelium die unveränderliche Würde der Person des Herrn vor sowie die einfache Tatsache, dass der Prophet und König verworfen wurde – eine Verwerfung, die das Gericht Israels herbeiführte. Anderseits ist es dasselbe allgemeine Zeugnis, das wir bereits in Matthäus betrachtet haben.

Dann gibt der Herr (V. 13 u. f.) den wesentlichen Inhalt des ganzen Gesetzes an, als des zwischen dem Geschöpf und Gott bestehenden Segensgrundsatzes, und als desjenigen, was den Prüfstein für das Herz in der Verwerfung bildete. Ich sage für das Herz (denn es war in der Tat eine Probe für das Herz), obwohl es sich in dem Verständnis äußerte. Selbst bei völlig rechtgläubigen Grundsätzen konnte, da Christus verworfen war, das Herz, das nicht an seine Person gefesselt war, Ihm nicht folgen auf dem Pfad, zu dem seine Verwerfung führte. Das System der Ratschlüsse Gottes, das von dieser Verwerfung abhing, bildete eine Schwierigkeit. Alle, die an seine Person gefesselt waren, folgten Ihm und befanden sich in diesem System, ohne sich im Voraus völlig Rechenschaft darüber gegeben zu haben. In dieser Weise gibt der Herr den Kern des Gesetzes, das ganze Gesetz, als wesentlich göttliche Belehrung und zeigt den Übergang der Ratschlüsse Gottes in die neue Ordnung, wo diese sich außerhalb der Verkehrtheit oder des bösen Willens der Menschen erfüllen sollten. Diese wenigen Verse (V. 28–37) stellen uns also das Gesetz und den Sohn Davids dar, und zwar letzteren, wie Er als Sohn des Menschen, als Herr zur Rechten Gottes seinen Platz einnimmt. – Das war das Geheimnis von alledem, das sich in diesem Augenblick zutrug. Die Vereinigung seines Leibes, der Versammlung, mit Ihm war alles, was noch übrig blieb. Nur erkennt der Herr hier in Markus als Prophet den sittlichen Zustand unter dem Gesetz an, der nicht fern ist vom Eintritt in das Reich Gottes (V. 34). Der Schriftgelehrte hatte den Geist des Verständnisses.

Die Schilderung, die Matthäus (Mt 23) uns über den Zustand gibt, der das Gericht herbeiführen sollte, fehlt in Markus; es war nicht sein Gegenstand. Jesus unterweist, immer noch als der Prophet, seine Jünger hinsichtlich des Verhaltens, das sie an den Tag legen sollten; allein das Gericht, das Israel wegen der Verwerfung des Sohnes Davids treffen soll, steht hier nicht in derselben Weise wie in Matthäus vor seinen Augen; das will sagen, es ist nicht der Gegenstand, von dem der Heilige Geist hier redet. Der wahre Charakter der Frömmigkeit der Schriftgelehrten wird bloßgelegt, und die Jünger werden vor ihnen gewarnt; der Herr lässt sie auch fühlen (V. 41–44), was in den Augen Gottes den Opfern, die man in den Tempel brachte, ihren wahren Wert verlieh.

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