Betrachtung über 2. Korinther (Synopsis)

Kapitel 8-9

Betrachtung über 2. Korinther (Synopsis)

Im achten Kapitel fordert der Apostel, da er auf dem Weg nach Judäa war, die Korinther auf, für die Armen Israels Gaben zu sammeln, indem er ihnen den Titus schickt, damit alles als die Frucht eines willigen Herzens bereit sei. Er hatte auf seiner Reise davon gesprochen, dass diese Geneigtheit bei den Christen in Korinth vorhanden sei, sodass andere Christen gleichfalls zum Geben ermuntert worden waren, und jetzt, auf den guten Willen der Korinther rechnend und wissend, dass sie im Jahr vorher angefangen hatten, wollte der Apostel nicht Gefahr laufen, dass die Tatsachen seine Worte Lügen straften; nicht etwa um die Korinther zu bedrücken und denen von Judäa Erleichterung zu verschaffen, sondern damit die reichen Brüder den Bedürfnissen der armen entgegenkommen möchten, damit niemand Mangel leide. Wenn der Wille da sei, sagt er, so würde jeder vor Gott annehmlich sein, je nachdem er habe, denn einen fröhlichen Geber habe Gott lieb. Doch würden sie ernten, wie sie säten. Titus, glücklich über den Erfolg seines ersten Besuches und den Korinthern in Liebe zugetan, war bereit, nochmals zu ihnen zu gehen, um auch diese Frucht zu ihrem eigenen Segen einzusammeln. In seiner Begleitung befanden sich die Boten anderer Versammlungen, die den Ertrag der Sammlungen, die zu demselben Zweck unter diesen geschehen waren, mit sich führten – nämlich ein allen Versammlungen bekannter Bruder und ein anderer von erprobtem Eifer, der durch die Zuversicht, die Paulus zu den Korinthern hatte, dazu angespornt worden war. Der Apostel wollte sich nicht mit dem gesammelten Geld befassen, ohne Begleiter zu haben, die ebenfalls damit beauftragt wurden, um so jede Möglichkeit einer üblen Nachrede in derartigen Angelegenheiten zu vermeiden; er wollte Sorge tragen, dass alles ehrbar zugehe vor Gott und Menschen. Übrigens sprach er in allen diesen Dingen nicht befehlsweise, sondern wegen des Eifers anderer Versammlungen und um die Echtheit der Liebe der Korinther zu prüfen.

Man wird sich erinnern, dass gerade diese Sammlung der Anlass zu alledem wurde, was dem Paulus zu Jerusalem begegnete, was seinem Dienst ein Ende machte und ihn auf seinem Weg nach Spanien und vielleicht noch nach anderen Orten aufhielt, und dass sie andererseits Anlass gab, die Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser, an Philemon und vielleicht auch den an die Hebräer zu schreiben. Wie wenig kennen wir die Tragweite der Umstände, in die wir uns begeben, und welch ein Glück ist es, dass wir durch Den geleitet werden, der das Ende von Anfang an kennt und denen, die Ihn lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken lässt! Indem der Apostel seine Ermahnungen, nach Vermögen zu geben, schließt, befiehlt er die Korinther der reichen Güte Gottes, der sie in allen Dingen überströmend machen konnte, sodass sie, reich gemacht zu aller Freigebigkeit, imstande waren, ihre guten Werke zu vervielfältigen und so auch in anderen (vermittels des Dienstes des Apostels) Danksagung gegen Gott hervorzurufen. Denn, fügt Paulus hinzu, der gesegnete Erfolg ihrer praktischen, im Namen Christi geübten Liebe würde nicht nur der sein, dass (durch seinen Dienst hinsichtlich der zu Korinth erhobenen Kollekte) den Bedürfnissen der Heiligen entsprochen würde, sondern er würde sich obendrein in überströmender Danksagung gegen Gott erweisen, denn diejenigen, die diese Gabe empfingen, priesen Gott, dass ihre Wohltäter dahin geführt worden waren, den Namen Christi zu bekennen und mit solch tätiger Freigebigkeit gegen sie und gegen alle zu handeln. Und dieser Gedanke spornte sie an, mit herzlichem Verlangen für diejenigen, die so für ihre Bedürfnisse Sorge trugen, wegen der an ihnen geoffenbarten Gnade Gottes zu flehen. So befestigten sich die Bande ewiger Liebe zwischen den Gebern und den Empfängern, und Gott wurde gepriesen und verherrlicht. Gott sei Dank, sagt der Apostel, für seine unaussprechliche Gabe! Denn welches auch die Früchte der Gnade sein mögen, in dem, was Gott gegeben hat, haben wir den Beweis und die Kraft dieser Gnade. Hiermit schließt der eigentliche Gegenstand dieses Briefes.

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