Betrachtung über Markus (Synopsis)

Kapitel 6

Betrachtung über Markus (Synopsis)

In dem Folgenden nimmt Markus die eigentliche Geschichte des Dienstes Jesu wieder auf; nur sieht man den Herrn bereits durch ein verblendetes Volk verworfen, trotz der Macht, die Er offenbart hatte und die von der Herrlichkeit seiner Person Zeugnis ablegte. Dennoch setzt Jesus seinen Dienst fort und sendet seine Jünger wieder aus, damit es an keiner Anstrengung mangeln möge; aber Er sendet sie aus mit dem Zeugnis des Gerichts, das auf die wartete, die sich der Verwerfung seiner Sendung schuldig machen würden – einer Verwerfung, die übrigens schon stattfand. Dennoch fährt der Herr fort, in Erbarmen und Güte Beweise zu geben, dass der HERR, der Mitleiden mit seinem Volk hatte, gegenwärtig sei, bis Er endlich seine Jünger auf das gewisse Ergebnis seines Werkes vorbereiten musste, nämlich auf seinen Tod durch die Hand der Heiden, denen die Hohenpriester Ihn überliefern würden.

Für die Juden war Jesus der Zimmermann, der Sohn der Maria. Ihr Unglaube hemmte die wohltuende Hand Gottes im Blick auf sie selbst. Jesus setzt sein Werk anderswo fort und sendet seine Jünger aus – eine Handlung, die den Besitz göttlicher Macht bekundete. Noch ist Israel der Gegenstand ihrer Sendung; sie sollten überall da, wo ihr Zeugnis verworfen werden würde, das Gericht über das Gebiet Emmanuels, das Land Israel, als ein verunreinigtes Land ankündigen. Indem sie sich dabei auf den mächtigen Schutz Dessen stützten, der sie aussandte, würden sie an nichts Mangel haben. Er war der unumschränkte Herr; alle Dinge standen zu seiner Verfügung. Christus kann als Kanal der Segnung nicht nur Segnungen mitteilen, sondern auch seinen Jüngern die Macht verleihen, Dämonen auszutreiben. Die Jünger gehen aus und erfüllen ihre Aufgabe. Dieser Abschnitt schildert in einer beachtenswerten Weise die Stellung und die Herrlichkeit Christi. Er ist der Diener – für den Menschen ist Er der Sohn des Zimmermanns. In seinem neuen Dienst erfüllte Er nur das, was Gott Ihm zu tun gegeben hatte. Er konnte dort keine Wunderwerke tun wegen ihres Unglaubens (V. 5). Er war stets bereit zu dienen; aber wo sich dem Einfluss seiner Liebe keine Tür öffnete, war Er in der Ausübung derselben eingeengt und beschränkt; und die Natur, die nur nach dem Schein urteilt, öffnet solche Türen nie. Nur da, wo ein Bedürfnis war, wirkte seine Liebe unermüdlich, ja, sie musste wirken. Die wenigen Kranken ziehen Nutzen aus einer Liebe, die niemand verachtet, weil sie nie sich selbst sucht.

In dem folgenden Vers jedoch verleiht Er, der dort keine Wunderwerke tun konnte (weil sein Dienst von göttlichen Bedingungen abhing, unter denen Gott, wenn Er sich offenbaren wollte, seinen Verkehr mit den Menschen anknüpfen und fortsetzen konnte), anderen Gewalt über alle unreinen Geister, eine Gewalt, die göttlich ist. Jeder kann Wunder tun, wenn Gott ihm die Macht dazu darreicht; aber Gott allein kann diese geben. Die Jünger hatten keinen Mangel zu befürchten, denn Emmanuel war gegenwärtig; und wenn ihre Botschaft verworfen wurde, so hatten sie das Gericht anzukündigen. Die göttliche Liebe hatte Jesus ganz und gar zu einem abhängigen Diener gemacht; aber dieser abhängige Diener war Gott, gegenwärtig in Gnade und Gerechtigkeit.

Durch alle diese Kundgebungen der Macht erwacht das Gewissen des damals in Israel regierenden Königs; und der Evangelist eröffnet uns die Geschichte des mörderischen Widerstandes der obrigkeitlichen Gewalten in Israel gegen die Zeugen der Wahrheit (V. 14 u. f.). Herodes hatte Johannes getötet, um die Bosheit einer Frau, die ihm gefiel, zu befriedigen – eine Bosheit, die er mit ihr teilte. Ein Tanz war für ihn das Leben des Propheten Gottes wert. Das war der Herrscher Israels!

In Vers 30 sehen wir, wie die Apostel zu Jesus zurückkehren und Ihm alles berichten, was sie getan und gelehrt haben. Er geht mit ihnen an einen öden Ort, um sie so dem Andrang der Neugierigen und Hilfsbedürftigen zu entziehen. Aber die Menge folgt Ihm. Jesus hat Mitleiden mit den Armen der Herde, wenn auch das Land, das Er liebte, Ihn verworfen hatte; und zu ihren Gunsten offenbart Er die Macht des HERRN, um sie gemäß Psalm 132 zu segnen. Er speist die Armen mit Brot. Nachdem Er dann das Volk entlassen hat, geht Er, wandelnd auf dem Gewässer, über den See und gesellt sich zu seinen Jüngern. Er steigt in das Schiff, und der Wind legt sich (V. 47–51). Wir haben uns mit der Bedeutung dieses Bildes bereits bei der Betrachtung des Evangeliums Matthäus beschäftigt. Die Arbeit der Jünger war jetzt zu Ende; doch ihre Herzen waren zu jener Zeit trotz all seiner Wunderwerke noch hart, und sie vergaßen sie, eines nach dem anderen. Der Herr aber setzt sein Segenswerk fort: „Und so viele Ihn anrührten, wurden geheilt“ (V. 56).

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