Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Kapitel 5

Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Der Apostel beginnt jetzt die Einzelheiten des Betragens und der Zucht zu behandeln, und zwar zunächst die fleischliche Befleckung, die unter den Korinthern bis zu dem äußersten Grad der Verhärtung des Gewissens fortgeschritten war. Diejenigen, die ihren eigenen persönlichen Einfluss als Lehrer zu erhalten suchten, erlaubten ihnen darin voranzugehen. Der Apostel verurteilt das Böse rücksichtslos. Dann folgt die Zucht; denn Christus war als Passahlamm geschlachtet worden, und nun war es an ihnen, Festfeier zu halten ohne Sauerteig, indem sie sich von dem alten Sauerteig reinigten, um so tatsächlich das zu sein, was sie vor Gott waren – eine ungesäuerte Masse. Im Blick auf die Zucht stand es so: bevor die Korinther wussten, dass es ihre Pflicht war, den Bösen hinaus zu tun, und dass Gott ihnen hierzu nicht nur die Macht gegeben, sondern auch die Verpflichtung auferlegt hatte, hätte sie wenigstens ein sittliches Gefühl über das Böse dahin leiten sollen, sich vor Gott zu demütigen und Ihn zu bitten, dass Er den Bösen hinweg tue. Aber anstatt Leid zu tragen, waren sie stolz und aufgeblasen. Doch nun belehrt der Apostel sie über das, was zu tun war, und bekräftigt seine Belehrungen mit seiner ganzen apostolischen Autorität. Er war, wenn auch nicht dem Leib nach, so doch im Geist unter ihnen, wenn sie versammelt waren, und zwar mit der Kraft des Herrn Jesus Christus, um einen solchen dem Satan zu überliefern – aber als einen Bruder, zum Verderben des Fleisches, damit sein Geist errettet werde am Tag Christi.

Hier wird uns die ganze Macht der Versammlung in ihrem regelrechten Zustand, vereinigt mit und geleitet durch apostolische Machtentfaltung, gezeigt; wir sehen ihre Glieder, dann den Apostel als Gefäß und Kanal der Kraft des Geistes, und endlich die Macht des Herrn Jesu selbst als Haupt des Leibes. Die Welt ist der Schauplatz der Macht Satans; die aus seiner Macht befreite Versammlung ist die Behausung Gottes im Geist. Wenn es dem Feind gelungen ist, ein Glied Christi durch das Fleisch zu verführen, so dass es den Herrn verunehrt, indem es nach dem Fleisch wandelt wie die Welt, so wird es hinaus getan und durch die Macht des Geistes, wie sie damals inmitten der Versammlung durch den Apostel ausgeübt wurde, dem Feind überliefert, der gegen seinen Willen den Absichten Gottes dienen muss (wie bei Hiob), damit das Fleisch des Christen (das ihn, da er nicht imstande war, es für tot zu halten, moralisch unter die Macht Satans gebracht hat) körperlich verderbt und niedergehalten werde. Auf diesem Weg würde ein solcher von den Täuschungen, in denen das Fleisch ihn gefangen hielt, befreit werden; sein Geist würde lernen, den Unterschied zwischen gut und böse zu verstehen und zu erkennen, was die Sünde ist. Das Gericht Gottes würde in seinem Innern verwirklicht und nicht an jenem Tag an ihm vollzogen werden, wo es endgültig sein wird zur Verdammnis derer, die ihm verfallen. Das war eine große Gnade, obwohl in einer schrecklichen Form. Ein wunderbares Beispiel der Regierung Gottes, die die Feindschaft des Widersachers gegen die Heiligen als ein Mittel zu ihrer geistlichen Segnung benutzte. Ein ähnlicher Fall wird uns in der Geschichte Hiobs sehr deutlich vorgestellt. Nur haben wir hier außerdem noch den Beweis, dass die Versammlung in ihrem normalen Zustand, als die apostolische Macht 1 noch vorhanden war, selbst dieses Gericht ausübte, indem sie durch den Heiligen Geist Unterscheidungsgabe besaß und die Autorität Christi hatte, dies zu tun. Doch was auch die geistliche Fähigkeit der Versammlung zur Handhabung dieses Schwertes des Herrn sein mag – ihre bestimmte und gewöhnliche Pflicht wird am Ende des Kapitels festgestellt.

Die Versammlung war eine ungesäuerte Masse, wenn sie im Geist als Versammlung betrachtet wurde und nicht die einzelnen in Betracht kamen. Und so müssen wir sie betrachten, denn nur im Geist ist sie dies. Die Versammlung wird von Gott als in ihrer neuen Natur in Christus vor Ihm stehend gesehen. So sollte sie auch durch die Kraft des Geistes in praktischer Wirklichkeit dastehen, trotzdem das Fleisch noch vorhanden ist, das sie durch den Glauben für tot zu halten hat, und indem sie in ihrem Wandel nichts zulassen darf, was dieser Stellung zuwider ist. Die Versammlung sollte „eine neue Masse“ sein, und das war sie nicht, wenn das Böse geduldet wurde; sie hat sich daher von dem alten Sauerteig zu reinigen, denn sie ist ungesäuert in Gottes Gedanken. Das ist ihre Stellung vor Gott; denn Christus, unser Passah, ist für uns geschlachtet worden: darum sollen wir Festfeier halten mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit. Die Korinther, wie groß auch ihre Gaben sein mochten, begingen somit ein großes Unrecht, wenn sie sich rühmten, während das Böse in ihrer Mitte war. Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse. Das Böse haftete nicht nur jenem Mann an, der sich persönlich desselben schuldig gemacht hatte; die Versammlung war nicht rein, bis der Böse hinaus getan war (2. Kor 7,11). Die Gläubigen konnten sich im gewöhnlichen Leben nicht von allen denen absondern, die in der Welt verderbt wandelten; denn dann hätten sie aus der Welt hinausgehen müssen. Wenn sich aber jemand Bruder nannte und in jenem Verderben wandelte, so sollten sie mit einem solchen nicht einmal essen. Gott richtet die, die draußen sind; die Versammlung selbst aber hat die zu richten, die drinnen sind, und hinaus zu tun, was irgend böse genannt werden muss.

Fußnoten

  • 1 Der Apostel übt in 1. Tim 1,20 diese Macht allein aus bezüglich gewisser Lästerer. Es ist Macht, nicht bloß Pflicht, und es ist wichtig, dies zu unterscheiden. Obwohl der Apostel hier in und mit der zusammengekommenen Versammlung handelt, sagt er doch: „Ich habe schon geurteilt, einen solchen dem Satan zu überliefern.“ In Vers 13 haben wir die bestimmte Pflicht der Versammlung, ohne dass von besonderer Macht die Rede ist.
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